GEO über die Zukunft des Lesens

  • Die Titelgeschichte der August-Ausgabe ist der Lesezukunft gewidmet. Johanna Romberg beleuchtet das Thema von verschiedenen Seiten und der Artikel ist natürlich mit hübschen Fotos garniert. Schade ist, dass die vielen Fakten zum Thema durch keine Quellenangaben belegt werden, etwa, dass seit der sumerischen Zeit 32 Millionen Bücher publiziert worden seien.


    Die Veränderung im eigenen Leseverhalten beschreibt Romberg so:


    In letzter Zeit ertappe ich mich häufig dabei, dass ich beim Zeitungslesen zuerst den Schluss eines Artikel überfliege. Und nur gelegentlich, je nach Laune und Interesse, über die Mitte zum Anfang zurückzappe.
    Beim Bücherlesen fange ich oft schon nach wenigen Dutzend Seiten an, vorauszublättern, womöglich einen Blick aufs Ende zu werfen - selbst dann, wenn ich am Inhalt interessiert bin. Häufig lese ich mehrere Bücher parallel. Manche bleiben so lange aufgeschlagen liegen, bis sich eine feine Staubschicht auf ihnen gebildet hat.
    Wie viel ich im Internet lese, kann ich gar nicht mehr sagen. Und noch weniger weiß ich, ob das, war ich darin tue, den Namen “Lesen” überhaupt verdient.


    Eine gewisse steigende Ungeduld bei der Lektüre beobachte ich an mir selbst. Ob ich Seiten überblättere, hängt aber stark vom Genre ab. Bei Fach- und Sachbüchern gehört das für den professionellen Leser natürlich zum Tagesgeschäft. Bei Literatur vermeide ich es meist, zumal ich vor allem nur noch Klassiker lese. Mehrere Bücher parallel lese ich auch immer. Einiges bleibt auch länger liegen, wie im Moment Nisbets monumentale Lessing-Biographie. Lese solche Liegenbleiber aber in der Regel immer zu Ende.


    Quelle: http://koellerer.net/2009/08/0…r-die-zukunft-des-lesens/

  • Beim Bücherlesen fange ich oft schon nach wenigen Dutzend Seiten an, vorauszublättern, womöglich einen Blick aufs Ende zu werfen - selbst dann, wenn ich am Inhalt interessiert bin. Häufig lese ich mehrere Bücher parallel.


    Kannitverstan. Das klingt jetzt so, als ob Fr. Romberg diese ihre Entwicklung als negativ be-/verurteilt. Ich lese seit rund 50 Jahren so. :?:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Die Titelgeschichte der August-Ausgabe ist der Lesezukunft gewidmet. Johanna Romberg beleuchtet das Thema von verschiedenen Seiten und der Artikel ist natürlich mit hübschen Fotos garniert. Schade ist, dass die vielen Fakten zum Thema durch keine Quellenangaben belegt werden, etwa, dass seit der sumerischen Zeit 32 Millionen Bücher publiziert worden seien.


    Das ist nicht das einzge Manko der Geschichte. Da setzt man sich hin, um in Ruhe etwas über die Zukunft des Lesens zu lesen, ist durch die Einleitung angeregt – und dann stellt man verdutzt fest, dass das, was man für die Einleitung gehalten hat, der ganze Artikel ist. Und es wäre in der Tat schön gewesen, wenn sie ihre Zitate und Fakten mit Quellen belegen würde. So bleibt der Artikel im gefälligen Nirgendwo, angenehm zu lesen, aber über die Zukunft des Lesens erfährt man eigentlich sehr wenig. Immerhin, er verteufelt die aktuelle Entwicklung nicht. Ist ja schon mal was.


  • So bleibt der Artikel im gefälligen Nirgendwo, angenehm zu lesen, aber über die Zukunft des Lesens erfährt man eigentlich sehr wenig.


    Ja, ist mir auch so ergangen. Mit der angedeuteten Veränderung des Leseverhaltens setzt sie nicht richtig auseinander. Schade, dass die Redaktion das so durchgehen lässt.


    Gruß, Thomas

  • A propos: Geo, das ist doch die Zeitschrift, die bei meinem Arzt oder Zahnarzt ausliegt, und wo ich jeweils die Hochglanzbildchen schöner Landschaften anstaune, bis der Herr Doktor Zeit für mich hat. Kann man denn dieses Heftchen auch lesen? :teufel:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • ... Häufig lese ich mehrere Bücher parallel...


    Ich habe noch nie anders gelesen (außer vielleicht als Kind die allerersten Bücher); neben mir stapelt sich immer einiges an Büchern...

  • "<a href="http://www.freitag.de/kultur/0941-philip-roth-zukunft-roman-literatur-videospiele">Das Ende des Romans</a>: US-Autor Philip Roth prophezeit der schönen Literatur für die Zukunft nur noch eine Nischenexistenz."


    Das ist eher der seit tausenden von Jahren beschworene Untergang der Kultur - und einfach Unsinn. Das Buch bzw. der Roman werden nicht sterben (möglicherweise das Medium Buch, so wie die Handschrift vom Druck abgelöst wurde) - und vor allem wird der Niedergang keinesfalls durch die "neuen Medien" erfolgen. Kultur wird heute in einem Ausmaß wie nie zuvor konsumiert - und sie wird solange nicht untergehen, solange die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen solchen Müßiggang erlauben. Armut und Elend können dem Kunstgenuss den Garaus machen (denn wer rund um die Uhr sich um seinen Nahrungserwerb zu sorgen gezwungen ist, wird weder einen Roman lesen noch am Monitor Bildchen gucken und kurze Texte lesen), nicht aber der Bildschirm. Das sind die Hirngespinste desjenigen, dessen Kreativität bei der Vorstellung einer zukünftigen Entwicklung versagt.


    Grüße


    s.

  • Moin, Moin!


    Nach dem heute gefundenen Beitrag "<a href="http://www.deutschlandradiokultur.de/technologie-die-vermessung-des-lesers.974.de.html?dram%3Aarticle_id=279045">Die Vermessung des Lesers</a> soeben gleich noch einen Artikel über unser modernes, sich offenbar veränderndes Leseverhalten gesichtet: <a href="http://io9.com/does-anybody-read-books-the-right-way-any-more-1531836064">Does anybody read books the right way any more?</a>

  • Moin, Moin!


    <a href="http://www.washingtonpost.com/local/serious-reading-takes-a-hit-from-online-scanning-and-skimming-researchers-say/2014/04/06/088028d2-b5d2-11e3-b899-20667de76985_story.html">Super Text</a> über lineares (Buch) und nichtlineares Lesen (Internet). Die erwähnte Forscherin Maryanne Wolf gab der FAZ vor Jahren ein <a href="http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buchmesse-2009/themen/f-a-z-gespraech-ist-unser-gehirn-in-gefahr-mrs-wolf-1867317.html">Interview</a> mit sehr ähnlichen Aussagen. Ich erkenne dabei MEINE Problematik, <a href="http://io9.com/does-anybody-read-books-the-right-way-any-more-1531836064">zunehmend unfähig</a> zu sein, mich längere Zeit aufs Lesen zu konzentrieren. Kurzum, das Internet versaut das klassische Lesegehirn.


    Ich könnte ja sehr viel mehr dazu schreiben, wenn ich mich denn konzentrieren könnte. :grmpf:


    Im Heiligtum des Lesens, wie es Proust nannte, können wir bestimmte Gefühle erst riskieren. Wir können uns in einen Tyrannen hineinversetzen, in einen Mörder, wir können Anna Karenina oder Madame Bovary werden. Das Lesen ermöglicht uns diese Identifikation, und wir entdecken Dinge, die wir nie erfahren würden. Es ist ein Repertoire der Menschenkenntnis, ein Königreich der Vorstellungskraft. (Maryanne Wolf im verlinkten FAZ-Interview))

  • Den Text habe ich jetzt nur überflogen, wobei ich bei den ersten Sätzen voll zustimme.



    Kurzum, das Internet versaut das klassische Lesegehirn.


    So ganz pauschal würde ich das aber dennoch nicht sagen, aber es stimmt schon. Durch die Flut an Informationen die uns das Netz bietet sind wir gezwungen uns schnell einen Überblick zu verschaffen. Denn niemand, nicht einmal jemand der den ganzen Tag nichts anderes tun würde als lesen, hätte die Chance alles zu konsumieren was geschrieben wird. Man muss also selektieren und daher kommt glaube ich auch das quer lesen eines Buches. Man überfliegt es um zu schauen ob es überhaupt wert ist gelesen zu werden. Denn es stehen noch so viele andere Bücher auf der Liste die man gerne lesen würde und für die man eigentlich keine Zeit hat.


    Ich merke es bei mir wenn ich was anspruchsvolles lese. Da brauche ich Zeit und Ruhe. Ich könnte niemals einen Klassiker lesen wenn daneben der Fernseher läuft. Bei trivialer Literatur ist mir das aber egal. Da muss ich nicht so tief in das Buch eintauchen und kann auch zwei Seiten lesen, dann das Buch weglegen und wieder zwei Seiten lesen. Bei einem Klassiker würde das nie funktionieren. Da muss ich mehrere Seiten am Stück lesen.


    Katrin

  • Moin, Moin!


    Mal wieder etwas zu meinem Lieblingsthema = Lesen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: "Neue Lesegewohnheiten: <a href="http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/lesen-im-internet-veraenderungen-der-gewohnheiten-a-971179.html">In F-Form durch Texte springen</a>".

  • Je nun, dazu müsste man wissen, welche Texte die Leute bekommen haben. Bei den meisten Webseiten lohnt ja noch nicht mal das Querlesen.


    Gibt es eigentlich ältere Untersuchungen zum Leseverhalten etwa bei Tagezeitungen? Vielleicht war das ja schon immer so und wurde nur nie untersucht?

  • Hallo ihr!


    Ich habe mir auch Gedanken gemacht über die neuen Lesegewohnheiten, die sich geradezu aufdrängen durch die gestiegenen Anforderungen, wobei ich persönlich überhaupt nicht mehr TV schaue. Ich habe es wirklich versucht und gab dem TV nach ein paar Jahren wieder einmal eine Chance, doch sah ich trotz mehrerer Jahre Unterbruch überhaupt nichts Neues, sondern alles Wiederholungen, Sendungen und Filme, die ich alle schon kannte. Ich war so enttäuscht, denn ich dachte wirklich, dass sich für mich etwas Neues eröffnen würde nach einer derart langen TV-Abstinenz. Seither habe ich nicht mehr TV geschaut, höchstens mal gezielt über Internet einen Film oder Teile davon betrachtet, aber auch das eher sporadisch und eher aus nostalgischen Gründen. Es ist vorbei, TV ist vorbei.


    Für mich gibt es diesbezüglich nur noch Internet und natürlich die Bücher. Dort konnte ich mich zwar für eine kurze Zeit auch für das Medium E-Book begeistern, doch schlägt das mit der Zeit auf die Augen, sodass ich heute wieder die Buchversionen bevorzuge. Aber ich merke an mir selbst, wie auch ich sehr vieles parallel lese und oftmals nicht mehr die Geduld aufbringe für eine durchgängige Lektüre, wenn es nicht sein muss aus beruflichen Gründen. Insgesamt lese ich jedoch sehr viel, nur eben breitflächig ganze Themenbereiche parallel lesend und breit abgrasend, weil ich in möglichst kurzer Zeit an viel Informationsgehalt gelangen möchte. Das lohnt sich für mich. Interessant bleibt es allenthalben, dies an sich zu beobachten, wie sich manches verändert oder sich auf andere Weise einpendelt. Mein Lesestoff hat sich schwerpunktmäßig jedoch überhaupt nicht verändert. Es interessieren mich immer noch dieselben Themen wie früher und erleben teilweise sogar wieder eine Renaissance bei mir.

  • Danke, für den guten Artikel Dostoevskij. Eine erste Sache, die mir zum Thema aufgefallen ist: ich habe nicht fertiggekriegt ihn ganz zu lesen, obwohl er gut, klar, übersichtlich und gut eingeteilt ist. Er war mir etwas zu lang und ich brachte es dann nicht dazu, noch die zweite Hälfte zu lesen.


    Meine eigene Art zu lesen hat sich aber stark verändert. Bei Fiktion liebte ich früher dicke Romane, je umfangreicher, so besser. Einen Dickensroman schafte ich in einen paar Tagen. Auch Sachbücher war man gewohnt ganz zu lesen. Heutzutage ist es ja oft so, dass die Artikel schon so aufgebaut sind, dass der Leser abgelenkt werden soll: Also man bekommt den ersten zusammenfassenden Abschnitt vorgesetzt, dann kommen erst mal zwei oder drei Links zu ähnlichen Artikeln, dann erst geht es detalliert weiter. Hat der Leser unter den Links etwas gesehen, was ihn interessiert, ist er beim Gedanken schon beim nächsten Artikel und kann kaum erwarten, dass er den, den er gerade vor Augen hat, fertiggelesen hat.


    Heutzutage lese ich meistens digital, wegen des Insektenproblems, dass ich hier habe. Digitallesen hat auch seine Vorteile: man kann die Schriftgrösse und den Hintergrund nach belieben verändern, man kann viel besser Notizen machen und aus dem Text zitieren, man kann mit Leichtigkeit hunderte von Büchern mit sich rumtragen, man findet leichter gratis Versionen im Netz und man braucht, die Bücher, die man runterlädt, nicht zu säubern, was in Coronazeiten ein besonderer Vorteil ist.


    Was bei den Digitalbüchern ganz fehlt ist die Geschichte, die in einer Bibliothek steckt, die sich manchmal seit Generationen angesammelt hat: die Widmungen derer, die das Buch zum Gebutstag oder zu Weihnachten geschenkt haben, die seltenen Bücher, die man nach vielen suchen im Antiquariat gefunden haben, Bücher, die viele Umzüge, manchmal sogar Emigrationen mitgemacht haben und die einen ausdruckvollen Teil der Hausgegenstände darstellen. Nicht umsonst lassen sich die Intelektuellen in den Medien meistens vor ihren Büchern fotografieren. Die Bibliothek zeigt das geistige Gut eines Heims an. Für viele ist ein Haus ohne Bücher wie ein Garten ohne Blumen...

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider

  • Lieber Karam,


    Der Scherz wird dir gern verziehen, besonders auch, weil du keine Ahnung hast, was das für Mistficher sind. Die zu fressen steht ganz unter meiner Würde!;)

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider