Gesucht: Roman in der Du Form

  • Hallo zusammen!


    Da gibt es Romane in der Ich-Form, der klassische Er-Roman, eine "Wir"-Roman hab ich auch mal auftreiben können, aber ein aus der Du Perspektive geschriebener Roman, ist mir noch nicht untergekommen. Wohlgemerkt: Ich möchte eine ganze Geschichte, nicht eine Szene, sondern wirklich ein ganzer Roman, in dem ein Ich, das völlig im Hintergrund steht erzählt, was Du gemacht hast oder eventuell noch, dass nur der Teil des Geschprächs vorliegen wäre, der das Ich zum Du sagt, die Hälfte eines Dialogs also! - Besonders lustig stelle ich es mir vor, wenn das ich nicht zu einem fiktiven Du sprechen würde, sondern zum Leser selbst, allerdings dürfte dies ziemlich abstrakt werden...


    Kennt jemand von euch ein Buch, das in etwa meinem Suchkriterium entsprechen würde? - Oder ist meine Vorstellung absurd, meine Phantasie mit mir durchgegangen?


    Gespannt auf eure Antworten
    grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Hallo,


    ich weiss nicht, ob das Buch alle Deine Kriterien trifft, aber Italo Calvino macht in "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" zumindest in der Rahmenhandlung den Leser zum Hauptcharakter und adressiert ihn auch mit "Du".


    Gruß,


    Rodion

  • Hallo alpha,


    also, da fällt mir spontan ein Buch ein, das nimue mir empfohlen hat und zwar "Halbschlaf im Froschpyjama" von Tom Robbins. Konsequent in der Du-Form geschrieben, allerdings richtet sich Robbins damit nicht an seinen Leser, der Roman ist eigentlich aus der Sicht der Hauptperson geschrieben (ich hoffe, das war einigermassen verständlich).


    Falls Du einen Klassiker gesucht hast, kann ich Dir allerdings nicht weiterhelfen, da fällt mir nichts ein.


    Liebe Grüße
    Manjula

    [size=10px] &quot;Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden.&quot; [/size]

  • Hallo, Alpha!


    Ich bemerke Deine Frage erst jetzt und empfehle Dir auch die Lektüre von "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" von Calvino. Auch wenn er nicht 100%ig Deine Kriterien erfüllen sollte, ist er ein großes Lese-Vergnügen und der "durchgeknallteste" Roman, den ich je gelesen habe. Auf jedenfall lesenswert!


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo zusammen!


    Ich danke euch vielmals für eure Hinweise! - Werde mich auf in eine Buchhandlung machen :smile:


    Allerdings scheint es, als wäre mein Lesewunsch ziemlich ausgefallen...


    Es grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Hallo Alpha,


    "Vita Brevis - Das Leben ist kurz" von Jostein Gaader ist in Briefform, und damit ebenfalls in Du-Form abgefasst.


    Der Roman ist allerings sehr umstritten, und da ich keine Ahnung von Augustinus' Auselgung des Christentums habe, kann ich nicht sagen, ob er nun empfehlenswert ist. Ich empfand ihn etwas als Christen-Bashing, aber das ist Geschmackssache; manche Leute können super viel damit anfangen.


    LG
    Nightfever

  • Hallo alpha,


    Ein sehr bekannter Roman in der Du-Perspektive (und eben nicht zuletzt genau deshalb bekannt) ist Michel Butor, La modification. Ich weiß allerdings nicht genau, wie der Titel auf deutsch lautet.
    Aber das ist schon ein eher ausgefallenes Gesuch. :-)


    Herzlich, B.

  • Moin, Moin!


    Zitat von "Bartlebooth"

    Michel Butor, La modification. Ich weiß allerdings nicht genau, wie der Titel auf deutsch lautet.


    <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3518365894/">Paris - Rom oder Die Modifikation</a>.


    Lösung: <a href="http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html">KVK anwerfen</a>, Name=Butor, Titel=modification, DDB ankreuzen, et voila.

  • Moin, Moin!


    Glaubt man Herrn Wickert, ist Harriet Köhlers kürzlich erschienener Roman <a href="http://www.amazon.de/Ostersonntag-Harriet-K%C3%B6hler/dp/3462037641/">Ostersonntag</a> konsequent in der Du-Form verfaßt. Diese Sendung Wickerts Bücher wie die anderen auch kann man übrigens als Videostream auch jetzt noch <a href="http://www.daserste.de/wickertsbuecher/thema_dyn~id,11~cm.asp">ansehen</a>.

  • Hallo,
    da kann man Herrn Wickert glauben. Ich habe bereits eine Lesung aus dem Roman (in einem Podcast des WDRs von der LitCologne gehört.


    Das Lustige an dieser Veranstaltung war, dass sich die Autorin garnicht so sicher war, was für eine Art von Du-Erzähler sie da geschaffen hatte.


    Die literarisch genialste - zugleich grausamste - mir bekannte Stelle (auch wenn das - wie hier nicht gefordert - nur ein kurzer Abschnitt ist) ist in Klaus Manns Roman Mephisto die Stelle, als Miklas seine eigene Hinrichtung erzählt wird. "Sie haben dich ..."

  • Ein aus der Du Perspektive geschriebener Roman, ist mir noch nicht untergekommen.


    Da fällt mir eigentlich nur "La Modification" ein, in dem Michel Butor seinen Protagonisten mit dem Zug von Paris nach Rom reisen läßt, mit dem Gedanken aus seinem gewohnten Leben auszubrechen (er ist leitender Angestellter einer Schreibmaschinenfabrik und fühlt sich in seiner Ehe auch nicht mehr so recht glücklich), während der Zugfahrt rekapituliert, wie er in Rom auf Dienstreisen seine Liebhaberin kennengelernt hat, überlegt, wie er diesmal ein Treffen mit ihr arrangieren soll, und schließlich feststellen muß, daß auch mit ihr keine glückliche Zukunft zu fnden sei...


    Die deutsche Version ist mal im Taschenbuch als "Paris - Rom oder die Modifikation" erschienen. Das Lesevergnügen ist immens, sprachlich bietet der innere Monolog in der zweiten Person singular in der Tat Neuland.


  • hallo,
    "Der Brief einer Unbekannten" von S.Zweig hat mir eingefallen. Das ist aber eine in Du-Form geschrieben kurze Erzaehlung, kein Roman.


    viele gruesse,
    natalia


    Nun ja, formell gesehen ist das Werk ein Brief, dessen Gegenstand der Adressat selber ist - darum freilich die Du-Form. Insofern könnte man auch Kafkas Brief an den Vater erwähnen.


    Aber: Zweigs "Brief einer Unbekannten" habe ich nur mit Widerwillen gelesen. Es waren mir darin zu viele fragwürdige Sentenzen enthalten, die in ihrer Pathetik eine nur zu sentimentale Wirkung hervorzurufen suchten. . .

  • Stewart O'Nan: Das Glück der Anderen


    In der "Du"-Form und damit ziemlich gruselig, denn irgendwie schlüpft man unwillkürlich in die Rolle des Protagonisten ...


    Gruß von Steffi