Übersetzungen zu Dostojewski

  • hallo,


    mich würde mal interessieren, wie eigentlich die verschiedenen Übersetzungen der großen Werke Dostojewskis ins Deutsche zu beurteilen sind in bezug auf lesefreundlichkeit , genauigkeit usw.


    welche ist zu empfehlen welche nicht und warum? oder ist das egal, welche man sich zu gemüte führt? welche kriterien gibt es da überhaupt?


    besonders interessiert mich, ob jemand zu der neuen übersetzung der brüder karamasoff etwas detailliertes sagen kann. (zu der weiß ich bislang nur, das sie €75,- kostet, uffffff)


    ich selber besitze übrigens noch eine übersetung aus dem jahr 1925.


    danke
    mfl

  • Hallo mfl,


    bei der Ausgabe für 78 Euro handelt es sich um die Übersetzung von Swetlana Geier, die angeblich die beste sein soll.
    Wenn du noch etwas wartest, wirst du diese Übersetzung wohl als Taschenbuch aus dem S.Fischer-Verlag für 15 Euro kriegen, hier sind bereits einige ihrer anderen Übersetzungen als Taschenbuchausgaben erschienen.


    Ich lese gerade "Schuld und Sühne" in der Übersetzung von E.K. Rashin (diese Übersetzung ist schon sehr alt, läßt sich aber sehr gut lesen, vermutlich hast du dieselbe ?).
    Hier wurde allerdings schon der Titel aus heutiger Sicht nicht richtig übersetzt, das russische "Prestuplenie i nakazanie" heißt wortwörtlich übersetzt wirklich "Verbrechen und Strafe" (so übersetzte auch Swetlana Geier den Titel).


    Viele Grüße,
    Zola

  • hallo Zola,,


    yepp, habe brüder k. übersetzt von E.K.Rahsin.... (1925), wer das war, keine ahnung.



    wäre interessant zu erfahren, ob swetlana geier eine andere wirkung erzeugt mit ihren neueren übersetzungen .


    vielleicht hat ja jemand hier verschiedene übersetungen gelesen *g*



    .

  • Hallo mfl,


    Zitat von "myfairlady"


    yepp, habe brüder k. übersetzt von E.K.Rahsin.... (1925), wer das war, keine ahnung.



    "E. K. Rahsin ist das Pseudonym der Übersetzerin Less Kaerrick, 1886 im estnischen Pernau geboren und 1966 in München gestorben. Auf einer Bildungsreise entstand 1905 in Paris die Idee einer Neuübersetzung des Gesamtwerks von Dostojewski für den Piper Verlag in München, an der sie bis 1914 arbeitete. Less Kaerrick reiste in dieser Zeit durch Europa, ließ sich 1914 in Berlin nieder, 1919 in Oberbayern und lebte ab 1922 in München. 1960 erhielt sie den Voss-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung."


  • Hallo myfairlady,


    die Dostojewskij-Übersetzungen von Rahsin sind weit verbreitet und durchaus lesenswert. Auch ich habe Dostojewskij in diesen Übersetzungen kennen- und schätzen gelernt. Und wen man die Bücher schon hat, ist das sicher ausreichend. Bei Neuanschaffungen empfehle ich aber nur noch die Übersetzungen von Frau Geier.


    Frau Geier ist nicht nur Übersetzerin, sondern hat sich Jahrzehnte lang mit Dostojewskij beschäftigt und ihre Übersetzungen sind m.M.n. auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand. "Schuld und Sühne" alias "Raskolnikov" alias "Verbrechen und Strafe" kenne ich in drei verschiedenen Übersetzungen und soweit ich das mit meinen geringen Russisch-Kenntnissen beurteilen kann, übersetzt Frau Geier auch am genauesten.


    Die Brüder K. kenne ich auch von Rahsin und einige Ausschnitte aus der Geier-Übersetzung, gelesen von Frau Geier. Übrigens findet demnächst eine Leserunde in diesem Forum zu Dostojewskijs "Der Idiot" statt. Ich selbst kann vermutlich aus Zeitmangel nicht teilnehmen, aber vielleicht interessiert Dich das?


    Gruß von Hubert

  • Zitat von "Zola"

    Ich lese gerade "Schuld und Sühne" in der Übersetzung von E.K. Rashin (diese Übersetzung ist schon sehr alt, läßt sich aber sehr gut lesen, vermutlich hast du dieselbe ?).
    Hier wurde allerdings schon der Titel aus heutiger Sicht nicht richtig übersetzt, das russische "Prestuplenie i nakazanie" heißt wortwörtlich übersetzt wirklich "Verbrechen und Strafe" (so übersetzte auch Swetlana Geier den Titel).


    Hallo Zola,


    ich stimme mit Dir überein, dass die wortwörtliche Übersetzung von D. erstem großen Roman, "Verbrechen und Strafe" ist, aber ich denke deshalb nicht, dass der Titel "Schuld und Sühne" nicht richtig (also falsch) übersetzt ist. Geht es in D. Roman nicht mehr um Schuld und um Sühne, als um Verbrechen und um Strafe? Na ja, es ist ein alter Gelehrtenstreit, ob die genaueste Übersetzung auch die Beste ist und wenn ich mich richtig entsinne, hatten wir die Diskussion hier auch schon mal.


    Gruß von Hubert

  • Hallo Hubert,


    volle Zustimmung, vom Inhalt des Romans her ist "Schuld und Sühne" der bessere Titel. Nur hier stellt sich die Frage, wie weit dieser zulässig ist, da ja vom Autor selbst nicht dieser Titel gewählt wurde. (übrigens scheint nur im Deutschen der Titel interpretierend geändert worden zu sein, "crime and punishment", "crime e castigo", "Crime et châtiment" sind alles wortwörtliche Übersetzungen).
    Aber eine Diskussion über Übersetzungen würde uferlos werden. Das ist/war ja schon bei der Bibel so.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Vielleicht impliziert ja das russische Wort für Verbrechen auch Schuld, dasjenige für Strage auch Sühne, ich kann kein russisch. Jedenfalls denke ich, dass selbst wortwörtliche Übersetzungen nicht immer hundertprozentig den Kern treffen können.


    Aber es stimmt natürlich, dass man dem Autor die Titelwahl überlassen sollte, keine Frage :zwinker:


    Imrahil

    "Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • An Alle----- !!
    recht herzlichen dank für Eure informativen anmerkungen...


    Hubert: ich habe noch nie so eine leserunde in einem forum mitgemacht. ich müßte das versuchen. wieviel zeit muss ich denn veranschlagen ??


    natürlich würde mich der "idiot" interessieren. dummerweise habe ich nun aber genau dieses werk nicht in meinem bestand, ich habe es auch früher noch nicht durchgearbeitet:-(
    ich würde mir erst gerne die neueste übersetzung beschaffen.


    grüßle !

  • Zitat von "Zola"

    Hallo Hubert,


    volle Zustimmung, vom Inhalt des Romans her ist "Schuld und Sühne" der bessere Titel. Nur hier stellt sich die Frage, wie weit dieser zulässig ist, da ja vom Autor selbst nicht dieser Titel gewählt wurde. (übrigens scheint nur im Deutschen der Titel interpretierend geändert worden zu sein, "crime and punishment", "crime e castigo", "Crime et châtiment" sind alles wortwörtliche Übersetzungen).
    Aber eine Diskussion über Übersetzungen würde uferlos werden. Das ist/war ja schon bei der Bibel so.


    Viele Grüße,
    Zola


    Hallo Zola,


    wenn D. den Titel "Verbrechen und Strafe" gewählt hätte, wäre es sicher nicht zulässig, diesen abzuändern. M.W. hat D. aber einen anderen Titel für sein Buch gewählt. Dazu weiter unten mehr.


    Du hast Recht, im Englischen und Französischen heißt der Roman auch "Verbrechen und Strafe". Es ist deshalb auch nicht so tragisch, wenn
    die Übersetzung von Frau Geier jetzt auch diesen Titel bekommen hat. Wenn ich mich nicht falsch erinnere, hat Frau Geier aber auch nicht diesen Titel gewählt, sondern der Verlag.


    Im übrigen ist es immer etwas unglücklich, wenn ein Roman unter verschiedenen Titel im Umlauf ist, und der Titel "Schuld und Sühne" war nun mal eingeführt. Dumm für Leser, die sich nicht so mit D. auskennen. So habe ich z.B. vor wenigen Tagen in einer Buchhandlung das folgende erlebt: Ein junges Mädchen wollte ein oder zwei Romane von D. kaufen, kannte aber keinen Titel, da hat ihr die Verkäuferin (Buchhändlerin kann man da wohl nicht sagen) einfach die zwei vorrätigen Dostojewskijromane verkauft, und zwar "Schuld und Sühne" und "Verbrechen und Strafe".


    Grüße und frohe Ostertage


    Hubert



    PS: Diskussionen über verschiedene Übersetzungen, halte ich, auch wenn sie ins uferlose führen können, für nicht uninteressant. Das Bibelprojekt ist m.M.n. nicht an den Diskussionen über die verschiedenen Übersetzungen gescheitert, sondern an gezielter Intervention.

  • Zitat von "xenophanes"

    Ich denke auch wir sollten es den Autoren überlassen, wie sie ihre Bücher nennen wollen.


    CK


    Da kann ich Dir nur zustimmen, aber sag das mal den Verlagen. M.M.n. stammen die meisten Romantitel nicht vom Autor, sondern vom Verlag/Lektor usw.


    Wenn ich jetzt nicht einiges durcheinanderbringe, hatte D. für seinen ersten, der fünf großen Romane den Titel Raskolnikow gewählt. Erst bei seinem letzten Roman konnte er sich mit seinem Titel (Name der Hauptperson/en) durchsetzen: Die Brüder K.


    Zugegeben: "Verbrechen und Strafe" reizt eher zum Kauf als "Raskolnikow", "Der Idiot" eher als "Fürst M." usw.
    Vermutlich wäre auch "Vatermord" verkaufsfördernder als "Die Brüder K."


    Gruß von Hubert und schöne Ostertage


  • Hallo myfairlady,


    ja genau, versuch es einfach, sicher ist es kein Problem, wenn Du dir das Buch erst nach Ostern kaufen kannst. Obwohl ich mit den Teilnehmern dieser Leserunde noch keine persönlichen Leseerfahrungen sammeln konnte, denke ich nicht, dass sie Dir allzuweit davon eilen. Normalerweise ist es üblich, dass man sich innerhalb einer Leserunde auf ein gemeinsames Lesetempo einigt und die schnelleren Leser, dann einfach ein zweites Buch daneben lesen, oder so.


    Viel Spaß bei der D.-Leserunde und schöne Ostertage wünscht Dir


    Hubert

  • Moin, Moin!


    Zitat von "Hubert"

    Im übrigen ist es immer etwas unglücklich, wenn ein Roman unter verschiedenen Titel im Umlauf ist,


    Weil es selbst versierten Buchkäufern passieren kann, daß man ein Buch gleichen Inhalts zweimal erwirbt. Außerdem erschwert es die Buchsuche. Wenn ich beispielsweise nach noch ungelesenen Büchern eines Autors suche, von dem ich bereits viele Werke gelesen habe, passiert es mir immer wieder, daß ich <a href="http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html">im KVK</a> erst durch den Originaltitel in der Datenbank gesagt bekomme, daß das Buch vor 30 Jahren unter völlig anderem Titel erschienen ist. Da muß man aufpassen und kann rasch was übersehen.


    Zitat von "Hubert"

    habe ich z.B. vor wenigen Tagen in einer Buchhandlung das folgende erlebt: Ein junges Mädchen wollte ein oder zwei Romane von D. kaufen, kannte aber keinen Titel, da hat ihr die Verkäuferin (Buchhändlerin kann man da wohl nicht sagen) einfach die zwei vorrätigen Dostojewskijromane verkauft, und zwar "Schuld und Sühne" und "Verbrechen und Strafe".


    Bist du dazwischen gegangen?

  • Zitat von "Dostoevskij"

    Bist du dazwischen gegangen?


    Nein, -


    wäre ich wohl noch vor ein paar Jahren, aber inzwischen denke ich, wenn es nicht um Schaden an Leib und/oder Seele geht, sondern nur um schnödes Geld, soll jeder seine eigenen Erfahrungen machen.


    Oft will man ja auch keinen Rat annehmen, wie ich vor ein paar Jahren beim Börsenniedergang erstaunt festgestellt habe. Da hätte ich dem/r einen oder anderen leicht das Tausendfache ersparen können - aber wer nicht hören will ....


    Gruß von Hubert


    PS: und ob es ein Schaden ist, einen D.-Roman in zwei verschiedenen Übersetzungen zu besitzen, glaube ich nicht mal.

  • Hallo zusammen


    Weiss jemand von Euch, ob die 10-bändige Dostojewski Ausgabe des Piper Verlags die Romane gekürzt oder ungekürzt enthält?


    Viele Grüße
    Madicken

    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.
    <br />(Arabisches Sprichwort)