Also, sandhofer, einerseits hast du recht, da man ja nicht einschätzen kann was dem anderen gefallen könnte, wäre es eigentlich sinnlos eine Empfehlung abzugeben.
Anderseits bin ich sehr Begeisterungsfähig, solange sich andere Leute für eine Sache begeistern können. Und denke solange man sagt was einem gefällt und vor allem warum, denke ich das man ruhig Empfehlungen aussprechen darf, solange man es mit dem Zusatz macht, dass dieses und dieses Element einem PERSÖNLICH gefallen hat.
Wilhelm Raabe
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Hallo Killjoy, willkommen hier! :smile:
Hallo Alle,komisch, daß der Roman "Der Hungerpastor" hier noch nicht auftauchte (oder hab' ich's übersehen?). Mit diesem Werk mußte ich mich mal näher befassen, was ich aber gern getan habe.
Der Roman beinhaltet die Problematik des jüdischen Intellektuellen und Raabe versteht es meisterlich, die z. T. tragischen Momente mit seinem ihm eigenen Humor zu versehen.ZitatEr ist zwar manchmal etwas zopfig, aber einer unserer wenigen ironischen Schriftsteller mit Tiefgang.
Ja, so meine ich das auch.
Gruß,
Gitta(Eben sehe ich, daß finsbury ja den Hungerpastor erwähnt hat)
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btw - Hans Wollschläger ist ein großer Fan des "Hungerpastors", die Figurenspychologie sei beeindruckend (oder so ähnlich).
(Ich selber hab den Roman allerdings eher als unerträglich klischeehaft und kitschig in Erinnerung.)
Aber um mal ein paar Titel zu nennen, die ich für sehr empfehlenswert halte:
Der Dräumling
Meister Autor
Zum Wilden Mann
Frau Salome
Die Innerste
Vom alten Proteus
Horacker
Fabian und Sebastian
Pfisters Mühle
Unruhige Gäste
Im alten Eisen
Das Odfeld
Der Lar
Stopfkuchen
Die Akten des Vogelsangs
Hastenbeck -
Hallo Giesbert,
Zitat von "giesbert"btw - Hans Wollschläger ist ein großer Fan des "Hungerpastors", die Figurenspychologie sei beeindruckend (oder so ähnlich).
Dahin tendiere ich auch. Vor allem die beiden Protagonisten in ihrem, oberflächlich gesehen, ähnlichen Lebenslauf, der jedoch zutiefst gegensätzlich ist.Zitat(Ich selber hab den Roman allerdings eher als unerträglich klischeehaft und kitschig in Erinnerung.)
So ganz kann ich Deine Argumente nicht abstreiten, finde die Eigenschaften klischeehaft und kitschig im Roman aber wirklich nur rudimentär . :breitgrins: Es war auch damals nicht so einfach, eine gewisse Sympathie für den/ die Juden im Buch durchschimmern zu lassen, wie es Raabe m. E. gelang.
Einige der von Dir genannten Titel habe ich auch gern gelesen.Gruß,
Gitta -
Heinrich Schaumann ist wirklich ein besonderer Charakter. Könnten wir uns alle doch ein wenig von seinem Stopfkuchen abschneiden, wenigstens einige Krümel. Über den Roman hin passiert recht wenig und man beginnt sich mehr und mehr für Schaumann zu interessieren und ihn trotz seiner behaglichen Schrulligkeit zu mögen. Ihn und sein Tinchen. Wer mehr Glück in der Fremde gefunden hat, als Stopfkuchen auf seiner Roten Schanze, bleibt abzuwarten... Nur noch wenige Seiten trennen mich lesend vom sooft angekündigten Höhepunkt... FA
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Hallo,
ich habe mir gerade mal die Braunschweiger Werkausgabe beim Verlag angesehen.
Geht man auf die Einzeltitel, dann werden diese dort für 19,90 EUR angeboten, bei einem bekannten Internetversender kosten die Bände jedoch deutlich mehr (36 EUR aufwärts).
Wer kann das erklären?
Gruß, Thomas
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Zitat von "klassikfreund"
Geht man auf die Einzeltitel, dann werden diese dort für 19,90 EUR angeboten, bei einem bekannten Internetversender kosten die Bände jedoch deutlich mehr (36 EUR aufwärts).Wer kann das erklären?
Beim Preis steht ja "unverbindliche Preisempfehlung", die Bücher sind also offenbar aus der Buchpreisbindung entlassen worden, deshalb dürfen die Buchhändler den Preis beliebig hoch festsetzen.
Schöne Grüße,
Wolf -
In der Liste der besonders lesenswerten Werke Wilhelm Raabes (s.o.) fehlt mir mindestens noch der Roman"Prinzessin Fisch"; auch das "Horn von Wanza" habe ich nicht ungern gelesen.
Mein Durchbruch zu Raabe als einem meiner jetzigen Lieblingsautoren gelang vor allem über "Horacker" und über "Die Akten des Vogelsangs" (bei der zweiten Lektüre), dann abermals über "Hastenbeck", nachdem mir anderes von ihm bislang nur gefallen hatte.
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Habe eben eine kleine Eloge auf "Pfisters Mühle" online gestellt: http://bit.ly/aGHeYl
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Nach ewig langer Zeit melde ich mich mal wieder, und zwar mit folgender Frage zu der 10 bändigen Raabe Ausgabe bei Insel:
Hat jemand diese Werkauswahl und kann mir sagen, wie die Bände im Einzelnen heißen?
Leider ist weder in den Büchern selbst, noch im Internet etwas zu finden ...Ich selbst besitze:
Die Chronik der Sperlingsgasse (ich vermute Band 1?)
Band 4 Pfisters Mühle
Band 6 Das Odfeld
Band 7 Stopfkuchen
Band 8 Die Akten des Vogelsangs
Band 10 AltershausenAlso fehlen vier Bände ...?
Es grüßt Lena
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Nach ewig langer Zeit melde ich mich mal wieder, und zwar mit folgender Frage zu der 10 bändigen Raabe Ausgabe bei Insel:Ich selbst besitze:
Die Chronik der Sperlingsgasse (ich vermute Band 1?)
Band 4 Pfisters Mühle
Band 6 Das Odfeld
Band 7 Stopfkuchen
Band 8 Die Akten des Vogelsangs
Band 10 AltershausenInsel 881 - 890, die "Die Chronik der Sperlingsgasse" erschien schon früher (Insel 370), gehört nicht zu dieser Serie. Es fehlt dir also:
Bd 1 (it 881): Stuttgarter Erzählungen
Bd 2 (it 882): Krähenfelder Geschichten
Bd 3 (it 883): Horacker
Bd 5 (it 885): Im alten Eisen
Bd 9 (it 889): HastenbeckGrüße
s.
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Ui, das ging aber schnell ...
Herzlichen Dank & Grüße zurück,
lena -
Moin, Moin!
Über Wien
"Es ist doch eine vornehme Stadt", brummte er. "Schade, daß wir sie nicht an unser Berlin anhängen können, wir würden dann, glaube ich, jedes andere Nest rund um den Erdball herum um mehrere Nasenlängen schlagen!" (Wilhelm Raabe: Der Schüdderump)Ich lese zurzeit den Schüdderump. Dank Twitter und Facebook wurde mir bei offenen Fragen schnell Hilfe zuteil. Beispielsweise wußte ich bei "Adelaide, mit dem 'Vert-Vert' in der einen Hand und dem Eau-de-Cologne-Fläschchen in der andern" nicht, was ein "Vert-Vert" ist, bis mir jemandem erzählte, es seit ein <a href="http://fr.wikipedia.org/wiki/Vert-Vert">Werk</a> von <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Baptiste_Louis_Gresset">Jean-Baptiste Louis Gresset</a>. Eine andere Passage konnte ich noch nicht ordentlich klären:
"Die Gräber von Hanne Allmann und der schönen Marie auf dem Kirchhofe des Dorfes wurden von Gras und Gebüsch überwuchert, sanken ein und verschwanden aus dem Gedächtnis der Leute wie die Gräber berühmterer Leute, die soeben hie und da von ratlosen Komitees im Schweiße des Angesichts gesucht wurden, da allmählich die Zeit der Bronze für die erlauchten Toten gekommen war." (Wilhelm Raabe: Der Schüdderump)
"Zeit der Bronze". Ich vermute ein Bezug zum Errrichten von Denkmälern. (?)
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"Die Gräber von Hanne Allmann und der schönen Marie auf dem Kirchhofe des Dorfes wurden von Gras und Gebüsch überwuchert, sanken ein und verschwanden aus dem Gedächtnis der Leute wie die Gräber berühmterer Leute, die soeben hie und da von ratlosen Komitees im Schweiße des Angesichts gesucht wurden, da allmählich die Zeit der Bronze für die erlauchten Toten gekommen war." (Wilhelm Raabe: Der Schüdderump)
"Zeit der Bronze". Ich vermute ein Bezug zum Errrichten von Denkmälern. (?)
Ich denke schon, ja. -
Die oben besprochenen Beschaffungsprobleme bestehen ja zumindest für Besitzer eines E-Book-Gerätes nicht (mehr) :zwinker:
Giesbert Damaschke hat das schon mal verlinkt, in einem anderen Thread.
Neuere Version:
Raabe, Wilhelm: Sämtliche Werke. V3 [German] 24.07.2015.Bin schon in Band 2, "Nach dem Großen Kriege" zur Zeit. Vom ersten Band hatte ich nur vor zig Jahren mal "Die Chronik der Sperlingsgasse" gelesen.
Ja, das sind noch viel so Fingerübungen. Aber als Vorblick auf Späteres finde ich es interessant genug.
Gruß
Leibgeber -
Es gibt auch einen Thread für Romananfänge. Aber ich tu es mal hier rein.
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Die Leute aus dem Walde, ihre Sterne, Wege und SchicksaleErstes Kapitel
Die hohe Polizei nimmt ein Protokoll auf
Auch der unschuldigste, solideste Staatsbürger, der Mann des feuerfestesten Geldschrankes, der Mann des besten Gewissens, der zugeknöpfteste, strammste, schnauzbärtigste alte Herr vermag nicht, sich eines leisen Schauders zu erwehren, wenn er an dem Zentralpolizeihause vorüberwandelt. Man kann nicht wissen – es geht wunderlich zu im Leben – das Schicksal spielt oft eigen mit dem Menschen! – wer kann für die nächste Stunde und ihre Tücken gutstehen? – Man hat im Vorbeischreiten ein Gefühl, als sei es höchst angebracht, wenn man den Rockkragen in die Höhe klappe; man zieht unwillkürlich den Kopf zwischen die Schultern: das liegt einmal im deutschen Blut, der Herr erlöse uns von dem Übel.
Und der Novemberregen kam herunter, als habe der Himmel den Schnupfen und lasse alles laufen. Es kamen auch sehr viele Leute herunter, und zwar sehr hart; denn der Regen verwandelte sich, sowie er den Erdboden berührte, in Glatteis, und weder Mann noch Weib war vor dem Fall sicher. Sehr viel guter Humor löste sich in mürrisches Hinbrüten und ärgerliches Gebrumm auf. Die Unliebenswürdigen waren an diesem ungesegneten Tage noch einmal so unliebenswürdig als gewöhnlich. Das Wetter war wie ein Probierstein, auf welchem jede Anlage zur Liebenswürdigkeit geprüft und abgezogen wurde. Haustyrannen schlugen ihre Frauen körperlich und moralisch, Haustyranninnen explodierten bei der geringsten Reibung wie Orsinische Bomben und konnten ein ganzes Hauswesen mit Verwirrung und Verwüstung erfüllen. Auch die lieben Kleinen, das hoffnungsvolle Geschlecht einer edleren Zukunft, waren heute unartiger als sonst; sie bekamen mehr Püffe und Ohrfeigen und öfter die Rute als an andern, helleren, freundlicheren Tagen. Wehe der dienenden Jungfrau, die heut den irdenen Topf, den tönernen Napf zur Erde fallen ließ! Wehe, dreimal Wehe über alle die Unglücklichen, die bei solcher Witterung, wie auch ihr Stand und ihre Stellung sein mochten, von andern abhängig waren! Jedermann war in der Stimmung, seinen Nebenmenschen und Mitkreuzträgern das Leben und das zu tragende Kreuz so schwer und scharfkantig wie möglich zu machen, ohne meistenteils im Grunde eine andere stichhaltende Entschuldigung für seine Kratzbürstigkeit zu haben als »dieses grenzenlos niederträchtige Wetter«.
Wir wollen bei so bewandten Umständen den tellurischen und kosmischen Erscheinungen des Tages, aller dieser meteorologischen Bosheit gar nicht die Ehre antun, sie näher zu beschreiben. Selbst das Zentralpolizeihaus ist jetzt ein anmutigerer Aufenthaltsort als Straße und Markt. Flüchten wir uns mit aufgespanntem Regenschirm hinein; in Nummer Sicher sind wir hier jedenfalls.
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Ich hab mich vom ersten Band an durchgelesen, also in der Reihenfolge der Edition, nicht der chronologischen.
Bin zur Zeit in Band 4.
Etwas sehr verspätet geb ich auch noch rasch meine 2cent dazu:Raabe ist ein sehr großer Autor, der grotesk unterschätzt wird. Das Werk kann bedenkenlos empfohlen werden, ab der Erzählung "Zum wilden Mann".
Das ist die erste der 6 sog. "Krähenfelder-Geschichten", die insgesamt sowas wie eine Gründungsurkunde von Raabes Mittel-/Spätwerk bilden, ein ästhetischer NeuBeginn, eine deutliche Zäsur im Werk. Die beiden letzten Werke vor den Krärhenfelder Geschichten sind "Der Dräumling" (hier lässt Raabe die "gebildete Welt" seiner Zeit anlässlich der Schillerfeiern von 1859 buchstäblich im Sumpf ersaufen), anschließend "Meister Autor", in dem der titelgebende "Meister Autor" nur noch ein hilfloser Trottel ist.
"Meister Autor" hab ich gerade beendet. Das ist sehr raffiniert erzählt, weitaus mehr, denke ich, als ich es erfasst hab.
Und den "Dräumling" fand ich richtig gut; es hat mich, warum auch immer, an Wilhelm Busch (Der Geburtstag oder Die Partikularisten) erinnert. (Kannten die beiden sich?)
Nein, es ist nicht alles empfehlenswert.
Aber ich finde es interessant, nachzuverfolgen, wie sich so ein Autor von den Anfängen zu immer größerer Professionalität schreibt.Meiner erster Raabe war auch sein erster, "DIe Chronik der Sperlingsgasse", und das ist sicherlich über 40 Jahre her. Aus dem Bücherschrank der einen Oma. Heute ist das Buch bei mir.
Ich fand es beim Wiederlesen ganz gut, vielleicht hat mich ein gewisser resignativer Zug darin angesprochen, den der Autor wohl über die Jahrzehnte mitgenommen und literarisch verfeinert hat.Grandios schlecht meiner Ansicht nach: "Ein Frühling", und zwar die zweite Auflage noch mehr als die erste. Statt "verbessert" verschlimmbessert, denn das Zusammenkürzen von 27 auf 20 Kapitel gibt der sowieso arg konstruierten Familienhistorie endgültig den Rest. Mag ja auch sein, dass er in Rom einfach nicht so heimisch war wie im Niedersächsischen.
Aber auch das Ertüfteln glaubwürdiger Personen und Plots will gelernt sein.
"Unseres Herrgotts Kanzlei" ist unter den historischen Romanen, an deren Lektüre ich mich so erinnere, einer der besseren, der zweite Roman aus der Reformationszeit, "Der heilige Born", kam nicht ganz so gut weg, aber ich kann nicht begründen, warum.
Heut geht's noch mit "Horacker" weiter, und zwischendurch Wilhelm Goldbaum über Raabe in der "Gartenlaube".
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War mir doch so, als hätten wir zu Raabe einen eigenen Strang …
Ich hab mal ein wenig in meinen Raabe-Bänden geblättert und bin da in einer Hastenbeck-Ausgabe auf eine Notiz gestoßen, die ich wohl vor gut 30 Jahren da reingekritzelt habe:
One could compose a substantial and satisfactory textbook of narrative technique and point-of-view theory with no other resources than Raabe’s body of fiction.
Wenn ich meiner Quellenangabe glauben darf, dann steht das in Jeffrey L. Sammons’ "Wilhelm Raabe. The fiction of the alternative comunity" (Princeton 1987) auf S. 174 ;-).
Besagte "Hastenbeck"-Ausgabe ist übrigens seinerzeit bei Insel erschienen (außerhalb der 10bändigen TB-Ausgabe) (1981, it 563). Herausgeber ist Karl-Jürgen Ringel, der auch ein informatives Nachwort beigesteuert hat. Ein Abschnitt hat die schöne Überschrift:
"Langeweile" als Anspruch und Barriere – oder von der Mühe, Raabe zu lesen
Falls einem das Bändchen mal antiquarisch über den Weg laufen sollte: zugreifen, lohnt sich.
(Ich lese übrigens eine derzeit eine andere Einzelausgabe: Aufbau, Berlin, Weimar 1985, hg. v. Peter Goldammer - in der hab ich nichts angestrichen, liest sich angenehmer, als wenn mir da dauernd ein früheres Ich dumm dazwischenquatscht ;-))