Adalbert Stifter

  • Zwei Fragen wurden gestellt - ich hoffe nicht, dass sie in den Sand verlaufen, aber ich selbst kann dazu leider nichts Besonderes beitragen, und muss sie also überspringen.


    Über "Witiko" wurde hier schon ein wenig geschwärmt; meiner Meinung nach zu Recht! Aber Arno Schmidt zieht das Werk ziemlich durch den Kakao, in seinem Dialog "Und dann die Herren Leutnants!". Vor allem die Sprache hält Ar. Schmidt für furchtbar. Die älteren Werke von Stifter seien da viel besser. Die zwei großen Romane von Stifter hält er nicht für besonders lesenswert, und wer Stifter wirklich kennen lernen möchte, der solle am besten "Die Narrenburg" und auch den "Hagestolz" lesen.
    Schmidt zitiert auch ein Urteil Hesses über "Witiko": ein Buch, "in dem geschildert wird, wie sich 3 Menschen auf 3 Stühle setzen" - das kann ich nicht verstehen. Ich dachte, gerade Hesse sollte doch ein großes Gefallen an "Witiko" haben! Oder ist das nur sehr aus dem Zusammenhang gerissen?


    Daneben meint Schmidt dann auch, Stifters "Pan-Sexualismus" aufzudecken, und verspottet dessen geheuchelte "Oberflächenkeuschheit".


    Gruß

  • Ach ja ... Schmidt und die anerkannten Autoren ... da widersprach er schon gleich, wohl aus Prinzip. Bei Stifter vielleicht auch, weil der konnte, was er (Schmidt) eben letzten Endes bedeutend weniger gut konnte: episch sein ... :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Von Stifter habe ich bisher nur den Hagestolz gelesen. Dort finde ich nichts von überbordender Naturbeschreibung, halte die Geschichte allerdings wirklich für ziemlich rührselig (doch ausgezeichnet geschrieben), was zum Biedermeier passt und Einsamkeit und Ehe sind auch keine Widersprüche, was gerade viele Biografien aus dem 19. Jahrhundert belegen.


    Was ist das große Werk, was man lesen sollte?

  • Also ganz ehrlich. Ich hatte auf einem Flohmarkt ein deutschdemokratisches Buch unter dem Titel "Kindertage" erstanden und fand die Geschichte, die ich letztens las, schon wirklich ziemlich bekloppt. Wie der Großvater dem Enkel "die Füßchen" wäscht und mit ihm dann durch die Gegend spaziert. Nachdem ich dann den Wikipedia Artikel zu Stifter gelesen hatte, war ich dann sowieso ziemlich schockiert, wegen dessen Ziehtochter, die wohl mehrmals von zu Hause ausgerissen sein soll und später tot in der Donau aufgefunden wurde. Schöner Pädagoge dachte ich dann so bei mir...Auch die umständliche Sprache und das gesamte Sujet der Geschichte fand ich nicht unbedingt gelungen. Aber mehr lässt sich heutzutage ja auch nicht mehr sagen. Bloß Stifter Fan werde ich wohl kaum mehr werden. Dann lieber mit der Frau Ruderboot fahren...


    Freundliche Grüße
    F. Hermann


  • Was ist das große Werk, was man lesen sollte?


    "Der Nachsommer" gilt als sein Hauptwerk und als der Bildungsroman nach Goethes "Wilhelm Meister". Ich gestehe, ihn bislang noch nicht gelesen zu haben. "Der Hochwald" liegt schon lang zurück, hat aber eine positive Erinnerung hinterlassen: Eine trügerische Idylle, in der sich Abgründe auftun und menschliche Dramen ereignen ...


    Gut, dass man ab und zu erinnert wird an solche Autoren.


    LG


    Tom


  • "Der Nachsommer" gilt als sein Hauptwerk und als der Bildungsroman nach Goethes "Wilhelm Meister". Ich gestehe, ihn bislang noch nicht gelesen zu haben.


    Das Werk habe ich erst heute morgen bestellt und man könnte es vielleicht bei Gelegenheit hier lesen?


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Zitat

    "Der Nachsommer" gilt als sein Hauptwerk und als der Bildungsroman nach Goethes "Wilhelm Meister".


    Na. Ich weiß mir ja nicht. Hätte da eher auf Kellers grünen Heinrich getippt. Der hinwiederum hat mir ausgesprochen gut gefallen. Stifter ist mir einfach zu suspekt.


    lg

  • "Der Nachsommer" gilt als sein Hauptwerk und als der Bildungsroman nach Goethes "Wilhelm Meister". Ich gestehe, ihn bislang noch nicht gelesen zu haben. "Der Hochwald" liegt schon lang zurück, hat aber eine positive Erinnerung hinterlassen: Eine trügerische Idylle, in der sich Abgründe auftun und menschliche Dramen ereignen ...


    Danke! Zu beiden Romanen habe ich Zugriff.


    Ach, es ist ein Elend mit diesem Klassikerforum. Ich komme nicht zu dem was auf meiner Liste steht, weil immer wieder etwas Neues verführerischer erscheint.

  • Moin, Moin!


    Ach, es ist ein Elend mit diesem Klassikerforum. Ich komme nicht zu dem was auf meiner Liste steht, weil immer wieder etwas Neues verführerischer erscheint.


    "Das Lästige daran, etwas zu tun, was man nicht tun wollte, war, daß einem all die Dinge bewußt wurden, die man anstelle dessen hätte tun sollen." (Edward St. Aubyn: Schlechte Neuigkeiten, S. 85)

  • Hallo zusammen,


    Suspekt!? Ein Wort das mir in Verbindung mit Adalbert Stifter nicht einfallen würde.
    Ich finde er schreibt erstklassig. "Nachsommer" habe ich noch nicht gelesen. Doch "Die Mappe meines Urgroßvaters" ist großartig und war mir in einer sehr schweren Zeit sogar ein Trostbuch.


    Edit: "Witiko"
    gehört zu meinen Lieblingsbüchern, obwohl es als unlesbar gilt, finde ich es persönlich sehr poetisch.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Arno Schmidt und hier ja auch ein paar wie ich eben lese. Alle freilich nicht ernst zu nehmen :breitgrins:


    Oh, Arno Schmidt ist ernstzunehmen. Nämlich: Dort, wo er ein Anathema ausspricht, ist was Gutes zu finden. Wie ja praktisch bei jeder Kirche, bei jedem Propheten. Dass übrigens der Privatmann und der Dichter sehr wohl zwei paar verschiedene Socken sind, der Privatmann nicht unbedingt ein Tugendbolzen oder angenehmer Gesellschafter ist, auch wenn er solche Dinge als Dichter schreibt, hat zwar auch Arno Schmidt, aber doch wohl nicht als erster herausgefunden. ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Stifter erscheint auch wirklich nur beim oberflächlichen Lesen als Tugendbolzen und Langweiler!
    Gerade die streng gemessene Lebensform und manchmal zopfig wirkende Sammelleidenschaft des jungen Landvermessers(?) und sienes Vorbildes, des Herrn vom Rosenhaus, im "Nachsommer" scheint mir wie ein Schreiten über dem Abgrund. Typisch dafür ist z.B. die Szene, wo der Protagonist die römische Statue im Treppenhaus während der fahlen Beleuchtung eines Gewitters betrachtet.


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Das Werk habe ich erst heute morgen bestellt und man könnte es vielleicht bei Gelegenheit hier lesen?


    Bei Gelegenheit sicherlich, aber diese wird in nächster Zeit für mich nicht kommen. Frühestens im Herbst geht da was.


    LG


    Tom

  • Bei Gelegenheit sicherlich, aber diese wird in nächster Zeit für mich nicht kommen. Frühestens im Herbst geht da was.


    Nach dem Don Quijote brauche ich ein paar Wochen Freiheit, und im Sommer weiß ich nie wie viel Zeit ich für Lektüre habe. Im Spätherbst oder Winter würde ich mit lesen und schreiben, egal ob "Nachsommer" oder "Hochwald". Wahrscheinlich wird eine Leserunde mir sogar helfen mit Stifter weiter zu machen.

  • Prima :smile: Ja dann halten wir das mal für den Herbst im Hinterkopf :winken:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"