Gustav Mahler


  • ich höre viel klassische Musik beim Arbeiten am Computer und höre sie durch das konzentrierte Arbeiten dann eben doch gar nicht richtig. In einem solchen Falle bleibt bei Mahler eben immer so etwas Trübes im Gemüt,


    Mahler ist ja auch nicht gerade für seine Gute-Laune-Musik bekannt ;-).


    Ich kann ihn übrigens bis auf wenige Ausnahmen praktisch gar nicht nebenbei hören, die 1. Sinfonie oder die 4. Aber das Lied von der Erde? Die 5.? Kindertotenlieder?


  • Mahler ist ja auch nicht gerade für seine Gute-Laune-Musik bekannt ;-).


    Ich kann ihn übrigens bis auf wenige Ausnahmen praktisch gar nicht nebenbei hören, die 1. Sinfonie oder die 4. Aber das Lied von der Erde? Die 5.? Kindertotenlieder?


    Beim Arbeiten am Rechner kann ich eigentlich garkeine Musik nebenbei hören, das lenkt mich immer ab - vielleicht will ich zu genau hinhören... Ich habe Mahler meist beim Wändemalen gehört oder bei anderen Tapizier- und stumpfsinnigen Hausarbeiten, da geht es schon besser... Beim Kunstmalen beflügelt das Hören von Mahler's Werken, dass ist aber dann wieder kein Arbeiten, sondern Hobby...

    Auf jeden Fall kann ich seine Werke immer wieder hören, ohne sie jemals langweilig zu finden. Es gibt aber auch Augenblicke, da ich ihn nicht hören kann und das nicht nur, weil er mich beim Arbeiten ablenken würde. Momente, bei denen das Gemüt selbst schon melancholisch ist...

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

    Einmal editiert, zuletzt von Friedrich-Arthur ()

  • @ lost: stimmt. das lied von der erde ist wirklich schön.


    die kindertotenlieder kenne ich nicht und sie sollen sich ja auch als schlechtes omen für den komponisten herausgestellt haben. traurige geschichte. zum glück sterben bei uns ja kaum noch kinder an solchen krankheiten. und anderswo müsste das bestimmt auch nicht unbedingt sein..


    @ xenophanes: bestimmt. chopin würde mir da spontan noch einfallen.


    @ f.a.: es gibt wirklich nichts schöneres als malen mit musik. ausgenommen vielleicht noch liebe mit musik. aber dazu kann ich leider nichts genaueres sagen. es kommt die letzten jahre immer was dazwischen...


    :confused:
    troll

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  • Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre hörte ich Mahler (4. Satz der 1. Symphonie) zum ersten Mal im Radio. Der Funke sprang noch nicht über. (Nebenbei: Damals wurde Mahlers Symphonik - z. B. noch in Knaurs Konzertführer - als bloße, zwar ambitionierte, aber letzten Endes misslungene, Kapellmeistermusik abgetan.)
    Wenige Zeit später lernte ich einen Mitstudenten kennen, der ähnlich wie ich sehr viel für Musik übrig hatte. Aber eben auch für Gustav Mahler. Der hatte eine ganze Reihe hervorragendender Mahler-Platten, die er mir lieh. Es war ein großes Glück für mich, Mahler gleich in den damals besten Aufnahmen (Otto Klemperer, Bruno Walter, Erich Leinsdorf) kennen zu lernen. Seitdem ließ (und lässt) diese Musik mich nicht mehr los.

  • Zitat

    Am besten ist Mahler natürlich im Konzertsaal: Da schlägt einfach das Herz höher, schon wenn die gewaltigen Musikermassen auf die Bühne drängen und dann später die Blechbläser über demStreicherteppich aufstrahlen. Das ist schon ganz großes Hörtheater.


    Absolut. Es ist zwar schon ein paar Jahre her, aber ich erinnere mich noch recht gut an eine Aufführung der 2. Symphonie. Mein größtes klassisches Konzerterlebnis überhaupt. Auf der Bühne ein riesiges Orchester. Bestimmt 10 Trompeten, ebensoviele Hörner, einige Posaunen, alles Mögliche an Schlagwerk, Orgel, Glockenspiele usw. Zusätzlich noch ein sogenanntes "Fernorchester", welches im Foyer des Konzertsaals spielte. Und im Bühnenhintergrund ein riesiger gemischter Chor. Der Wahnsinn! Bei mir hat eine Gänsehaut die nächste gejagt. Ein unvergessliches Erlebnis.
    Heute habe ich mir eine Karte für eine Aufführung der 5. Symphonie besorgt. Spielen werden die Bamberger Symphoniker, dirigieren wird Jonathan Nott. Darauf freue ich mich schon sehr. Aber ganz so spektakulär wie diese 2. wird´s wohl nicht werden.


    Einen TV-Tipp habe ich noch für euch: Heute Nacht (also vom 5. auf den 6. 12.) um 1.00 Uhr läuft im Programm Bayern 3 der Mahler-Film von Ken Russel. Aber Vorsicht! Wer Ken Russel kennt, weiß was ihn erwartet: ein ziemlich abgedrehtes, schräges, manchmal auch geschmackloses Werk.


    Viele Grüße
    ikarus


    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51V%2B7hM5ZuL._SL500_AA240_.jpg]

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

    Einmal editiert, zuletzt von ikarus ()

  • Oh Mann. Gestern seit Ewigkeiten mal wieder Mahler gehört. Noch dazu auf Bröselrum. Das waren vielleicht ein paar Filme. Alter Schwede. Aber man denkt am besten nicht länger darüber nach und lobt lieber die Torheit. Dann schläft man besser und vielleicht klappts auch mit der schönen Nachbarin...


    Gute Nacht


  • Oh Mann. Gestern seit Ewigkeiten mal wieder Mahler gehört. Noch dazu auf Bröselrum. Das waren vielleicht ein paar Filme. Alter Schwede. Aber man denkt am besten nicht länger darüber nach und lobt lieber die Torheit. Dann schläft man besser und vielleicht klappts auch mit der schönen Nachbarin...


    Gute Nacht


    Du meinst, Mahler fällt unter das Betäubungsmittelgesetz ?

  • Ich habe lange nach einem Rosendorfer-Bonmot zu Mahler suchen müssen, bin aber schließlich fündig geworden:


    "Gegen Komponisten, die keine oder fast keine [die musikalischen Schwächen ihres Schöpfers schonungslos bloßlegende] Kammermusik geschrieben haben, ist stets ein Rest von Mißtrauen angebracht, und wer weiß, ob Richard Strauss und Gustav Mahler nicht doch nur lärmende Fassadenmaler waren, die hinter dem [programmatisch verstandenen] "Ausdruck" einen musikalischen Bankrott verbargen ... Weltschmerz, der sich, wie bei Mahler, in neuneinhalb zugebenermaßen großartigen Symphonien äußert, ist verdächtig. Echter Schmerz schweigt.


    aus: Herbert Rosendorfer, Weitere unmusikalische Gedanken zur Programm-Musik; enthalten im Sammelband: Der Traum des Intendanten (1984); die Zusätze in Klammern stammen von mir.


    Ich stimme Rosendorfer grundsätzlich zu. Musikalischer Bombast, der sich ausschließlich auf kontext- und gesellschaftsgebundene Ideen/Ideale (Rosendorfer nennt dies "Programme") bezieht, ist kein Ersatz für eine gute, rein musikalisch fundierte Idee (wie z.B. Bachs Fugenkompositionen, Variationen und Dur-/Moll-Versuche). Auch der kürzlich in einem anderen Thread angesprochene Richard Wagner hat unter diesem Gesichtspunkt einiges von zweifelhaftem Wert abgeliefert.


    Es grüßt


    Tom

  • Abgesehen davon, dass sich neben den Klavier- und Orchesterliedern bei Mahler z. B. auch das inzwischen des öfteren in Konzertsälen gespielte einsätzige Klavierquartett findet, wie kann man denn nur das Kammermusikalische gerade auch in Mahlers Symphonien (oder im "Lied von der Erde") so sehr verkennen? Wer nur Bombast bei Mahler hört, der hat nie genau zugehört. Bombast würde auch ich nicht mögen.


  • Wer nur Bombast bei Mahler hört, der hat nie genau zugehört.


    Mit Zuhören ist es nicht getan, denn es erfasst nur die, zugegeben nicht unwesentliche, aber häufig oberflächliche Wirkung der Musik (Profimusiker ausgenommen). Erst das Studium der Noten/Partitur eröffnet Hobbymusikern bzw. musikalisch geschulten Hörern den Einblick in die musikalischen Ideen eines Stücks. Was Mahlers Kammermusik anbelangt, so verschiebe ich diesen Blick auf die Details getrost auf die noch weit entfernte Rente. Bis dahin werde ich die eine oder andere Sinfonie gelegentlich hören - ganz ohne Hintergedanken ...


    Es grüßt


    Tom

  • Ich stoße mich doch vor allem nur am Wort "Bombast", durch das ich Mahlers Kompositionen nicht als erfasst betrachten kann. Unter "Bombast" verstehe ich unförmige Überladenheit, aufgeblähte Formlosigkeit, lauttönende Leere und Pseudogröße.


    Ich selbst mag doch den Bach des "Wohltemperierten Klaviers" ganz besonders. Oder auch den Mozart der Streichquintette. Usf.
    (Anders als z. B. Mahler kann ich diese Kompositionen der beiden immer wieder neu Tag für Tag hören; auch wenn ich faktisch, je nach Laune und um nicht momoman abzustumpfen, sehr gerne immer wieder auch zu anderen ihrer Kompositionen oder auch zu ganz bestimmten von Schubert, Haydn, Schumann, Janácek überwechsle.)
    Aber gibt es monopolistisch nur einen einzigen Maßstab für Formidee und Rang? Nie würde ich Bach gegen Beethoven ausspielen (der eine sei größer als der andere) oder Brahms gegen Bruckner (und den wieder horribile dictu gegen Mahler), oder Bartók gegen Szymanowski.
    Auch ich wünsche einen guten Tag.

  • Hallo,


    ich bin kein Kenner von Mahlers Musik, doch sollte sein 150. Geburtstag in diesem Jahr nicht unerwähnt bleiben. 3Sat hat bereits letzte Woche einen biographischen Film gezeigt, den ich leider verpaßt habe. Hier einige Links:


    http://www.spiegel.de/thema/gustav_mahler/
    http://www.ard.de/kultur/musik…501264/1tvlq30/index.html
    http://www.zeit.de/2010/27/Mahler-Essay


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Quote: Ich habe lange nach einem Rosendorfer-Bonmot zu Mahler suchen müssen, bin aber schließlich fündig geworden:


    [i]"Gegen Komponisten, die keine oder fast keine [die musikalischen Schwächen ihres Schöpfers schonungslos bloßlegende] Kammermusik geschrieben haben, ist stets ein Rest von Mißtrauen angebracht, und wer weiß, ob Richard Strauss und Gustav Mahler nicht doch nur lärmende Fassadenmaler waren, die hinter dem [programmatisch verstandenen] "Ausdruck" einen musikalischen Bankrott verbargen ... Quote


    "Sau" Rosendorfer (who??) reibt sich an den Eichen" der deutschen Spätromantik :rollen: Mann, hoffentlich überleben die das... Auch Musik ist der Evolution unterworfen. Genetische Veränderungen und Mutationen bewirkten neue Stilrichtungen. Nicht zu vernachlässigen sind Zeitgeist-Kontext und die Befruchtungen durch Schrift-Autoren welche die Spätromantik so prägen. Gott sei Dank können wir nur unsere subjektiven Empfindungen beim Hören formulieren. Dogmatische Feststellungen sollte man vermeiden. Mahler blieb aus mehreren Gründen lange in der Versenkung, weil man nicht verstand oder nicht verstehen wollte ("der Jude in der Musik" passte lange nicht in kulturelle Weltbilder). Was bleibt von den Rosendorfers? Wenn sie viel Glück haben, eine Fußnote. Sie retten vieleicht ihren Namen, weil sie einmal mit Giganten gefochten haben und wie Hanslick, von Wagner zur Belohnung als "Beckmesser" verewigt wurden...

  • Habe mir Mahlers 7. in der Ausgabe von Deutsche Grammophon, Claudio Abbado, Berliner Philharmoniker gekauft und höre sie wiederholt und mit Begeisterung. Irgendwann werde ich alle auf CD haben und dann kann ich wechseln, was das Zeug hält. Mir gefällts halt... FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo,


    habe nun seit einigen Wochen angefangen mir Mahler zu "erarbeiten", anders kann man das ja nicht nennen, bei solch
    komplexen Symphonien.
    Ich habe mit der vierten angefangen in verschiedenen Aufnahmen und mußte feststellen, das das ganze Werk mit dem Sopransolo
    im vierten Satz steht und fällt. Auf jeden Fall gefällt mir die vierte sehr, sie scheint auch die am leichtesten zugängliche zu sein.
    Momentan bin ich bei der ersten Symphonie.


    Gruß, Lauterbach


  • Ich habe mit der vierten angefangen in verschiedenen Aufnahmen und mußte feststellen, das das ganze Werk mit dem Sopransolo
    im vierten Satz steht und fällt. Auf jeden Fall gefällt mir die vierte sehr, sie scheint auch die am leichtesten zugängliche zu sein.
    Momentan bin ich bei der ersten Symphonie.


    Welche Aufnahmen denn zum Beispiel? Denn der vierte Satz der vierten hat es mir sehr angetan. :herz:


    Den 4. Satz habe ich auch mal live gehört, allerdings mit Klavierbegleitung und Bariton.