Was ist das nur für ein seltsames und faszinierendes Buch!
Nichts passiert - zumindest so gut wie nichts, was irgendwie aufregend ist.
Die Figuren sind blass - zumindest nicht das, was viele Leser von Romanfiguren erwarten.
Die Sprache ist uneinheitlich - zumindest nicht wie aus einem Guss.
Und trotzdem ist es großartig!
Für mich liegt der Reiz der "Strudlhofstiege" darin, dass nicht viel Aufregendes passiert, dass das "normale" Leben seinen Gang nimmt und dass die Figuren gerade aufgrund ihrer unscharfen Konturen umso interessanter und glaubwürdiger sind. Ganz im Gegensatz zu manch schrillen, aber auch recht unglaubwürdigen Figuren, die bspw. Thomas Mann in seinem "Zauberberg" auftreten lässt (was die Qualität des Romans nicht herabmindern soll; die "Bekanntschafft" der Herren Naphta und Settembrini möchte ich nicht missen!).
Übirgens: Wenn ich Wien nicht ein wenig kennen würde, wäre mein Genuss der "Strudlhofstiege" wahrscheinlich deutlich geschmälert.
Es grüßt
Sir Thomas