Beiträge von Sir Thomas

    (Hier geht es zwar um den Film, aber ich scheue vor einem neuen Thread zurück. Man wird dafür schon mal angemeckert ... :breitgrins:)


    Ein Wiedersehen nach 35 - 40 Jahren kann enttäuschen. Aber auch beglücken. Stevensons „Schatzinsel“, eines der wichtigen Bücher meiner Jugend, als Erwachsenener noch einmal zu lesen, war mir ein besonderes Anliegen. Bereut habe ich die jetzt beendete Lektüre nicht, denn wenn man überhaupt von einem „perfekten“ Spannungsroman sprechen kann, dann ist „Die Schatzinsel“ einer der Prototypen des Genres. Stevenson versteht es vorzüglich, Spannung und Rasanz mit sprachlicher Prägnanz und atmosphärischer Dichte zu vereinen. Die Handlung entwickelt sich ohne langwierige Exposition, der Leser wird sofort in das Geschehen hineingezogen. Der Stil ist realistisch und beinahe hart, zugleich jedoch poetisch. Stevenson lässt dem Leser Raum für Phantasien und eigene Bilder, die nahezu filmreif komponiert sind, wie z.B. die Beschreibung der langsam aus dem Nebel auftauchenden Schatzinsel aus der Perspektive der Seeleute an Bord der „Hispaniola“.


    Mit aufwändigen Charakterzeichnungen hält Stevenson sich nicht auf. Seine Figuren handeln und reden, wie reale Menschen des 18. Jahrhunderts vielleicht tatsächlich gehandelt und geredet haben. Und indem sie handeln und reden, deuten sie nebenbei ihre wichtigsten Eigenschaften und Charakterzüge an. Silvers Heimtücke und Verschlagenheit, Trelawneys Blasiertheit und Geschwätzigkeit sind für den aufmerksamen Leser mühelos dechiffrierbar. Die Figuren wirken dadurch manchmal etwas eindimensional, was aber durch die Story und die Rasanz der Ereignisse mühelos kompensiert wird.


    Apropos Story: Das Ganze ist ist zwar ein „historischer“ Stoff, der aber ohne historisierende oder gar belehrende Darstellung auskommt. Man merkt, dass Stevenson ein Buch schreiben wollte, das Vergnügen macht. Das ist ihm gelungen.


    Ist „Die Schatzinsel“ ein Roman nur für die Jugend? Stevenson sah das nicht so.*) Aus dem Nachwort der von Andreas Nohl neu übersetzten Ausgabe (Hanser 2013) geht hervor, dass Stevenson, der als junger Autor mit seinen Reiseberichten viel Lob, aber wenig Geld erntete, seinen Bestseller aus zwei Gründen schrieb: Er suchte den ersten kommerziellen Erfolg seiner Schriftstellerei, und der war am ehesten gewiss, wenn sein Buch möglichst viele Leser erreichte.


    Der zweite Grund war Stevensons Unbehagen am Realismus, der mit dem Naturalismus die wesentliche Literaturströmung seiner Zeit darstellte. Dieses Ungenügen hat vor allem eine ästhetisch-künstlerische Stoßrichtung. Dem Realismus fehlt laut Stevenson sowohl die ästhetisch-sinnliche als auch die moralische Vieldeutigkeit. Er ist zu sehr auf die Wahrnehmung der gegenständlichen Welt fixiert und verweigert sich dem eskapistischen Tagtraum. Dem Alltag zu entkommen ist für Stevenson jedoch eine wesentliche Lesemotivation für viele Menschen. Auf einem Auswandererschiff hatte er das Elend vieler Zeitgenossen hautnah erlebt. Es erschien ihm absurd, dass Menschen, die sich im täglichen Überlebenskampf aufreiben, auch nur ansatzweise empfänglich sein könnten für Romane, die die Realität reproduzieren, so raffiniert sie auch konstruiert sein mögen.


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    *) Kleine Anmerkung am Rande: Ein Werk als Jugendliteratur zu bezeichnen, ist mMn. keine Abwertung. Oder sind junge Leser minderwertiger oder anspruchsloser als erwachsene?

    Seltsam, gibt es hier wirklich keinen allgemeinen Poe-Ordner? Gefunden habe ich jedenfalls nichts. Sollte ich falsch liegen, kann unser Admin zur Tat schreiten und diesen Ordner mit einem bestehenden verheiraten.


    Edgar Allan Poe: Dieser Autor darf nach Mark Twain in meinem Juvenilia-Revival auf gar keinen Fall fehlen. Schon früh war allein der Klang dieses Namens die reinste Musik für mich. Dazu trug sicher auch die erste hochgeniale LP von Allan Parsons (Tales of Mystery and Imagination) nicht wenig bei. Diese Musik, die hinlänglich bekannten Stories sowie ein Großteil seiner Gedichte machten Poe für mich jahrzehntelang unsterblich.


    Für die längst überfällige Wiederholungslektüre wählte ich den schlecht in der Erinnerung verankerten einzigen Roman aus, den „Bericht des Arthur Gordon Pym“. Ich habe zuerst mit dem Gedanken gespielt, mir die im Jubeljahr 2009 bei Mare erschienene Neuübersetzung zu kaufen. Der Preis (40 Euro!) des dem Vernehmen nach sehr edel ausgestatteten Buchs hat mich dann aber zu meiner aus dem Jahr 1979 stammenden TB-Ausgabe aus dem Heyne-Verlag greifen lassen (Geschichten des Grauens, 3 Bände). Das ist die Sammlung mit den gar nicht schönen, zum Teil sogar ausgesprochen schäbigen Illustrationen von Alfred Kubin, die ich so recht nie leiden mochte. Und es ist die Ausgabe, die den Übersetzer schlicht verschweigt.


    Sei’s drum. Jenseits des als bekannt vorausgesetzten Inhalts (ansonsten hilft wikipedia gern aus) halte ich fest: Auch in seinem einzigen Roman lässt das kranke Genie es ordentlich krachen. Das Tempo ist enorm hoch. Meuterei, Überlebenskampf in schwerer See, grotesker Irrsinn, Mord und Totschlag, Kannibalismus und – zur Krönung – eine psychedelische Reise in Gefilde, die nur einer Opiumphantasie entsprungen sein können: Poe spinnt Seemannsgarn vom Feinsten – oder vom Härtesten, ganz wie man es sehen möchte. Das alles liest sich gut, aber das angenehm gefahrlose Grauen, das sich einstellt, wenn man einem Ertrinkenden vom sicheren Ufer aus zusieht, bleibt aus. Das liegt zum einen an der Atemlosigkeit, mit der die Story sich entfaltet. Eine Sensation jagt die andere, auf jeden Schrecken folgt weiteres Grauen. Poe, der wieder einmal knapp bei Kasse war und nach seinem Rauswurf beim „Southern Literary Messenger“ auf Nummer sicher gehen wollte, zieht alle Register der ganz großen Orgel. Das ermüdet, und zwar schneller, als es einem lieb ist. Die viel zu grell aufgetragene Prostituiertenschminke erscheint dem „erwachsenen“ Geschmack auf Dauer etwas billig und lächerlich. Den „Arthur Gordon Pym“ als ganz großes Tennis, gar als postmoderne und wegweisende Leistung zu würdigen (so etwas habe ich tatsächlich irgendwo gelesen!), halte ich deshalb für übertrieben. Die Wirkung des Buchs auf Autoren wie Baudelaire, J. Verne, Melville, Stevenson und J. Conrad (um nur die wichtigsten zu nennen) ist allerdings erwiesen.


    Das nüchterne Fazit nach dieser Lektüre: Lesen wie in der Jugend – so (halbwegs) unschuldig und (nahezu) weltvergessen – ist im Erwachsenenalter ein schwierig, wenn nicht gar unmöglich Ding. Das war zu erwarten, ist aber trotzdem schade – besonders im Hinblick auf einen ikonenhaft verehrten Autor, der zwar nicht vollständig vom Sockel gerutscht ist, aber immerhin eine erste Schramme aufweist. Ob weitere Versuche mit Poe-Werken ein anderes Bild ergeben? Ich bin nicht sicher, ob ich es herausfinden möchte. Manche Bücher und Autoren sollte man vielleicht einfach in einem Erinnerungsreservat weiterleben lassen. Dort haben sie sich über Jahrzehnte wohlgefühlt und bestens erhalten.

    Forever young? Juvenilia 2.0


    Mark Twain, Edgar A. Poe, Robert L. Stevenson, James Fenimore Cooper und Karl May: Mit diesen Namen verbinde ich Leseerlebnisse im Alter von 15 oder 16 Jahren. Haben diese Bücher mir heute, nach rund 35 Jahren, noch etwas zu sagen? Bedeuten sie mir noch etwas? Stellt sich erneut der damalige Reiz des hemmungslosen, weltvergessenen Schmökerns ein? Kann man diese Autoren heute noch so unbefangen lesen wie damals?


    Ich wollte es herausfinden und startete mit dem Buch Mark Twains - nämlich „Tom Sawyers Abenteuer“. Da meine Jugendbuchausgabe das Zeitliche gesegnet hat, griff ich zur Neuübersetzung von Andreas Nohl (Hanser 2010). Das Buch enthält, so wie mein verschollenes Jugendbuch, auch die Fortsetzung „Huckleberry Finns Abenteuer“, die jedoch – das habe ich damals schon enttäuscht bemerkt - alles andere als eine geeignete Jugendlektüre darstellen. „Tom Sawyer“ hingegen war von Twain ausdrücklich als Jugendbuch geschrieben worden – vielleicht das erste seiner Art. Auf jeden Fall eines der besten.


    Nun wäre es natürlich interessant zu erfahren, ob meine damalige Ausgabe speziell ad usum delphinii konzipiert war und deshalb Kürzungen oder einschneidende Änderungen gegenüber der Originalfassung aufzuweisen hatte. Beim Lesen habe ich mich deshalb regelmäßig gefragt: Kommt mir das bekannt vor? Und mit schöner Regelmäßigkeit konnte ich mir die beruhigende Antwort geben: Ja, das habe ich ganz bestimmt schon einmal gelesen.


    Über dieses Buch etwas zu schreiben, bedeutet natürlich das Tragen von Eulen nach Athen. Daher will ich mich auf zwei Randaspekte konzentrieren. Zunächst die Neuübersetzung. Sie ist hervorragend, schon allein, weil sie nicht versucht, die zahlreichen Slang- und speziellen US-Dialekte abzubilden. Das ist, insbesondere im Hinblick auf die immer wieder von Twain verwendete Sprache der Negersklaven, sehr wohltuend. Die Jungs, also vor allem Tom Sawyer und Hucky Finn, sprechen wie Jungs halt sprechen: einfach, direkt, rotzig - und manchmal grammatisch nicht ganz sauber. Heute würde kein Jugendlicher in diesem Ton reden, aber wir befinden uns schließlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Daher klingt das alles nach echtem Mark Twain.


    Und das persönliche“ Lese-Feeling“? Ich habe bewusst keine englische Originalfassung gewählt, um zumindest ansatzweise das Gefühl einer Reise zurück in die 70er Jahre evozieren zu können. Das ist natürlich nicht gelungen (wie sollte es auch?), aber Tom Sawyer hat mich trotzdem blendend unterhalten. So unschuldig und weltvergessen ist das Ganze allerdings nicht, denn als erwachsener Leser spürt man deutlich mehr von der eigentlich recht traurigen Lage des Twainschen Helden, der als Waise bei seiner Tante in einem leicht bigotten Klima aufwächst und regelmäßig mit der Gewalt der Erwachsenenwelt konfrontiert wird. Eine heile Welt hat Twain uns mit „Tom Sawyer“ nicht hinterlassen, wohl aber ein erfrischend humorvolles und ironisches Werk über eine Kindheit, in der das Verhalten der Erwachsenen vielfach albern, manchmal aber auch bedrohlich wirkt.


    Am Rande: Mittlerweile bin ich im Rahmen meines Juvenilia-Revivals bei Poes „Erzählung des Arthur Gordon Pym“ gelandet. Stevensons „Schatzinsel“ werde ich wohl noch angehen, von Coopers „Letztem Mohikaner“ und Karl Mays Abenteuer-Schmock werde ich aber voraussichtlich gebührend Abstand halten.

    Ich habe immer noch nichts von D. gelesen, würde aber gerne. Welches Buch ist denn ein guter Einstieg?


    Uneingeschränkt empfehlenswert ist "Die Strudlhofstiege" - (für mich) das Hauptwerk und eines der besten Bücher unserer österreichischen Nachbarn. Da hast Du den ganzen Doderer, mit allen Längen, Weitschweifigkeiten und Schwurbeleien. Was würde Elke Heidenreich jetzt sagen? LESEN! Und zwar SOFORT! (und dabei das Buch in die Kamera halten).

    Ja. Aber jetzt stürzst Du mich in Verwirrung. Ich hatte nie den Eindruck, dass man Zihal und Schildknecht in irgendwas miteinander vergleichen könnte... :?:


    Ich sehe es so: Beide sind subalterne Beamte, die aus der Bahn geworfen werden (Zihal durch Pensionierung, Schildknecht durch sein frustrierendes Umfeld) und ihren ganz persönlichen Irrsinn pflegen. Beide gehören zu meinen Lieblingen in Sachen "Verschrobenheit".

    Das klingt vielversprechend! Erinnert Euch das auch an Maupassants "Dr. Gloss"?


    Um Gottes Willen, was gebe ich für einen Blödsinn von mir ... :grmpf: Der Vergleich mit Doderers Beamten Julius Zihal oder Burgers Lehrer Armin Schildknecht ist sicher besser geeignet im Hinblick auf unsereren Monsieur Bougran. Ich finde, man muss solche Gestalten einfach mögen. :breitgrins:


    Das klingt vielversprechend! Erinnert Euch das auch an Maupassants "Dr. Gloss"?


    Aber dieses Phänomen ereignet sich tatsächlich immer wieder bei Kanons. Die sind nicht in Stein gemeisselte, ewig gültige Kataloge.


    Natürlich - und das ist auch gut so. Der bislang letzte Kanon (ich meine den von MRR) ist für mich in Teilen bereits überholt. http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Kanon#Romane_.282002.29


    Was kann Anna Seghers uns heute noch sagen? Auch Koeppen ind Frisch sind - bei aller Wertschätzung - sehr zeitgebundene Autoren. Die Aufnahme von Hesse und Hoffmann habe ich ohnehin nie verstanden. Und wo ist bitteschön der zeitlose Wieland?



    Wobei ich auch der Meinung bin, dass Fontane Besseres als die Effi geschrieben hat.


    Ohne der große Fontanekenner zu sein: Ich kenne nichts Besseres von ihm. Aber das ist wahrscheinlich Geschmacksache.


    Die zarten Andeutungen eines auch sexuellen amourösen Verhältnisses versteht man im Zeitalter nach der sog. Sexuellen Revolution einfach nicht mehr.


    Damit schickst Du große Teile der Literatur des 19. Jahrhunderts in den unverdienten Ruhestand - von den "Wahlverwandtschaften" über "Rot und Schwarz" bis hin zu "Madame Bovary" und "Anna Karenina" - um nur die wichtigsten "Erotika" zu nennen. :zwinker:


    Fontane: Unbedingt den Stechlin anstelle der Effi. Bei der Effi fehlt ein ganz zentrales Element der Fontane'schen Erzählkunst fast vollständig: der Humor. Deshalb ist sie nicht nur nicht repräsentativ für Fontane, sondern auch insgesamt eines seiner langweiligeren Bücher.


    Hm, Fontane und Humor? Da ist mir wohl etwas entgangen. Die Ablehnung von Effi Briest verstehe ich so wenig wie Lauterbach. Was den Stechlin anbelangt, so lasse ich den Mantel des Schweigens über dieses angeblich so reife Alterswerk gebreitet.

    Ja, die Diskussion zeigt, dass Übersetzung immer auch Verlust bedeutet - an Genauigkeit, an konkretem Inhalt, an Nuancen.


    Interessante Diskussion!


    Wenn es auf Nuancen ankommt (insbesondere auf die von sandhofer angesprochenen), wird der Übersetzer im Idealfall zum "Kultur-Erklärer". Am Beispiel zweier Übersetzungen des Don Quijote kann man sehr schön studieren, was Übersetzerfleiß und -phantasie erreichen können. Mir liegen die Übersetzungen von Ludwig Braunfels aus dem 19. Jahrhundert und die aktuelle von Susanne Lange vor. Braunfels macht im Titel den „ingenioso hidalgo“ zum „geistreichen Ritter“ – was kompletter Blödsinn ist, weil ein spanischer Hidalgo des frühen 17. Jahrhunderts alles andere war als ein Ritter, wie wir ihn aus der mittelalterlichen Epik (z.B. Hartmann v. Aue) kennen.


    Susanne Lange lässt es bei dem spanischen „Hidalgo“. Sie übersetzt uns diesen Begriff nicht und erklärt ihn stattdessen (in Form einer Anmerkung sowie einer ausführlichen Erläuterung im Nachwort). Wir lernen etwas über die leicht heruntergekommene und alles andere als immer wohlsituierte Variante des niederen spanischen Adels im 16./17. Jahrhundert und begreifen, wie groß der Unterschied zu einem „Ritter“ ist.


    Wenn man dann aber etwas nachdenkt, kann man zu dem Schluß gelangen, dass der „Ritter“ in der Braunfels-Übersetzung so schlecht nicht gewählt ist, denn in diesem Begriff schwingt mehr ein Stilideal als eine tatsächliche Daseinsform mit – was wiederum dem „Geist“ des Don Q. ziemlich angemessen scheint.


    Übersetzungen sind ein spannendes Thema, und ich bin froh, dass auch bewährte Klassikerübersetzungen von Zeit zu Zeit unter die Lupe genommen werden. Zumindest bei dem einen oder anderen „Großwerk“ der Literatur kann das recht erhellend sein.


    Moin, Moin!


    Was ist "große Literatur"? Was macht sie aus? Diese Fragen geistern gerade durchs buchaffine Netz. Es meldeten sich <a href="http://thomasbrasch.wordpress.com/2014/09/14/ich-bin-zu-klein-fur-grose-literatur/">Thomas Brasch</a>, <a href="http://buchpost.wordpress.com/2012/12/28/klassiker/">Anna</a> (Buchpost), <a href="http://kaffeehaussitzer.de/?p=3573">Uwe Kalkowski</a> (Kaffeehaussitzer) und <a href="http://literatourismus.net/2014/09/was-ist-eigentlich-grosse-literatur/">Sophie</a> (Literaturen).


    Das sind interessante, zum Teil recht demütige Antworten auf eine große Frage ...


    Von große Literatur kann imho immer nur persönlich gesprochen werden. Unabhängig davon, dass man natürlich allgemeine Kriterien entwickeln kann, ist für mich all das "groß", was "biografische" Spuren hinterlassen hat. Das sind in erster Linie nicht Goethe, Schiller & Co., sondern ein harmloses Gedicht, das ich seit mindestens 30 Jahren auswendig hersagen kann, ein Märchen, ein Abenteuerroman oder der erste Mount Everest der Weltliteratur, der gemeistert wurde und seitdem immer wieder "konsultiert" und neu entdeckt wird. Mit anderen Worten: Groß ist für mich das, was uns individuell groß macht - indem es uns berührt und unvergesslich wird.


    Vielleicht kannst Du in der Buchhandlung einmal ein paar Seiten probelesen.


    Das kann man auch bei amazon. "Pfaueninsel" scheint eine der interessanteren Neuerscheinungen zu sein. Was ich bisher lesen konnte, strahlt einen Hauch vergangener Rokoko-Empfindsamkeit aus. Die erwähnte sorgfältige und edle Buchmacherkunst hat daran einen nicht geringen Anteil. Schön, dass so etwas noch möglich ist.