Karl May

  • Hallo Dyke,


    tendiere ich mehr zu Sozialkritik als in Richtung Phantastische Literatur.


    Natürlich ist "Gulliver" Sozialkritik. Aber kann Fantasy nicht sozialkritisch sein?


    nichts mit Fanatasy zu tun, den in ihnen steckt ein wahrer Kern


    Also "Fantasy" ist, wenn kein wahrer Kern drin steckt?


    sandhofer: dann kann Karl May keine Fantasy sein, ... was zu beweisen war.


    Grüße


    Hubert

  • Hallo zusammen
    Hallo Hubert!


    Ich hätte mich genauer ausdrücken sollen: May ist ein Gründervater der modernen Fantasy - und selbst dann würde ich nur ein einziges Werk dazu rechnen: "Ardistan und Dschinnistan".


    Zu Deinen Beispielen: Homer und Gilgamesch würde ich als 'Mythen' bezeichnen. Mythen hängen - im Gegensatz zu Fantasy - mit der jeweils zeitgenössischen und ortsüblichen Religion zusammen.


    Rabelais und Swift sind m.M. primär Satiriker und benutzen Übertreibung und Verfremdung, um ihre Botschaft zu transportieren.


    Fantasy hat für mich ein Element des Zaubers, des Überirdischen (oder Übermenschlichen) - aber eben ohne der jeweils zeitgenössischen und ortsüblichen Religion zu folgen. Es könnten aber Versatzstücke z.B. des keltischen Glaubens heute in der Fantasy benutzt - was ja auch geschieht.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • [...] von Coopers „Letztem Mohikaner“ und Karl Mays Abenteuer-Schmock werde ich aber voraussichtlich gebührend Abstand halten.


    Woran Du wohl recht tust. Coopers Werk ist - wenn nicht ad usum delphini gelesen - ein langweiliger viktorianischer Schmachtfetzen, der sich ungeheuer zieht. Durchmischt mit immer wieder kleinen rassistischen Bemerkungen, die für die damalige Zeit wohl üblich und sogar sehr zurückhaltend waren, heute aber erschrecken. May kann man als Erwachsener auch höchstens noch ironisch gebrochen lesen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • May kann man als Erwachsener auch höchstens noch ironisch gebrochen lesen.


    das klappt meiner Erfahrung nach nur, wenn man mit der May-Lektüre sehr beglückende Kindheitserinnerungen verbindet. Wer May nicht als Kind/Jugendlicher gelesen hat, der wird dem Werk wohl schwerlich etwas abgewinnen können. Mays Biografie dagegen schon eher, die ist ziemlich einzigartig: Aus der Gosse zum erfolgreichsten Schriftsteller nicht nur seiner Zeit und zum ersten Pop-Star der Literaturgeschichte. Also das hat schon was.


    Das so oft so hoch gelobte Spätwerk ist auch nur sehr bedingt lesenswert - und eigentlich auch nur dann, wenn man Mays Leben & Werk einigermaßen parat hat; dann kann man das als wiesollmansagen: psychologisches Protokoll lesen. Aber als Roman ist das alles imho nur sehr schwer genießbar. Eigentlich gar nicht.


    Ich hab kürzlich mal wieder Winnetou I-III gelesen (dh bei Band III bin ich stecken geblieben). Band I funktioniert nach wie vor, II und III sind ganz offensichtlich am Kleistertopf entstanden, da matsch May altes Material ziemlich lieblos zusammen. Die Orient-Geschichten les ich auch immer mal wieder ganz gern (da ist auch die 12-Stunden-Hörspielfassung des WDR ziemlich phänomenal gut)


    Ach ja - Neben Tom Sawyer lese ich immer mal wieder die Schatzinsel: und bin jedes Mal begeistert 8-).

  • Winnetou hatte ich vor einigen Jahren Mal wieder probiert, bin jedoch nach einigen Seiten aus dem wilden Westen wieder abgereist - die Plains findet man eben auch in Mays Sprache wieder, platt eben. Aus dem Museum in der Villa Old Shatterhand in Radebeul hatte ich mir das Hörbuch "Das Buschgespenst" mitgenommen, ein Krimi der in Sachsen spielt. Der Anfang ist wirklich nicht schlecht, weil er sich mit der sozialen Situation der Menschen im Erzgebirge beschäftigt. Wie zu erwarten wurde die Geschichte dann immer mehr zu einem echten trivialen Kolportageroman. Aber immerhin. Die Fernsehverfilmung habe ich mir dann auch noch angetan.