Beiträge von Sir Thomas

    Darf es noch a bissl älter sein?


    - Wilhelm Hertz: Goethes Naturphilosophie in Faust, 1913


    Etwas "jüngeren" Datums:


    - Otto J. Hartmann: Erde und Kosmos, 1938


    Auf beide stieß ich im Rahmen von "Lotte in Weimar". Thomas Mann hat sie als Quelle für Goethes Naturphilosophie genutzt. Ich kenne allerdings keines der beiden Bücher.


    Benn bleibt diesbezüglich erste Wahl. Aber auch T. Mann hat bekanntlich einige Goethe-Essays produziert, wobei ich mich nicht erinnern kann, ob er Deine Thematik aufgreift.


    PS: Soeben fällt mir noch Bielschowsky ein, der eine zweibändige Goethe-Biografie (Bd. 1: 1896, Bd. 2: 1904) verfasst hat. Ich erinnere mich dunkel an einige Kapitel, die Dich interessieren dürften. Das Werk kann man online lesen bzw. als pdf downloaden.


    Ich habe durch Zufall eine sogenannte "Kriegsausgabe" von "Also sprach Zaratustra" bekommen können. Wenn man das Vorwort liest, weiß man, wieso viele Lehrer lieber die Finger davon lassen. Was ich sehr schade finde, geht uns doch dadurch einer eigenwilligsten und literarisch begabtesten Philosophen verloren...


    Was steht denn so drin in dem schlimmen Vorwort? Und was bitte ist eine "Kriegsausgabe"? Ein zwischen 1914/18 oder 1939/45 entstandener Druck?


    Hallo Sir Thomas. Kannst du den Link zum zweiten Teil hier posten, wenn du ihn gefunden hast? Werde jetzt einige Zeit außer Landes sein, wär schön wenn ich mir das bei meiner Rückkehr noch zu Gemüte führen könnte. Vielen Dank schon mal!


    Zu faul zum Suchen, oder was? :breitgrins:


    Aber ich bin ja grundsätzlich ein netter Kerl, daher:


    http://swrmediathek.de/player.…de-11e3-9f3f-0026b975f2e6


    Ich würde mich an Deiner Stelle beeilen, das steht da nicht mehr lang zur Verfügung.


    So long,


    Tom


    Die Verwirrungen des Zöglings Törless, Hörspiel, Ursendung 2014.


    Hallo Maria,


    ich habe gut eine Stunde des ersten Teils heute hören können und finde die Adaption sehr gelungen. Danke für den Hinweis. Ich werde mal den zweiten Teil suchen und ebenfalls herunterladen.


    Es grüßt


    Tom

    Gottfried Benn - Briefe an F.W. Oelze 1932 - 1956, 3 Bände


    Eine herrliche Briefsammlung, in der ein zynischer alter Höhlenbär über Gott und die Welt meckert, lästert und ganz nebenbei seine ganz persönliche Philosophie von der antinaturalistischen Funktion des Denkens und des Geistes einem intellektuell-frustrierten Geschäftsmann (Oelze) erklärt. Man sollte allerdings ein wenig vertraut sein mit der Biografie und den Werken des Grantlers. Bisheriges Fazit: Wer Briefe liebt, wird diese Edition mögen!


    Wenn du willst, können wir dieses Wochenende oder die nächste Woche an die Bakchen vergeben.


    Hallo finsbury,


    das hat leider nicht geklappt, ich komme aus vielerlei Gründen nur schleppend voran.


    Folgende Eindrücke habe ich bis jetzt gesammelt:
    Das Ganze wirkt bislang ein wenig saft- und kraftlos: Ein Gott (Dionysos), der sich an sich selbst berauscht und ein Ungläubiger (Pentheus), der ihm partout nicht folgen will. Göttliche Überheblichkeit gegen menschliche Ratio, gespickt mit Machtphantasien und -ansprüchen: Euripides agiert nicht ungeschickt beim Aufbau des zentralen Konflikts, dessen Ausgang man ahnt (wenn man ihn nicht ohnehin aus anderen Lektüren, z.B. Ovid, kennt). Meine englische Prosaübersetzung muss ich loben, sie ist locker-flockig und weder verzopft noch verstaubt.


    Aber: Wenn ich das mit den Dramen des Sophokles oder Aischylos vergleiche, dann kann ich Nietzsche verstehen, der in Euripides einen der Totschläger der attischen Tragödie sah. Das liegt zum einen an der unpathetischen Nüchternheit, mit der die Figuren sprechen. Dadurch wirken sie "moderner" als ein Agamemnon, eine Klytaimnestra oder ein Ödipus, aber auch langweiliger. Es fehlt der bittere Zwang des Schicksals, den die Götter über die Menschen verhängt haben - und damit ein wesentliches Element der Tragödie, das ich einmal verkürzt als "Handeln und Erkennen erzeugen unnötiges Leiden" bezeichnen möchte.


    Ich bin gespannt, ob davon auch bei Euripides noch ein wenig zu spüren sein wird. Bislang erreichen "Die Bakchen" allenfalls das Niveau des von mir nicht sonderlich geschätzten bürgerlichen Trauerspiels.


    Eventuell könnten wir auch parallel lesen: Bei mir stehen noch die beiden Iphigenien und die Bakchen auf dem Leseplan.


    Hallo finsbury,


    vollkommen entnervt von einer üblen (deutschen) metrischen Übersetzung habe ich mir kurzfristig eine (englische) Prosaübersetzung der "Bakchen" beschafft (Oxford World's Classics). Es hilft!! Englische Übersetzer haben oft einen wesentlich unverkrampfteren Zugang zu den antiken metrischen Stoffen.


    Wie sieht es bei Dir aus?

    Da bin ich auf dein Urteil gespannt.


    Gemach, bitte! :breitgrins:



    Eventuell könnten wir auch parallel lesen: Bei mir stehen noch die beiden Iphigenien und die Bakchen auf dem Leseplan. Die Iphigenie bei den Taurern evtl. auch im Vgl zur Goethe-Version.


    "Die Bakchen" kann ich mir vorstellen, die beiden Iphigenien eher nicht. Der Vergleich mit der Goethe-Version entfällt deshalb, aber dieses einschläfernde pseudo-antike Dramödchen gehört für mich ohnehin zu den eindeutigen Megalangweilern der Literatur.

    Handlung auf der Bühne, da hast du Recht. Dagegen fliegen hinter der Bühne häufig die Fetzen und werden durch den Botenbericht in Szene gesetzt. Der ist aber bei den Troierinnen nur sehr karg: Polyxena und Neoptolamos werden zwar ermordet, aber das wird nur kurz zur Kenntnis genommen und dann zugunsten Hekubas Klagen insbesondere über ihr eigenes Schicksal in den Hintergrund gedrängt.


    O.K, da haben wir einander vorbei"geschrieben" ... :breitgrins: Ich nehme Deine "Troerinnen" zum Anlass, diesen Autor (den Nietzsche in typisch überzogener Manier gemeinsam mit Sokrates zum Totengräber der klassischen griechischen Tragödie erklärt hat) mal wieder in die Hand zu nehmen.

    Habe die ganze Box da. Kann also Stück für Stück alles lesen.


    Du Glückspilz! Wahrscheinlich umfasst Deine Box auch die Short Stories. Darunter befinden sich einige echte Perlen. "Der große Schlaf" ist, wie Giesbert schreibt, das erste Experiment mit der Romanform und daher etwas steif und unzugänglich. Aber schon der zweite Roman (Lebwohl, mein Liebling) gehört zum Besten Chandlers. Weiterhin viel Vergnügen!


    Aktuell abgeschlossen: Die Troerinnen


    Eine eher untypische Tragödie, da ausgesprochen handlungsarm.


    In meiner Erinnerung, finsbury, schließen sich "Handlung" und "antike Tragödie" nahezu aus. In Euripides' Zeiten dominierten der Chor und die effektvollen "schönen Reden" der tragischen Helden das (eigentlich nicht vorhandene) Geschehen auf der Bühne. Das gilt zumindest für Aischylos und Sophokles. Die deutliche Handlungsorientierung der Tragödie beginnt mWn. erst im 17. Jahrhundert. Das ist dann der Naturalismus, der von Goethe und Schiller so vehement bekämpft wurde.


    Auf jeden Fall lesenswert ist der Klassiker - Clarin: Die Präsidentin. Das ist die Paso Doble-Variante von Anna Karenina oder Effi Briest.


    Ich kenne ja sonst noch nichts von Maupassant, nicht mal sein berühmtes Bel Ami.


    Vor unendlich vielen Jahren habe ich einige Erzählungen gelesen, von denen ich zum Teil beeindruckt war. Die Lesung des "Dr. Gloss ..." hat mich daran erinnert, dass Maupassant kein schlechter Erzähler ist: nicht so geschwätzig wie Balzac, nicht so spröde wie Flaubert - und vor allem nicht so naturalistisch-langweilig wie Zola. Wahrscheinlich ist es die gut dosierte Ironie, die diese Geschichte eines Sonderlings genießbar macht.


    "Bel Ami" kenne ich auch nicht. Ich bin durchaus geneigt, das zu ändern.


    LG


    Tom