Beiträge von Zefira

    Kennen gelernt habe ich ihn durch sein Essay über Madame Bovary mit dem Titel "Die ewige Orgie". Später habe ich noch zwei Bücher von ihm gelesen, "Der Geschichtenerzähler" (gefiel mir sehr) und "Wer hat Palomino Molero umgebracht". Seit gut einem Jahr schleiche ich jetzt um "Der Krieg am Ende der Welt". Es ist sehr umfangreich; ich habe es mir mal aus dem Secondhandladen mitgebracht. Leider sind die Leserstimmen im Internet nicht unbedingt ermutigend, das anzufangen. Kennt es jemand von euch?

    Ich bin ebenfalls durch und danke allen für die Leserunde. Ohne euch hätte ich das Buch vermutlich nie gelesen, weil ich Galsworthy nur von einigen Erzählungen kannte, die mich wenig ansprachen. Die Forsyte Saga gefiel mir aber ausgesprochen gut und gibt ein wunderbares Sittenbild der Zeit. Nun werde ich mir auch die Serie bei youtube ansehen - die ist nämlich damals auch an mir vorbei gegangen.

    Ich fand Jons Brief an seinen Sohn sehr interessant. Jon geht eingehend auf die Problematik ein, wenn eine Ehe zwischen einem Paar zustandekommt, das sexuell einfach nicht zusammenpasst. Wobei er - soweit ich erkennen kann - ohne weiteres davon ausgeht, dass der leidende Teil in einer solchen Ehe immer die Frau ist. Klar: der Mann wusste in der damaligen Gesellschaft schon vor der Ehe ein bisschen Bescheid, die Frau nie, jedenfalls war das im Bürgertum die Erwartung.


    Die einzig richtige Konsequenz, wie man dieses Problem vermeidet, wäre, dass auch die Frau schon mit einem Minimum an Erfahrung in die Ehe geht. Aber das schlägt Jon natürlich nicht im Ernst vor ...


    Ich habe schon ein paarmal Bücher gelesen, in denen eine Frau völlig ahnungslos in die Ehe ging, in der Hochzeitsnacht - sollte man meinen - eher angewidert war und sich dann dreingefunden hat, manchmal sogar mit Leidenschaft, wie Jeanne in Maupassants "Ein Leben". Ob das in Wahrheit so funktioniert, habe ich immer ein bisschen angezweifelt; so wie Maupassant es schildert, kann ich es mir zum Beispiel kaum vorstellen, weil der Gatte einfach ein Stoffel ist. Die Schilderung, wie Soames nach einem Streit nachts seine Frau aufsucht und sie ihn ganz abgeklärt empfängt (ich weiß nicht mehr, wie es genau formuliert war), ist ausgesprochen gruselig.

    Ich bin mit dem ersten Teil durch.
    Und gehe davon aus, dass aus der Ehe nichts wird. Fleur würde vielleicht gegen den Willen ihres Vaters heiraten. Aber Jon nicht.

    Was haltet ihr von Profond? Ich sehe da immer Hercule Poirot vor mir. Er spricht genauso gewollt-geheimnisvoll. Allein dieser Name !

    Galsworthy ist nicht ganz korrekt, was das Gemälde betrifft (oder er meint ein anderes mit dem gleichen Titel), oder die Übersetzung ist unkorrekt? Jedenfalls steht bei mir, Soames habe die "Kopie eines Freskogemäldes" in Auftrag gegeben. Das Gemälde ist aber einer jener Teppichkartons, die Goya in seiner Zeit als Tapisserie-"Designer" angefertigt hat. d.h. es ist ein Öl auf Leinwand-Gemälde.

    Ja, nun bin ich durch und habe auch die seltsame Wendung mit der Geburt der Tochter gelesen.
    Ich weiß nicht recht, was ich von dieser medizinischen Zwangslage halten soll. Die Operation, die der Arzt für nötig hält, kann doch nur ein Kaiserschnitt sein? Warum meint er dann, er könne die Mutter wahrscheinlich retten, das Kind würde aber dann "tot geboren"? Ein Kaiserschnitt ist m.W. eine Gefahr für die Mutter, nicht für das Kind (vorausgesetzt, es ist voll ausgetragen, aber das war ja wohl der Fall).


    Wie auch immer - Soames hat mir ein wenig leid getan in dieser Situation. Er ist doch ein armer Sack, dass er aus seinen Denkmustern einfach nicht herauskommt.
    Das zeigt sich noch mehr in den ersten Kapiteln des dritten Buchs, mit dem ich heute morgen angefangen habe.

    Der Wunsch nach einem Sohn ist ja nichts Ungewöhnliches, auch heute noch.

    Aber dieses "Soames wird so schnell machen, wie er kann" - da komm ich nicht drüber weg.
    Ich weiß ja schon aus der Stammtafel, dass er eine Tochter kriegt. Das wird noch lustig.

    Boahhhh ... ich muss mir mal Luft machen.

    Zweites Buch, dritter Teil, achtes Kapitel "James wartet":

    James zu Emily über Soames: "Wenn er stirbt, erlischt der Name."
    Emily: "Da sind doch all die anderen Forsytes."
    James: "... Ich bin dann im Grab, und niemand wird dasein, wenn er nicht wieder heiratet."
    Auf die Mitteilung, dass Soames' Scheidung läuft:
    "Ich werde meinen Enkelsohn nicht mehr sehen."
    Emily: "Soames wird so schnell machen, wie er kann."

    Ich dachte, der größte Darsteller menschlicher Blödheit sei Flaubert. Aber Galsworthy steht ihm anscheinend nicht nach.

    edit: Dummheit ist wohl das falsche Wort. Hybris, Borniertheit, Spießbürgertum? Die Familie gibt sich so weltmännisch mit ihren Bildersammlern und internationalen Geldinteressen, und dann diese geistige Beschränktheit ...

    Die Dame kenn ich von einem Buchumschlag. Und komme nicht darauf, welcher. Gerade "Anna Karenina" aus dem Regal gezupft, die Hanser-Übersetzung, aber die ist es nicht.

    Google Bildsuche findet es nicht. Gedächtnis wäre besser ;(

    Ich schrieb oben, ich habe einen Band Erzählungen von Tolstoi, auf dem sie drauf ist, aber das ist eine andere Dame, ich habe eben geguckt ...
    Also, auf der Anaconda-Ausgabe von Anna Karenina ist sie jedenfalls drauf.
    Siehe hier bei bücher.de

    Unterwegs, auf dem Kobo:

    Grazia Deledda, Die Flucht nach Ägypten.

    Text vom deutschen Gutenberg, ePub erstellt mit Gutenberg ePub Generator.

    Wenn es stimmt mit den Werkangaben in Wikipedia, ist von ihr sehr wenig übersetzt. Trotz Nobelpreis.

    Ich habe mal "Die Mutter" von ihr gelesen, noch im alten Jahrtausend. Es gibt auch eine sehr hübsche Ausgabe von "Schilf im Wind" bei Manesse.

    Mich verlockt der Roman sehr, aber ich warte noch etwas ab, zumal ich ohnehin der Bücherflut kaum mehr Herr werde.
    Die Unbekannte von Kramskoi ziert bei mir einen Band Tolstoi-Erzählungen, der mir lieb und teuer ist - ich lese alle paar Jahre mal den Iwan Iljitsch wieder ...
    Ilja Repin, ja, den schätze ich auch sehr. Dieses Porträt seiner Tochter (Link führt zu Alamy, ich habe das Bild bei Wiki nicht finden können) war kürzlich in meinem Harenberg-Kunstkalender und hat mich begeistert. Auch seine Kreuzprozession (hier bei Wiki) war schon mal im Kalender, mit besonderem Verweis auf den humpelnden blonden Jungen vorne, der so zielbewusst das Heiligtum ansteuert.

    Ja, das haben wir in der Schule gelesen - ich erinnere mich, der Text steht hier online beim Klett Verlag.

    Die Tochter weiß nichts zu sagen, schenkt ihren Eltern eine Vase aus einem Modejournal - es ist ein klassisches Bild. Und dabei erfahren wir ja gar nichts über das tatsächliche Leben der Tochter; nur das, was die Eltern zu wissen glauben. So glamourös, wie sie denken, wird es kaum sein. Eine traurige Geschichte.

    Vielen Dank! Wie bist Du drauf gekommen oder kanntest Du den Künstler schon?



    Ich habe das Titelbild des Buches gespeichert und in die Google-Bildersuche eingegeben.
    (Natürlich ohne den Buchtitel selbst, den habe ich vorher unten abgeschnitten.)
    Es kam sofort ein Etsy-Shop, der einen Druck des Bildes für 30 Euro (nach meiner Erinnerung) anbietet, und von da aus konnte ich den Namen des Künstlers ermitteln.
    Ich finde die Vollansicht dieses Porträts sehr stark. Das Gesicht ist durch den Schwung der Hutkrempe und die Schleife unter dem Kinn wie in eine Herzform geschlossen, hat aber einen, wie ich finde, sehr distanzierten, fast abweisenden Ausdruck - auch weil sie so halb abgewendet zurückschaut, als wolle sie sagen: "Warum schleichst du mir nach und starrst mich an, hast du nichts besseres zu tun?" :D

    Ja, das ist ein Text, den man nicht vergisst. Ich kenne ihn auch aus einem Schulbuch, und die letzten Zeilen sehe ich noch deutlich vor mir, sie waren in meinem Buch so angeordnet:
    Er schwieg

    sprach nur noch mit sich selbst

    grüsste nicht einmal mehr


    ... und dann Ende, ohne Satzzeichen.