Beiträge von montaigne


    [ich habe auch manches Mal Probleme den Gesprächen zu folgen (trotz gutem Kommentar in meiner Ausgabe), vor allem wenn es um Politik geht


    Welche Ausgabe liest du denn, und gibt es in deinem Kommentar eine Anmerkung zu dem rot und grün gestrichenen Holztürmchen? Mir ist die Symbolik nicht klar, bin mir aber sicher, dass es eine gibt.


    Beim Interpretieren scheint mir etwas Phantasie zu fehlen, dass bei der Beschreibung des Blumenkohls soziale Gegensätze angedeutet werden, wäre mir nicht aufgefallen.


    Ja, Fontane lesen schult die Phantasie, es ist tatsächlich so, dass bei Fontane kaum ein Satz steht, der nicht noch eine weitere Bedeutung hat, alles reale ist gleichzeitig auch Symbol, man muss nur aufpassen, wenn man nach Fontane andere Autoren liest, dass man dann nicht immer weiter nach Symbolen sucht.



    Vom Standesunterschied mal abgesehen, finde ich die Haltung der Dörrs und von Frau Nimptsch zu Lenes Beziehung recht liberal.


    Na ja, die Dörr hatte ja wenn ich das richtig verstanden habe, eine ähnliche Beziehung, bevor sie den Gärtner heiratete und die Frau Nimptsch ist ja nicht die leibliche Mutter von Lene, die beiden leben das auf ihre Art mit und sind stolz wenn der Herr Baron sich mit ihnen unterhält. Wie falsch dieser Bursche aber ist, zeigt Fontane Ende des 10. und Anfang des 11. Kapitels:


    „Doch, liebe Frau Dörr“, lachte Botho. „Sie können alles verlangen. Eine Frau wie Sie.“ (Ende 10. Kapitel)


    und Anfang des 11. Kapitels sagt Botho zu Lene:
    „Frau Dörr, wenn sie neben deiner Mutter sitzt oder den alten Dörr erzieht, ist unbezahlbar, aber nicht unter Menschen. Unter Menschen ist sie bloß komische Figur und eine Verlegenheit.“



    Wundern tue ich mich mehr über Lene, die sich voll bewusst ist, dass das mit dem Baron nichts wird, aber einfach mal die Zeit mit ihm genießt.



    Schön, dass wir das Buch gerade jetzt lesen, die Jahreszeit passt ja ziemlich gut.


    Ja, das gefällt mir auch sehr gut zumal bei uns im wilden Süden, gerade die Spargelzeit anfängt


    Lenes Aschblond ist wohl ein mattes Blond, das wie der Name schon sagt, mehr in Richtung Grau geht. Google fördert <a href="http://www.schwarzkopf.de/sk/de/home/haarfarbe/blondes_haar/farbberatung/aschblond_trendblond.html"> dies </a> zutage.


    Danke, Klaus, als ich jetzt deinen Beitrag gelesen habe, ist mir zu asch...., noch das Märchen Aschenputtel oder heißt das Aschenbrödel eingefallen, ich will mal gelegentlich prüfen, ob es da einen Zusammenhang gibt, kann mich im Moment überhaupt nicht mehr an den Inhalt des Märchens erinnern.


    Auf die Brontës bin ich auch schon lange gespannt. Hier wäre ich interessiert.


    Hallo Didonia,


    das freut mich, dass du dich für "Charlotte Brontë: Der Professor" interessierst. Ich habe vor, nach unserer zur Zeit laufenden Fontane-Leserunde mit diesem Buch weiter zu machen. Also so ca. in 2 Wochen. Würde dir der Termin passen?


    LG


    Montaigne


    Moin miteinander,


    ich bin ein Nordlicht aus Ostfriesland, verschlinge und liebe Bücher. Durch meinen Mann habe ich eine ganze Klassiker-Sammlung, in die ich nun so nach und nach mal reinschnuppern möchte. Da kommt mir so ein Klassiker-Forum ja gerade recht.


    Hallo Didonia,


    auch von mir ein herzliches Willkommen im Klassikerforum. :blume: :blume: :blume:


    Würde mich freuen, wenn wir uns bald bei einer gemeinsamen Leserunde hier treffen würden.

    Bei der Verleihung des 62. Deutschen Filmpreises im Friedrichstadt-Palast in Berlin wurde „Gerhard Richter Painting“ am Freitag, dem 27. April 2012, als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.


    In der Tat sind die Ähnlichkeiten zwischen Konfuzius und Knigge manchmal so verblüffend, dass ich mich frage, ob der chinesische Knigge nicht beim deutschen Original abgeschrieben hat.


    :breitgrins:


    Nach Fontanes eigenen Worten liegt im Romananfang der "Keim des Ganzen". Im ersten Absatz fällt bei der Beschreibung des Gärtnereigeländes mit dem Wohnhaus das Motiv des Versteckens und Verbergens auf: sollte dies eine Anspielung oder erste Andeutung sein, dass die unstandesgemäße Liebe versteckt werden muß und nur im Verborgenen existieren darf, nämlich bei den einfachen Leuten Dörr und Nimptsch, nicht aber in der vornehmen Welt des Barons Rienäcker?


    Sehe ich ganz genau so



    Mir gefiel sehr, wie dieses Liebespaar am Ende des 1. Kapitels eingeführt wurde. Indirekt, aus der Perspektive von Frau Dörr und Frau Nimptsch lernen wir sie aus der Ferne kennen. Aus der Nähe und sprechend wird uns Lene dann erst im 3. Kapitel, der Baron im 4. Kapitel präsentiert. Auffallend auch, dass wir seinen Vornamen erst spät erfahren, seinen Nachnamen sogar erst im 6. Kapitel. Vielleicht ist dies schon ein dezenter Hinweis auf die Standesproblematik: erstmal ist er Baron und dann erst Individuum mit einem eigenen Namen.


    War mir so nicht aufgefallen, aber jetzt wo du es ansprichst, ja wird sicher so sein.


    Der Bildungsunterschied wird ja auch in Lenes Brief im sechsten Kapitel deutlich, wo der Baron sich über Lenes Orthographie amüsiert, wenn sie z.B. Alleh, statt Allee schreibt.



    Beim Spargelsortieren sinniert Frau Dörr darüber, dass die Spargel"köppe" immer bevorzugt werden, genau wie beim Blumenkohl die Blume gegenüber dem Strunk. Dies sei "dummes Zeug", im Strunk "da sitzt die Kraft drin". Ich glaube hier handelt es sich um ein Symbol für den sozialen Gegensatz. Noch einmal taucht dies in Lenes Brief auf (6. Kapitel): sie beobachtete Botho heimlich, wie er eine schöne Blondine (aus seinen Kreisen) traf. Deren zwei Schimmel hatten eine "Blumengirrlande", "und die Blumen so dicht, ganz ohne Blatt und Stiehl".


    Lena ist ja auch blond, allerdings aschblond, wie wir im dritten Kapitel erfahren. Ich weiß gar nicht genau, was ich mir unter aschblond vorzustellen habe?

    Nach den zwei Romanen von Anne Bronte habe ich mir zunächst sehr schwer mit Fontane getan, insbesondere mit den vielen Dialektwörtern, aber ab dem dritten Kapitel war ich dann so angetan von Fontane, dass ich es auch bis zum sechsten Kapitel geschafft habe.


    Der erste Satz ist typisch für einen Fontane-Romananfang: Genaue örtliche Angabe, wo wir uns befinden


    http://www.klassikerforum.de/i…21.msg50349.html#msg50349


    Am Schnittpunkt von Kurfürstendamm und Kurfürstenstraße, schräg gegenüber dem Zoologischen Garten. Diese Stelle kann man auch heute noch in Berlin finden, wenn es da auch inzwischen etwas anders aussieht. Jetzt wird der Fokus auf ein Holztürmchen gerichtet. Dieses ist rot und grün gestrichen. Bei Fontane sicher kein Zufall, zumal der „grün und rotgestrichene Turm“ noch mal zu Beginn des fünften Kapitels erwähnt wird und während des Feuerwerks im Zoologischen Garten am Ende des fünften Kapitels „die Gebüsche drüben in einem grünen und roten Lichte zu glühen anfingen.“


    Dann im zweiten Absatz: nach dem Ort die Zeit: Es ist die Woche nach Pfingsten, allerdings die Jahreszahl erfahren wir noch nicht, wird aber noch kommen wie ich Fontane kenne, allerdings muss es einige Jahre nach 1853 gewesen sein, denn da hat das Weinrestaurant Borchardt eröffnet
    http://besten.welt.de/Essen-Tr…taurants/Borchardt-Berlin


    und da ging Rienäcker früher mit seinem Onkel hin, jetzt geht’s ins Hiller und abends in den Zirkus Renz (wie wir im sechsten Kapitel erfahren):


    http://www.universal-renz.de/index.php?id=42

    „An dem Schnittpunkte von Kurfürstendamm und Kurfürstenstraße, schräg gegenüber dem »Zoologischen«, befand sich in der Mitte der siebziger Jahre noch eine große, feldeinwärts sich erstreckende Gärtnerei, deren kleines, dreifenstriges, in einem Vorgärtchen um etwa hundert Schritte zurückgelegenes Wohnhaus, trotz aller Kleinheit und Zurückgezogenheit, von der vorübergehenden Straße her sehr wohl erkannt werden konnte.“


    Dies ist der erste Satz in Theodor Fontanes Roman „Irrungen, Wirrungen“ zu dem gerade eine Leserunde begonnen hat und es ist typisch für Fontane einen Roman mit einer genauen Schilderung des Schauplatzes zu beginnen.


    Auch der Roman „Unwiederbringlich“:


    „Eine Meile südlich von Glücksburg, auf einer dicht an die See herantretenden Düne, lag das von der gräflich Holkschen Familie bewohnte Schloß Holkenäs, ...“


    und „Effi Briest“ beginnen so:


    „In Front des schon seit Kurfürst Georg Wilhelm von der Familie von Briest bewohnten Herrenhauses zu Hohen-Cremmen fiel heller Sonnenschein auf die mittagsstille Dorfstraße, während nach der Park- und Gartenseite hin ein rechtwinklig angebauter Seitenflügel einen breiten Schatten erst auf einen weiß und grün quadrierten Fliesengang und dann über diesen hinaus auf ein großes, in seiner Mitte mit einer Sonnenuhr und an seinem Rande mit Canna indica und Rhabarberstauden besetzten Rondell warf.“


    Und ich musste nun gerade schmunzeln :zwinker: über die Bezeichnung und fand sie äußerst treffend, wird Konfuzius in China doch gern in allen Lebenslagen und Verhaltensfragen zu Rate gezogen.


    Ach so, weil Konfuzius seit 2.500 Jahren nicht nur in philosophischen, religiösen und politischen Fragen, sondern wie du richtig schreibst auch noch in allen Lebenslagen und Verhaltensfragen zu Rate gezogen wird und das nicht nur in China sondern auf der ganzen Welt zumindest bekannt ist (z.B. geht auch das deutsche Sprichwort: "Was du nicht willst ...." auf Konfuzius zurück), deshalb ist er mit Knigge zu vergleichen. Dann muss ich das wohl nochmal überdenken.


    Gerade lese ich den "chinesischen Knigge" Konfuzius.


    Den chinesischen Philosophen Konfuzius – einen der einflussreichsten Menschen der Weltgeschichte als „chinesischen Knigge“ zu bezeichnen würde ich nochmal überdenken.

    Gemessen an seiner Bedeutung habe ich Shakespeares Hamlet eher selten gesehen. Genau genommen erinnere ich mich nur an zwei Aufführungen. Das erste Mal war am Schauspiel Frankfurt und wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, spielte Martin Wuttke den Hamlet. Die Bühne war zum Teil in den Zuschauerraum verlängert und das berühmte Fechtduell fand mitten zwischen den Zuschauern statt. Die Aufführung war so toll, dass ich mich lange nicht getraut habe den Hamlet noch einmal anzusehen, weil besser konnte es nicht werden. Jahre später dann eine Aufführung am Nationaltheater, das Bühnenbild ganz in rot gehalten und wieder eine tolle Aufführung. Inzwischen sind die Erinnerungen etwas schwächer geworden und so habe ich mir am Ostersonntag (8.4.2012) wieder mal den Hamlet gegönnt. Wieder Schauspiel Frankfurt. Zum Glück habe ich mir vorher den Besetzungszettel nicht angesehen. Hamlet mit einer Frau besetzt, Horatio erscheint gar nicht auf dem Besetzungszettel – und ich hätte eine tolle Aufführung verpasst.


    Das Bühnenbild (Hansjörg Hartung) war wieder etwas ganz Besonderes: ein riesiger, nach hinten abfallender Spiegelsaal. Bettina Hoppe (2011 bei den Hessischen Theatertagen für ihre Cäcilie in Goethes Stella als beste Darstellerin ausgezeichnet.) spielt Hamlet, dessen Welt aus den Fugen gerät, so überzeugend, dass ich mich nie gefragt habe, warum die Rolle mit einer Frau besetzt ist. Dazwischen greift Hoppe in die Klaviertasten und singt. Die eigens für Frankfurt angefertigte Neuübersetzung des Dramatikers Roland Schimmelpfennig wirkt zeitgemäß („Sein oder Nicht Sein“ heißt jetzt „Leben oder nicht leben“). Am Schluss waren wie immer alle tot.


    Am Nachmittag hatte ich mich im Städel vor Delacroixs Gemälde „Hamlet und Horatio auf dem Friedhof“ von 1835 noch gewundert, dass der Hamlet eigentlich weibliche Züge trägt


    http://www.zeno.org/Kunstwerke…+auf+dem+Friedhof+%5B1%5D


    und auch Delacroixs vier Jahre später entstandenes gleichnamiges Gemälde aus dem Louvre zeigt eine eher weiblich wirkende Figur.


    http://de.wikipedia.org/w/inde…etimestamp=20050519091140


    Bettina Hoppes Hamlet sah dem von Delacroix nicht unähnlich.


    Das Buch liegt parat. Ich kann mich terminlich nach euch richten.


    So, ich hab' jetzt mal Sonntag, den 29. April 2012 als Leserundenbeginn in den Kalender eingetragen - damit haben klaus und riff-raff noch drei Tage Zeit sich das Buch zu besorgen, falls sie es noch nicht haben und falls sie überhaupt noch mitlesen wollen. Ansonsten freuen wir uns natürlich auch über weitere MitleserInnen.

    Der Kafka-Biograph Reiner Stach hat bisher zwei seiner auf drei Bände angelegten Kafka Biographie veröffentlicht, die man unbedingt empfehlen kann:


    2002 erschien „Kafka – Die Jahre der Entscheidungen“ der die Jahre 1910 bis 1915 behandelt:


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    2008 erschien „Kafka – Die Jahre der Erkenntnis“ der die Jahre 1916 bis 1924 beschreibt:


    [kaufen='3596183200'][/kaufen]



    2012 hat Reiner Stach wieder ein Kafka Buch veröffentlicht. Leider ist es nicht der sehnsüchtig erwartete dritte Band der Kafka-Biographie, bei dem es um den frühen Kafka gehen soll, dazu müsste erst der Nachlass von Max Brod in Tel Aviv zugänglich sein, trotzdem ist das Buch nicht weniger interessant. Bei seinen Reisen für die Biographie nach Prag und Israel, fand Stach immer wieder Fundstücke, von denen er jetzt 99 zusammengestellt und kommentiert hat und oft fragt man sich: Ist das wirklich unser Kafka?


    Eines der Fundstücke ist ein Spieltisch im Kursaal von Luzern an dem Kafka zusammen mit Max Brod im August 1911 die Reisekasse verspielte. Kannte Kafka Dostojewskis „Der Spieler“ nicht?. (Dostojewski hatte 45 Jahre zuvor seine Reisekasse in Wiesbaden verspielt). Er wäre gewarnt gewesen – aber manche Erfahrung muss man eben selbst machen.

    Ist das Kafka?: 99 Fundstücke [Gebundene Ausgabe]


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    Ich wäre gern dabei.


    Hallo Eni,


    schön, dass dein Interesse an Fontane noch besteht. Hast du das Buch schon, oder musst du es erst noch besorgen? Wir können, wenn du willst gerne kurzfristig anfangen, die Herren können dann ja noch dazu kommen und notfalls schaffen wir beide das ja auch alleine. Ich freue mich schon auf die Leserunde.


    Gruß


    Montaigne