Gerade lese ich den "chinesischen Knigge" Konfuzius. Sicher ein echter Klassiker. Langsam. Geniesse den ruhigen weisen Ton, die kurzen Fragmente der Gespräche und Gedanken, wiederholend und erweiternd und wünsche mir, die Eliten würden dieses Werk lesen UND verstehen. Vieles wäre gewonnen. Ich lese es jedenfalls mit Genuss und Gewinn. FA
Konfuzius
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Gerade lese ich den "chinesischen Knigge" Konfuzius.Den chinesischen Philosophen Konfuzius – einen der einflussreichsten Menschen der Weltgeschichte als „chinesischen Knigge“ zu bezeichnen würde ich nochmal überdenken.
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Den chinesischen Philosophen Konfuzius – einen der einflussreichsten Menschen der Weltgeschichte als „chinesischen Knigge“ zu bezeichnen würde ich nochmal überdenken.
Und ich musste nun gerade schmunzeln :zwinker: über die Bezeichnung und fand sie äußerst treffend, wird Konfuzius in China doch gern in allen Lebenslagen und Verhaltensfragen zu Rate gezogen.
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Und ich musste nun gerade schmunzeln :zwinker: über die Bezeichnung und fand sie äußerst treffend, wird Konfuzius in China doch gern in allen Lebenslagen und Verhaltensfragen zu Rate gezogen.Ach so, weil Konfuzius seit 2.500 Jahren nicht nur in philosophischen, religiösen und politischen Fragen, sondern wie du richtig schreibst auch noch in allen Lebenslagen und Verhaltensfragen zu Rate gezogen wird und das nicht nur in China sondern auf der ganzen Welt zumindest bekannt ist (z.B. geht auch das deutsche Sprichwort: "Was du nicht willst ...." auf Konfuzius zurück), deshalb ist er mit Knigge zu vergleichen. Dann muss ich das wohl nochmal überdenken.
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Zitat
Zitat Gontscharow: Und ich musste nun gerade schmunzeln :zwinker: über die Bezeichnung und fand sie äußerst treffend, wird Konfuzius in China doch gern in allen Lebenslagen und Verhaltensfragen zu Rate gezogen.
Ja, leider ist der Konfuzianismus aber ausserordentlich Patriarchal, was für die Frauen Chinas oft böse Folgen hatte, und teils auch heute noch hat. Zunächst kommt Konfuzius, dann der Staatschef, dann der Vater und dann der Bruder, und wenn Frau, wie jung oder alt sie auch sein mag, all denen in ihrem Willen gefogt ist, darf sie auch an sich denken...
Das allein hält mich davon ab, mehr Energie, als nötig daran zu verschwenden. Wer Frauen unterdrücken will, unterdrückt die Vielfalt der Welt!
Für mich ist es also keine Philosophie zum Leben, ebenso kein >Knigge<, aber ich bin ja auch Frau, ergo :grmpf:
Nichts für Ungut :winken: captainmarlowe -
Zitat von Autor: captainmarlowe« am: Heute um 19:35 »
Ja, leider ist der Konfuzianismus aber ausserordentlich Patriarchal, was für die Frauen Chinas oft böse Folgen hatte, und teils auch heute noch hat. ...
Das allein hält mich davon ab, mehr Energie, als nötig daran zu verschwenden. Wer Frauen unterdrücken will, unterdrückt die Vielfalt der Welt!
Für mich ist es also keine Philosophie zum Leben, ebenso kein >Knigge<, aber ich bin ja auch Frau, ergo :grmpf:
Dass der Konfuzianismus nicht besonders frauenfreundlich ist, ist mir schon bewusst. Aber ist es auch Konfuzius? Das könnte uns Friedrich Arthur vielleicht beantworten. Auch das Christentum ist patriachalisch. War es Christus, der Prostituierte und Ehebrecherinnen verteidigte , auch?
Wie dem auch sei, mein „Schmunzeln“ war kein Zeichen des Einverständnisses mit patriachalischen Strukturen, die es in China nach Mao ( Frau = die Hälfte des Himmels) eigentlich gar nicht mehr geben dürfte, sondern bezog sich auf die gelungene, ein bisschen ironische Formulierung, die Konfuzius mit dem Benimmpapst des 18./19. Jahrhunderts in Verbindung bringt, der nach heutigem Maßstab gendermäßig sicher auch nicht ganz korrekt ist. Sandhofer hat ihn ja mal durchgeackert, vielleicht kann er uns etwas darüber sagen.Warst du mal in China? Freunde von mir sind gerade nach China aufgebrochen. Wenn sie zurück sind, werde ich sie intensiv nach Konfuzius und der Stellung der Frau und befragen. :zwinker:
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Immer kritisch lesen und an die Zeit denken, in der etwas geschrieben wurde, das habe ich mir angewöhnt.
Sind ja so einige Jahrhunderte her, dass das alles geschrieben wurde. Erstaunlich, wie sich Denken über die Jahrhunderte und Jahrtausende ändert nicht wahr?
Weiterhin habe ich mir angewöhnt, gerade bei philosophischen Werken, mein eigenes Denken und Fühlen aus dem Gelesenen abzuleiten. Staatsdoktrien und wissenschaftlicher XYZ-mus habe ich seit der Wende hinter mir und das zum eigenen Glück. Auch zu Religiösem erhobenem stehe ich abneigend gegenüber.
Also lese ich mich durch die Gespräche und denke darüber nach, sauge wie Hermann Hesse geschrieben hatte, hier und da Honig und summe dann zu anderen Werken um dort weiterzusaugen.
Aber an Knigge musste ich schon denken, da doch so viele Verhaltensregeln gelehrt werden.
Bin gespannt aus Neuigkeiten aus China, berichtet mal.
Ich bin mir sicher, kein Schüler des Konfuzius zu werden, aber ich lese mich dennoch durchs Büchlein.
Persönlich denke ich, dass alles was älter ist als sagen wir mal 500 bis 1000 Jahre auch patriarchal ist, zumindest ist das mein bisheriger Klassikereindruck.
An das asiatische Denken bin ich noch nicht gewöhnt, aber doch neugierig hier und da mal reinzulesen.
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[...] bezog sich auf die gelungene, ein bisschen ironische Formulierung, die Konfuzius mit dem Benimmpapst des 18./19. Jahrhunderts in Verbindung bringt, der nach heutigem Maßstab gendermäßig sicher auch nicht ganz korrekt ist. Sandhofer hat ihn ja mal durchgeackert, vielleicht kann er uns etwas darüber sagen.
Der Freiherr von Knigge hat ja mit seinem "Über den Umgang mit Menschen" kein Benimmbuch geschrieben. Eher einen moralischen Leitfaden über den Umgang miteinander im Alltag. Insofern ist der Vergleicht mit Konfuzius, der ja ähnliches geschrieben bzw. im Gespräch geäussert hat, durchaus angebracht.
Ein Beispiel:
Willst Du aber im Umgang mit Dir Trost, Glück und Ruhe finden, so mußt Du ebenso vorsichtig, redlich, fein und gerecht mit Dir selbst umgehn wie mit andern, also daß Du Dich weder durch Mißhandlung erbitterst und niederdrückest noch durch Vernachlässigung zurücksetzest, noch durch Schmeichelei verdirbest.
Konfuzius oder Knigge?
Ein Jüngling soll nach innen kindesliebend, nach außen bruderliebend sein, pünktlich und wahr, seine Liebe überfließen lassend auf alle und eng verbunden mit den Sittlichen. Wenn er so wandelt und übrige Kraft hat, so mag er sie anwenden zur Erlernung der Künste.
Knigge oder Konfuzius?
:winken:
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Willst Du aber im Umgang mit Dir Trost, Glück und Ruhe finden, so mußt Du ebenso vorsichtig, redlich, fein und gerecht mit Dir selbst umgehn wie mit andern, also daß Du Dich weder durch Mißhandlung erbitterst und niederdrückest noch durch Vernachlässigung zurücksetzest, noch durch Schmeichelei verdirbest.Konfuzius oder Knigge?
Ein Jüngling soll nach innen kindesliebend, nach außen bruderliebend sein, pünktlich und wahr, seine Liebe überfließen lassend auf alle und eng verbunden mit den Sittlichen. Wenn er so wandelt und übrige Kraft hat, so mag er sie anwenden zur Erlernung der Künste.
Knigge oder Konfuzius?
In der Tat sind die Ähnlichkeiten zwischen Konfuzius und Knigge manchmal so verblüffend, dass ich mich frage, ob der chinesische Knigge nicht beim deutschen Original abgeschrieben hat.
:breitgrins: