Oder andere Facetten schön, dass er so political correct gar nicht war, solche Autoren tun dringend not.
Schwierig mit dem Text, ich kenne mich in der Zeit, der Literatur der Zeit einfach zu wenig aus.
Naja, polical correctnis muss selbstredend nicht unbedingt sein. Aber patriotische Gesülze über Deutschtum im Ersten Weltkrieg brauche ich auch nicht.
M. E. ist eine kommentierte Ausgabe nicht unbedingt notwendig. Wer jetzt historisch nicht völlig unbeleckt über diese Zeit ist, braucht derlei nicht.
Meine Lektüre liegt - wie erwähnt - zurück. Aber ich habe sie als erhellend bezüglich der politischen Einstellung von Th. Mann in Erinnerung - und habe das für mich weitergesponnen: Was, wenn er keine jüdische Frau gehabt hätte, keinen älteren Bruder, der dezidiert links war - wie hätte er sich dann in der Nazi-Zeit verhalten? - so wie Adorno, der in seiner Einfalt und in seinem Opportunismus eine Anfrage bezüglich Aufnahme in die Reichsschrifttumkammer gestellt hat?
Mit Th. Mann assoziiert man fast automatisch (in Bezug auf Politik) seine BBC-Ansprachen, seine Haltung zum NS-Reich. Man vergisst möglicherweise, dass solche Einstellungen nicht in Stein gemeißelt sind, oft recht kontingente Ursachen haben. Insofern habe ich die Lektüre als anregend im Gedächtnis, als Zeitdokument. (Ich bin mir nicht sicher: Aber ich glaube, dass es auch Bestrebungen gab, die "Betrachtungen" zu schönen, manches wegzulassen.)
So nebenbei: Ich liebe Manns Romane, fast alle (bis auf "Königliche Hoheit", der wenig Substanz hat, ein bisschen wie Zuckerwatte schmeckt).
lg
s.