Hallo!
An der Seriosität Tadiés hege ich keinen Zweifel. Eine umfangreiche, akribische Faktensammlung, aus der ein lesbares Buch zu machen der Sammler vergessen hat.
Das Spekulative Haymans kann ich bislang so nicht bestätigen, auch wenn sich Sätze finden (aber dergleichen liest man leider auch bei Tadié), die einem die Lektüre schon einigermaßen verhageln können. Etwa: "Prousts Homosexualität wurzelte in seiner Mutterfixierung." Wieder einmal glaubt da jemand bezüglich sexueller Präferenzen tiefenpsychologische Ursachenforschung betreiben zu müssen und konstruiert einen Zusammenhang, der nicht mehr "Wahrheit" für sich in Anspruch nehmen als irgendein beliebiger anderer (etwa: Prousts Homosexualität wurzelt in der übermächtigen Vaterfigur, wird durch den nachgeborenen Bruder verursacht, auf den er eifersüchtig ist und ihn deshalb durch übermäßige Liebe in sein Familiendasein zu integrieren sucht etc. etc.). Aber - wie erwähnt - für mich bislang lesbarer als Tadiés Faktenmanie, die ja häufig gar nichts zum Verständnis Prousts beiträgt.
Na mal sehen, ob ich mich durch beide Biographien durchzuquälen vermag. (Das Wiederlesen der "Recherche" macht hingegen großes Vergnügen, noch mehr als vermutet.)
Grüße
s.