Beiträge von scheichsbeutel^

    In der Philosophie kann so etwas sehr sinnvoll sein. Denn wer da glaubt, sich mit Kant beschäftigen zu wollen und ohne alle Vorbildung mit der Kritik der reinen oder praktischen Vernunft beginnt, wird - wenn ihm nicht eine hohe Frustrationstoleranz zueigen ist - höchstwahrscheinlich scheitern.


    In der Musik oder Literatur ist das (für mich) vollkommen inakzeptabel, ich würde nie eine gekürzte, bearbeitete Version eines Klassikers lesen (ich habe eine Anna Karenina im Regal mit dem ignoranten Hinweis: Von unzeitgemäßen Längen befreit) oder mich bloß mit einem Satz eines Stückes zufrieden geben.


    Grüße


    s.

    Ich glaube nicht, dass damit eine Aussage über den Autor, sondern vielmehr über den ins Auge gefassten Leser gemacht werden soll. Augenzwinkernd-gutmütig wird da dem vermeintlich an Literatur Interessierten eine Eigenschaft unterstellt, deren Allzumenschliches dem eigentlich negativ konnotierten Begriff was Liebenswürdiges gibt. Und nebenher wird auch noch Bildung vermittelt, Literatur light für jene, welcher vor lauter ernsthafter Lebenstätigkeit sich nicht zu ausführlich mit ökonomisch Nutzlosem wie Philosophie oder Literatur beschäftigen können. Aber bei der Abendunterhaltung doch einen gebildeten Eindruck zu machen suchen ...


    Etwas Ähnliches gab's doch schon mal hier im Forum: Klassiker gekürzt, der Zauberberg auf 20 Seiten für den Manager mit Geistesallüren.


    Grüße


    s.


    Aber falls es dann zur Wiederlektüre kommt, sind solche Anstreichungen ein Fest :smile:


    Ich bin den umgekehrten Weg gegangen, die Anstreichungen und Notizen in Büchern ersetzt mir nun das Schreiben am Laptop. Und was das Wiederlesen solcher Anmerkungen betrifft: Zum einen stört es meinen Lesefluss; zum anderen bin ich von den Überlegungen von anno dazumal häufig überrascht. Nicht immer angenehm. Würde ich mich selbst ernster nehmen, es wäre manchmal Anlass zur Sorge gegeben :zwinker:.


    Grüße


    s.


    Jetzt fange ich mir was ein, wenn ich diesen Autor ins Spiel bringe, aber Coelho sagt in seinen "Bekenntnissen eines Suchenden", dass er ein Regal besitzt, in dem ca. 300 Bücher hinein passen. Mehr Bücher würde er nie besitzen, egal wie viele er da kauft.


    Das ist natürlich eine gar schröckliche Vorlage :breitgrins:. Denn bei Coelho war ich mir bislang gar nicht sicher, ob er des Lesens kundig sei, vielmehr seine Elaborate in erleuchteten Momenten hinter einem alten Vorhang verborgen diktiert wie weiland Joseph Smith sein Mormonenbuch.


    Grüße


    s.

    Hallo!


    Mutatis mutandis hatten wir in verschiedenen Diskussionen das alles schon mal.


    Exzentrizitäten sind an sich weder positiv noch negativ. Wobei die Fetischisten des nichtkonformen Verhaltens (aus völlig unerfindlichen Gründen finden sich in dieser Gruppe eine Unmenge Hesse-Leser :zwinker:) mich stark an eine Szene aus dem "Leben des Brian" erinnern, wo die Menge im Chor brüllt: "Wir sind alle Individualisten".


    Außenseiter können (für mich) inakzeptable Idioten oder liebenswürdige Mitbürger sein, das ist einzig von ihrer "Macke" abhängig. Wenn jemand tagtäglich einen Kniefall vor einem Hitlerbild macht und Ausländer auf der Straße mit dem Baseballschläger verfolgt, hat er unzweifelhaft eine Macke - und zwar von der Art, die ich nicht goutiere.


    Außerdem schwingt in der Kritik des "konformen Verhaltens" eine Art generelle Gesellschaftskritik mit, die schlicht pubertär ist. Ich bin mit sehr vielen Regeln unserer Gesellschaft durchaus einverstanden, die, wenn auch immer einschränkend, doch erst das gedeihliche Miteinander ermöglichen. Man schlägt einander nicht ins Gesicht, grüßt, wenn man einen Raum betritt und ist schlicht und einfach normalerweise bemüht, in seinem Verhalten den anderen nicht über Gebühr zu belästigen. Das finde ich gut - auch wenn es nicht originell ist. Wenn jemand hingegen die Macke hat, den Gegenüber bei der Begrüßung anzuspucken, so wäre ich über ein größeres Maß an Konformität froh.


    Das Phänomen des Mackentums als solches ist also wertfrei und kann nur von Fall zu Fall beurteilt werden. Und ebenso verhält es sich mit Büchern: Es gibt Dumme, Entbehrliche, Schädliche, Schöne etc. Wie bei der Macke auch wird es also auf den entsprechenden, in Frage stehenden Fall ankommen. Wer aber da zu einer Art Generalverteidigung des "Außenseiter-, Mackentums, der Nichtkonformität" sich berufen fühlt, zeigt damit nur, dass er es mit dem Nachdenken nicht wirklich hält.


    Und das Ganze ist - die Hesseleser mögen verzeihen - genau jene simplifizierende Weltsicht, die diesen zueigen ist. Ich halte das für eine, oftmals wichtige, Zeit in der geistigen Entwicklung. Es sollte aber dieser Prozess (wie [url=http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,630.msg41874.html#msg41874] hier [/url]in anderen Beispielen beschrieben) ein vorübergehender sein.


    Grüße


    s.


    p. s.: Im übrigen halte ich das zwanghafte Lesen einer bestimmten Anzahl von Büchern, Autoren, Neuerscheinungen - was auch immer - für eine durchaus harmlose Macke. Andere glauben, auf alle 8000er ohne Sauerstoffgerät kraxeln zu müssen, der nächste trägt, weil er seinen Vorgänger übertreffen will, einen Zementsack mit und pfeift während des Aufstiegs ständig die Nationalhymne. Soll sein. Was aber den vorgenannten Bücherleser betrifft, hat er eher mein Bedauern: Ich vermute, dass ihm durch solches Leseverhalten einiges an Schönheit in der Literatur entgeht.

    Es wurde schon mehrfach angedeutet: Das Ganze hat etwas von einem Datums- und Zeitpunktfetischismus, der dazu dient, dem Betreffenden Zwang aufzuerlegen. Wenn da einer für den Jahreswechsel seine Zigarettenabstinenz verkündet, regt sich meine skeptische Ader; ebenso bei der Gewichtsreduktion während der Fastenzeit, dem Beschluss, das Saufen sein zu lassen, wenn der Sirius sich im Sternbild des großen Hundes befindet und einem gleichzeitig die verstorbene Schwiegermutter im Traum erscheint. Das ist Kokolores - und fast nie zielführend.


    Vielleicht kann ich das auch deshalb so gar nicht verstehen, weil ich trotz meiner 6000 Bücher mich nicht im geringsten als "buchkaufsüchtig" bezeichnen würde. Meine Neuerwerbungen erstehe ich "bewusst", sehr oft sind das Bücher, die ich zuvor von Leihbibliotheken entlehnt habe und die ich im Anschluss an das Lesen als "besitzenswert" erachtet habe. (Es gibt auch Erwerbungen im Vorbeigehen - meist preisreduziert. Wenn ich etwa von einem Schriftsteller kein Gesamtwerk besitze (z. B. Hamsun) und ein Buch irgendwo um 2 Euro erstehen kann, so sehe ich auch keinen Grund zu "widerstehen".)


    Das mit dem SuB sehr ich wie Anna Magdalena (ich meine mich über diesen SuB-Auf- und Abbau schon in einem anderen Thread ein wenig despektierlich geäußert zu haben): Das erinnert immer an "Abarbeiten", an eine Art schweißtreibende Tätigkeit, einen Zwang, etwas erledigen zu müssen und dabei ähnliches Vergnügen zu empfinden wie beim Fensterputzen oder Bodenwischen. Ich muss nicht, ich will Bücher lesen - und die Tatsache, dass ich eine Auswahl unter vielen ungelesenen Büchern treffen kann, beruhigt mich enorm. Diese ungelesenen Bücher in meiner Bibliothek wecken in mir nicht das Gefühl des Ungenügens, einer zukünftigen Verpflichtung, sondern eines der Vorfreude. (Dazu kommt, dass die Belletristik nur rund 50 % des Bücherbestandes ausmacht und Fach- und Sachbücher nicht immer in einem Zug von vorn nach hinten gelesen werden.)


    Zwanghaftes Bücherkaufen oder -lesen kenne ich nicht: Ich würde keine Zeile lesen, wenn es mir nicht so großes Vergnügen bereiten würde.


    Grüße


    s.

    Für mich ist ein solches Projekt ein Kasperletheater. Warum sollte ich ohne Not auf etwas verzichten, woran mir viel gelegen ist? Seltsames Flagellantentum, zu dem mir die masochistische Ader vollkommen fehlt. Obskure und willkürliche Beschlussfassung, die auch dahingehend lauten könnte, dass ich von heut an nur noch violette Kleidung und einen Hut mit Gamsbart trage oder mir des Abends mit dem Hammer auf den Daumen schlag. Ein Jahr lang ...


    Grüße


    s.


    Schwer tue ich mich mit den Begriffen zihaloformes Phänomen (Scheichsbeutel wird so bezeichnet).


    Ich fühle mich angesprochen ;). Einige Definitionen wurden schon nachgeliefert, eine naturwissenschaftlich exakte, allumfassende Beschreibung des Zihaloids (eine spezifisch österreichische Lebensform, die vor allem in Ämtern bestens gedeiht und reichen Nährboden findet) kann aber des Umfanges, auch der fließenden Begrenzungen wegen nicht gegeben werden.


    Grüße


    s.


    der befürchtet, dass die in realiter hinter dem hier schreibenen Nick stehende Person auf wenig Zustimmung seitens der Zihaloide stoßen dürfte.

    Hallo,


    dieses Argument bezüglich der vergessenen "Ideale der Jugend" ist doch ein wenig kindisch. Man beginnt mit Pippi Langstrumpf und den Fünf Freunden, nimmt sich Winnetous edles Betragen zum Vorbild, um Siddhartha oder dem Magister Ludi Knecht die Hand zu reichen. Dass man aber irgendwann das Pippi-Poster von der Wand nimmt, hat nichts damit zu tun, dass die rothaarige Göre unsympathisch würde oder in ihrem Kampf gegen das Böse Unrecht hätte. Sondern damit, dass man die Welt differenzierter zu betrachten beginnt.


    Hesse bietet - wie Coelho eine Stufe drunter - einfache, revolutionär-esoterisch verbrämte Lösungen, die nicht zufällig an erbauliche Kalendersprüche erinnern. Das spricht selbstredend und zu Recht die Jugend an, da fühlt sich der von seinen Eltern missverstandene Rebell wohl aufgehoben und intellektuell umsorgt. Aber genau so wie man sich mit Old Shatterhand und Konsorten irgendwann nicht mehr identifiziert (es sind tatsächlich die genau gleichen Gründe, einfach weil diese Idealgestalten einen eingegrenzten und simplifizierten Lebensbereich abstecken), aus eben diesem Grund empfindet man Demian, Narziss, Goldmund & Co irgendwann als zu einfach gestrickt.


    Mir ging es gleich wie Lauterbach: Beim Wiederlesen in den 20igern ein Innehalten, Staunen: Das hat mir mal gefallen, davon war ich angetan? (Demian war dieser Schuss vor den Bug ...). Dann der Steppenwolf mit seinem mehr als kindischen Traktätchen und der Einsamkeitsattitüde, dem morbiden Selbstmordspielchen und den (für alle Jugendlichen spannenden) Drogenerfahrungen nebst Anarchoträumen, vom indischen Prinzen bis zum Glasperlenspiel (Hesse schreibt auch ständig dasselbe) - das konnte ich postadoleszent nicht mehr Ernst nehmen.


    Dass man solches hinter sich lässt hat mit der Erkenntnis zu tun, dass die Welt eine Spur komplizierter ist als bei Astrid Lindgren, Karl May oder Hermann Hesse. Wenn die verlorene Jugendideale aus einem solch vereinfachten Weltbild bestehen, ist es nur gut, wenn sie irgendwann eingemottet werden. Bedenklich fände ich eher das Gegenteil ;).


    Grüße


    s.


    hochinteressant ist dieser Schleichsbeutel :zwinker: :breitgrins:


    :breitgrins: Ich erlaube mir, eine andere literarische Figur zu paraphrasieren (fröhliches Raten): Sympathische Identifikationsfigur kann jeder. ;)


    Aber - das zugegebenermaßen wenig herzerwärmende Erscheinungsbild des Scheichsbeutel ("Wie kann man Scheichsbeutel heißen?!" sagte Melzer indigniert. "Man kann!") ist ein hervorragendes Beispiel für die Dodererschen Fähigkeiten: Seine (des Beutels) Vorstellung (401 - 403) gerät unverwechselbar, man gewinnt einen tiefen Eindruck dieser sinistren Figur, seines "ad notam"-Nehmens, von seiner Existenz als einer "reglosen, astrischen Golatschen". Wie oft bleiben Personen ungreifbar, austauschbar, da wird mühsam Haarfarbe und Nasengröße skizziert und trotz solcher (äußerlicher) Bemühungen bleibt der/die in Frage Stehende blass, schemenhaft. Wer aber wollte Scheichsbeutel vergessen - verwechseln? Der kann schon was, der Doderer ;).


    Grüße


    s.


    Das gibt sich im Laufe des Romans. Die banalen Raufgeschichten werden, besonders im zweiten Band, durch Nebengeschichten und Diskurse verdrängt. Cervantes spielt mit der Geschichte und lässt auch die beiden Helden über Wahres und Erzähltes nachsinnieren.
    Wenn Nabokovs Fazit durch den oben beschriebenen Standpunkt, bestimmt ist, dann war er in schlechter Laune oder hat den Roman nicht verstanden.


    Hallo Lost,


    es ist ja nicht so, dass ich den Roman nicht kennen würde (inklusive des zweiten Teils). Aber die "Reflexionen" kommen nach meinem Dafürhalten im Vergleich zu den burlesken Elementen wesentlich zu kurz. Und über so viele Seiten kann ich bestenfalls ein literaturhistorisches Interesse aufrecht erhalten, das Amusement hält sich aber in Grenzen. Da ist mir der Fischart nebst Geschichtsklitterung noch lieber, weil nicht so umfangreich ;). (Auch so ein Buch mit für mich zweifelhaftem Unterhaltungswert ist das Dekameron, dessen Humor sich auch in Stammtischwitzen a la "Kommt ein Mann zum Arzt ..." findet.)


    Grüße


    s.


    Genau das war der Grund, warum ich die Zweitlektüre vor einem Jahr abgebrochen habe. Ich finde es einfach nicht lustig, wenn seitenweise beschrieben wird, wie Sancho Pansa in die Scheiße fällt, verprügelt wird und sonst dergleichen passiert.


    Empfand ich genauso. Ein bisschen wie bei Gargantua und Pantagruel, irgendwie fehlt mir (zumeist) der Sinn für diesen Sauf-, Kopulations- und Fäkalhumor.


    s.

    Hallo!


    da hab ich etwas ungewollt angestoßen. Nein, die vierfache Wurzel vom Grunde führt nicht (oder kaum) zu den Verbindungen Schopenhauers mit indischer Philosophie, sondern ist eine epistemologische Abhandlung über das, was wir (seiner Meinung nach) wissen können. Bzw. wie dieses Wissen zu gewinnen wäre. Das Ganze ist eine Art Unterbau für das Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" und Schopenhauer definiert für sich, was denn er für einen zureichenden Grund hält. Worüber philosophisch Einigung zu erzielen noch nicht gelungen ist.


    Keinesfalls aber ist diese Schrift in irgendeiner Form notwendig, um die Strudlhofstiege zu verstehen (oder auch nur besser zu verstehen). Vielmehr lässt eine solche Form der philosophischen Lektüre über das in Frage stehende Paar Aufschlüsse zu (da man sich in trauter Zweisamkeit zumeist anderes zur gefälligen Erbauung zu Gemüte führt ;)).


    Grüße


    s.


    Nachsatz: Wer da tatsächlich meint, seiner Herzallerliebsten eine solche Lektüre zumuten zu können sei gewarnt: Solches trifft nicht immer auf Zustimmung, im Gegenteil - man sollte ein an Unverständnis grenzendes Erstaunen gewärtigen, wenn man den romantischen Abend mit "Plato der göttliche und der erstaunliche Kant vereinigen ihre nachdrucksvollen Stimmen in der Anempfehlung einer Regel zur Methode alles Philosophierens, ja alles Wissens überhaupt. Man soll, sagen sie, zweien Gesetzen, dem der Homogeneität und dem der Spezifikation, auf gleiche Weise, nicht aber dem einen, zum Nachteil des andern, Genüge leisten" eröffnet. Vielleicht aber ist es dennoch ein Nagelprobe, denn wenn das Objekt der Begierde trotz solcher intellektueller, der Jugend geschuldeter Kraftmeierei nicht stante pede den heimeligen Ort einer prospektiven Annäherung verlässt, kann man mit Fug und Recht von der Annahme ausgehen, dass man gemocht wird (frei zitiert aus den scheichsbeutelschen Erinnerungen).

    JMaria: Ich würde diese Einzelheiten nicht überinterpretieren. In Wien finden sich als einem "Tor zum Osten" immer wieder Versatzstücke aus dem Orient, dem Türkischen (auch der Kriege wegen); außerdem hat die "Vierfache Wurzel vom Grunde" (eine wundervolle Liebeslektüre ;)) Bezug zur indischen Philosophie (und dann ist es - wie bei West-Östlichen Diwan auch nach Persien nicht mehr weit).


    Das Haus "Zum Blauen Einhorn" war Wohnstatt des - hier bereits erwähnten - Verwandten Nikolaus Lenau, von Doderer wohl nur spielerisch eingebaut in seinen Roman.


    Grüße


    s.


    Nachsatz: http://www.sagen.at/fotos/showphoto.php/photo/7651 - da war doch was zu finden im Netz


    Mir gefiel die Beschreibung der "Tafelrunde" bei den Stangeler gut, die Beschreibung der Gäste, des Tisches und seiner Tiefe, ein Spiegelbild, erweitertes Bild, die Mutter Stangeler die sehr darauf bedacht ist, dass ihr Mann, der Patriarch, immer im Vordergrund ist, nicht mal der Sohn darf unbewußt in Konkurrenz treten. Dies hat durchaus etwas Salon-Qualität einer Madame Verdurin (Proust).


    :smile: Diese Vergleiche wurden in der Sekundärliteratur schon öfter gezogen, auch zwischen Eulenfeld und Charlus (mit jedoch unterschiedlicher sexueller Ausrichtung). Recherche und Strudlhofstiege haben schon einiges gemeinsam (etwa die scheinbare Inhaltsleere), die Genauigkeit der Charakterisierungen, die aufwändige, umfangreiche Konzeption.


    Die hier schon erwähnten "Erleuchteten Fenster" kann man als eine Art Vorspiel zur Strudlhofstiege ansehen, die Dämonen als Fortsetzung (wenngleich m. E. nicht mehr durchgehend von gleicher Qualität wie die Stiege). Insofern ist für Leser mit Liebe zu umfangreichen Romanen auch hier noch vorgesorgt.


    Grüße


    s.


    Ich benutze da eine relativ gute Software, die allerdings den Nachteil hat, dass sie proprietär nur auf einer einzigen Hardware läuft: Meine geistigen Notizen in meinem Hirn ... :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    #include <sandhofer.h>
    #include <scheichsbeutel.h>


    int main(int lektuere, char *leseliste[])
    {


    printf ("Läufst du stabil? Beta-Version sandhofer0.9 oder doch schon 1.0? Was macht der Wigger-Trojaner? Gibt's updates? Und ist das tatsächlich so mit der Kompatibilität, einige Lektüreideen wurden nämlich auf scheichsbeutel^1.1 übertragen, was aber die Stabilität letztgenannter Software beeinträchtigt hat.");


    system("PAUSE");
    return Gruesse s.;


    }


    [...] sie dann auch noch in die Nähe der Judenfeindlichkeit bringen kann, ist mir schleierhaft.


    Doch - das geht ;). Mit dem latenten Antisemitismus Thomas Manns kann man Bände füllen (was denn auch getan wurde), beide Brüder haben früh für ein nationalistisches Hetzblatt geschrieben, Wälsungenblut wurde der latenten Judenfeindlichkeit wegen von der Familie Pringsheim wenig geschätzt etc. Oder eine Tagebucheintragung Th. Manns gefällig: "[...] Dass die übermütige und vergiftende Nietzsche-Vermauschelung Kerrs ausgeschlossen ist, ist am Ende kein Unglück; auch die Entjudung der Justiz am Ende nicht." (Aus Th. Manns Tagebuch nach der Machtergreifung Hitlers)


    Was nichts damit zu tun hat, dass Th. Mann ein großartiger Schriftsteller war.


    Grüße


    s.

    Wer sagt eigentlich, dass der MoE überhaupt die Enstehungsbedingungen des Nationalsozialismus (aus wessen Sicht auch immer) zu analysieren unternimmt? Man hat Musil vielmehr vorgeworfen, dass er zu Zeiten des NS an einem k. k. Roman arbeitete, einem Roman, der den Untergang der bürgerlichen Welt vor dem 1. Weltkrieg zum Thema hatte.


    Dass mutet ähnlich an wie bei Kafka, dem auch prophetische Gaben unterstellt wurden; einfach Kaffeesudleserei a posteriori: Alle mögliche Bücher werden als prophetische Hinweise auf eine Zeit interpretiert, von der die Erzähler zuvor kaum etwas ahnten oder wussten. Der Dichter als Seher und Prophet, als Seismograph zukünfter politischer Entwicklungen. Wobei er wie alle Seher (selbst jener von Uderzo und Goscinny) seine Wahrheit post festum untergejubelt bekommt.


    scheich'sbeutelsche Grüße

    Ich habe so meine Zweifel, ob die Mitglieder dieses Forums die ideale Chatklientel darstellen. Vielleicht im literaturschock.de versuchen, könnte sein, dass du dort mehr Resonanz findest. Aber ansonsten: Selbst ist der (Her-)Mann, einen Chat zu installieren braucht's auch bei rudimentären Internetkenntnissen nicht mehr als 5 bis 10 Minuten. Dazu bedarf es keines sandhofers ;).


    Grüße


    s.