Beiträge von lebenszeichen

    bei uns gibt es philosophie gott sei dank als eine art wahlfach für die zehnte klasse, von dem ich natürlich gebrauch mache...


    und ich denke doch, philosophie und literatur sind sehr stark miteinander verknüpft. am sartre-beispiel: wenn es einen überblick über die epochen gibt, ist es sicher auch wichtig, zu wissen, welcher zeitgeist die literatur dieser epoche geprägt hat, und da gehört philosophie auf jeden fall dazu.


    englischunterricht... ja, da lesen wir leider auch viel zu wenig. das letzte war "death of a salesman" von miller und die verfilmung von "the crucible", weil das auch gerade in den geschichtsunterricht passte (fächerübergreifender unterricht! was man auch bei der philosophie-debatte sagen müsste). ansonsten haben wir agatha christie und etwas shakespeare gelesen, an anderes kann ich mich nicht erinnern. momentan beschäftigen wir uns etwas mit lyrik, ich habe sylvia plath übernommen, weil sie mich sehr interessiert und weil ich denke, dass man sie kennen sollte.

    auf sprachliche gestaltung in form von schönen, ewigen sätzen kommt es beim theater auch nicht so sehr an. theater ist doch eher die spannung, die zwischen den zeilen liegt.


    ich wollte auch nicht sagen, dass man dramen nicht lesen und nur sehen sollte. was mir eher wichtig war, ist, dass letztendlich die stücke zum darstellen da sind. ein drama zu schreiben, ohne zu bedenken, wozu es gehört und dass es nichts alleinstehendes, sondern teil eines großen gesamtbildes ist, ist doch glatte verkennung (tut mir leid, ich finde gerade keinen anderen ausdruck)... und in einer darstellung macht der anteil des textes am gesamtbild maximal zehn prozent aus. wenn man ein stück bloß liest, hat man zwar ein theater im kopf, welches jedoch sehr textlastig ist. und auf den text an sich kommt es nicht an, sondern auf die wesen hinter dem text.

    ich würde mann nicht als langatmig bezeichnen, sondern eher als jemandem, dem details auffallen, die andere übersehen. diese ungewohnte reizüberflutung macht thomas mann erst abschreckend, bei zunehmender gewöhnung aber zu einem fest für sinn und verstand...


    naphta ist mir unsympathisch, seinem gegner settembrini bin ich mehr zugetan. obwohl mir seine handlungsweise am ende doch gefällt... aber lasst euch überraschen.

    das war es ja genau, was ich sagen wollte: im hohelied wird kein streben nach einer anderen form der liebe und somit auch keine rangordnung getroffen.


    und selbst wenn man jede art der liebe für sich allein stehen lassen sollte, gibt es doch gewisse dinge, wo für mich persönlich die akzeptanz aufhört, bei pornographie zum beispiel.


    und bei der rangordnung der liebe wären wir wieder beim eigentlichen grundproblem des menschen: der mensch ist schwarz-weiß. einerseits hat agape, diese unermüdliche selbstaufgabe für einen anderen, geliebten menschen ein streben nach übermenschlichkeit, ein streben nach der vollkommenen überwindung menschlicher triebe und bedürfnisse, andererseits ist das streben nach übermenschlichkeit auch menschlich und wird durch vollkommene hingabe an eros zu überwinden versucht... beide parteien versuchen somit, sich nicht um einen bestimmten drang zu betrügen und vergessen dabei, dass sie sich dafür um seinen gegensatz, der ebenso vorhanden ist, zu bringen versuchen. und der goldene mittelweg, in diesem falle philia, verdrängt das ausleben der eigenen zwiespältigkeit. und das kann man letztendlich auf alles anwenden. also, wie soll der mensch leben, wie soll er überlebensfähig sein, wenn er denkt? wie?

    ob ich das fehlen der agape im religiösen kontext zu bemängeln habe, tut hier nichts zur sache, das gehört nicht auf die intersubjektive ebene, auf der wir uns, zumindest nach meiner auffassung, befinden sollten. worauf ich hinaus will, ist, dass eros doch anscheinend genügt, wenn man dem hohelied glauben schenkt und wenn man bedenkt, dass salomo in dieser zeit der weise schlechthin war. warum sollte sich der mensch also noch die mühe machen, nach philia und schließlich agape zu streben?
    selbst wenn an anderen stellen der bibel das problem anders behandelt wird, so ist die gottgewollte meinung über dieses problem doch ein bestandteil der allgemeinen weisheit, die salomo erlangt haben soll. er ist später ja dann auch wieder abgestiegen, möglich auch, dass das hohelied aus dieser zeit stammt und als schlechtes beispiel dienen soll... wer weiß... aber ich verzettle mich schon wieder.

    gut, dann habe ich mich falsch ausgedrückt, ich wollte damit andeuten, dass das christliche gottesverständnis in dieser hinsicht doch nicht mehr mit zumindest diesem punkt der bibel übereinstimmt (und ich nehme doch an, dass augustinus zu diesem verständnis beigetragen hat). der tatbestand, dass im hohelied ein tröpfchen agape gegen einen ozean eros steht, bleibt, selbst wenn diese begriffe zur entstehungszeit nicht existierten. diese begriffe müssen schließlich auch auf etwas gründen, es macht letztendlich nichts aus, ob diesem etwas der name fehlte.

    gut, dann war das wohl eine bildungslücke, mit augustinus habe ich mich noch nicht intensiver beschäftigt, ich habe mir eher thomas von aquin angesehen.


    aber dann muss sich doch augustinus irren, anscheinend ist ja eros auch gottgewollt, sonst würde das hohelied doch nicht in der bibel stehen... und auch, wenn es auf ehelicher ebene in ordnung ist, hier wird ja kein streben nach einer anderen art von liebe verdeutlicht.

    mir ist gerade bei der lektüre von erich kästners "fabian" aufgefallen, dass er das am anfang des threads (und in meiner signatur) stehende zitat von max frisch in diesem buch verwendet, in diesem sehr wirren traum fabians... ich wollte das hier nur mal festhalten, als einen denkanstoß für die zukünftige leserunde und damit ich es bis dahin nicht vergesse...

    guten abend allerseits,


    in einem anderen thread bin ich zu einem diskussionsanstoß inspiriert worden (gruß an alpha :winken: ), und wollte hierzu also fragen:


    selbst wenn die dramatik offiziell als form der literatur gesehen wird, sollte sie das? ist sie nicht eher dem theater zugehörig?


    ich denke es doch. die schauspieler machen das stück doch erst zu dem, was es zu sein hat, zu etwas lebendigem. dass texte gestrichen und ursprüngliche vorstellungen des autors damit unwichtiger werden, liegt doch in der natur der sache. ein theaterstück sollte stoff für schauspieler sein, material, mit dem gearbeitet werden kann, darf, soll. wer immer dramatik schreibt, hat sich doch letztendlich darauf einzulassen...

    man muss kurzgeschichten nicht aus zeitgeiz schreiben, es ist auch ein genre, was einem einfach liegen kann.
    mit zunder meine ich zum nachdenken anregendes, zunder und holz für das geistige feuer, um die metapher fortzuführen. aber ich gebe zu, dass das wohl bei jedem unterschiedlich sein muss. mir steht kurzprosa nicht ferner als romane und novellen, und am nähsten stehen mir die gedichte. es gibt zwar nur wenige poeten, die mich reizen, aber diese dann um so mehr.
    die dramatik binde ich bewusst nicht mit ein, sie ist für mich keine literaturgattung. für mich gehört sie zum theater. oh ja, das wäre mal ein diskussionsanstoß... aber nicht hier.

    noch mal zu den unterarten der liebe: ich habe in einem gottesdienst noch von einer unterscheidung der dodim in "eros" und "philia" gehört, wobei eros eher die sinnliche liebe ist und philia die "freundschaft", wörtlich genommen, genauer dann aber wohl eine zwischenform von eros und agape, und agape war letztendlich die göttliche oder gottgewollte liebe. nun, ich sehe hier nichts von dieser agape im hohelied...

    ich denke, von blasphemie kann man in beiden fällen nicht reden, und céleste hat das auch sicher auf ihr zitat bezogen. seltsam, aber rein subjektiv empfinde ich den bibelauszug als geschmackloser (oder: weniger geschmackvoll) als den baudelaire-auszug... das sind ja nicht mal schöne worte! vielleicht liegt das aber auch am alter des werkes.


    man sollte in der tat hier keinen derartig extremen unterschied machen, aber irgendwo ist eine grenze zu ziehen. nur weil in der bibel die schönheit der liebe und der weiblichem wesen gepriesen wird, rechtfertigt das für mich keine pornographie.


    ich denke auch, dass es gar nicht mal so schlimm ist, wenn man vorurteile über eine bestimmte art von literatur hat und sie obendrein zu wenig kennt. nicht gut zwar, aber der springende punkt ist doch eigentlich der wille, seine meinung an immer mehr prüfsteinen zu testen und sie gegebenenfalls zu ändern. wenn der fehlt, sind hopfen und malz verloren, wie man so schön sagt.

    das ist zwar nett gemeint :smile: , traf aber den punkt nicht so ganz: ich meinte eher, dass, selbst wenn man wie ich mindestens dreifach so viele bücher gelesen hat, wie man besitzt, sich neben wesen mit großem bücherbestand trotzdem sehr winzig vorkommt...

    alpha: beziehst du deine aussage auf kurzgeschichten im allgemeinen oder nur auf amerikanische kurzgeschichten? falls letzteres der fall ist, hoffe ich doch, dir capote entgegenhalten zu können, und falls ersteres der fall ist, empfehle ich dir zum beispiel "die rote katze" von luise rinser.
    weshalb sind kurzgeschichten soviel weniger wert? drei seiten können mehr zunder enthalten als eine ganze romantrilogie...
    :belehr:

    ich weiß nicht, irgendwie ist das alles traurig zu lesen. wenn man sieht, was ihr da für bücherbestände habt, kommt man sich daneben so völlig klein und ungebildet vor... seltsam, dass die anzahl der bücher, die man besitzt, meist als maßstab für bildung hinhalten muss.

    wie ich mir sonst literatur aussuche? nun ja, meistens werden es spontankäufe aus dem ermäßigten fundus von buchhandlungen und antiquariaten. da reicht manchmal auch schon ein titel, der interessant klingt. bei zeitgenössischer literatur schaue ich allerdings immer auf den inhalt, bei klassikern lasse ich mich überraschen.