hallo,
mich würde mal interessieren, ob es in eurer schulzeit schriftsteller gab, die im deutschunterricht trotz größter wichtigkeit einfach unerwähnt blieben. das mag einerseits politische gründe haben, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine. es gibt da sicher auch subjektive ansichten, was zu erwähnen wäre und was nicht, aber ich denke da eher daran, was man auf intersubjektiver ebene einfach kennen muss. um ein beispiel zu nennen: in meiner klasse wäre nie ein wort über rilke (!) gefallen, ich habe mich dann aber um einen vortrag bemüht. da fragt man sich doch...
übergangenes
-
-
Hallo,
ja: Thomas Mann (überhaupt der ganze Mann-Klan).
Ich habe mich letztes Jahr mal privat an "Lotte in Weimar" versucht, hab's aber nach ein paar Seiten gelangweilt zur Seite gelegt.
Viel schlimmer: Unser Deutschlehrer hat es geschafft, mit uns einen Roman, ein Theaterstück und einen Sachtext von Sartre zu lesen, ohne Simone de Beauvoir auch nur zu erwähnen!
Und unser Englischlehrer (Brite) hat die komplette englische Literatur des 19. Jahrhunderts (Austen, Hardy, Woolf, Eliot ...) unter den Tisch fallen lassen.
LG
Nightfever -
Hallo zusammen!
Zitat von "Nightfever"Viel schlimmer: Unser Deutschlehrer hat es geschafft, mit uns einen Roman, ein Theaterstück und einen Sachtext von Sartre zu lesen, ohne Simone de Beauvoir auch nur zu erwähnen!
Wobei ich mich dann ja mal frage, was Sartre im Deutschunterricht zu suchen hat .... :rollen:Grüsse
Sandhofer
-
Naja eigentlich sehr viele Autoren. Was aber eher damitzusammenhängt das der Deutschuntericht in der Realschule andere Schwerüpunkte setzt als der im Gymnasium. Leider wie ich finde. Und dann wundert man sich das viele Schüler nicht wissen wer Thomas Mann ist etc. Gut da ich mich in meiner Freizeit viel mit Literatur beschäftige war das mein Problem nicht. Aber als ich dann in der Berufschule Literaturgeschichte hatte war ich teilweise schon etwas überrascht wieviele der genannten Autoren den meisten völlig unbekannt waren. Vorallem weil ich irgendwie angenommen hatte das man die meisten schon kennt bzw. kennen sollte...
-
ja, bei thomas mann hört bei mir auch das verständnis auf. ich kannte jemanden, der noch nie etwas von den buddenbrooks gehört hatte und seinen realschulabschluss hatte... der werte herr ist der deutsche autor schlechthin, und nobelpreisträger dazu, und dann sowas... :grmpf:
-
Zitat von "sandhofer"
Wobei ich mich dann ja mal frage, was Sartre im Deutschunterricht zu suchen hat .... :rollen:Wir haben im Zusammenhang mit einem Überblick über verschiedene Epochen auch einige philosophische Richtungen vorgestellt bekommen. Na ja, und unser Lehrer hat eine Schwäche für den Existentialismus.
Aber logisch ist es nicht, da hast du Recht.LG
Nightfever -
Naja, da gibt es einige Autoren, die man unter den Tisch kehrte, eigentlich erschreckend viele!
Von T. Mann gab es ein einziges Mal ein kurzes Zitat (die anderen Manns wurden blieben unerwähnt), Goethe wurde nur durch Gedichte vertreten, Kafka nur einmal als schwieriger Kauz erwähnt (kein Wort davon wurde gelesen!), Döblin, Heine, Stifter und viele mehr gab es gar nicht! - Dass von den "moderneren" nicht alle erwähnt wurden, ist wieder verständlicher...Im Englischunterricht war es viel, viel prekärer, da ist es einfacher zu schreiben, wer erwähnt wurde: Es gäbe da einen, der habe Shakespeare geheissen, A. Huxley, A. Miller, Orwell und eine einzige Kurzgeschichte von Poe, sowie einige schlechte zeitgenössische Schriftsteller...
Grüsse
alpha -
Deutsch:
- Bis auf den Abstecher in der 13. am Ende (K. Röggla, Thomas Bernhard, E. Jelinek im Eilformat) wurde uns eigentlich in Sachen Gegenwartsliteratur so rein gar nichts gebracht. Das "aktuelleste", das wir im LK komplett gelesen haben, war Brecht "Der Gute Mensch von Sezuan". :grmpf:
- Im Unterricht haben wir imo kein einziges Schiller Drama gelesen, also halt nur ganz auszugsweise, mehr aber nicht. Eigentlich auch schade :(. Aber bayerische Deutsch Lehrer scheinen alle einen GoetheTick zu haben :breitgrins:
- Allgemein für meinen Geschmack zu wenig Dramen, aber das hat dann wohl was mit persönl. Geschmack zu tun.
Englisch:
- Kein Shakespeare ... Ok, ich hatte "nur" Grundkurs. Aber trotzdem ... Ziemlich schwach. Einziges, gelesenes Drama: Priestley - "An Inspector calls"
- Allgemein sehr sehr wenig Literatur Unterricht. Immerhin dann in 13/1 musste jeder ein Buch lesen und das vorstellen. Und zum Unmut des restlichen Kurses sogar eine Klausur zu Literatur geschrieben ...
-
Hi!
Zitat von "Nightfever"Wir haben im Zusammenhang mit einem Überblick über verschiedene Epochen auch einige philosophische Richtungen vorgestellt bekommen
Das macht das Ganze ja noch schlimmer :rollen: :rollen: :rollen: - was hat nun Philosophie im Deutschunterricht verloren?Grüsse
Sandhofer
-
Zitat von "sandhofer"
:rollen: :rollen: :rollen: - was hat nun Philosophie im Deutschunterricht verloren?
Mir scheint, Deutschlehrer genössen eine sehr grosse Freiheit, welche sie dazu verwenden, das zu lehren, was ihnen gefällt. Dies hat positive und negative Seiten: Positiv ist, dass der Lehrer wohl besser darin ist, das zu lehren, was ihn interessiert und dass es ja auch niemandem schadet wenn er mal etwas von Philosophie hört (dies nur als Beispiel, andere Lehrer haben andere Vorlieben, aber völlig unsinnige Dinge werden sie wohl doch auch wieder nicht bringen...) Negativ ist natürlich, dass der eigentliche Inhalt des Deutsch-Unterrichts zu kurz kommen kann.
Wobei ich nicht geanu weiss, was der offizielle Inhalt des Deutschunterrichts in höheren Klassen ist, zuerst muss man natürlich schreiben lernen, das ist klar, aber danach? - Gramatik? - Stilistik? - Textverständnis? - Textinterpretation? oder was gehört da eigentlich hinein?Grüsse
alpha -
Hi!
Zitat von "alpha"und dass es ja auch niemandem schadet wenn er mal etwas von Philosophie hört
Schaden tut es sicher nichts, aber Philosophie sollte - wenn schon - ein eigenes Fach sein. Schliesslich lehrt der Mathematik-Lehrer mitten im Kursus über Integralrechnung auch keine Chemie, nur weil es niemandem schadet, ein bisschen was von Chemie zu verstehen ... Oder macht einen Exkurs zu Leibniz' Monadologie, nur weil Leibniz auch mit der Integralrechnung verbandelt ist.Grüsse
Sandhofer
-
Mit dem Unterschied, dass der Mathe-Lehrer davon auszugehen hat, dass Chemie irgendwann, irgendwo unterrichtet wird, der Deutschlehrer hingegen weiss, dass Philosophie kein eigenes Pflichtfach ist (an den meisten Schulen...)
Grüsse
alpha -
bei uns gibt es philosophie gott sei dank als eine art wahlfach für die zehnte klasse, von dem ich natürlich gebrauch mache...
und ich denke doch, philosophie und literatur sind sehr stark miteinander verknüpft. am sartre-beispiel: wenn es einen überblick über die epochen gibt, ist es sicher auch wichtig, zu wissen, welcher zeitgeist die literatur dieser epoche geprägt hat, und da gehört philosophie auf jeden fall dazu.
englischunterricht... ja, da lesen wir leider auch viel zu wenig. das letzte war "death of a salesman" von miller und die verfilmung von "the crucible", weil das auch gerade in den geschichtsunterricht passte (fächerübergreifender unterricht! was man auch bei der philosophie-debatte sagen müsste). ansonsten haben wir agatha christie und etwas shakespeare gelesen, an anderes kann ich mich nicht erinnern. momentan beschäftigen wir uns etwas mit lyrik, ich habe sylvia plath übernommen, weil sie mich sehr interessiert und weil ich denke, dass man sie kennen sollte.
-
Hi!
Zitat von "lebenszeichen"und ich denke doch, philosophie und literatur sind sehr stark miteinander verknüpft.
Ich weiss, dass viele - auch Lehrer - dieser Meinung sind. Meine Meinung: nein!Grüsse
Sandhofer
-
Zitat von "sandhofer"
Ich weiss, dass viele - auch Lehrer - dieser Meinung sind. Meine Meinung: nein!
Ich glaube, das haben wir auch schon mal bemerkt :zwinker: Weshalb ich dieses Argument auch nicht anführte...Grüsse
alpha -
philosophie bildet einen zeitgeist und der zeitgeist prägt die literatur. somit tragen auch philosophisch-geschichtliche kenntnisse zum besseren, intensiveren textverständnis bei, wie ich schon sagte...
-
Mich muesstest du fragen, welchen Autor oder Philosophen mein Deutschlehrer eigentlich noch nicht zitiert oder erwaehnt hat. . . :zwinker:
-
och, wir haben eigentlich durch die Oberstufe durch alle Epochen und (fast) alle wirklich "wichtigen" Autoren gelesen. Nur Heine und Böll fallen mir spontan bei "untern den Tisch gefallen" ein. Das aber auch nur aus Zeitmangel, mein Deutschleher war so ziemlich das beste was mir in der Schulzeit je untergekommen ist.
-
Hui, da bin ich ja ein regelrechter Glückspilz! Wir haben, eigentlich ordnungsgemäß, bei Alt und Mittelhochdéutscher Literatur begonnen (Das Nibelungenlied gelesen, natürlich), und sind bis zur Gegenwartsliteratur alles epochenweise durchgegangen. Nur von T. Mann war wieder einmal keine Spur. Ich wittere Verschwöung...
-
Mittelalter? - Das gab es bei uns gar nicht!
Tja, es gab (und gibt offensichtlich) Leute (nicht nur ungebildete!), die halten nicht besonders viel von Thomas Mann, was bedauernswert ist!