wie ich an anderer Stelle schon erwähnt habe, war ich am letzten Wochenende in Essen und Samstagabend dort in der Aalto-Oper.
Gegeben wurde die Bellini Oper „I puritani“, die ich noch nicht kannte.
Auf der Rückfahrt von Essen in den Wilden Süden bin ich in einem Speisewagen der Schweizer Eisenbahn über meinen Lieblingsleseplatz (um das havarierte Schiff an der Loreley zu bestaunen) nach Frankfurt gefahren und habe mir an der Frankfurter Oper noch „Fausts Verdammnis“ von Hector Berlioz angesehen.
Wie Goethe hat sich auch Berlioz mehrmals in seinem Leben mit dem Fauststoff beschäftigt.
Nach Gérard de Nervals ins französische übersetztem und 1828 erschienenem Faust I schrieb er 1829 eine Schauspielmusik als sein Opus 1: „Huit Scènes de Faust“. (Nerval scheint mir übrigens auch interessant: mit 18 übersetzte er Goethes Faust, mit 46 hat er sich an einer Pariser Straßenlaterne erhängt; kennt jemand etwas von diesem franz. Schriftsteller?). 1846 schrieb er dann nach eigenem Libretto „La damnation de Faust“, sein op. 24. Uraufführung 1846 an der Opéra-Comique in Paris.
http://de.wikipedia.org/wiki/Op%C3%A9ra-Comique
Inspiriert wurde Berlioz zu seinem Libretto neben Goethes auch von Marlowes Drama und von Delacroixs Lithographien:
http://www.goethezeitportal.de/index.ph?id=1666
Wie in der ein Tag zuvor gesehenen Oper von Bellini gab es viele Chorszenen, die vom Chor und Extrachor unter M. Köhler hervorragend gemeistert wurden. Die Musik ist nicht so „schön“, aber aufregender als bei Bellini, am Orchester unter Friedemann Layer gab es nichts zu beanstanden. Bühnenbild (Hans Schavernoch) und Kostüme (Yan Tax) waren mehr als gelungen. Guter Regieeinfall: Gretchens Zimmer wie eine Puppenstube in die Szene zu stellen. Obwohl nicht jeder Regieeinfall hat mir gefallen (ich hab z.B. nichts dagegen, wenn mal ein nackter Busen blitzt, aber übergroße Brüste aus Pappe mag ich nicht und durchsichtige Bühnenvorhänge auch nicht) aber das meiste war gut und es war sehr abwechslungsreich, Langeweile war nie, wenn wundert es, wenn Harry Kupfer inszeniert.
Da mir die literarische Vorlage bestens bekannt war und ich auch das Libretto vorher gelesen hatte und damit Berlioz Abweichungen von Goethes Drama kannte:
[so verlegte Berlioz den ersten von vier Teilen in die ungarische Puszta, um seine Bearbeitung des Rákóczi-Marsches in der Oper unterzubringen:
http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%A1k%C3%B3czi-Marsch
und der Teufelspakt wird erst geschlossen, als Faust Mephistos Hilfe braucht um Gretchen zu befreien, was ja für Faust spricht, trotzdem wird bei Berlioz Faust nicht gerettet sondern geht auf einem von Berlioz hochdramatisch komponierten Höllenritt seiner Verdammnis entgegen.]
war es ein rundum gelungener Abend.