Was lest ihr gerade?

  • Albert Vigoleis Thelen: Der schwarze Herr Bahßetup.


    Don Vigo lässt wirklich keine Gelegenheit zu einer ausschweifenden Digression aus. Manchmal stecken sie sogar ineinandergeschachtelt wie in einer Matrjoschka-Puppe. Nach den ersten 100 Seiten gibt es ansonsten eigentlich immer noch keinen rechten Fortschritt.


  • . Inzwischen denke ich, wenn das alles so super war, warum ist Thoreau nach einem 2-jährigen Experiment wieder in die Zivilisation zurück gekehrt?


    Das "Experiment" ist doch gescheitert. Auf den ersten Seiten macht T. die entsprechende Rechnung auf. Wenn du dir in Google Earth ein Mal die Umgebung anschaust, wirst du auch sehen, dass das Leben in den Wäldern, eher dem Leben mit Häuschen im Grünen vergleichbar war. So was kann wohl nur Großstadtintellektuelle vom Hocker reißen.


  • Ich habe sie gerade mal wieder aufgeschlagen und musste gleich schmunzeln: "Diese Erzählung wurde im Winter 1830 ...". Erzählung! Das sind in meiner (Diogenes) Ausgabe gut 700 Seiten.


    Hallo Giesbert,
    hallo zusammen,


    das erinnert mich an Seumes „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802". Von Grimma nach Syrakus könnten es leicht 1.600 km Luftlinie sein: Spaziergang?


    Ist das jetzt Zufall oder war der Anfang des 19. Jahrhundert die Zeit der Understatements? Gibt es weitere Beispiele? Oder das Gegenteil?


    Viele Grüße


    Hubert

  • Wenn meinst Du jetzt mit Großstadtintellektuelle: Mahatma Gandhi oder Anita?


    Eine richtige Andeutung! Ich habe diejenigen vergessen die sich vom Hocker schubsen lassen. Gelesen habe ich das Buch auch mit Interesse, aber diese sehnsuchtsvolle Übertreibung, was die Zivilistaionsferne und was das "radikale Selbstexperiment" betrifft, ist nun wirklich nicht angebracht. zu Thoreaus Zeiten sind noch Tausende wirklich nahezu ohne Kontakt zur Zivilisation durch die Wildnis gezogen und haben das erfolgreicher bewältigt.

  • @ Hubert:


    Understatement ist eher kein Leitmotiv dieser Zeit. Seumes "Spaziergang" ist ein recht deutliches Kokettieren mit dem Sachverhalt. "Ein wenig das Zwerchfell dehnen" oder so ähnlich heißt es ja auch ziemlich zu Beginn. Wenn ich lange genug suche, fällt mir andererseits sicher auch der eine oder andere Schaumschläger ein, der ein Novellchen zum Roman aufgeblasen wissen wollte.


    Heißt es im französischen Originaltext denn überhaupt "narration", und ist ggf. die heutige Bedeutung noch die gleiche wie damals? Gab es den Begriff des "roman" damals in der gleichen Bedeutung wie heute? Da müsste man wohl einen Romanisten befragen, bevor wir die Zeit um 1830 als Epoche des Understatement ausrufen.

  • Heißt es im französischen Originaltext denn überhaupt "narration",


    Nein: "nouvelle".


    und ist ggf. die heutige Bedeutung noch die gleiche wie damals? Gab es den Begriff des "roman" damals in der gleichen Bedeutung wie heute? Da müsste man wohl einen Romanisten befragen, bevor wir die Zeit um 1830 als Epoche des Understatement ausrufen.


    "Nouvelle" ist irgendwas zwischen Roman und Mär(chen). Keine klassische "Novelle" im deutschen Sinn des Wortes, sondern durchaus eine lange Erzählung. Goethes Wahlverwandtschaften wären eine "nouvelle" ...


    So ungefähr jedenfalls ... :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Im Moment lese ich jQuery - kurz & gut. Keine Dialoge, kein Spannungsbogen, keine Handlung - dagegen nimmt sich sogar das Buch der Unruhe wie ein Thriller aus. Ach, viel lieber würde ich endlich Montaignes Essays auflesen und dann, noch im Vorfrühling, den Nachsommer anfangen.


  • @ Hubert:
    Understatement ist eher kein Leitmotiv dieser Zeit. Seumes "Spaziergang" ist ein recht deutliches Kokettieren mit dem Sachverhalt. "Ein wenig das Zwerchfell dehnen" oder so ähnlich heißt es ja auch ziemlich zu Beginn. Wenn ich lange genug suche, fällt mir andererseits sicher auch der eine oder andere Schaumschläger ein, der ein Novellchen zum Roman aufgeblasen wissen wollte.


    @Gronauer:
    Danke für die Antwort, Du hast wahrscheinlich Recht: Understatement und Schaumschläger hat es vermutlich zu allen Zeiten gegeben. Dass Seume mit dem Sachverhalt kokettiert hat, ist allerdings kein Argument, hätte er es unbewußt "Spaziergang" genannt, wär's kein Understatement.


    Gruß


    Hubert


  • Auch Dir Dank, sandhofer. Ich sag ja immer:
    Wer sandhofer hat, braucht keinen Romanisten, - obwohl wer „La Chartreuse de Parme » im Original liest, gilt ja per se zumindest als halber Romanist, na ja vielleicht bist Du ja auch ein ganzer?

  • Nachdem einige weniger interessante Bände mit Herders theologischen Schriften aus der Bückeburger und der frühen Weimarer Zeit das Dutzend vollmachten, folgt nun mit Band XIII wieder eines der Hauptwerke Herders: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. :klatschen:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Enid Blyton: The Folk of the Faraway Tree. Ja, ich weiß, voll die Kinderkacke. Ich geh mich ja schon schämen. :redface:


  • Enid Blyton: The Folk of the Faraway Tree. Ja, ich weiß, voll die Kinderkacke. Ich geh mich ja schon schämen. :redface:


    Sei nicht so hart zu Dir, immerhin sind die Bücher von Enid Blyton Kinderbuchklassiker. Denke ich zumindest, denn ich habe sie als Kind gelesen und wenn ich mir mein Alter so ansehe... ähm, äh, ja, wo war ich? Ach ja, Klassiker. Ich dagegen bin im Weihnachtsschund hängengeblieben und lese mich durch lauter historische Schmöker. Zurzeit ist es Drood von Dan Simmons. Wenigstens sind die Hauptpersonen Klassiker: Wilkie Collins und Charles Dickens.


    So und nun geh ich mich schämen :redface:


    Liebe Grüße
    Poppea


  • Ich dagegen bin im Weihnachtsschund hängengeblieben und lese mich durch lauter historische Schmöker. Zurzeit ist es Drood von Dan Simmons. Wenigstens sind die Hauptpersonen Klassiker: Wilkie Collins und Charles Dickens.


    Hallo Poppea,


    der "Faraway Tree" ist genial, da ist mir als Kind wirklich was entgangen. "Drood" hab ich gleich mal gegoogelt... Hui, das ist aber ziemlich starker Tobak. :zwinker: Ich hab zwar schon immer geahnt, dass Dickens ein paar Leichen im Keller oder wenigstens ein paar Neugeborene ins Waisenhaus gegeben hat, aber als Serienkiller kann ich ihn eigentlich doch nicht so recht vorstellen. Obwohl ich neulich sogar mal in einen Unterhaltungsroman reingelesen habe, in dem Lord Byron ein Vampir war. Wahrscheinlich muss ich mich jetzt gleich nochmal schämen gehen, aber wenn ich ehrlich sein soll, interessiert mich schon, welche englischen Barden und schottischen Rezensenten der Gute noch so gebissen hat. :breitgrins:


    Liebe Grüße FeeVerte


  • Philip K. Dick "Der galaktische Topfheiler"


    Was für ein Titel, aber ich sag nichts, habe mir schon mal den Mund verbrannt und diesmal vorher geschaut, gute SF :breitgrins:

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Was für ein Titel, aber ich sag nichts, habe mir schon mal den Mund verbrannt und diesmal vorher geschaut, gute SF :breitgrins:


    Och, ich bin da nicht so empfindlich. :winken:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)