Obwohl ich den „Faust“ schon oft im Theater erlebt habe, so spektakulär war noch keine Aufführung, wie die Koproduktion des isländischen Vesturport Theatre und Reykjavik City Theatre mit dem Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen, die jetzt nach Reykjavik und London am Freitag und Samstag in Ludwigshafen als letzte Aufführung der VI. Festspiele Ludwigshafen zu sehen war. In der Version des isländischen Regisseurs Gisli Örn Gardarsson beginnt die Geschichte im Altersheim. Johann ein pensionierter Schauspieler hat einst alle großen Rollen gespielt, bis auf – die Rolle des Faust. Von Depressionen gequält versucht er sich zu erhängen. Da aber tritt Mephisto auf den Plan ….
Vieles in dieser modernen Faust-Interpretation spielt sich nicht auf der Bühne ab, sondern über den Köpfen der Zuschauer, in einem Netz, wie man es aus dem Zirkus bei Trapeznummern kennt. Solche akrobatischen Einlagen sind ja das Markenzeichen des Regisseurs, der vor seiner Theaterkarriere 15 Jahre lang ein erfolgreicher Turner war. Am beeindruckendsten aber war die Walpurgisnacht zur eigens komponierten Musik der Australier Nick Cave und Warren Ellis. Imo wäre Goethe, wie ich, begeistert gewesen.
Erwähnt werden müssen natürlich noch die guten schauspielerischen Leistungen, allen voran Unnur Osp Stefansdottir als Gretchen und Nina Dogg Filippusdottir als Lilith.