Beiträge von Georg

    Zitat von "alpha"


    Der Unterschied zwischen Kafka und Mann, in Bezug auf die Stellung des Werks zur Biografie sehe ich darin, dass Mann die Fakten, die wirklichen Geschehnisse nimmt und sie „zusammensezt“, natürlich werden sie so angepasst, dass sie in den Zusammenhang passen, aber im Endeffekt bleiben sie, was sie gewesen sind. Ich sehe Thomas Mann immer als grossen Kunsthandwerker: Er erschafft selten völlig neues, aber er setzt zusammen, komponiert und ergänzt, poliert.


    Thomas Mann als Kunsthandwerker, der selten etwas völlig neues schafft, sondern zusammensetzt, komponiert, ergänzt und poliert! Das sehe ich ganu so, manchmal auch verschleiert. Also Thomas Mann, dessen Werke alle mit seiner Biografie zu tun haben, aber genau deshalb bringt es ja zusätzliche Erkenntnis seine Biografie zu kennen.


    Gruß


    Georg

    Zitat von "Bluebell"


    Über die Bedeutung, die Dante den einzelnen Personen beimisst, habe ich mich allerdings auch gewundert - und dazu gleich eine Frage: hat es diese Aufstellung der "großen vier" schon vor der Divina Commedia gegeben?


    Soweit ich weiß, galt zur Zeit von Dante Vergil als der größte Dichter. Umso erstaunlicher, dass dieser in der commedia dann sagt: "Das ist Homer, der Meister aller Dichter."
    Würde Vergil, wenn er nicht gerade mit Dante unterwegs ist, nicht auch hier im Limbus der Ungetauften sitzen? Es wären dann fünf große Dichter, wobei Homer, Horaz, Ovid und Vergil sicher auch heute noch zumindest für mich als die vier großen Dichter der Antike gelten, oder seht ihr das nicht so?


    Ich habe jetzt bis einschliesslich zum 12. Gesang gelesen. Hier will Minotaurus (Symbol der Vertierung?) Dante den Abstieg zum 7. Kreis der Hölle verwehren, aber mit Hilfe Vergils gelingt es doch. Erstaunlich, und hier zeigt sich, dass Dante nicht mehr Mittelalter, sondern Beginn von etwas Neuem ist, dass Alexander der Große, nicht als der große Held gezeigt wird, sondern als Massenmörder, der im von ihm vergossenen Blut siedet.


    Gruß


    Georg


    Nun was willst du damit sagen?


    Dass durch die Preisverleihung an Mommsen der Literaturnobelpreis schon nicht mehr ernstzunehmen war?


    Theodor Mommsen war nicht nur Historiker, sondern eigentlich gelernter Jurist und als Mitglied des Reichtags auch Politiker. Und nebenbei hat er wichtige Literatur geschaffen. Seine mehrbändige "Römische Geschichte" für die er den Nobelpreis erhielt, ist bis heute lesbar, lesbarer und wichtiger jedenfalls als die Bücher der Jelinek. Und wo steht geschrieben, dass der Literaturnobelpreis nur für Unterhaltungsliteratur, nicht aber für Sachbücher verliehen werden darf?


    Um gute Literatur zu schaffen, muss man übrigens nicht hauptberuflich Dichter sein, manchmal ist das sogar hinderlich.

    Hallo


    danke bluebell und nimue, für eure Antworten auf meine Motivationsfrage. Dass man nach einem Besuch von Florenz motiviert ist, Dante zu lesen kann ich sehr gut verstehen, so ging es mir mit Thomas Mann und Lübeck und H. Hesse und Calw.


    Vielleicht fällt ja sandhofer auch noch seine Motivation ein?


    Was mich etwas überrascht, dass ihr das Buch als überraschend leicht bezeichnet? Mir persönlich kommt es sehr schwer zu lesen vor und ich muss auch laufend Namen usw. im Lexikon oder Internet nachsehen. Hab ich da euren ironischen Unterton überhört, oder habt ihr einfach bessere Kommentare? oder seit ihr ansonsten an noch schwererer Lektüre erprobt, wie "Zettels Traum" von Arno Schmidt oder so, dann kann natürlich sein, das Dante einfach erscheint :breitgrins:

    Zitat von "Mecki"

    Und ernst nehmen kann man diesen Preis ja spätestens seit Dario Fo nicht mehr


    Wieso, Dario Fo hat sehr gute Theaterstücke geschrieben, bei denen ich mich im Unterschied zu denen der Jelinek sehr gut unterhalten habe z.B.
    "Zufälliger Tod eines Anarchisten" oder "Hohn der Angst".

    Zitat von "Holger"

    Hallo, Elfriede Jelinek hat das Rennen gemacht. Ich glaube, Dylan wird wie Havel immer so als Geheimtipp gehandelt um dann die Überraschung zu forcieren. Dieses Jahr waren wohl für den Literaturpreis auch Kundera, Margret Atwood und Joyce Carol Oates im Gespräch. Na ja. Beinahe hätte ich endlich mal hurra schreien können, weil ich mal einen Nobelpreisträger vor Verleihung gelesen habe, aber dann gab der Blick in die Liste nur preis: nein, Jelinek nicht vollständig. Toll.



    Nach dieser Entscheidung kann man den Literaturnobelpreis nicht mehr ernst nehmen. Kundera oder Dylan wären sicher eine bessere Wahl gewesen.

    Zitat von "Bluebell"


    Also der Hauptgrund sind die historischen Zusammenhänge bei mir nicht, auch wenn sie mich bis zu einem gewissen Grad interessieren.
    Wenn man sich mit Literatur beschäftigt, stolpert man einfach immer wieder über Dante und seine Divina Commedia - und irgendwann wollte ich den Stolperstein dann aus dem Weg räumen


    Dass Motive aus der "Commedia" häufig in der Malerei auftauchen z.B. bei zwei meiner Lieblingsmaler Sandro Botticelli oder Eugène Delacroix und ab und zu auch in der Musik weiß ich, aber in der Literatur kenne ich nur Chaucer, Balzac und Joyce. Sicher habe ich mich noch nicht so viel mit Literatur beschäftigt wie du, wenn du immer wieder darüber stolperst. Aber das Thema interessiert mich und vielleicht kannst du mir ja ein paar dieser Stolpersteine nennen?


    Gruß


    Georg

    Zitat von "sandhofer"


    Nun, für mich (für mich!) war der erfolgreichste Versuch, Kafka etwas abgewinnen zu können, immer der, ihn aus seinem Konflikt mit einem übermächtigen Vater zu verstehen, ein Konflikt auch mit der übermächtigen Kultur, in der er aufgewachsen ist.


    Entschuldige die penetrante Nachfragerei. Dass der Vaterkonklikt immer wieder als wichtig für das Verständnis von Kafka genannt wird, ist mir bekannt, trotzdem hilft er mich nicht kafkas "Prozeß" zu verstehen. Ich gebe also gerne zu, dass ich von diesem Roman Kafkas nicht viel verstanden habe, obwohl ich die Biogragie Kafkas inzwischen sehr gut kenne. Ich wäre dir also dankbar, wenn du mir sagen könntest, wieso der Vaterkonflikt eine der für mich offenen Fragen zum "Prozeß" beantwortet:


    Wer oder was ist das Gericht?
    Was hat K. verbrochen?
    Wieso haust das Gericht auf dem Speicher eines Mietshauses?
    Wieso empfängt der Advokat seine Mandanten im Bett?
    Was bedeutet die Prügelszene?
    Wieso wird K. im letzten Kapitel erstochen?


    Keine dieser Fragen kann ich mir aus dem Vaterkonflikt oder sonstwie aus der Biografie erklären?


    Gruß


    Georg


    Das finde ich jetzt schon etwas komisch, wenn du dieses Thema in ein Diskussionsforum einbringst und dann bezweifelst, ob man darüber diskutieren kann.


    Also auch an dich die Frage, welches biografische Detail hat dir den geholfen Kafkas zugegeben schwer durchschaubaren Romane "Schloss" und "Prozeß" zu verstehen.


    Gruß


    Georg

    Zitat von "sandhofer"

    Was mich im zweiten Canto überrascht hat: Die Anrufung der Musen.


    Im zweiten Teil (Läuterungsberg) kommt der Anruf der Musen schon im ersten Gesang. Im ersten Teil kommt der Anruf wahrscheinlich erst im zweiten Gesang, weil der erste Gesang noch nicht zur Hölle gehört, sondern eine Art allgemeiner Einführung ist. Die Anzahl der Gesänge ist ja: 1 - 33 - 33 - 33.


    Gruß


    Georg

    Zitat von "sandhofer"

    Ich gebe zu, dass mich die historischen Namen und Zusammenhänge weniger interessieren ...


    Also bei mir ist das der Hauptgrund warum ich die Göttliche Komödie lese: Die historischen Zusammenhänge. Was ist eigentlich eure Motivation die Göttliche Komödie zu lesen?


    Bin jetzt mit dem fünften Gesang zu Ende und hab mich gerade an der Geschichte von Paolo und Francesca erfreut. Dante setzt da viel Vorwissen voraus und wen ich die Story nicht von Rachmaninows Oper her gekannt hätte ....? zumal es in meiner Ausgabe zwar eine 265-seitige Einführung gibt, aber so gut wie keine Anmerkungen.


    Gruß


    Georg

    Zitat von "Evelyne Marti"

    Hallo Leutchen :zwinker:


    Bei manchen Werken wär's besser, man wüsste nichts von der Biografie des Autors, gerade bei Thomas Mann, dessen Zauberberg etc. für sich allein völlig ausreicht, die Biographie empfinde ich da eher als störend. Anders ist es bei Kafka, da hilft mir der biographische Hintergrund beim Lesen.


    Bye, Ivy


    Möglicherweise kann man den Zauberberg auch lesen ohne etwas von Thomas Mann zu wissen, es bleibt dann aber zumindest im ersten Teil ein ziemlich langweiliges Buch. Da Thomas Mann in allen seinen Romanen hauptsächlich von sich selbst schreibt, hilft es ungemein seine Biografie zu kennen.


    Bei Kafka sehe ich das nicht so. Hat dir den die Biografie von Kafka geholfen zu verstehen, warum der Landmesser K. im Schloss nicht vorgelassen wird, oder warum Josef K. verhaftet wird und am Ende ermordet.?

    Zitat von "sandhofer"


    In welcher Ausgabe denn?


    Es ist eine Ausgabe des Kösel Verlags und die Übersetzung ist von August Vezin. Mir gefällt diese Übersetzung besonders gut, weil hier das Versschema von Dante nachempfunden wird und das ist ja das Beste vom Ganzen.



    Zitat

    Interessiert es die Mitleser, darüber zu spekulieren, warum in diesem oder jenem Zusammenhang gerade diese oder jene Figur erwähnt wird (hier also z.B. Rahel)?


    Mich interessiert das schon, habe aber im Moment dazu keine Idee. Rahel? Zweite Frau Jakobs und Mutter von Josef und Benjamin - ok, aber ich sehe da keine Verbindung?


    Gruß


    Georg

    Zitat von "Tukulti"


    Zu Sherlock Holmes: Ob man hier mal sowas lesen könnte, hab das wirklich seit 15 Jahren nicht mehr gelesen, wäre echt gespannt, ob ich das heute noch gut finden würde :smile:


    Hallo,


    bin auch neu hier, wie du. Würde gerne Sherlock Holmes mitlesen. Habe noch nichts von ihm gelesen, kenne aber die Verfilmung vom "Hund von Baskerville". Das würde ich auch am liebsten lesen, oder welche Vorstellung hast du?


    Georg

    Zitat von "sandhofer"

    Ich habe unterdessen den ersten Gesang des Paradiso gelesen.


    Da eine andere Leserunde im Großen Bücherforum (On the road) nicht zustande kommt, könnte ich vielleicht hier mitlesen. Wäre das möglich? Das Buch habe ich übrigens schon lange bei mir rumstehen.


    sandhofer
    Hat es einen besonderen Grund, dass du mit dem ersten Gesang des "Paradiso" und nicht mit dem ersten Gesang des "inferno" begonnen hast?



    Soll ich auch dort anfangen? Wenn ihr aber nur das paradiso lesen wollt, wäre es doch nichts für mich.


    Georg

    Hallo zusammen,


    da ich mir demnächst eine Aufführung vom Sommernachtstraum ansehe, würde ich gerne (vorher) mitlesen. Wann ist denn der Start geplant?



    Zitat von "sandhofer"

    .. Schon allein der Begriff "St. Johannis-Nacht" verrät ja den Freimaurer ...


    War Wieland schon Freimauerer als er Shakespeare übersetzte?


    Im übrigen wird die St. Johannis-Nacht nicht nur bei den Freimauerern besonders begangen, sondern auch bei den Pfadfindern, den Christen und vielen anderen Gruppen. Deshalb kann man doch von Wielands korrekter Übersetzung noch nicht automatisch auf Freimaurer schliessen?


    Der übliche deutsche Titel für das Stück (Ein Sommernachtstraum) ist einfach für "A Midsummer Night's Dream" falsch übersetzt. Die englische Midsummer Night ist nicht eine x-beliebige Sommernacht, sondern die St. Johannis-Nacht.


    In welcher Weise begehen die Freimaurer den die St. Johannisnacht?