Beiträge von Vult

    Ich lese zur Zeit: Wilhelm von Sternburg: Joseph Roth. Eine Biografie.

    Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009, rund 500 Seiten. (Mit Anmerkungen, Lebensdaten, Namensregister, und einem reichlichen „Bilderteil“.)


    Für mich ist dieser „Heilige Trinker“ immer noch etwas ganz besonderes, immer wieder einmal lese ich seinen Radetzkymarsch, auch seinen Hiob, oder seinen Leviathan, oder was da auch immer.


    Ich würde sagen, Sternburgs Biografie ist rundum gelungen, ist informativ, auch detailliert geschrieben. Und wer ein Freund/Leser/Bewunderer des Joseph Roth ist (und das sind hier wohl nicht wenige User), der sollte sich diese Biografie unbedingt in seinen Bücherschrank stellen.

    Vult, darüber haben wir weiter oben etwas diskutiert: Gustav Meyrink, der Prager Autor, der den "Golem" geschrieben hat, übersetzte sechs Romane bzw. Erzählbände von Dickens, u.a. den Copperfield. Ich finde diese Übersetzung, ohne das englische Original zu kennen, in sich stimmig und auch heute noch gut zu lesen.

    Danke für die schnelle und präzise Antwort!

    Dann werde ich mich bei Booklooker mal auf die Suche machen, nach einer Übersetzung von Meyrink.

    Wenn es denn geht mit Anmerkungen und ein bisschen bibliomanischen Bling-Bling, und haptisch soll es sein, und nicht zu kleine Schrift, und...

    Ich gehe da völlig konform. Eventuell machen auch diese Schwächen einen Teil der Faszination an Dickens aus, mag auch sein, dass er darum gewusst und sie genutzt hat.



    Von Dickens las ich ich in meiner frühen Jugendzeit den Oliver Twist, eine zerlesene Ausgabe aus der so genannten Kinder und Jugendbibliothek.

    Dort lieh ich mir dann auch Isaak Babels Reiterarmee aus (Tschechow Kindergeschichten, Gogols Tote Seelen, und Tolstois Erzählungen waren dort auch zu finden), die Reiterarmee allerdings in der gruseligen und lückenhaften DDR-Übersetzung, was ich dann nach der Wende schnellstens "berichtigt" habe. (In der wohl einzigartigen Übersetzung Peter Urbans.)


    Was ich eigentlich sagen wollte, es gibt von David Copperfield eine Neuübersetzung von der viel gelobten Melanie Walz, also wieder einmal eine Neuübersetzung...

    https://www.amazon.de/David-Co…ckens+%2Caps%2C482&sr=8-1

    Da ich David Copperfield noch nicht gelesen habe, sollte man hier zugreifen, oder sich da eher an eine frühere Übersetzung orientieren?

    (Und wenn ja, welche?)


    Danke und Grüße in die Runde

    Aktuell im Buchhandel, meinst Du? Von der Ausgabe im Klassiker-Verlag, Gott hab ihn selig, gibt's wohl noch ein paar Bände, aber nicht mehr alles. Die fünfbändige Hanser-Ausgabe ist schon lange vergriffen. Die Oßmannstedter Ausgabe bei deGruyter wirst wohl nicht meinen. Ausserdem ist das ein Jahrhundertwerk, deren Ende weder Du noch ich erleben werden.


    Antiquarisch findet man aber, will mir scheinen, noch jede Menge Wieland-Ausgaben. Wieland kauft ja keiner mehr heutzutage ;( ...

    Lieben Dank für die Infos!


    Bei Booklooker gibt es Legionen von Wieland Ausgaben (naja, übertreiben wir nicht, es sind rund 3000, im Gegensatz zu anderen Klassikern also herzlich wenig), aber ich dachte mir, eine kleine Ausgabe mit einer Werkauswahl wäre dann doch besser, egal welchen Verlages und welchen Zeitraums, aber da ist einfach nichts zu finden.

    Beim ZVAB kostet die fünfbändige Hanser-Ausgabe weit über hundert Talerchen, und das ist mir, bei aller Liebe zu Wieland, dann doch etwas zu heftig. Zumal in den trüben Zeiten, in der eine Rechnung nach der anderen in's Haus schneit, so das einem die Haare zu Berge stehen...

    (Tschuldigung für den kleinen Abschwiff, wegen der nicht gerade drolligen Zeitläufte.)

    sorry Vult ich hatte oben eine andere Lesart, weiß aber jetzt was du gemeint hast.

    Alles gut, alles fein!


    Ich hätte an dieser Stelle noch eine Frage: ich lese nebenbei noch: Die Abenteuer des Don Sylvio, von C.M.W.. und für mich ist die Geschichte des Prinzen Biribinker dort ein wahres und köstliches Kleinod, samt den phantastischen Figuren mit den natürlich sehr wunderlichen Namen.


    Nun zu meiner eigentlichen Frage, gibt es eine Werkausgabe Wielands, die die schönsten Werke dieses großartigen Dichters vereint?


    Danke

    Ich habe "Der begrabene Riese" 2015 gelesen und eben mal herausgesucht, was ich in meinem damaligen Lieblingsforum dazu schrieb (während des Lesens, ich war also noch nicht ganz durch):


    "

    Ein kurioses Buch. Ich kann nicht anders, als das Buch als Allegorie auffassen, und suche ständig nach Deutungshinweisen. Auf den ersten Seiten dachte ich gar, die handelnden Personen seien Kaninchen (wohl weil ich mich sehr an ein bestimmtes Kapitel in "Watership Down" erinnert fühlte). Inzwischen weiß ich, dass das nicht stimmen kann, bin aber immer noch nicht sicher, ob es ein historischer Roman werden soll oder eher etwas aus der Riege Phantastica. Manche Figuren scheinen immer noch eindeutig allegorisch, vor allem der Fährmann, der sich weigert, Ehepaare gemeinsam überzusetzen, wenn sie einander nicht wirklich innig lieben."

    Ein Mitforist, der mir das Buch empfohlen hatte, verglich es mit Kafkas "Verwandlung" oder Ransmayrs "Die letzte Welt" und sah es als eindeutig allegorisch an.

    Danke für die Ergänzungen zum Buch!


    Hier nun neu auf dem Lesetisch bibliomanischer Begierden: Tschechow, sämtliche Briefe in fünf Bänden, Diogenes. Enthalten sind die Briefe von 1877-1889, 1889-1892, 1892-1897, 1897-1901, und 1901-1904.

    Und ich freue mich darauf, gehört doch Tschechow, oder Čechov zu meinen persönlichen "Unsterblichen".

    na ja, so indirekt...

    Nein, auch nicht indirekt.


    Ich schrieb:


    Zitat

    ich weiß nun nicht ober dieses Buch ein Roman ist, oder dem Fanatasy-Genre zugeordnet wird,

    Weil, einige Rezensenten haben dieses Buch mehr oder weniger benörgelt und bemeckert, weil man wohl von Kazuo Ishiguro etwas "schwerere" Literatur erwartet hatte, andere Rezensenten lobten hingegen wieder die Schlusszene des Buches, als eine der unvergesslichsten der jüngeren Literatur (Perlentaucher), aber eigentlich mir völlig egal.

    Denn Ishiguro bietet in seinem Buch eine phantastische und eigentliche unheimlich anmutende Welt, mit Drachen, schrecklichen Nebeln, allerlei Dämonen, also irgendwie alles so ein bisschen apokalyptisch, und lest es doch selbst einmal.


    Mir hat es jedenfalls gefallen und das passiert nicht mehr oft, mit der "jüngeren Literatur".

    Ich habe nun Kazuo Ishiguros - Der begrabene Riese "ausgelesen", ich weiß nun nicht ober dieses Buch ein Roman ist, oder dem Fanatasy-Genre zugeordnet wird, und so genannte Kenner mögen die bibliomanische Nase rümpfen, denn unter die "reine Lehre" fällt dieses Buch wohl nicht.

    (Was immer man darunter auch versteht.)


    Mir jedenfalls hat dieses Buch ausnehmend gut gefallen, es hat mich nachdenklich und ein wenig traurig gemacht und das kann ich nicht von jedem Buch sagen, das ich in letzter Zeit las.

    Ich lese gerade Jorge Luis Borges: Das Evangelium nach Markus, eine höchst seltsame Erzählung mit einem so seltsameren Ende, das mir einige Tage lang immer wieder einmal durch den Kopf ging.

    Nun überlege ich, ob ich mir sämtliche Erzählungen von Borges zulege...

    Zur Zeit auf dem Nachttisch: Peter Urban, Genauigkeit und Kürze, Ansichten zur russischen Literatur (Diogenes)


    Ein Glücksgriff, von Puschkin über Gogol, Turgenjew, Tschechow, Isaak Babel(!) bis hin zu Venedikt Erofeev sind dort alle großen Essays und Rezensionen dieses einzigartigen Übersetzers und großartigen Menschen versammelt.

    Für Freunde und Verehrer der russischen Literatur wohl unverzichtbar.

    Danke für den Tipp, eins der großartigsten Bücher aus Lateinamerika, da ist es schön, dass es auch dort und mit dortigen Schauspielern verfilmt wird. Ich habe keinen Netflix -Zugang, aber vielleicht wird die Serie auf Dauer auch bei anderen Streaming-Diensten angeboten.
    Und schön, dass du dich mal wieder meldest, Vult!

    Ich bin mir sicher, das die so genannten Öffis da schnell nachziehen werden, denn thematisch bedient Netflix mit dieser Serie wohl nicht unbedingt die "allgemein zugeneigte Klientel".


    Zitat

    Und schön, dass du dich mal wieder meldest,

    Ich lese hier seit Jahr und Tag immer wieder einmal "rein", allerdings leide ich unter einer schon länger andauernden Leseblockade, ein Leseblockade mit trotzig anhaltenden und eigensinnigen Bücherkauf!


    Was ich da schon alles versucht habe, um dieser Krankheit (für mich ist es eine) zu entgehen, aber in letzter Zeit scheint sich das dann wieder...,

    Joseph Roth was da dann wohl mein Lese-Schutz-Engel und so ein bisschen Flauberts Papagei wohl auch....


    Grüße

    Gabriel García Márquez Hundert Jahre Einsamkeit wurde nun von Netflix in Serie gebracht, als wohl Die teuerste lateinamerikansiche Netflixproduktion überhaupt.


    Ich habe mir die erste Staffel nun angeschaut und muss sagen, man gab sich wohl alle erdenkliche Mühe, und es wurde kein süßlicher und üblicher Hollywood-Kitsch fabriziert, hervorragende Schauspieler und Macondo sieht genau so aus, wie ich mir Macondo immer vorgestellt habe.

    (Und Ursula auch...)


    Aber die wahrhafte Magie dieses, für mich einzigartigen, Buches kann man wohl niemals 1:1 auf die Leinwand bringen, sozusagen, obwohl es da teilweise wirklich gute gemachte Ansätze gab. Aber schaut selbst, es ist auf keinen Falle verschenkte Zeit, wie bei den vielen anderen völlig sinnlosen Massenproduktionen von Netflix und anderen Anbietern.


    Dazu einige Infos hier dann: https://de.wikipedia.org/wiki/…Einsamkeit_(Fernsehserie)

    Grüße

    Vult

    „So ist es mir gelungen, in ein und demselben Kapitel nacheinander einen Regen von Scheiße und eine Prozession von Päderasten zu bringen. Ich schwitze Blut, ich pisse kochendes Öl, ich scheiße Katapulte und ich rülpse die Kugeln aus den Schleudern. So sieht es mit mir aus.“

    (Gustave Flaubert an die Brüder Goncourt, während seiner Arbeit an und mit Salambo.)


    Ich habe dieses Buch in einer Neuübersetzung noch einmal gelesen, ach was, ich habe es wieder verschlungen und war fasziniert, wie schon vor vielen Jahren einmal.

    Ich habe das Buch nicht gelesen, werde es auch nicht kaufen. Viele der Rezensionen habe ich gelesen, auch die in der NZZ, auf Perlentaucher gibt es da wohl einen Überblick.


    Mir riecht das alles zu sehr nach einem "postfaktisch" inszenierten Politikum und davon habe ich die Nase bis obenhin voll.


    Postfaktisch = Als postfaktische Politik wird schlagwortartig ein politisches Denken und Handeln bezeichnet, bei dem Fakten nicht im Mittelpunkt stehen. Die Wahrheit einer Aussage tritt dabei hinter den emotionalen Effekt der Aussage vor allem auf die eigene Interessengruppe zurück.

    Ich habe jetzt 160 Seiten des neuen Houellebecq gelesen. Es ist wie Waten durch Dreck. Der Autor breitet das Seelenleben seines Erzählers vor uns aus. Der führt ein finanziell recht komfortables Leben, das aber durch innere Leere, Bindungsunfähigkeit und Verachtung für alle und jeden gekennzeichnet ist. Lebensekel pur. Und da der Erzähler so ein Widerling ist, tut er dem Leser auch nicht leid. Der Text ist natürlich glänzend geschrieben, stellenweise unterhaltsam und manche Sottise sitzt. Gleichwohl fragt man sich als Leser, warum man mit diesem Schmutz eigentlich Zeit verbringen soll, denn der Erkenntnisgewinn über die gegenwärtige Seelenlage der Gesellschaft hält sich doch sehr in Grenzen...

    Danke JHNewman,


    So spart man sich dann ein wenig Lebenszeit und den einen oder anderen Euro wohl auch.


    Und weiter mit einem Franzosen, der wohl so ganz anders ist, als dieser Houellebecq, obwohl ich mit der Suche nach der verlorenen Zeit so meine Probleme habe.

    Vor einiger Zeit schon erstand ich die Werkausgabe von Lion Feuchtwanger (16 Bände, Aufbau Verlag) und hin und wieder lese ich eines dieser Bücher, zur Zeit ist Feuchtwangers - Narrenweisheit oder Tod und Verklärung des Jean-Jacques Rousseau. Nach seinem Goya und Jud Süß nun der nächste Roman der mir durchaus gefällt.

    Ich habe nun mit der verlorenen Zeit begonnen und befinde mich zur Zeit im Schatten junger Mädchenblüte. Aber von dem viel berufenen Sog dieses Mammutwerkes kann ich nichts spüren, das alles ist mir oft zu langatmig und ehrlich gesagt, und ich habe so arge Probleme diesen Proust in seinen Intentionen wirklich zu verstehen.


    Tausende von Seiten liegen noch vor mir, ich weiß nun nicht, ob mir die Zeit verloren scheint, diese noch zu lesen.


    Ist das nun Blasphemie?

    Ich bin ja neu hier, aber den Nachsommer würde ich auch gerne mal lesen, und wenn sich das somit drei vornehmen, könnte man es ja koordinieren? Oder müssten es mehr als drei Leser sein, damit dabei etwas herauskommt?

    Lust hätte ich schon, allerdings Zeit für dieses großartige Buch, habe ich nicht.

    Obwohl dieses Buch so ein wenig außerhalb von Raum und Zeit ist.


    Ich habe mit Prousts - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit begonnen und um diesen Berg zu besteigen braucht man wohl sehr viel Zeit.