Beiträge von Vult

    Ich habe mir gebraucht ein Erzählband von Stifter gekauft, bis auf eine Erzählung, die ich vor Jahren las und deren Titel mir entfallen ist, kenne ich nichts von ihm.

    Ich weiß wohl noch das mir seine Naturschilderungen sehr gefallen haben.

    Mein „erster Stifter“ war der Band seiner Erzählungen: Die bunten Steine, schon wegen des Vorworts (die sanfte Gewalt), nicht nur damals war ich dafür sehr empfänglich.

    Danach folgten zwei Dünndruck Bände seiner Studien (Insel-Verlag) und dann konnte ich günstig eine sechs bändige Ausgabe vom Nymphenburger Verlag erstehen, in der auch Witiko und der Nachsommer vorhanden waren.

    Ob nun seine höchst seltsame Erzählung Kalkstein, die Mappe meines Urgroßvaters, ob Brigitta oder der Hochwald, oder seinen Nachsommer, ich lese alles alle Jahre einmal wieder, und wer den Witiko „schafft“, der müsste doch auch den Mann ohne Eigenschaften bewältigen.


    Stifter ist für mich viel mehr als nur Biedermeier, oder ein beschaulicher Kleinmaler, oder ein bürgerlicher Erzähler, Stifter ist für mich auch ein geistiger Ruhepunkt, das große Luft holen in einer immer mehr chaotischen Welt, in der diese Art von Literatur wohl leider nicht mehr gelesen wird.


    Aber dafür wird es in jeder Generation Menschen wie uns geben, Menschen die Stifter für sich entdecken und ihn wie einen seltenen Schatz in ihren Herzen bewahren werden, und vielleicht in einem Literaturforum diesen großen Dichter wieder zum Leben erwecken werden.

    Ich habe auf einem Bücherflohmarkt in Frankfurt zugeschlagen. Jedes Buch 1 Euro, der Stapel reichte mir schon bis unters Kinn, mit 13 Büchern bin ich rausgegangen.
    Besonders gefreut hat mich der Erwerb des Krimis "Was am See geschah" von Martha Grimes. Ich habe dieses Buch vor ungefähr dreißig Jahren mal von einer Freundin geliehen gehabt und alles, was darin vorkam, vergessen; in Erinnerung war mir nur geblieben, dass die Heldin sich unausgesetzt mit einem Gedicht von Wallace Stevens beschäftigt. Die beiden letzten Strophen des Gedichts sind dem Roman vorangestellt. Wie gesagt hatte ich den Roman vergessen, aber die Zeile "Ramon Fernandez, sag, wenn du es weißt" hing mir noch in den Ganglien fest ...
    Das Buch selbst erwies sich nun als nicht so besonders bemerkenswert, aber über das Wiedersehen mit dem Gedicht habe ich mich sehr gefreut. Es ist in vollständiger Fassung auch online zu finden: Key West. Als ich das Buch vor dreißig Jahren vor hatte, verstand ich diese beiden letzten Strophen nicht, aber irgendwas müssen sie in mir ausgelöst haben, da ich mich so deutlich daran erinnerte. Jetzt kann ich für mich zumindest in diesen Zeilen den Grund ausmachen, warum Dichter überhaupt dichten und die Dinge nicht einfach nur so betrachten, wie sie sind, ohne darüber schreiben zu müssen.
    Wie gesagt, das Buch ist nicht so dolle, aber ich habe mir einen Gedichtband von Wallace Stevens bestellt und freue mich sehr darauf.

    Jetzt fehlt nur noch, das die User/Userinnen ab einer bestimmten Anzahl von Beiträgen ein Zeilenhonorar bekommen und dieses Forum ist das allerbeste Literaturforum auf diesem doch recht seltsamen Planeten.

    (Kleiner Scherz zum Sonntag.)

    Hallo guter Sandhofer,


    es ist wirklich sehr anders, denn ich kann mich wieder einloggen, es war mir viele Wochen lang nicht möglich, denn die Forensoftware vermaulte sich immer mit irgendwelchen abgelaufenen Sitzungen und nicht ausgeloggt. Möge es dann so bleiben.


    In diesem Sinne und Grüße von der weißen Ostesseküse


    Peter

    Hallo in die Runde


    um dem Büchner wieder einmal etwas Aufmerksamkeit zu widmen. Ich hatte Büchner bis jetzt in einer Werkausgabe des Hanser-Verlages, nun habe ich mir diese hier gegönnt:


    [kaufen='ISBN-13: 978-3458066538'][/kaufen]


    Scheint mit der ISBN nicht wirklich zu funktionieren, ich reiche dann hier den Link nach:


    https://www.amazon.de/B%C3%BCc…Cchner+werke+2+b%C3%A4nde


    Ich bereue den Kauf nicht, ein wirklich ausführlicher Kommentar zu den Werken, den Schriften und Dokumenten, in einer handlichen Dünndruck-Ausgabe. Absolut und mit gutem Gewissen jedem zu empfehlen, der sich mit Büchner ausführlicher Beschäftigen möchte.


    Seltsamer junger Mann, dieser Büchner, hätten Kleist und Büchner das Alter eines Goethe erreicht....


    Bei Kleist denke ich immer an den Ausspruch von Hofmannsthal:


    "Ja, wer hat denn Heinrich von Kleists Seele getötet, wer denn? Oh, ich sehe ihn, den Greis von Weimar".
    (Ab und zu einmal Goethe zu bemeckern sollte man sich durchaus einmal gönnen.)

    Wassili Grossman: Leben und Schicksal [für alle, deren RSS-Feed keine Bilder zeigt :zwinker: ].


    Vergleiche mit der ganz grossen Literatur machen mich immer misstrauisch. Meist stinkt das Verglichene dann halt doch daneben ab.



    Ein gewisser Enthusiasmus sollte zum Leben eines Bücherwurms einfach dazugehören und man sollte den Mut haben, dass eine oder andere Denkmal auch einmal vom Sockel zu stoßen (um dieses dann irgendwann einmal mit schlechten Gewissen wieder zurückzustellen). Zumal es im Laufe eines Leselebens immer schwerer wird noch Bücher zu finden, die den Leser in den Sog der Begeisterung reißen.
    Je mehr Bücher man liest, um so stiller wird man, irgendwann.

    Ich lese gerade:


    [kaufen='978-3548608471'][/kaufen]


    Um dieses Buch zu beschreiben fehlen mir die Superlative. Man kann dieses Buch wohl bedenkenlos neben Tolstois Krieg und Frieden stellen.


    Aus obigen WDR-Link entnommen:


    Zitat

    Mein Diesseits - Unterwegs mit Martin Walser


    Eine Reisereportage, ein Roadmovie vom Bodensee mit Martin Walser und Denis Scheck.
    Der Anlass ist sein 90. Geburtstag am 24. März 2017. Martin Walser ist im besten Sinne ein Jahrhundertschriftsteller, ein Mann, der die Verwerfungen und die Glückfälle des 20. Jahrhunderts erlebt und erfahren hat, aber neugierig geblieben ist auf unsere Gegenwart.


    Martin Walser ein Jahrhundertschriftsteller? Jetzt könnte man sich über die Definition eines Jahrhundertschriftstellers sicherlich trefflich streiten, aber für mich ist der Herr Walser alles andere als ein Jahrhundertschriftsteller.

    Hallo JMaria,


    ehrlich gesagt, ich weiß mit Whitman nichts anzufangen, manchmal erinnert er mich an den tollen Menschen, dazu kommt eine betuliche Frömmigkeit und ein mir schwer verständlicher, irgendwie frömmelnder Patriotismus, und durch seine Werk geistert der stets erhobenen Zeigefinger, den Whitman zuvor in das Tao Te King getaucht hat. Mag Walt Whitman für viele Lyrikliebhaber auch Kult sein, ich kann mich einfach für seine Lyrik nicht begeistern.


    Aus Grashalme:


    Ein Selbst sing' ich


    Ein Selbst sing' ich; eine einfache abgesonderte Person;
    Doch sprech' ich das Wort Demokratisch aus, das Wort En Masse.
    Die Physiologie sing' ich vom Kopf bis zum Fuße;
    Weder Physiognomie noch Geist allein sind der Muse preiswürdig; ich sage, weit preiswürdiger ist ihr die Gestalt in ihrer Gesamtheit.
    Ich singe das weibliche ebensogut wie das männliche Prinzip.
    Das Leben, unermeßlich an Leidenschaft, Puls und Kraft,
    Fröhlich, zur freiesten Tätigkeit gestaltet nach göttlichen Gesetzen,
    Den neuen Menschen sing' ich.


    Den neuen Menschen hat ein anderer besser gesungen und besungen. Und die Physiologie sollte man wohl besser nicht vom Kopf bis zum Fuße besingen. Das hat alles so Ecken und Kanten, die mir nicht wirklich schmecken wollen. Wer es mag, der mag es, und warum auch nicht.

    Ich lese gerade die Schiller-Biographie von Safranski:


    [kaufen='3596033608'][/kaufen]


    ich bin davon nicht wirklich begeistert. Etwas zu sehr an der Philosophie orientiert und es fehlt vieles aus Schillers Leben, Wachsen und Werden, was ich hier besser geschrieben und beschrieben fand:


    [kaufen='3406459056'][/kaufen]


    wenn auch oft etwas langatmig und altbacken.


    Von den Biographien, die ich in letzter Zeit las, begeisterte mich diese restlos, absolut empfehlenswert:


    [kaufen=' 3421063524'][/kaufen]

    @ JHNewman,


    du hast dir da wahrlich einen Lesemarathon vorgenommen, an dieser Stelle lieben Dank für die Infos aus deinen umfangreichen Lesungen, finde ich interessant und ich kann mir deshalb so manch Batzen und Heller sparen.


    Weil ich Keller beim Erstversuch wenig mochte. Ist aber schon mehr als 25 Jahre her, daher kann das heute ganz anders sein.


    So erging es mir mit Thomas Mann über viele Jahre hinweg. Und trotzdem ist der Travethomas für mich immer noch kein Gott geworden und ich knie nicht vor ihm nieder.
    (Obwohl sein Zauberberg ein zauberisches Buch ist und für mich bleibt.)
    Der gründe Heinrich ist stellenweise von einigen Ödnissen durchwittert, aber für mich ein immer wieder lesenswertes Buch.


    Nach dem unendlich zähen* ersten Teil von Prousts "Suche..." (ja, ich bin ein Banause :redface: ) lese ich endlich wieder etwas, das mir gefällt:
    Gottfried Keller - Romeo und Julia auf dem Dorfe. Hach, die (viel zu wenigen) Seiten fliegen nur so dahin.


    Schön formuliert und begeistert zustimmend. Die Erzählungen von G. Keller gehören bei mir unbedingt zu den immerwiedergerngelesen Büchern.


    Und Proust ist mir zu blutarm, zu feenhaft und zu süßlich, wie einer dieser ewig "aufdringlich selbstklebenden" Himbeer-Bonbons aus meiner Jungendzeit. Tschuldigung, ist nur meine persönliche Meinung.


    Sind wir jetzt bei Lessing oder bei Kleist? :zwinker:


    Eine kommentierte Ausgabe der Lessing-Werke gab es auch bei dtv. Aber ich weiß nicht, ob es ein Taschenbuch sein darf...


    Tschuldigung, ich hatte die ganze Zeit Kleist im Kopf und schreibe über Lessing, oder umgekehrt, wohl ein deutliches Zeichen dafür, das ich den Kleist dringendst einmal wieder zur Hand nehmen sollte. Was hätte olle Freud wohl dazu gesagt?


    Da gab's mal was Zweibändiges, Dünndruck. Ich weiss nicht mehr, ob Hanser oder Winkler. Ich habe diese Ausgabe nicht mehr, habe sie aber als recht brauchbar in Erinnerung.


    Die Ausgabe sämtlicher Werke und Briefe des Hanser-Verlag (in zwei Bänden, Dünndruck) habe ich, aus dem Jahre 1952, leider kommen die Bücher nun in die Jahre, sind ein wenig abgegriffen und altersschwach, vom Winkler-Verlag gibt es eine Kleist Gesamtausgabe in einem Band. Wie finsbury schon erwähnte, bliebe dann noch die Ausgabe des Aufbau-Verlages, oder die WGB-Ausgabe in acht Bänden, hier wieder von Hanser und diese ist dann etwas sehr preisintensiv, sozusagen.
    Eine wohl weniger bekannte Ausgabe, in sechs Bänden des Piper-Verlages, wäre dann auch noch zu erwähnen.


    Bleibt dann nur noch, in außerordentliche Verhandlungen mit meiner Regierung zu treten und diese mit ein paar frühlingshaften Blumensträußen geneigt zu machen, mein Buchetat ist einmal wieder leicht überhitzt.


    Denn ohne meinen Kleist geht nix.


    Danke für die Antworten.

    Hallo in die Runde,


    zum Thema Eichendorff-Werkausgabe bekam ich hier sehr wertvolle Hinweise, die dreibändige Ausgabe vom Aufbau-Verlag war dann auch ein Volltreffer (Danke, Sandhofer). Nun soll diese Frage zu Gotthold Ephraim Lessing noch einmal gestellt werden: also ich suche eine gut kommentierte, für normale Sterbliche erschwingbare Gesamtausgabe von Lessing.
    Vielleicht hat hier jemand einen guten Rat für mich.


    Danke


    Nichts. Ausser, dass die Form "Forum" im Internet zusehends an Bedeutung verliert. Man informiert sich anders und anderswo.


    Das Klassikerforum ist ein sehr gutes, ein wirklich gutes Forum. Aber die Zeit, die liebe Zeit, und außerdem gehören wir wohl einer aussterbenden Spezies an. Man wird heute schon etwas länger "gemustert", wenn man sich dazu bekennt, Goethe, Jean Paul oder Hölderlin zu lieben.