August 2004: Victor Hugo - Der Glöckner von Notre Dame

  • hi summer,


    ich habe vorgestern mit dem glöckner beginnen können, habe aber gerade erst zeit, meine ersten eindrücke zu posten.
    sehr weit bin ich noch nicht - ich glaube, zwei kapitel habe ich bisher geschafft.


    was ich jetzt schon sagen kann, ist dass mir der stil sehr gefällt. aus irgendeinem grund war ich auf ein sehr ernstes, wenn nicht gar trockenes buch eingestellt - dabei musste ich schon ein paar mal über den humor und die feine ironie schmunzeln.
    ebenfalls gefallen hat mir die art, wie hugo als autor des frühen 19. jahrhunderts seine leser in diese geschichte einführt, die im 15. jahrhundert spielt. im ersten kapitel schreibt er:


    "Wollten wir Menschen unserer Tage uns unter jene Pariser des fünfzehnten Jahrhunderts mischen, um mit ihnen in den großen und noch zu kleinen Saal zu gelangen, dann hätten wir vor unseren Augen lauter Gegenstände, die uns fremd erscheinen würden, und wären anfangs nur geblendet und verwirrt."


    das finde ich insofern eine recht witzige situation, weil dieses "unserer tage" für uns ja mittlerweile auch schon lange zurückliegt und die szenerie für leser wie dich und mich auch dann fremd wirken würde, wenn die handlung zu lebzeiten des autors stattfände.


    viel mehr kann ich leider noch nicht sagen, weil ich wie gesagt noch ziemlich am anfang des buches stehe.


    wie dick ist deine ausgabe eigentlich? meine ist ziemlich klein gedruckt und hat deswegen nur 239 seiten.


    @evelyne: lass dich nicht aufhalten, stürz dich mitten ins geschehen! :smile:


    gruß
    bluebell

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Hallo!


    sandhofer: mein Segen hast du :zwinker:


    Ich habe gerade einen langen Text geschrieben und habe dann die Seite blöderweise zugemacht :rollen: Ich versuche mal die wichtigsten Sachen nochmal aufzuschreiben.
    Bluebell :Also ich habe die Büchergilde Gutenberg Ausgabe, übertragen von Else von Schorn, gedruckt:1957.
    Hast du eine Vorrede in deinem Exemplar? Ich fand, die meinige sehr sehr interessant. Falls Du eine andere Vorrede haben solltest, werde ich meine hier mal etwas verkürzt aufschreiben. Bei mir ging es um dieses eingegrabene Wort, in einem Stein im Turm der Kirche, woraus , nach der Vorrede, dieses Buch entstanden ist. Hast du die selbe Vorrede?
    Ich bin am Anfang des zweiten Kapitels. Bei mir zieht sich das Lesen sehr hin, weil mir manche Beschreibungen ( wie z.B. der Saal) zu genau und zu langatmig sind. Ausserdem werden viele Fremdwörter gebraucht oder Personen, die ich nicht kenne und dann immer wieder nachschlagen muss ( Sottise, Kothurn, Eklektiker, Pierre Corneille) und da kommt man leicht aus dem Lesen heraus.
    Hier noch ein Link über Victor Hugo http://www.besuche-oscar-wilde.de/biographie/hugo.htm
    Freue mich schon auf das Diskutieren über das Buch
    :winken:

  • Hallo zusammen,


    Als „Der Glöckner von Notre-Dame“ 1831 erschien, war sein Autor 29 Jahre alt. Victor Hugo (1802 bis 1885) beschreibt darin einen Krüppel der eine wunderschöne Zigeunerin liebt, die aber auch von einem Priester begehrt wird, der den Krüppel zum Glöckner von Notre-Dame de Paris gemacht hatte. Kann das gut geh’n?


    Hugo beschreibt aber in seinem Roman auch das Leben im Spätmittelalter und die Großstadt Paris in ihrer gotischen Größe. Ein Stadtroman also und ein Mittelalterroman. In mir hat er sowohl die Liebe zu Paris als auch zum Mittelalter geweckt.


    Anbei noch ein paar Links:


    Eine illustrierte Biographie von Hugo:
    http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/hugo.htm


    sowie weitere interessante Hugo-Seiten:


    http://www.tour-literatur.de/Autoren_texte/hugo_victor.htm


    http://www.perlentaucher.de/autoren/9645.html


    http://www.frankreich-experte.de/fr/6/621531.html



    Der französische Originaltext von „Notre-Dame de Paris. 1482“
    http://abu.cnam.fr/cgi-bin/go?nddp1



    Und hier geht’s zur Leserunde:
    http://www.klassikerforum.de/forum/viewtopic.php?t=767


    Gruß von Hubert

  • Zitat von "summer00"

    Freue mich schon auf das Diskutieren über das Buch
    :winken:


    Hallo zusammen,


    nachdem summer und Bluebell schon angefangen haben zu lesen, Ivy und Mephisto auch in den Startlöchern stehen, denke ich es war höchste Zeit den Hugo-Thread ins "Gemeinsame Lesen" zu verschieben, womit dann auch die Diskussionsrunde gestartet wäre. :zwinker:


    Gleichzeitig habe ich den Eintrag im Forum "Gemeinsames Lesen - Chronik" gemacht:
    http://www.klassikerforum.de/forum/viewtopic.php?t=931


    Ich wünsche allen Teilnehmern viel Freude bei der Leserunde. :smile:


    Gruß von Hubert und ein schönes Wochenende :sonne:

  • Hallo Leutchen


    Hubert, danke für die Lesewünsche! :smile:
    Ja, jetzt kann's losgehen mit dem Glöckner. :klatschen:


    Ich habe die Goldmann-Taschenbuchausgabe, aber die womöglich unterschiedlichen Seiteneinteilungen sollten kein Problem sein, bei dem guten Inhaltsverzeichnis und der Einteilung in Zehn Bücher. :breitgrins:


    Wie weit seid Ihr eigentlich schon, summer und bluebell, muss doch wissen, bis wohin ich Euch einzuholen hab. :zwinker:


    Bye, Ivy

  • Hallo Evelyne & Summer,


    ich habe soeben Kapitel XVIII fertig gelesen, nähere mich also schön langsam der Hälfte (oder bin zumindest schon deutlich über das erste Drittel hinaus :zwinker: ).
    Von einer Einteilung in 10 Bücher hätte ich bisher noch nichts mitbekommen - meine Ausgabe (Kaiser Verlag Klagenfurt, 2000) teilt sich jedoch in einen ersten und einen zweiten Teil.


    Ich habe auch keine Vorrede - mein Buch beginnt direkt mit Kapitel I, "Der große Saal". Schade! Diese Vorgeschichte würde mich wirklich interessieren.


    Es stimmt schon, dass bei den ersten beiden Kapiteln (für meinen Geschmack) das Verhältnis von Inhalt zu Länge und Detailliertheit etwas ... äh, unproportional ist. :breitgrins: Aber danach kommt wirklich Schwung und Action in die Sache! :zwinker:
    Was mich im ersten Moment etwas irritiert hat, war Kapitel XIV, das im Prinzip einen philosophischen Exkurs in die Geschichte der Architektur und Buchdruckerei darstellt. Aber wenn man den Gedankengängen des Autors zu folgen versucht, muss ich zugeben, dass gerade in diesem Kapitel (wo die Handlung stagniert) einige sehr interessante Denkansätze auftauchen, über die ich mit Sicherheit noch eine Zeitlang nachgrübeln werde. Zumindest schaue ich mir sakrale und weltliche Bauten in Zukunft sicher mit anderen Augen an ... ich möchte mir ein eigenes Urteil über die Idee von Hugo bilden (oder hat er diese Vorstellung von jemand anderem übernommen?), dass die Erfindung der Buchdruckerei der Baukunst ihre eigentliche Funktion und tiefere Aussagefähigkeit genommen und sie zur reinen Kunst "reduziert" hat, und das sich andererseits erst dadurch Künste wie Malerei usw. selbständig und unabhängig etablieren konnten.


    Wenn ihr dieses Kapitel gelesen habt, würde mich sehr interessieren, ob ihr Victor Hugo in dieser Sichtweise zustimmt oder nicht, oder ob ihr euch wie ich erst nach und nach mit eigenen Augen überzeugen wollt!


    Über die Handlung selbst möchte ich jetzt noch nicht zu viel schreiben, weil ich nicht weiß wie weit ihr seit und nicht spoilern will. Aber ich freu mich schon aufs Weiterdiskutieren! :smile:


    Soll ich vielleicht nach Teil 1 meiner Ausgabe auf euch warten, damit wir uns zusammen in die zweite Hälfte stürzen können? Wäre kein Problem, ich könnte ruhig eine andere Lektüre inzwischen einschieben.


    Liebe Grüße
    Bluebell

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  • Hallo hallo :smile:


    Ich bin nicht so weit wie Du, Bluebell, werd jedoch versuchen, Dich einzuholen. Falls Du noch Zwischenlektüre suchst, empfehle ich Dir unsere Tolstoi/Krieg-und-Frieden-Leserunde, wo mir schnelle Aufhol-Mitposter mehr als gelegen kämen. :breitgrins:
    Tolstoi ist übrigens wie Hugo unterhaltsam und gut lesbar!


    In meiner Goldmann-Taschenbuchausgabe gibt es auch keine Vorrede. Die Kapiteltitel scheinen mit den deinigen übereinzustimmen, hab bisher die ersten 6 Kapitel gelesen (Der Grosse Saal, Pierre Gringoire, Der Herr Kardinal, Meister Jakob Coppenole, Quasimodo, Esmeralda), welche zusammen das Erste Buch bilden, das erste von insgesamt 10 Büchern, dafür fehlt bei mir die Einteilung in zwei grosse Teile.


    summer, wie weit bist Du denn?


    Bye, Ivy


    Da ich zur Zeit Internetzugang-Probleme habe und meine Beiträge abstürzen könnten, unterteile ich meine Hugo-Kommentare in kleinere Häppchen. :schmetterling:

  • Hier erst einmal ein paar Zitate von Hugo, welche ich originell fand:


    Zitat

    Denn es ist seit je Pariser Art, schon als Zuschauer mit Zuschauern zufrieden zu sein und sogar eine blanke Mauer als eine merkwürdige Sache zu betrachten, sobald man nur die Gewissheit hat, dass sich hinter dieser unsichtbare Ereignisse vollziehen.


    S.11 Goldmann TB Victor Hugo/Der Glöckner von Notre-Dame


    Zitat

    Im übrigen war nichts besonders Bemerkenswertes an ihm, mit Ausnahme vielleicht seiner Kleidung, deren Schwarz durch Alter und Gebrauch einen schäbigen Glanz erhalten hatte.


    S.26 Goldmann TB Victor Hugo/Der Glöckner von Notre-Dame


    Zitat

    "Mein Herr, wird der Prolog fortgesetzt?"
    "Gewiss."
    ..."In diesem Falle, mein Herr, haben Sie wohl die Güte, mir zu erklären..."
    "Was weiter folgt?"
    "Nein, was bisher gesprochen wurde."


    S.35 Goldmann TB Victor Hugo/Der Glöckner von Notre-Dame


    Zitat

    "Werden Liebeslieder gesungen?" fragte naiv Gisquette.
    "In einem moralischen Stück?... Man darf die Gattungen nicht verwechseln."
    "Schade"...


    S.29 Goldmann TB Victor Hugo/Der Glöckner von Notre-Dame

  • Hallo


    Jetzt hab ich auch Buch 2 gelesen, welches 7 Kapitel umfasst (Aus der Scylla in die Charybdis, Auf dem Grève-Platz, Aus Freuden entstehen Leiden, Wenn man abends einem hübschen Mädchen nachgeht, Weitere Unannehmlichkeiten, Der zerbrochene Krug, Eine sonderbare Hochzeitsnacht).


    Victor Hugo erzählt sehr situationskomisch, voller sinnig ironischer Wendungen, welche sich mir anschaulich einprägen.


    Poetologisch gesehen versinnbildlicht Pierre Gringoire, der philosophisch allegorisierende Dichter, dessen Schaustücke gerüsthafte Schablonen darstellen, den Intellekt, das Bewusstsein, die trockene Kunsttheorie.


    Quasimodo hingegen symbolisiert als tierisches, taubes, gestikulierendes, um sich schlagendes, stumpfes Wesen den Instinkt, das Unbewusste, dessen unverständliche Sprache nicht begriffen und verzerrt wie ein Traumgespinst erscheint.


    Als Gringoire mit Quasimodo und danach mit den ebenso fratzenhaft, teilweise verstümmelten Bettler-Dieben, welche das Quasimodo-Motiv erweitern, kämpft, gerät er auf den Spuren der schönen Esmeralda (die Muse seiner Kunst) in Konflikt mit dem Instinkthaften.


    Dadurch wird sein Selbsterhaltungstrieb geweckt. Er (das Bewusste) entdeckt sein eigenes Selbst (Unbewusste), was ihn mit sich selbst versöhnt und wodurch seine Inspiration in Gestalt der ihn rettenden Esmeralda geweckt wird. Der Dichter erfährt von Esmeralda, was wahre Freundschaft und Liebe, was wahre Kunst ist.


    Bye, Ivy :schmetterling:

  • Hallo!
    Oh mein Gott bin ich langsam :redface: Ich bin jetzt fast beim dritten Kapitel...ohje..ich schreibe nachher mal die Vorrede hier rein und versuche mal etwas voran zu kommen.
    Bis später
    summer

  • Hallo ihr beiden!


    Vielen Dank, Ivy, für deine ausführlichen Beiträge! Von den Zitaten, die du angeführt hast, ist mir besonders das Gespräch zwischen dem Dichter und dem jungen Mädchen während des Prologs im Gedächtnis geblieben ... hinreißend! Ich kann mir bildlich vorstellen, wie Gringoire bei der letzten Aussage der Dame verfällt! :breitgrins:


    Zu deinen Ausführungen über die Symbolik von Quasimodo, Gringoire und Esmeralda - hast du irgendwelche Sekundärliteratur zur Verfügung, oder erschließen sich dir diese Sinnbilder tatsächlich einfach so beim Lesen? Denn ich muss zugeben, auch wenn mir schon die eine oder andere vage Interpretationsmöglichkeit dieser Figuren im Geist herumgeschwebt ist - auf die Idee mit der Kunsttheorie bin ich noch nicht gekommen!


    Summer, wie weit bist du inzwischen? Die Story gewinnt nach den ersten, eher handlungsarmen Kapiteln schon ziemlich an Schwung, nicht wahr?


    Bin leider gerade etwas unter Zeitdruck und muss deswegen Schluss machen.
    Bis zum nächsten Mal!


    Bluebell :winken:

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  • Halihallo zusammen! :zwinker:
    Hi Bluebell


    Zu meiner Schande habe ich keine Sekundärliteratur dazu gelesen, wäre sicherlich sehr nützlich, hab im Moment jedoch keine Zeit und verlasse mich auf mein persönliches werkimmanentes Interpretationsfeeling, das sich aus eigenem Schreiben und Lesen entwickelt hat.


    Allerdings hab ich zehn Jahre lang so viel Sekundärliteratur über die Literatur und deren Poetik gelesen, dass sich vieles daraus ableiten lässt. Wenn man das Prinzip der werkimmanenten Interpretation einmal verstanden hat und auch noch Freud & Co. kennt, hat man schon ein gutes Rüstzeug.


    Wie weit bist Du eigentlich, Bluebell?


    Bye, Ivy :schmetterling:


    P.S. Bei uns im Garten fliegen leider nicht besonders viele Schmetterlinge herum, trotz des eigens dafür angepflanzten Schmetterlingsstrauchs, dafür jedoch unzählige Schwalben über dem Nachbarfeld. Total lustig, wie diese schönen kleinen Flugakrobaten im Zick-Zack-Flug knapp über unsere Köpfe flitzen, wohl von Nachbars Saatgut angezogen. Es ist einfach herrlich, dieses Schauspiel! Hugo hat Recht, das Leben ist oft das bessere Schaustück!

  • Hi, liebe Mitleserinnen!


    Zitat

    Allerdings hab ich zehn Jahre lang so viel Sekundärliteratur über die Literatur und deren Poetik gelesen, dass sich vieles daraus ableiten lässt. Wenn man das Prinzip der werkimmanenten Interpretation einmal verstanden hat und auch noch Freud & Co. kennt, hat man schon ein gutes Rüstzeug.


    Ja, das kann ich mir schon gut vorstellen. Bin aber trotzdem beeindruckt! :zwinker:


    Ich selber lege gerade den angekündigten Zwischenstopp bei der Hälfte ein. Teil 1 endet bei mir mit Kapitel XXII "Das Verhängnis".
    Danke für das Angebot zur Krieg-und-Frieden-Leserunde, aber das kam mir etwas zu plötzlich. :zwinker: Ich müsste mir das Buch erst besorgen, und davon abgesehen widme ich mich beim Parallellesen (wenn ich mich schon dazu hinreißen lasse) lieber völlig unterschiedlichen Genres.
    Wen's interessiert: meine derzeitige Zwischenlektüre heißt "Trinkgeld vom Schicksal" von Selim Özdogan - es handelt sich um eine Kurzgeschichtensammlung, wobei viele (vielleicht sogar alle? - ich bin erst bei der Hälfte) der Stories gemeinsame Berührungspunkte aufweisen.
    Außerdem habe ich vor, heute mit Illuminati zu beginnen. Ich habe von dem Buch schon soviel unterschiedliches gehört, dass ich mir nun selbst eine Meinung bilden möchte. Und die Thematik einer vatikanischen Verschwörung reizt mich schon ...


    Und Ivy, hoffentlich bist du nicht böse, wenn ein Großteil der Interpretationen usw. an dir hängen bleibt ... ich will natürlich auch mein Quentchen beitragen und werde auf alle Fälle meine Gedanken und Ideen posten, aber meine Erfahrungen auf diesem Gebiet beschränken sich (noch!) auf das, was aus der Schulzeit hängen geblieben ist. :redface:
    Jedenfalls finde ich es hochinteressant, wie du an die Sache herangehst, und vielleicht kann ich mir ja das eine oder andere für meine zukünftige Lektüre abschauen ... gerade wenn es um Freud geht, habe ich vielleicht gar nicht so einen schlechten Grundstein.


    Außerdem bin ich schon sehr neugierig, wie euch das von mir bereits erwähnte Kapitel "Der Buchstabe tötet den Stein" gefällt. Wie gesagt, ich bin nicht sofort darauf angesprungen, aber dann hat es mich brennend interessiert und ich lese es wohl noch einmal.


    Bye bye,
    Bluebell


    PS: Schwalben fliegen bei uns auch, die sammeln sich wohl schon für ihren Flug in den Süden. (auch will! :breitgrins: )
    Da wo ich wohne, gibt es aber wirklich ausgesprochen viele Vogelarten zu beobachten. Ich müsste tatsächlich einmal mitschreiben, wann ich welche Arten in unserem Garten (Singvögel) oder in der unmittelbaren Nähe (Raubvögel) sichte ...

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • Hallo!


    Wow Ivy, kannst du gut interpretieren. Ich werde versuchen auch meinen Senf dazu zu geben, aber solche Interpretationen kann ich nicht :sauer:


    Also ich bin jetzt beim 2tenBuch, Kapitel " Der zerbrochene Krug".
    Bluebell du hast recht, so langsam wird es endlich interessant und ich muss keine 5 Seiten Beschreibungen durchlesen, welche Farbe, welche Wand hat. Wieso erzählen Autoren eigentlich so lange über Sachen, die eigentlich nicht so wichtig sind???


    Also von mir aus könnt ihr gerne schon weiterlesen. Ich werde etwas hinckend versuchen hinterherzukommen. Aber ich bin eine langsame Lesering und wenn ich zu schnell werde, habe ich das Gefühl ich gebe mich der Geschichte nicht so wirklich hin und verpasse alles.
    Also keine SCheu, lest ruhig weiter, ich komm schon hinterher.:eis:


    Mein Lieblingszitat bisher ist aus dem Kapitel "Weitere Widerwärtigkeiten":
    "Dort bezog der Sakristan bis ins Jahr 1789 eine schöne Einnahme aus dem grossen Wunder des Marienbildes an der Straßenecke, das in der merkwürdigen Nacht des 6. und 7. Januar 1482 nur durch seine Gegenwart den verstorbenen Eustache Moubon austrieb, der sterbend, um dem Teufel einen Possen zu spielen, seine Seele höchst boshaft in seinen Strosack versteckt hatte."


    Was ich auch amüsant finde, ist dass V.Hugo, der ja selber Schriftsteller ist, Gringoire wie ein Straßenlump, ohne ein Obdach und Essen darstellt.

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hier meine Versprochene Vorrede:



    "Als der Verfasser dieses Buches vor einigen Jahren Notre-Dame besuchte, oder besser gesagt, darin herumspürte, fand er in einem dunklen Winkel des einen Turmes das in die Mauer eingegrabene Wort:
    AnaSkÄ (auf alt-griechisch)
    Die grossen griechischen Buchstaben, die ziemlich tief aus dem Stein herausgeholt und vom Alter geschwärzt waren, irgend etwas in ihrer Form und Stellung, das, wer weiß warum, an gotische Schreibart gemahnte, gleich, als wollten die Schriftzeichen künden, daß eine Hand des Mittelalters sie dorthin geschrieben, vor allem aber ihr düstrer, geheimnisvoller Sinn, machten tiefen Eindruck auf den Verfasser.
    Wer mochte wohl die gepeinigte Seele gewesen sein, die nicht von der Welt hatte scheiden wollen, ohne dieses Mal des Verbrechens oder des Unglücks an der Stirn der alten Kirche zurückzulassen? So fragte er sich und versuchte es zu erraten.
    Seitdem hat man die Mauer abgekratzt oder angestrichen - ich weiß nicht mehr, was von beiden - , und die Inschrift ist verschwunden. So treibt man es seit bald zwei Jahrhunderten mit den wunderbaren Kirchen des Mittelalters. Von alles Seiten drohen ihnen Verstümmelungen, von außen und von innen her. Der Priester streicht sie an, der Architekt kratzt sie ab, und endlich kommt das Volk und reißt soe nieder.
    So ist außer dem vergänglichen Denkmal, das ihm hier der Verfasser weiht, heute keine Spur von dem geheimnisvollen, in den dunklen Turm von Notre - Dame eingegrabenen Wort geblieben, keine Spur von dem unbekannten Schicksal, das es so traurig bezeichnet. Der Mann, der das Wort in die Mauer schrieb, ist vor Jahrhunderten dahingegangen; nun ist auch das Wort an der Mauer der Kirche ausgelöscht, und die Kirche selbst wird bald vom Erdboden verschwinden.
    Aus diesem Wort aber ist dieses Buch entstanden.


    Februar 1831"

  • Hallo meine lieben Mitleserinnen! :wink:


    Unsere kleine Lese-Community gefällt mir, so herzlich. Bös bin ich auch niemandem, wär auch allerhand, bin ganz froh, wenn Ihr mir meine werkimmanenten Interpretationen nicht wegklaut, sonst fällt mir nichts Gescheites mehr ein! :breitgrins:


    Danke, summer, für die Vorrrede, hat mir sehr gut gefallen! Warum man diese wohl bei meiner Ausgabe weggelassen hat? Ist doch OK und nicht prologhaft langatmig oder substanzlos. Fragezeichen. Mir sowas einfach vorzuenthalten, wollten wohl Papier sparen, tz tz.


    Summer, Du bist ja auch nicht mehr allzufern, schon Anfang des Dritten Buches, also nur noch ein Buch hinter mir, ich hab nun das Vierte Buch vor mir, S.155.


    Bluebell, Deine Titel passen ganz und gar nicht mehr zu den meinigen. Summer, Deine auch nicht. :breitgrins:


    Vielleicht wär eine Seitenangabe ganz nützlich. Bei mir heisst Kapitel XXII/Seite 187 "Der alte Richterstand". Vielleicht handelt es sich inhaltlich um dasselbe Kapitel, denn das XI. Kapitel/Seite 93 heisst bei mir zumindest ähnlich wie bei Dir, summer, "Weitere Unannehmlichkeiten".


    Da mein Internetzugang nicht soo ganz sicher ist, Schnitt.


    Bye, Ivy

  • Und nun zum Dritten Buch:


    Zu dumm, dass Du keine Bücher-Einteilung hast, Bluebell, ist nämlich ein schönes Gefühl, schon drei Bücher gelesen zu haben und am Ende sogar zehn, bei Dir bleibt's leider bei einem einzigen, tja.


    Na, immerhin hast Du noch sowas wie Kapitel und Seiten: :lol:


    Drittes Buch:


    Seite 129 - Gute Herzen
    Seite 134 - Dom Claude Frollo
    Seite 139 - Der Glöckner von Notre-Dame
    Seite 145 - Herr und Sklave
    Seite 146 - Geheimnisse
    Seite 153 - Unbeliebtheit - nicht meine! :breitgrins:


    Aus pc-technischen Gründen - Schnitt.


    P.S. Damit will ich mich nicht vor meiner hochintellektuellen, überklugen, metakomplexen, alle hier im Forum schlagenden, was sage ich, forenübergreifend weltweit preiswürdigen Interpretation drücken. :frieren: :nikolaus:

  • Ich hab übrigens den Film zum Glöckner von Notre-Dame schon 2- oder 3-mal gesehen, mit dem berühmten Schauspieler - wie hiess er doch gleich? - als Glöckner, jedenfalls ein preisgekrönter supertoller unvergesslicher Film, der Glöckner sehr überzeugend gespielt, sehr nah am Buch!


    Und nun erstmal zwei Ausschnitte/Zitate, welche mir besonders gefallen haben:


    Zitat

    Zu Quasimodo:


    Die hervortretenden Ecken seiner Missgestalt schienen in die zurückweichenden Winkel des Gebäudes zu passen, so dass er nicht nur als dessen Insasse, sondern als dessen Inhalt wirkte. Gewissermassen nahm Quasimodo ebenso die Gestalt der Kirche an wie die Schnecke die ihres Gehäuses. Die Kirche wurde zu seiner Hülle, und zwischen beiden ergab sich eine instinktive, tiefe Zusammengehörigkeit...Dabei schien nicht nur Quasimodos Körper, sondern auch seine Seele nach der Kathedrale geformt zu werden.


    S.140/141 Goldmann/Victor Hugo/Der Glöckner von Notre-Dame



    Zitat

    Und noch einmal zu Quasimodo:


    Er zog es vor, unter den stummen Gestalten zu leben, die seine Kirche als Statuen von Heiligen, Königen, Bischöfen und Rittern schmückten. Keine von denselben lachte ihm höhnisch ins Gesicht, alle schienen sie ein stilles, wohlmeinendes Mitgefühl mit ihm zu haben. Auch die Bilder der Teufel und der Dämonen schreckten ihn nicht. Im Gegenteil, durch ihre Ähnlichkeit mit ihm selbst schienen sie ihm Mitgeschöpfe, Feinde der Welt, ihm gleich, bestimmt, seine Freunde und Beschützer zu sein. Stundenlang konnte er ihnen in stummer Betrachtung sein Herz ergiessen, und wenn er hierbei unversehens überrascht wurde, entfloh er mit der Scheu eines Liebhabers, der bei einer Zusammenkunft mit seinem Liebchen ertappt worden ist. Am meisten aber liebte er seine Glocken. Er koste sie, sprach mit ihnen, verstand ihr Geläut, das er nicht hören, aber an den Schwingungen erraten konnte. Sie sangen für seine Seele.


    S.143 Goldmann/Victor Hugo/Der Glöckner von Notre-Dame


    Victor Hugos komödiantischer Stil, welcher sich an allen Figuren zeigt (man denke z.B. an die Situationskomik in der Galgen-Szene mit Gringoire usw.), gerinnt bei Quasimodo zur herzergreifenden Tragikomik.
    Gerade dasjenige Wesen, dem am wenigsten Herz und Seele zugesprochen wird, hat in gewisser stummer Weise viel mehr Seele.


    Ach ja, die Interpretation verschieb ich auf morgen oder übermorgen, ist sonst etwas viel auf einmal.


    Bye, Ivy :zwinker: