September 2004: Galsworthy - Die Forsyte Saga

  • Hallo zusammen,


    nachdem Marin und Steffi das Bild des offenen Feuers erwähnten, habe ich die Stelle nochmals nachgelesen. Diese Äußerung ist mir garnicht aufgefallen. Wie gut, dass es eine Leserunde gibt :klatschen:


    Wenn man das offene Feuer mit Leidenschaft gleichsetzt (reife, tiefe Liebe klammere ich mal aus), mag es tatsächlich im Hause Forsyte keine geben.


    Zitat von "Steffi"

    Nochmals zu den Gefühlen: Ich habe dabei mehr an Leidenschaft gedacht - Irene heiratet Jolyon, weil sie sich beschützt und um sich selbst willen geliebt fühlt, Jolyon liebt Irene als Verkörperung seiner Idealvorstellungen von Kunst, Ästethik und Eleganz, aber große Leidenschaft empfinden sie, finde ich, nicht; siehe auch das Bild des offenen Feuers !


    tiefe Liebe (Reife) der Eltern kontra Leidenschaft des Sohnes (Jugend).
    Galsworthy gibt dem jungen Paar jedenfalls viel Gefühlsraum.

    Danke für den guten Hinweis.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    ihr seid so ruhig, wie weit seit ihr?


    Ich komme zum 3. Buch 2. Teil 11. Kapitel "Timothy prophezeit".
    was mir im nachhinein noch auffiel ist, dass man den Familienzweig der Jolyons wie folgt aufteilen könnte:


    der alte Jolyon: Musik
    der junge Jolyon: Malerei/Kunst
    der junge Jon: Literatur


    ich komm nicht so recht dahinter, was Galsworthy vermitteln wollte.


    Viele Grüße :winken:
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo!


    Ich bin im 7. Kapitel des 2. Teils "June takes a hand".
    Hättet ihr auch gedacht, dass Fleur so schnell die Wahrheit herausfindet? Das kam für mich schon überraschend: ich dachte, die Wahrheit kommt erst gegen Ende heraus. Nun will Fleur ihren Willen trotzdem durchsetzen: ich finde das auch in Ordnung, da beide nichts für die Vergangenheit können. Da wir ja bereits wissen, dass aus Jon und Fleur nichts wird, frage ich mich, was nun passieren wird. Ich vermute, dass Jon die Wahrheit nicht so gut aufnimmt wie Fleur.


    Was mir noch zu den Liebespaaren einfällt: Val und Holly sind wohl auch ein richtiges Liebespaar, am Ende vielleicht auch das einzige Paar, das seine Liebe gegen alle Widrigkeiten durchsetzen konnte (heimlich Hochzeit in Südafrika, sehr mutig). Val hat sich ja auch durch nichts von Holly abbringen lassen und ist sogar in den Krieg gezogen, damit er Fleur für sich gewinnen konnte (um die Bedenken Jollys auszuschalten).


    Maria: Danke für die Zuordnung. So konkret habe ich mir das noch nicht vor Augen gehalten. Was das natürlich genau bedeuten soll? :rollen: Vielleicht wollte Galsworthy nur möglichst viele Kulturformen in einem Familienzweig unterbringen, um zu zeigen, dass es doch einen Zweig in der Familie gibt, der nicht nur an Geld denkt. Wahrscheinlich ist es auch bedeutsam, dass das gerade der Zweig ist, der den Namen Jolyon (den Namen des Familienoberhauptes) trägt und weitergibt.


    Viele Grüße :winken:
    marin

  • Aus dem Brief von Franz Kafka an Max Brod vom 8. Oktober 1912:


    „Dagegen, dass diese Forderung gerade an mich gestellt wird, ist nicht das geringste zu sagen, denn ich trage nach der Meinung aller die Hauptschuld an der Gründung der Fabrik – ich muss diese Schuld halb im Traum übernommen haben, scheint mir allerdings – und ausserdem ist auch niemand da, der sonst in die Fabrik gehen könnte, denn die Eltern, an die übrigens auch sonst nicht zu denken wäre, haben jetzt gerade die stärkste Geschäftssaison (das Geschäft scheint auch in dem neuen Lokal besser zu gehn) und heute war z. B. meine Mutter gar nicht beim Mittagessen zuhause. / Als heute abend die Mutter also wieder mit der alten Klage anfing und abgesehen von dem Hinweis auf die Verbitterung und das Krankwerden des Vaters duch meine Schuld, auch diese neue Begründung von der Abreise des Schwagers und der vollständigen Verlassenheit der Fabrik vorbrachte und auch meine jüngste Schwester, die doch sonst zu mir hält, mit richtigem, von mir in der letzten Zeit auf sie übergangenem Gefühl und gleichzeitig mit ungeheuerem Unverstand mich vor der Mutter verliess, und mir die Bitterkeit – ich weiss nicht, ob es nur Galle war – durch den ganzen Körper rann, sah ich vollkommen klar ein, dass es für mich jetzt nur zwei Möglichkeiten gab, entweder nach dem allgemeinen Schlafengehen aus dem Fenster zu springen oder in den nächsten vierzehn Tagen täglich in die Fabrik und in das Bureau des Schwagers zu gehen. Das erstere gab mir die Möglichkeit, alle Verantwortung sowohl für das gestörte Schreiben als auch für die verlassene Fabrik abzuwerfen, das zweite unterbrach mein Schreiben unbedingt – ich kann mir nicht den Schlaf von vierzehn Nächten einfach aus den Augen wischen – und liess mir, wenn ich genug Kraft des Willens und der Hoffnung hatte, die Aussicht, in vierzehn Tagen möglicherweise dort anzusetzen, wo ich heute aufgehört habe. / Ich bin also nicht hinuntergesprungen und auch die Lockungen, diesen Brief zu einem Abschiedsbrief zu machen (meine Eingebungen für ihn gehen in anderer Richtung), sind nicht sehr stark. Ich bin lange am Fenster gestanden und habe mich gegen die Scheibe gedrückt und es hätte mir öfters gepasst, den Mauteinnehmer auf der Brücke durch meinen Sturz aufzuschrecken. Aber ich habe mich doch die ganze Zeit über zu fest gefühlt, als dass der Entschluss, mich auf dem Pflaster zu zerschlagen, in die richtige entscheidende Tiefe hätte dringen können. Es schien mir auch, dass das Amlebenbleiben mein Schreiben – selbst wenn man nur, nur vom Unterbrechen spricht – weniger unterbricht als der Tod, und dass ich zwischen dem Anfang des Romans und seiner Fortsetzung in vierzehn Tagen mich irgendwie gerade in der Fabrik, gerade gegenüber meinen zufriedengestellten Eltern im Innsersten meines Romans bewegen und darin leben werde.“


    Ich weiss nicht, ob euch allen dieser Brief bekannt ist, aber ich sehe in ihm einen Stein in der Entstehungsgeschichte des „Prozess“. Auch Josef K. trägt eine Schuld, die, dem Leser bestimmt und ihm selbst wohl auch, im Unklaren bleibt, er fühlt sich schlussendlich schuldig, ohne so recht zu wissen, wie er es geworden ist. Offensichtlich kannte Kafka dieses Gefühl nur zu gut. Dies ist auch im Einklang mit dem oft zitierten „Vaterkomplex“. Franz wird für die Leiden des Vaters verantwortlich gemacht, obwohl er diesem ja nicht eigentlich Anlass zur Sorge bereitet hat: Franz war kein missratener Sohn, er hatte studiert und arbeitete regulär... Interessant ist, dass Franz offensichtlich, ebensowenig wie Josef, an eine echte Rebellion oder eine Rechtfertigung, eine Schuldzurückweisung denkt. Sowohl Selbstmord wie das dann praktizierte Einlenken laufen auf Annahme oder wenigstens Resignation gegenüber der ihm zugeschobenen Schuld hinaus.


    Es grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Hallo zusammen


    Ich hatte die letzte Zeit etwas viel um die Ohren und bin deshalb kaum zum Lesen gekommen. Jetzt habe ich aber aufgeholt.


    Steffi schrieb:

    Zitat

    Nochmals zu den Gefühlen: Ich habe dabei mehr an Leidenschaft gedacht - Irene heiratet Jolyon, weil sie sich beschützt und um sich selbst willen geliebt fühlt, Jolyon liebt Irene als Verkörperung seiner Idealvorstellungen von Kunst, Ästethik und Eleganz, aber große Leidenschaft empfinden sie, finde ich, nicht; siehe auch das Bild des offenen Feuers ! Dazu ist erst die nächste Generation fähig - während Fleur dabei mehr Hassgefühle entwickelt, scheint Jon wirklich verliebt. Die Liebe zwischen Irene und Jolyon sehe ich mehr rational geprägt (dass das ebenfalls tiefe Gefühle sein können, will ich nicht bestreiten).


    Genau so sehe ich das auch. Du konntest es aber viel besser
    ausdrücken. :smile:



    JMaria schrieb:

    Zitat

    nachdem Marin und Steffi das Bild des offenen Feuers erwähnten, habe ich die Stelle nochmals nachgelesen. Diese Äußerung ist mir garnicht aufgefallen. Wie gut, dass es eine Leserunde gibt


    Oh ja. Darüber habe ich auch hinweggelesen. Danke für den Hinweis.


    Aber auch das ist mir so nicht bewußt geworden:


    JMaria schrieb:

    Zitat

    der alte Jolyon: Musik
    der junge Jolyon: Malerei/Kunst
    der junge Jon: Literatur


    Danke für die interessante Beobachtung. Die Jolyon-Linie ist die musische, die James-Linie die mehr materiell eingestellte Linie der Familie. June mit ihrer Galerie und ihrem Engagement für arme Künstler paßt in diese Aufzählung auch gut hinein.


    marin schrieb.

    Zitat

    Hättet ihr auch gedacht, dass Fleur so schnell die Wahrheit herausfindet? Das kam für mich schon überraschend: ich dachte, die Wahrheit kommt erst gegen Ende heraus.


    Das kam auch für mich überraschend schnell. Da hätte es mir gefallen, wenn Galsworthy die Spannung noch etwas gesteigert und die Auflösung hinausgezögert hätte. Zuerst fand ich es auch zu unspektakulär, wie Fleur die Wahrheit erfährt, aber als sie ganz frech ihren Vater damit konfrontierte kam doch noch Dramatik in die Geschichte.
    Am Ende des 2. Teiles der übliche Cliffhanger. Ob Annette wohl wieder zurückkommen wird? Ich kann es mir nicht vorstellen.


    Ich komme zum 3. Teil des 3. Buches.


    Viele Grüße
    ikarus

    &quot;Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand&quot; (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen !


    marin schrieb:

    Zitat

    Hättet ihr auch gedacht, dass Fleur so schnell die Wahrheit herausfindet?


    Nein, das hat mich auch überrascht. Ich habe sowieso meine Probleme mit Fleur, sie ist für mich so undurchschaubar und überrascht mich laufend. Irgendwie will ich sie in die Schublade "böse" stecken, doch sie entwischt immer wieder daraus :rollen: Ich bin gespannt, wie sie sich weiterentwickelt.


    Maria schrieb:

    Zitat

    der alte Jolyon: Musik
    der junge Jolyon: Malerei/Kunst
    der junge Jon: Literatur


    Das wäre mir so nicht aufgefallen, danke ! Über die Bedeutung rätsle ich auch noch, vielleicht bildet diese Reihenfolge die tatsächliche Entwicklung ab, so in der Art, dass Literatur und Kunst erst später populär wurden ? Außerdem fällt mir noch ein, dass man (ohne Schallplatten) ja Musik nur in Gesellschaft genießen konnte, für Malerei benötigt man eine Ausstellung und Literatur ist eher für das Individuum - also, äh, von der Masse zum Einzelnen ?


    Wie findet ihr eigentlich den Widerspruch der Jahreszeiten ? Wir haben ja schon darüber gesprochen - meist befinden wir uns im Frühjahr doch gedanklich und metaphorisch überwiegend im Herbst. Habt ihr vielleicht dafür eine Erklärung ?


    Ich komme nun auch zum 3. Teil des 3. Buches.


    Dass Soames Irene immer noch nicht vergessen hat, stimmte mich traurig. Nach außen ist Soames so besitzgierig und doch kann er seine Gefühle damit nicht in Einklang bringen. Auch Timothy kann ihm da nicht weiterhelfen - Soames ist irgendwie im alten Jahrhundert geblieben. Seine Methode " Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" hilft da auch nur bedingt weiter :zwinker:


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen!


    Zitat

    Über die Bedeutung rätsle ich auch noch, vielleicht bildet diese Reihenfolge die tatsächliche Entwicklung ab, so in der Art, dass Literatur und Kunst erst später populär wurden ? Außerdem fällt mir noch ein, dass man (ohne Schallplatten) ja Musik nur in Gesellschaft genießen konnte, für Malerei benötigt man eine Ausstellung und Literatur ist eher für das Individuum - also, äh, von der Masse zum Einzelnen?


    So habe ich das noch nicht betrachtet, aber danke für den Hinweis! Ich finde das sehr logisch.


    Fleur kann ich auch nicht so recht fassen. Sie befindet sich irgendwie in einer Grauzone: sie ist weder gut noch böse. Ich denke trotzdem nicht, dass sie wirklich in Jon verliebt ist. Sie will wohl eher ihren Willen durchsetzen, da sie ja immer bekommen hat, was sie wollte.
    Dass die Wahrheit so schnell herausgekommen ist, hat mich eigentlich nicht gestört, nur überrascht. Da wir sowieso schon wissen, dass aus Fleur und Jon nichts wird, finde ich das ganze so spannender (weil das "wie" wieder offen ist).


    Soames (so unsympathisch er auch ist) kann einem manchmal schon leid tun. Er ist zwar an allem selbst schuld, aber ich glaube nicht, dass er weiß, was er hätte anders machen sollen. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob die Trennung von Irene ihn traurig macht, weil er seinen Besitz verloren hat und damit sein Ego verletzt worden ist, oder ob er wirklich immer noch an Irene hängt.


    Dass die Jahreszeiten nicht zusammenpassen, kann man vielleicht dadurch erklären, dass es scheinbar Frühling ist, aber eben nur scheinbar. Während sich alle sozusagen in einer gewissen Aufbruchstimmung befinden, ist die Welt eigentlich im Niedergang begriffen. Aber das merkt eben (fast) keiner. Vielleicht täusche ich mich aber auch...


    Ich komme jetzt ebenfalls zum 3. Teil des 3. Buches.


    Viele Grüße
    marin

  • Zitat von "Steffi"

    Maria schrieb:


    Das wäre mir so nicht aufgefallen, danke ! Über die Bedeutung rätsle ich auch noch, vielleicht bildet diese Reihenfolge die tatsächliche Entwicklung ab, so in der Art, dass Literatur und Kunst erst später populär wurden ? Außerdem fällt mir noch ein, dass man (ohne Schallplatten) ja Musik nur in Gesellschaft genießen konnte, für Malerei benötigt man eine Ausstellung und Literatur ist eher für das Individuum - also, äh, von der Masse zum Einzelnen ?


    Hallo zusammen,
    hallo Steffi
    ein sehr guter Gedanke, das würde so manches erklären. Stimme mit marin überein, ich finde den Gedanken auch sehr logisch.
    endlich Licht am Horizont :sonne:


    Zitat von "Steffi"


    Wie findet ihr eigentlich den Widerspruch der Jahreszeiten ? Wir haben ja schon darüber gesprochen - meist befinden wir uns im Frühjahr doch gedanklich und metaphorisch überwiegend im Herbst. Habt ihr vielleicht dafür eine Erklärung ?


    Zitat von "marin"

    Dass die Jahreszeiten nicht zusammenpassen, kann man vielleicht dadurch erklären, dass es scheinbar Frühling ist, aber eben nur scheinbar. Während sich alle sozusagen in einer gewissen Aufbruchstimmung befinden, ist die Welt eigentlich im Niedergang begriffen. Aber das merkt eben (fast) keiner. Vielleicht täusche ich mich aber auch...


    das ist wirklich sehr auffallend. Marin's Erklärung finde ich sehr passend. Ich könnte es mir anders auch nicht erklären. Es ist wie ein 'hinter den Kulissen', dieser Niedergang.


    Neues kann ich nicht berichten, wollte mich euren tollen Kommentaren nicht enthalten. Sie haben mich begeistert.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo ihr Lieben


    wie fandet ihr den Brief den Jolyon Jon geschrieben hat?
    Glaubt ihr, dass die Hindernisse wirklich so unüberwindbar sind wie dargestellt? Müssen die Jungen das Ausbaden was die Eltern verbockt haben? Mal salopp ausgedrückt.


    ach je, und dann der Tod Jolyons'...... :sauer:


    Wer hätte gedacht, dass mir der Gute so ans Herz wächst.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo !


    Gestern habe ich die Forsyte-Saga beendet - ich musste einfach wissen, wie es nun ausgeht und da die ersten 4 Kapitel des 3. Teils so fesselnd waren, habe ich einfach weitergelesen :zwinker:


    Maria schrieb:

    Zitat

    ach je, und dann der Tod Jolyons'......


    Wer hätte gedacht, dass mir der Gute so ans Herz wächst.


    Ja, das fand ich auch ziemlich ergreifend ! Eines der besten Kapitel der Forsyte-Saga.


    Zuerst habe ich auch gedacht, dass die Hindernisse überwindbar wären, aber für Jon ist es ja nun wirklich eine Entscheidung Mutter oder Geliebte. Da seine Mutter nun allein ist, was bleibt ihm anderes übrig ? Er ist halt doch ein echter Gentleman. Fleur dagegen benützt "haben immer mit dem Pronomen ich " :breitgrins: und so kommt Jon noch einmal davon ...


    Besonders interessant war für mich, dass Irene die alles verbindende Person ist, das wurde in dem Brief besonders deutlich und auch in den letzten Kapiteln. Gerade diejenige, die für den Leser nie so richtig fassbar ist, die mehr durch die Farbe ihrer Kleidung als durch ihre Handlungen definiert ist, hält alles zusammen und ist sozusagen der Fixpunkt. So deutlich hatte ich es bisher nicht gesehen.


    Gruß von Steffi

  • :entsetzt:


    Du bist schon fertig? Oje, ich hänge schon wieder hinterher. Ich werde aber versuchen, die Forsyte Saga wie möglich abzuschließen, dass wir noch eine abschließende Diskussion führen können. Kann aber nicht sagen, wie lange ich noch brauche, da ich momentan viel zu tun habe...



    Viele Grüße
    marin

  • Hallo marin !


    Nur keine Eile ! Ich wollte eigentlich gar nicht so schnell fertiglesen, aber dann ... :rollen:


    Auf jeden Fall hat mir das/die Bücher wunderbar gefallen, leicht zu lesen und doch mit Tiefgang !


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi!
    Hallo zusammen!


    Ich bin wohl doch etwas in Panik verfallen, und wenn man dann mal dabei ist, geht es auch schnell. :winken:


    Zitat

    Fleur dagegen benützt "haben immer mit dem Pronomen ich " und so kommt Jon noch einmal davon ...


    Das kann man wohl sagen. Diese Passage ist mir auch aufgefallen und ich war richtig erleichtert. Vor allem der Satz, in dem es heißt, dass sie nicht umsonst die Tochter ihres Vaters ist, lässt einen doch aufschrecken.
    Jon, der Gentleman, gibt Fleur für seine Mutter auf: Das hätte man wohl schon in "Awakening" erahnen können, als die spezielle Beziehung zwischen Jon und seiner Mutter dargestellt wurde. Von dieser besonderen Beziehung weiß ja auch Jolyon, nämlich dass ihr mehr an Jon als an ihm liegt.


    Am Ende des 8. Kapitels "The Dark Tune" ist mir auch eine Stelle ins Auge gestochen: "Why could one not put happiness into Local Loans, gilt its edges, insure it against going down?" Kommt Soames am Ende doch noch zur Erkenntnis, dass Glück wichtiger als Geld ist?


    Somit bin ich also auch fast am Ende angekommen. Ich kann mich aber trotzdem schon Steffi anschließen, dass es mir sehr gut gefallen hat!


    Viele Grüße
    marin

  • Hallo zusammen


    Ich bin auch fertig mit dem Buch.


    Steffi schrieb zum Tode Jolyons:

    Zitat

    Ja, das fand ich auch ziemlich ergreifend ! Eines der besten Kapitel der Forsyte-Saga.


    Für mich auch einer der Höhepunkte. Was für eine Tragik und Dramatik. An der Stelle ist mir etwas passiert, was sonst äußerst selten ist: Ich habe richtig feuchte Augen bekommen. So hat mich das ergriffen.


    marin schrieb:

    Zitat

    Jon, der Gentleman, gibt Fleur für seine Mutter auf


    Jon war zwar im Konflikt zwischen seiner Mutter und Fleur, letztendlich erfüllte er aber den letzten Wunsch seines Vaters: "Schiebe nicht diese Wolken, diese Mauern zwischen sie und Dich. Brich ihr Herz nicht!" Irene dagegen äußerte gegenüber Jon stets: "Denke nicht an mich, denke an dich selbst!" Traurig, daß nicht nur die unmittelbar Betroffenen von ihrer Vergangenheit eingeholt werden, sondern, daß auch noch die nachfolgende Generation darunter zu leiden hat.


    marin schrieb:

    Zitat

    Kommt Soames am Ende doch noch zur Erkenntnis, dass Glück wichtiger als Geld ist?


    Diesen Eindruck habe ich auch. Soames kommt mir am Schluß des Romans geläutert vor. Z. B. beurteilt er die Bilder Jolyons zum ersten mal nach künstlerischen Gesichtspunkten: "Die Zeichnungen waren recht ansprechend, hatten Atmosphäre, und die Pinselführung strahlte Persönlichkeit aus."


    Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen. Besonders gelungen fand ich, wie sich die anfangs epische Familiensaga immer mehr auf den Konflikt der beiden Linien Jolyon und Soames verdichtet und dadurch enorme Spannung gewinnt.


    Viele Grüße
    ikarus

    &quot;Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand&quot; (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen,
    hallo ikarus !


    Zitat

    An der Stelle ist mir etwas passiert, was sonst äußerst selten ist: Ich habe richtig feuchte Augen bekommen. So hat mich das ergriffen.


    So ging es mir auch, obwohl ich auch äußerst resistent bei Büchern bin, ich habe dann das Buch zugeklappt und starrte aus dem Fenster in den Regen ...
    Ich hätte nie gedacht, dass mich das so berührt, denn sein Tod war ja schon lange angekündigt.


    Ja, ihr habt recht, auch ich denke, dass Soames etwas geläutert ist, wie alle Forsytes im Alter klüger wurden, und es wurde auch deutlich, dass er für seinen Charakter und seine Denkweise irgendwie nichts kann. Gerade das fand ich auch beeindruckend - wie Galsyworthy immer wieder auch Sympathie für Soames und dessen Lage erwecken kann. Selten habe ich so differenzierte Charakter erlebt !


    Habt ihr vor, irgendwann noch die Fortsetzung zu lesen ?


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen!


    Ich bin nun auch fertig.


    ikarus schrieb:

    Zitat

    Diesen Eindruck habe ich auch. Soames kommt mir am Schluß des Romans geläutert vor. Z. B. beurteilt er die Bilder Jolyons zum ersten mal nach künstlerischen Gesichtspunkten: "Die Zeichnungen waren recht ansprechend, hatten Atmosphäre, und die Pinselführung strahlte Persönlichkeit aus."


    Geläutert ist genau das richtige Wort dafür, besser kann man es nicht ausdrücken. Steffi, mir ist es genau wie dir ergangen: wie kann man eine Figur nur so unsympathisch finden und trotzdem irgendwie Mitleid mit ihr haben? Denn Soames kann einem schon leid tun, er hat sein Glück nie gefunden.



    Steffi schrieb:

    Zitat

    Habt ihr vor, irgendwann noch die Fortsetzung zu lesen ?


    Eine Fortsetzung wäre sicherlich in mehr als einer Hinsicht interessant. Einige Fragen sind ja noch ungeklärt, z.B. was passiert mit Jon und Irene? Werden sie zurückkommen? Außerdem finde ich, dass die überstürzte Heirat Fleurs mit Michael Mont eine so gute Idee war. Ob sie wohl glücklich wird? Und: wird Soames nach seiner Läuterung sein Verhalten ändern (können)? Ich denke schon, dass ich die Fortsetzung lesen werde, nicht in der nächsten Zeit. Vielleicht findet sich dann auch wieder eine Leserunde??



    Viele Grüße
    marin

  • Hallo zusammen


    Steffi schrieb:

    Zitat

    Habt ihr vor, irgendwann noch die Fortsetzung zu lesen ?


    Daran habe ich auch schon gedacht. Aber wenn, dann jetzt gleich im Anschluß. Allerdings sollte morgen auch die Stechlin-Leserunde starten :rollen:
    Falls jemand Lust hat die Forsyte-Saga weiter zu lesen bin ich dabei. Falls nicht lese ich ab Montag den "Stechlin".


    Viele Grüße
    ikarus

    &quot;Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand&quot; (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen,


    ikarus und Steffi:
    An mir soll es nicht liegen. Ich habe mal auf den ersten Seiten unserer Leserunde geschaut und folgendes gefunden:


    Zitat von "Steffi"

    Eine Fortsetzung der Forsyte-Saga schrieb Galsworthy mit der Trilogie "A Modern Comedy" bestehend aus "The White Monkey" (1924), "The Silver Spoon" (1926) und "Swan Song" (1928) mit den Zwischenstücken "Silent Wooing" und "Passers By". Diese Fortsetzung behaldelt wohl das Schicksal der jüngeren Forsytes und ist eng verbunden mit den politischen Ereignissen der zwanziger Jahre.




    Zitat von "finsbury"


    es gibt eben noch diese schon erwähnte dritte Trilogie: Den Gesamtnamen hab ich in meiner Ausgabe nicht. Rückübersetzt wahrscheinlich "The end of the song" . Die einzelnen Teile heißen :
    7.Maid in waiting,
    8.Over the river
    9.Flowering wilderness


    Während in der zweiten Trilogie Jon, der Sohn von Jolyon Forsyte und Fleur, die Tochter von Soames im Mittelpunkt stehen, ist die zentrale Gestalt in der letzen Trilogie Elizabeth Cherell, genannt Dinny. In welchem verwandschftlichen Zusammenhang sie mit den Forsytes steht, weiß ich nicht mehr, aber sie tut es!


    Allerdings ergibt sich für mich daraus folgende Probleme:


    1) Weiß jemand die deutschen Titel der Bücher
    2) ein Überblick bei Amazon zeigt, dass diese vermutlich nicht mehr im Handel erhältlich sind.


    Aber lasst euch nicht aufhalten. Ich würde dann auf euch warten. Ohne euch möchte ich den "Stechlin" nicht lesen.


    ----------------------


    nochmals zurück zur Forsyte Saga:
    ich bin noch nicht ganz durch. Ich komme zum 7. Kapitel "Mission".


    In Gedanken blieben mir beim Weiterlesen die Worte von Mont:


    "Sie werden es schon sehen, ... Es kommt ein großer Wandel. Das Besitzprinzip hat den Laden geschlossen...... Das Haus ist zu vermieten! Leben Sie wohl, Sir, ich gehe jetzt"


    irgendein Kommentar dazu?

    Das 5. Kapitel stand unter dem Titel "Die fixe Idee" . Meint ihr das ist ein deutlicher Hinweis, dass Fleur ein Besitzmensch ist? Jon ist sich ja nicht so sicher.


    bis dann
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Die Fortsetzungen der Forsyte-Saga heißen, laut Harenberg-Literaturlexikon, auf deutsch:
    "Moderne Komödie" und "Auf der Forsyte-Börse".
    Bei letzterem Titel soll es sich allerdings um Novellen handeln in denen Figuren aus der Forsyte-Saga zu finden sind. Ich weiß aber jetzt nicht, wie ich die einordnen soll, denn es gibt auch noch eine Trilogie mit dem Titel "Das Ende vom Lied", so daß ich vermute, daß diese den Schluß der Forsyte-Saga bildet.


    Die Bücher sind leider nur noch antiquarisch erhältlich, das stimmt. Allerdings ist die Auswahl, z. B. bei booklooker, doch recht groß. Somit dürfte es daran nicht scheitern.


    Viele Grüße
    ikarus

    &quot;Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand&quot; (Erasmus von Rotterdam)