September 2004: Galsworthy - Die Forsyte Saga

  • Hallo zusammen!


    Mir ist noch etwas zum Kapitel "Bosinney on Parole" eingefallen: Die Verwendung des Symbols "Pfau" ist laut Lexikon ein "Sinnbild der Eitelkeit und des Hochmuts". Ich weiß aber noch nicht, was uns Galsworthy sagen will. Auf wen bezieht sich das Bild des Pfaus? Soames oder Bosinney? Irgendwie sind beide "some wandering soul barred out of heaven, and crying for its happiness".


    Soames ist ja auch "barred out of heaven" und er verschafft sich dann ja gewaltsam Eintritt und fordert seine Besitzrechte als Ehemann. Bosinney wird er nicht anders los, als daß er ihn verklagt und in den finanziellen Ruin treibt. Aber mit all dem kann er sich trotzdem nicht die Gefühle seiner Frau erkaufen. Bin gespannt, wie die ganze Sache enden wird. Der Stammbaum verrät einem ja manchmal mehr, als man wissen will...


    Grüße an alle
    marin

  • Zitat von "marin"


    Mir ist noch etwas zum Kapitel "Bosinney on Parole" eingefallen: Die Verwendung des Symbols "Pfau" ist laut Lexikon ein "Sinnbild der Eitelkeit und des Hochmuts". Ich weiß aber noch nicht, was uns Galsworthy sagen will. Auf wen bezieht sich das Bild des Pfaus? Soames oder Bosinney? Irgendwie sind beide "some wandering soul barred out of heaven, and crying for its happiness".


    Soames ist ja auch "barred out of heaven" und er verschafft sich dann ja gewaltsam Eintritt und fordert seine Besitzrechte als Ehemann. Bosinney wird er nicht anders los, als daß er ihn verklagt und in den finanziellen Ruin treibt. Aber mit all dem kann er sich trotzdem nicht die Gefühle seiner Frau erkaufen. Bin gespannt, wie die ganze Sache enden wird. Der Stammbaum verrät einem ja manchmal mehr, als man wissen will...


    Grüße an alle
    marin


    Hallo zusammen,
    Hallo marin


    der Gedanke des Pfaues als Symbol gefällt mir. Es paßt auf Soames und auf Bosinney = Die Eitelkeit des Besitzmenschen : Die Eitelkeit des Künstlers und beide verlieren.


    Ich bin mit dem 1. Buch nun durch und bin gespannt wie ihr die Ereignisse empfunden habt.


    hier noch ein Satz von Thomas Mann zum Thema Verfall:


    Tristan, Kapitel 7
    "Weil es nicht selten geschieht, daß ein Geschlecht mit praktischen, bürgerlichen und trockenen Traditionen sich gegen das Ende seiner Tage noch einmal durch die Kunst verklärt."


    Paßt doch :smile:


    eine Frage:
    wißt ihr was ein "Schlechter Penny" ist? (Buch 1, Teil III, Kapitel 6: der kleine Publius gibt seinen schlechten Penny einem Bettler) *grübel*


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria!


    Danke für das Zitat aus Tristan, wirklich sehr passend. Zu deiner Frage nach dem "bad penny": Leider hat mein Lexikon auch nichts wirklich eindeutiges ergeben. Es gibt aber die Redewendung "to turn up like a bad penny", was heißt, daß jemand, den man eigentlich nicht mag, ständig zu unpassenden Zeitpunkten auftaucht. Das hilft uns aber nicht weiter. Eine Vermutung ist, daß er dem Bettler einen Penny gibt, den er bei Wetten gewonnen hat. Publius wird ja an einer Stelle gelobt, nicht wie sein Vater zu sein (der ja ein Spieler ist und wettet), von dem dann aber im gleichen Atemzug gesagt wird, daß er gerne auf dies und das wettet. Ich weiß leider nicht mehr, wo genau das war, müsste aber vorher gewesen sein.


    Ich bin jetzt auch mit Buch I fertig. Am Anfang habe ich mich gewundert, daß Irene wieder zu Soames zurück geht, habe dann aber mit dem Zwischenspiel angefangen. Könnt ihr Bosinneys Selbstmord nachvollziehen? Ich weiß nämlich nicht genau: Eigentlich hat er Irene ja in ihrer schwersten Zeit alleine gelassen und sie hatte Soames ja endlich verlassen, so daß sie hätten zusammenkommen können. Vielleicht wollte er sie mit seinen ganzen Schulden nicht belasten. Oder aber er hat den ganzen psychischen Druck nicht mehr ertragen... :rollen:



    Viele Grüße
    marin

  • Hallo zusammen!


    Mir ist noch was eingefallen: Meine Ausgabe enthält auch einige Fragen, die zur Diskussion anregen sollen. Die Namen der Figuren wurden hier ja schon einmal angesprochen. Hier wird nun gefragt, ob die Namen der Charaktere auf einige ihrer Charakterzüge schließen lassen (sog. "telling names": ein Beispiel ist wohl Lebrecht Kröger aus den Buddenbrooks, der à-la-mode Kavalier: Lebe recht).
    Ich habe mal drüber nachgedacht, weiß aber beim besten Willen nicht, wo denn diese telling names sein sollen. Das einzige, was mir aufgefallen ist, daß Irenes Nachname Heron ist, was übersetzt Reiher heißt. Das sagt mir konkret aber auch nichts... :rollen:


    Habt ihr eine Idee?


    Grüße
    marin

  • Hallo zusammen,
    Hallo marin


    Zitat von "marin"

    Danke für das Zitat aus Tristan, wirklich sehr passend. Zu deiner Frage nach dem "bad penny": Leider hat mein Lexikon auch nichts wirklich eindeutiges ergeben. Es gibt aber die Redewendung "to turn up like a bad penny", was heißt, daß jemand, den man eigentlich nicht mag, ständig zu unpassenden Zeitpunkten auftaucht. Das hilft uns aber nicht weiter. Eine Vermutung ist, daß er dem Bettler einen Penny gibt, den er bei Wetten gewonnen hat. Publius wird ja an einer Stelle gelobt, nicht wie sein Vater zu sein (der ja ein Spieler ist und wettet), von dem dann aber im gleichen Atemzug gesagt wird, daß er gerne auf dies und das wettet. Ich weiß leider nicht mehr, wo genau das war, müsste aber vorher gewesen sein.


    danke fürs Nachschauen. Ich muß die Szene unter dem Gesichtspunkt nochmals durchlesen. Ich hatte auf einen Talisman oder Glückspfennig (wie man bei uns sagt) getippt.


    Zitat


    Könnt ihr Bosinneys Selbstmord nachvollziehen? Ich weiß nämlich nicht genau: Eigentlich hat er Irene ja in ihrer schwersten Zeit alleine gelassen und sie hatte Soames ja endlich verlassen, so daß sie hätten zusammenkommen können. Vielleicht wollte er sie mit seinen ganzen Schulden nicht belasten. Oder aber er hat den ganzen psychischen Druck nicht mehr ertragen... :rollen:


    war es Selbstmord? Mir kam es so vor, als ob die Forsytes das auch nicht glaubten, denn George erzählte ja, wie fertig er war und desorientiert davon lief. Ich persönlich meine, dass er im Schock, im Wahn war und nicht wußte dass er vor eine Kutsche lief.


    Zitat

    Hier wird nun gefragt, ob die Namen der Charaktere auf einige ihrer Charakterzüge schließen lassen (sog. "telling names": ´


    interessant - darüber muß ich noch nachdenken.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,
    hallo marin


    Danke für den Hinweis mit dem Pfau. Meiner Meinung nach ist das auf Soames gemünzt. Hochmütig und eitel - eindeutig Soames.


    Mir wäre nie der Gedanke gekommen, daß wir es hier mit sprechenden Namen zu tun haben. Aber der Hinweis in Deiner Ausgabe darauf ist interessant. Ich habe etwas nachgeforscht, bin aber nicht sehr weit gekommen. Herausgefunden habe ich lediglich, daß "Irene" von "Eirene" = griech. Göttin des Friedens abgeleitet ist und Philipp" (Bosinney) von griech. philos = Freund, Liebhaber (!) und griech. hippos = Pferd, also Pferdeliebhaber. Da Bosinney aber meist nur "Phil" genannt wird können wir das mit dem Pferd außer acht lassen und dann würde es passen.
    Zu Namen wie Soames, Swithin oder Jolyon müßte man ein englisches Vornamenlexikon bemühen.


    JMaria schrieb:

    Zitat

    wißt ihr was ein "Schlechter Penny" ist? (Buch 1, Teil III, Kapitel 6: der kleine Publius gibt seinen schlechten Penny einem Bettler) *grübel*


    In meiner Übersetzung wird dieses Geldstück als "falscher Penny" bezeichnet. Weiß aber auch nicht, was das bedeuten könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der kleine Publius im Besitz von Falschgeld war.


    marin schrieb.

    Zitat

    Könnt ihr Bosinneys Selbstmord nachvollziehen?


    Jein. Einerseits war er durch das Urteil finanziell ruiniert und hat daher vielleicht für sich und seiner Liebe zu Irene keine Zukunft mehr gesehen, da er glaubte ihr nun nichts mehr bieten zu können; andererseits war er ein sehr selbstbewußter Charakter, der sich auch seines beruflichen Könnens stets bewußt war und sich deshalb von diesem Schlag sichwer wieder erholt hätte.
    Bisher tendiere ich zu Georges Meinung, der in dem Ereignis einen Unfall sieht: "Der arme Kerl", dachte er, "war so verrückt vor Eifersucht und Rachsucht, daß er den Bus in diesem teuflischen Nebel gar nicht gehört hat."
    vielleicht erfahren wir dazu aber noch näheres. Z. B. im Kapitel "Nachsommer" zu dem ich jetzt komme.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "ikarus"

    JMaria schrieb:


    In meiner Übersetzung wird dieses Geldstück als "falscher Penny" bezeichnet. Weiß aber auch nicht, was das bedeuten könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der kleine Publius im Besitz von Falschgeld war.


    Ich weiss nicht, wie's in England vor rund 100 Jahren noch war. Früher (also bis ins 17./18. Jahrhundert) war's ja so, dass der Wert einer Münze vom Metallgehalt (Gold oder Silber) direkt abhing. Eine schlechte Münze war also ursprünglich eine, deren Metallgehalt (durch Abnützung oder auch absichtliches, betrügerisches Abfeilen) so vermindert war, dass der Metallwert nicht mehr dem Verkehrswert entsprach. Ich nehme an, der Ausdruck "bad penny" kommt ursprünglich von daher. Übertragen dann auf Dinge oder Personen, die einem unangenehm sind, die man am liebsten verschwinden sieht.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen !


    sandhofer: Danke für deine Erklärung - sie hört sich schlüssig an und was auch sonst könnte ein echter Forsyte einem Bettler geben :zwinker:


    Ich habe auch schon über den Selbstmord nachgegrübelt. Könnte der Nebel nicht auch ein Sinnbild für Bosinneys Zustand sein ? Seine Eitelkeit als Künstler ist sicherlich zutiefst verletzt, da Soames doch gegen ihn klagt. War es wirklich Liebe, die er für Irene empfand oder versuchte er nur, eine ( hm, wie sag ich das) "künstlerisch" interessante Frau zu besitzen ? Ich hatte eher den Eindruck, dass Irenes Liebe zu Bosinney größer war und sie ihn als "Nicht-Besitzmensch" bewunderte, aber er wollte zwar kein Geld besitzen, hat aber doch seine Macht über seine Kunst und seinen Geschmack ausgelebt. Klingt alles etwas wirr, oder ? Ich denke dabei an Bloomsbury, wo sich die junge Generation nicht mehr über Geld sondern über Kunst (Literatur, bildende Kunst, Architektur) definiert hat - mit genauso großem Egoismus und Selbstherrlichkeit.


    Nun flieht also Bosinney durch den Nebel - soll er zugunsten Irene seinen Ehrgeiz bremsen; er müsste ja für sie sorgen und könnte dann nicht mehr so leichtfertig auf Geld verzichten, er müsste Kompromisse eingehen und sozusagen seine Kunst zugunsten des Brotes womöglich aufgeben oder ändern. An diesem Konflikt scheitert er dann.


    Gruß von Steffi

  • Hallo!


    Erst mal danke an sandhofer für die Erklärung. Das habe ich auch schon mal gehört und es klingt einleuchtend. Steffi, das was du geschrieben hast, macht die Sache nur noch einleuchtender. Ich wäre nie selbst drauf gekommen.


    Ich habe mir auch Gedanken gemacht, ob es Selbstmord war. Meine Schlußfolgerung war, daß der Selbstmord einfach totgeschwiegen wird. Die Forsytes versuchen meiner Meinung nach wohl, sich die Erklärung, daß es ein "Unfall" war, einzureden. Galsworthy macht das sehr geschickt und lässt uns im dunkeln tappen... :rollen: Wenn aber keiner von euch an einen Selbstmord glaubt, kann es natürlich auch sein, daß ich ein bißchen zuviel hinein interpretiert habe.


    Ich hatte auch nie an Bosinneys Liebe zu Irene gezweifelt, sonst hätte ihn wohl ihre Vergewaltigung durch Soames nicht so aus der Bahn geworfen, daß er entweder Selbstmord begeht oder so benebelt ist, daß er in einen Bus läuft.


    Viele Grüße
    marin

  • Hallo zusammen,
    hallo marin !


    marin schrieb:

    Zitat

    sonst hätte ihn wohl ihre Vergewaltigung durch Soames nicht so aus der Bahn geworfen,


    Genau das sind die Irritationen, mit denen, wie marin schon gesagt hat, Galsworthy arbeitet. Eigentlich würde ich annehmen, dass so eine Vergewaltigung in der Ehe damals bestimmt üblich war und nicht übermäßig verwerflich. Warum sollte das dann für Bosinney so schlimm sein ? Rivale Soames macht noch mal seinen Besitz deutlich und dadurch habe ich auf Bosinneys Besitzanspruch geschlossen. Ich bin mir aber dabei auch nicht 100%-ig sicher, vielleicht klärt sich im Zwischenspiel noch etwas.


    Und Soames war mir bei der ganzen Sache auch rätselhaft - und auch das finde ich wieder sehr gut von Galsworthy gemacht. Die Forsytes dürfen nämlich auch Gefühle zeigen und sind daher Menschen wie du und ich.


    Gruß von Steffi

  • Zitat von "Steffi"


    Ich habe auch schon über den Selbstmord nachgegrübelt. Könnte der Nebel nicht auch ein Sinnbild für Bosinneys Zustand sein ? Seine Eitelkeit als Künstler ist sicherlich zutiefst verletzt, da Soames doch gegen ihn klagt. War es wirklich Liebe, die er für Irene empfand oder versuchte er nur, eine ( hm, wie sag ich das) "künstlerisch" interessante Frau zu besitzen ? Ich hatte eher den Eindruck, dass Irenes Liebe zu Bosinney größer war und sie ihn als "Nicht-Besitzmensch" bewunderte, aber er wollte zwar kein Geld besitzen, hat aber doch seine Macht über seine Kunst und seinen Geschmack ausgelebt. Klingt alles etwas wirr, oder ? Ich denke dabei an Bloomsbury, wo sich die junge Generation nicht mehr über Geld sondern über Kunst (Literatur, bildende Kunst, Architektur) definiert hat - mit genauso großem Egoismus und Selbstherrlichkeit.


    Hallo zusammen,
    Hallo Steffi


    du hast meine Gedanken niedergeschrieben. Ich sah auch in Bosinney eine starke Eitelkeit auf sein Künstlertum im Gegensatz zu der Eitelkeit Soames auf seinem Besitztum.
    toll, dein Hinweis auf Bloomsbury!


    zu der Namensgebung habe ich leider auch nichts gefunden, das uns weiterhilft. Ich fand nur einen Form von Jolyon als Spitznamen = Jolly.
    evtl. kann man das auch aus dem französischen ableiten "Jolie = hübsch".


    hilft aber auch nicht weiter.


    zu Swithin: das müßte ein Heiliger gewesen sein lt. Kirchenlexikon:
    http://www.bautz.de/bbkl/s/s4/swithuni.shtml


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo !


    Folgendes habe ich im www über Jolyon gefunden:



    JULIUS: Latin clan name meaning "youthful." Some variants and diminutives are Giulio, Jolyon, Jools, Jule, Jules, and Julio.


    Gruß von Steffi[/quote]

  • Hallo Steffi


    Danke für die Erklärung. Das paßt abermals sehr gut. Besonders auf den alten Jolyon, aus dessen Gedanken wir in dem sehr anrührenden Kapitel "Nachsommer" immer wieder erfahren, wie jung er sich trotz seiner 85 Jahre immer noch fühlt und es kaum glauben kann schon so alt zu sein. Auch, daß er sich in diesem Alter noch so verlieben kann, irritiert ihn einigermaßen. Ob er die 15000 Pfund, die er Irene zu vermachen gedenkt als eine Art Wiedergutmachung ansieht? Immerhin hat er erkannt, daß seine Familie eine Mitschuld am Tode Bosinneys hat.


    Dieses Nachsommer-Kapitel hat mir ausnehmend gut gefallen. Ich empfand es als sehr erholsam, nach dem Ersten Buch mit all seinen Turbulenzen dieses ruhige, heitere doch auch melancholische, sehr gefühlvolle Zwischenstück zu lesen.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen,


    das Zwischenstück: Nachsommer eines Forsyte habe ich nun beendet und läßt mich etwas traurig zurück. Gedanken des alten Forsyte als er Stiefel kaufen wollte (was ja nur ein Vorwand war um in die Stadt zu fahren), die Sache als verrückt abhakte, weil er nicht mal sein alten Stiefel auftragen konnte, weil ihm die Zeit fehlt, berührte mich sehr.


    Ein so edles dahin gleiten.


    das gesamte Zwischenstück ist musikalisch aufgebaut. Orpheus, Chopin, Klavierunterricht, Opernbesuch...


    Respekt. Galsworthy hat dieses Zwischenstück beeindruckend geschrieben.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen !


    Maria schrieb:

    Zitat

    das gesamte Zwischenstück ist musikalisch aufgebaut. Orpheus, Chopin, Klavierunterricht, Opernbesuch...


    Danke - das ist mir gar nicht so aufgefallen :zwinker:


    Ich werde heute auch mit dem Zwischenstück fertig und teile eure Meinungen !


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen!


    Danke erst mal an euch alle für eure Gedanken. Sowohl eure Ideen zu den sprechenden Namen als auch zu Bosinney und Soames haben mir sehr geholfen, weil sie doch z.T. von meinem Standpunkt abweichen und so den Horizont erweitern.
    Es kann schon sein, daß auch Bosinney Besitzansprüche geltend machen will. Ich frage mich aber, auf was er diesen Anspruch baut. Soames hat ja Rechte aus der Ehe, deren Ausübung er sicherlich vor jedem zu dieser Zeit rechtfertigen konnte. Sagen wir, es war zumindest legal. Wenn Bosinney aber nicht durch die Vergewaltigung aus der Bahn geworfen wurde, wodurch dann? Ich glaube kaum, daß der verlorene Prozess diese Reaktionen verursacht. Oder geht es hier nicht nur ums Finanzielle, sondern auch um die Möglichkeit, seine Kunst auszuüben? Es lässt sich nur schwer festmachen, da die Vergewaltigung und der verlorene Prozess so nahe zusammen liegen.
    Fragen über Fragen, die wohl offen bleiben werden. (Aber sonst wäre es ja auch langweilig, oder? :zwinker: )


    Auch ich bin jetzt mit dem Zwischenstück fertig und schon total gespannt, was als nächstes kommt. Nach der wunderbaren Ruhe des Zwischenstücks werden sich nun sicherlich wieder turbulente Geschehnisse entwickeln.


    Viele Grüße
    marin

  • Hallo zusammen,
    hallo marin !


    Zitat

    Es kann schon sein, daß auch Bosinney Besitzansprüche geltend machen will. Ich frage mich aber, auf was er diesen Anspruch baut.


    Ich frage mich, für was Irene steht: für das Sein, also nicht den Besitz(Haben) sondern die inneren Werte ?Wäre es nicht möglich, dass ein Künstler, als der sich Bosinney versteht, diesem Sein annähern will aber dann erkennt, dass diese Annäherung durch das fehlende Geld bzw. die fehlende Freiheit, genau das zu tun, was man möchte, nicht möglich ist und er deshalb gerade keinen Anspruch hat obwohl er vorher immer glaubte, einen zu haben ?


    Zum "Nachsommer eines Forsyte" ist mir noch aufgefallen, dass die Jahreszeit, in dem das Zwischenstück spielt, Frühsommer ist ! Eigentlich hätte ich ja dann doch mit Herbst gerechnet und ich denke, vielleicht soll das noch ein Hinweis sein, dass der alte Joylon am Beginn einer neuen Einsicht steht und alles (im Jenseits ?) doch noch gut werden kann.


    Ich bin gespannt, ob diese Jahreszeiten in den weiteren Büchern eine Rolle spielen oder ob ich da jetzt etwas zuviel hineininterpretiere. Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, alles könnte etwas bedeuten z.B. das Essen oder Farben :rollen:


    marin: Im zweiten Buch kommt im - ich glaube - zweiten Kapitel ein Pferd vor, auf das Dartie wettet. Mich würde interessieren wie diese "Manschette" im Original heißt. Wenn du soweit bist, könntest du den Namen bitte posten ?


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen,
    hallo Steffi


    Zitat

    Ich frage mich, für was Irene steht: für das Sein, also nicht den Besitz(Haben) sondern die inneren Werte ?


    So sehe ich Irene auch. Für mich steht sie für Anmut, Sinnlichkeit, Wärme, Sensibilität und Sinn für die Kunst. Also das genaue Gegenteil des Besitzmenschen Soames. Sie paßt überhaupt nicht in den Forsyte-Clan.


    Zitat

    Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, alles könnte etwas bedeuten z.B. das Essen oder Farben


    Geht mir ähnlich. Ich glaube aber nicht, daß bei Galsworthy, im Gegensatz zu Thomas Mann, ALLES bedeutsam ist. Wo Du aber die Farben ansprichst: die Farbe Grau im Nachsommer-Kapitel wird so oft erwähnt, daß ich mir darüber Gedanken gemacht habe und sie als Symbol für das Sterben des alten Jolyon gedeutet habe. Grau ist nicht mehr weiß, aber auch noch nicht schwarz. Weiß symbolisiert für mich das Leben - Schwarz den Tod. Über den alten Jolyon erfahren wir, daß er oft von Schwindelanfällen heimgesucht wird, die bis zur Ohnmacht gehen können. Vielleicht ist das aber auch zu weit her geholt.


    Zitat

    marin: Im zweiten Buch kommt im - ich glaube - zweiten Kapitel ein Pferd vor, auf das Dartie wettet. Mich würde interessieren wie diese "Manschette" im Original heißt. Wenn du soweit bist, könntest du den Namen bitte posten ?


    Auch wenn ich nicht marin bin, erlaube ich mir Dir zu antworten.
    Die Übersetzer meines Buches haben den Namen im Original beibehalten: "Sleeve-links, die Tochter von Shirt-on-fire".
    In der "Chronik des gemeinsamen Lesens" habe ich mal den Link zu den Forsytes im Original gepostet. Ist manchmal ganz hilfreich.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo ikarus !


    Zitat

    In der "Chronik des gemeinsamen Lesens" habe ich mal den Link zu den Forsytes im Original gepostet. Ist manchmal ganz hilfreich.


    Danke !!! :bussi:


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi!


    Ich war wohl einfach zu langsam und ikarus war schneller als ich mit der Antwort. Bin leider im Moment etwas von Stress geplagt und habe hier nicht so oft vorbeischauen können.


    @all: Ich bin jetzt im 5. Kapitel des 2. Buches angelangt. Dass Dartie durchgebrannt ist, war eigentlich nicht so überraschend. Erstaunlich ist aber, dass Soames diesen "Wink" braucht, um über eine Scheidung nachzudenken, nach so vielen Jahren. Interessant wird auch noch die Beziehung zwischen Soames und Annette sein. Ob er sie auch wieder nur besitzen will? Wir werden sehen.


    Danke für den Hinweis, dass das Zwischenstück im Frühsommer stattfindet. Das habe ich glatt übersehen. Grundsätzlich sehe ich das genau wie ihr alle: Das muss was zu bedeuten haben. Eigentlich ist es sehr auffällig. Meine Interpretation wäre, dass sich Jolyon fühlt, als befände er sich im Frühsommer seines Lebens, ist aber tatsächlich schon im Spätsommer seines Lebens (oder in seinem Herbst, Winter?). Er träumt ja auch von seiner Jugend und würde den Rest seiner Tage dafür geben, noch einmal einen Tag ein junger Mann zu sein.


    Wie weit seid ihr? Hoffentlich bin ich nicht in Rückstand geraten. :rollen:


    Viele Grüße
    marin