Was lest ihr gerade?

  • Es ist immer wieder vom Christentum und der Bibel die Rede, ob es nun zum Thema paßt oder nicht. Ich mag diese religiöse Indoktrination nicht, und erwarte so etwas vor allem nicht in einer Literaturgeschichte. :grmpf:


    Danke für die Bemerkung zu deiner Lektüre. :winken:


    Der Theologe Kurzke ist dann nicht zu verleugnen und ich bin gespannt, ob er sich auch bei seinen Kommentaren zu den Betrachtungen zu erkennen gibt.

  • In Abschnitten von jeweils etwa 150 Seiten: Michel de Montaigne, Essays.


    In der dreibändigen Gesamtausgabe von Diogenes.


    Eine merkwürdige Lektüre. Ein Autor, der es manchmal auf einem ein dutzend Seiten langen Traktat nicht schafft, beim Thema zu bleiben, sondern die Assoziationen sich einfach weiterspinnen lässt, andererseits aber auf über dreihundert Seiten eine konzise Verteidigungsrede für den Verfasser einer Art Theodizee formuliert, in der alles aufgeboten wird, was an Literatur aus der Antike herüberreicht. Ein Autor, der immer wieder die Neugierde und das Streben nach Neuerungen als Verwerflichkeit geißelt, aber selbst in seinen Schriften den Umbruch und den Übergang in eine neue Epoche verkörpert: mit dem Spielbein schon zur Neuzeit und Aufklärung hin orientiert, mit dem Standbein aber noch in mystisch-religiösem (und zwar katholischem!) Denken und Scholastik geerdet.


    Von Montaignes Essays gibt es manche Auswahl im Handel, aber solche best-of-Editionen verzeichnen, was mir nach zwei von drei Bänden klar geworden ist, die Wahrnehmung, indem systematisch der fortschrittliche, zu Aufklärung und Humanismus hin weisende Aspekt überbetont wird. Erst wer z.B. die "Schutzschrift für Raimond von Sebonde" gelesen und sich über die erstaunlich aggressiv-fromme Attitüde darin recht erschrocken hat, bekommt ein vollständiges Bild geboten.



  • Hallo josmar,


    die Beschreibung bei Amazon macht mich neugierig. Kannst du den Roman empfehlen?
    Den Begriff "Wasserroman", in Verbindung mit Bildungsroman habe ich auch noch nicht gehört/gelesen.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Moin, Moin!


    Beschreibung bei Amazon macht mich neugierig. Kannst du den Roman empfehlen?


    Als Brandstetter-Leser seit vielen, vielen Jahren kann ich dich nur ermutigen, ihn mal zu lesen, egal womit du anfängst. Sehr eindrücklich auch die autobiografischen Sachen wie "Über den grünen Klee der Kindheit", die zeigen, daß er nicht nur als suadenhafter Autor einen Namen verdient, sondern auch als Verfasser von Prosabildern, in denen Figuren, Landschaften und vergangenen Zeiten dominieren.

  • Hallo JMaria, nach ca. 100 Seiten muß ich sagen, daß ich begeistert bin. Bildungsroman trifft zu, wenn man das auch auf den Autor bezieht.


    Aber vllt. weitere Fragen an Dostoevskij, denn dieser scheint weiter über Brandstetter informiert zu sein. "Die Mühle" ist für mich das erste Buch von ihm.


    Gruß


    josmar



  • Hallo josmar, hallo Dostoevskij,


    josmar, deine Begeisterung macht wirklich neugierig. Das Buch liegt in meinem Amazon-Warenkorb. Interessiert mich sehr.
    Dostoevskij, danke auch für deinen Hinweis, dass du ihn seit Jahren gerne liest. "Über den grünen Klee der Kindheit" gibt es nur noch gebraucht. Ich werde danach Ausschau halten.


    Grüße,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Bevor es endlich mit Cervantes losgeht habe ich das Folgende noch zwischengeschoben: "Gralswunder und Drachentraum: Ein Streifzug durch die Artuswelt" von Tilman Spreckelsen. Macht Lust auf ein paar der "alten Schinken".

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Macht Lust auf ein paar der "alten Schinken".


    Hallo BigBen,


    kannst du das noch gut? Ich finde diesen "Knopf" gar nicht mehr meine so heißgeliebten Bücher/Schinken von damals mit der gleichen Wonne zu lesen :redface:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Anita: Ich beherrsche zwar (leider) kein Mittelhochdeutsch, habe aber eine illustre Sammlung von guten Übersetzungen (u.a. vom DKV). Da wird wohl nach dem Cervantes ein Hartmann von Aue oder ein Wolfram von Eschenbach auf der Leseliste landen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo,


    "Roßhalde" von Hermann Hesse.


    ich bin überrascht, wie zeitgemäß es sich liest.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Anita: Ich beherrsche zwar (leider) kein Mittelhochdeutsch, habe aber eine illustre Sammlung von guten Übersetzungen (u.a. vom DKV). Da wird wohl nach dem Cervantes ein Hartmann von Aue oder ein Wolfram von Eschenbach auf der Leseliste landen.


    Ich meinte zwar den Knopf: Fantasy (Gral, Drachen und Artus), aber den Grimmelshausen werde ich demnächst in der neuen Überarbeitung lesen, das liegt mir wirklich nicht :breitgrins: :winken:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Anita: Der Spreckelsen hat überhaupt nichts mit Fantasy zu tun (Du bist heute übrigens schon die zweite, die auf dieser Schiene gelandet ist). Nein, das ist richtige Literaturgeschichte. Es geht um die mittelhochdeutschen Werke des 12. und 13. Jahrhunderts, die König Artus und sein Umfeld zum Thema hatten.
    Warum nur denkt jeder bei Gral und Artus sofort an Fantasy? Sowas würde ich freiwillig gar nicht lesen. Die Originale sind viel besser.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Warum nur denkt jeder bei Gral und Artus sofort an Fantasy?


    Auf keinem Fall wollte ich dir auf die Füße treten :zwinker: Es war eine freie Assoziation: Gral, Drachen und Artus, gekoppelt "alte Schinken". Vor ca. 25 Jahren habe ich das mit Wonne gelesen, heute (habe vor ein paar Jahren noch einen Versuch mit "Die Nebel von Avalon" gestartet) kann ich das einfach nicht mehr lesen.


    Übrigens steht nun der Spreckelsen auf meiner Wunschliste, denn das könnte ich sehrwohl lesen.


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Nebenbei: Grimmelshausen ist nicht Mittelhochdeutsch - dafür ist er ein paar Jahrhunderte zu jung ... :zwinker:


    Und Mittelhochdeutsch ist so schwer nicht: Man muss sich nur einen Schweizer vorstellen, der Hochdeutsch zu sprechen versucht ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Nebenbei: Grimmelshausen ist nicht Mittelhochdeutsch - dafür ist er ein paar Jahrhunderte zu jung ... :zwinker:


    Und Mittelhochdeutsch ist so schwer nicht: Man muss sich nur einen Schweizer vorstellen, der Hochdeutsch zu sprechen versucht ... :breitgrins:


    Gut, dass ich da nicht explizit Mittelhochdeutsch geschrieben habe :smile:


    Da ich dann beide Texte zum Vergleich vorliegen habe, sogar eine vollständige Ausgabe nach dem ersten Druck von 1669, könnte ich bei Interesse einige Textpassagen hier zitieren. Solche kleinen Leseprojekte finde ich immer sehr spannend, und deine Theorie vom Schweizer werde ich dann kontrollieren :breitgrins:

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Auf der Suche nach einem Oliven-Sauerkraut Salat durchschmökere ich bereits seit drei Tagen die verschiedensten Kochbücher, ohne jedoch fündig geworden zu sein. Salate sind eigentlich genügend drin, der gewünschte allerdings nicht einmal andeutungsweise. Vermutlich wird meine Frau doch noch beginnen müssen, ihre schmackhaftesten Geheimrezepte selbst zu publizieren. Gewürzt mit etwas Spannung und ein bisschen Herzschmerz wird sich bestimmt auch daraus etwas reichlich unorthodoxes zubereiten lassen.


    Freundliche Grüße
    :rollen:
    F. Hermann