Was lest ihr gerade?

  • Ich habe das Büchlein über Wonnebald mal als Jugendliche gelesen und erinnere mich an eine Passage mit "gefälschten Maulwurfsschwänzchen", kann das sein?

    Herr Zefira hatte früher einen Onkel, der Wunibald hieß; ich vermute, das ist eine andere Form des gleichen Namens.


    Edit, habe ihn eben nochmal gefragt. Es war kein Onkel, sondern ein Urgroßvater.

    Ja, das mit den"gefälschten Maulwurfsschwänzchen" stimmt, wird später sogar als gerichtlicher Beweis angeboten^^. Frau Huch zieht da natürlich die Leute von der Stadt durch die Schokolade.

    Das mit dem Namen Wunibald ist interessant, ich kannte bisher nur Willibald. Dann gab es früher wahrscheinlich auch die Form Wonnebald.

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider

  • Lucie, genannt "Lux", ist die Protagonistin der Rahmenhandlung von Gottfried Kellers Novellenzyklus "Das Sinngedicht". (Der Zyklus übrigens eine unbedingte Leseempfehlung!)

    Danke, sandhofer, ich erinnere mich nicht, ob ich das "Sinngedicht" früher mal gelesen habe. Frau Huch hat es aber bestimmt gelesen, denn sie hat eine Bio von Keller geschrieben.

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider

  • Das Sinngedicht ist einfach nur hinreißend. Ich kann mich erinnern, dass mir die Rahmenhandlung nicht so gefiel (es ist sehr lange her, dass ich es gelesen habe), aber die Binnenerzählungen, in denen es um erotische Begegnungen bzw. "Eroberungen" geht, könnte man noch manchem Zeitgenossen ans Herz legen ...

  • Theodor Fontane, Quitt.

    Ich habe den Roman in der Annahme begonnen, er spiele im Harz. Stimmt gar nicht: er spielt im Riesengebirge. Was mich mindestens ebenso freut, denn die Gegend um Krummhübel und Wang (heute Karpacz) kenne ich von mehreren Reisen recht gut. Was für eine schöne Überraschung!

  • Zur Zeit: Jens Malte Fischer: Gustav Mahler. Der fremde Vertraute.

    Daran anschließend:

    Alma Mahler-Werfel, Tagebuch-Suiten 1898-1902.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Und unterwegs, denn da ist es fast immer der Kobo, daheim fast immer Papier:

    Heinrich Laube: Liebesbriefe und andere Novellen

    https://www.mobileread.com/forums/showthread.php?t=253375

    Der dort gegebenen Wertung ist auch nichts hinzuzufügen, meine ich. Nein, ist literarisch nicht sooo überzeugend. Ja, macht mir Spaß.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Ich habe noch nichts von der Toni Morrison gelesen. Ich hatte eigentlich mir "Sehr blaue Augen" verschafft, aber da dir das "Teerbaby" so gefallen hat, und ich es auch gefunden habe, fange ich damit an.


    Zuerst muss ich aber noch "Die jungen Rebellen" von Sandor Marai beenden. Es geht da um vier Jugendliche, die sich von der Schule kennen und sich "Die Clique" nennen. Sie wachsen in einer kleinen ungarischen Stadt auf, wo alle gesunden Männer in den ersten Weltkrieg ziehen mussten. Sie selber stehen an der Schwelle des Erwachsenentums und ihre Zukunftsaussicht ist... die Kaserne. Gegen diese drohende Zukunft erfindet die "Clique" ihre eigene, oft merkwürdige, Formen des Wiederstands.


    Der Roman ist sehr gut geschrieben, besonders was die psychologische Einstellung der Figuren betrifft. Einige Szenen sind besonders beeindrucken, zum Beispiel, wie die jungen sich ihres Erwachsentums bewusst werden und rauchend die Stadt beobachten, die sie so genau kennen.


    Für mich ist es aber zur Zeit nicht leicht, diesen Roman zu lesen. Ich tue mich schwer mit seiner Hoffnungslosigkeit. Eine wertvolle Lektüre, aber nicht unbedingt für schwere Zeiten.












    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider

  • Bin krimimäßig unterwegs. Bald läuft ja die neue Staffel von "Babylon Berlin" an, von der ich die ersten beiden ganz ansprechend fand. Daher lese ich jetzt den zweiten Band von Volker Kutscher um Gereon Rath: Der stumme Tod. Könnte man durchaus auch auf unsere Liste der Krimiempfehlungen für Klassikerfans setzen.

  • Ich habe "Ein perfekter Freund" von Martin Suter gelesen. Auch das wäre eine Krimiempfehlung für unser Forum ....

    Bei Wiki habe ich gelesen, dass Suter eine Trilogie über neurologische Themen geschrieben hat; einmal "Small World" (das mir gut gefallen hat), "Ein perfekter Freund" (darin geht es um eine Gedächtnislücke von fünfzig Tagen) und noch ein drittes Buch.

    In "Ein perfekter Freund" versucht Fabio Rossi, ein in der Schweiz lebender Italiener, nach einem Unfall mit Kopfverletzung eben jene Gedächtnislücke von fünfzig Tagen zu schließen. Seine Freundin will nichts mehr von ihm wissen, statt dessen steht an seinem Klinikbett eine unbekannte Frau, die sich als seine Freundin ausgibt; und woran er zuletzt gearbeitet hat (er ist Journalist), kann er aus seinem Notebook und aus Befragung seiner Kollegen nicht herausfinden. Es ist spannend zu lesen, wie er sich nach und nach erinnert, und Suter kann großartig geschliffene Dialoge schreiben, aber der eigentliche Krimiplot bleibt seltsam blass und farblos, irgendwie unverbunden - ich weiß nicht, wie ich es nennen soll. "Small World" hat mir besser gefallen.

  • Ich bin noch mittem im "Teerbaby" drin. Es gibt da ein Bewandnis mit einer alten "Tarbaby Legende", die von Afrika in die südlichen Plantagen von USA überliefert wurde. Ich bin der Sache ein bischen nachgegangen und habe die Geschichten von Onkel Remus von Joel Chandler Harris gefunden in denen der frühere Sklave Remus Kindergeschichten erzählt, die eine Mischung von Tierfabeln und alten Überlieferungen sind.

    Die Geschichte vom "Tarbaby" läuft so: Einst wollte Bruder Fuchs Bruder Hase überlisten. Also fertigte er eine Tarpuppe an und zog ihr richtige Kleider an. Dann setzte er sie an die Landstrasse, versteckte sich im Gebüsch und wartete auf Bruder Hase. Bruder Hase kam auch vorbei, grüsste das Tarbaby höflich, bekam aber keine Antwort. Der Gruss wurde mehrmals wiederholt und nicht beantwortet. Ärgerlich über die vermeintliche Hochnäsigkeit der Puppe, klebte ihr der Hase eine und seine Pfote blieb im Teer stecken. Er versuchte erst sich mit der anderen Hand, dann mit den Füssen und schliesslich mit dem Kopf zu befreien. Und je mehr er es versuchte um so mehr geriet er in den Teer. Als er vollständig festgeraten war, erschien der Fuchs und kugelte sich vor Lachen. Hier bricht meine Version ab, man weiss nicht, wie die Sache weitergeht. Es scheint aber eine Version zu geben, wo der Hase den Fuchs am Ende seinerseits überlistet und davonkommt.


    Kein Spoiler. Bei Toni Morrison weiss ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau, wer das Teerbaby ist. Ich sehe bisher zwei Möglichkeiten.

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider

  • Habe gerade im Rahmen der September-Leserunde von Literaturschock einen Einakter von Brecht gelesen: Er treibt einen Teufel aus.

    Ich kann nicht sagen, dass ich verstanden habe, was dahinter steckt.

    Ein Junge will ein Mädchen auf dem Hof von dessen Eltern verführen, die Eltern kommen immer dazwischen, weil sie vor allem um ihren eigenen Ruf besorgt sind. Der Vater greift schließlich zu drastischen Mitteln und treibt Tochter und Liebhaber aus der Kammer aufs Dach, mit dem Erfolg, dass nun die Dorfhonoratioren, Pfarrer, Bürgermeister, den Skandal deutlich auf dem Tablett, dem Dach, präsentiert sehen und sich entsprechend schadenfroh amüsieren. Häh?

    Eher etwas fürs Komödienstadel als für Brecht. Aber vielleicht blieb mir der tiefere Sinn verborgen.

  • Leseigel: Ich bin mir nicht sicher, ob mit dem Teerbaby überhaupt eine der handelnden Personen gemeint ist. Ich meine mich zu erinnern, dass die Autorin das Teerbaby gegen Ende mal ausdrücklich erwähnt, aber nicht auf eine Person bezogen. Weiß aber nichts Genaueres mehr.

  • Zefira: Vielleicht bezieht es sich auch auf eine Situation und nicht eine Figur, oder auf beides. Kurz vor der Hälfte des Romans gibt es ja eine Situation, die von verschiedenen Perspektiven erzählt wird und an der sozusagen alle "hängenbleiben". Ich bin jetzt gespannt, wie das Ganze weitergeht.


    Im Vorwort wird das Teerbaby auch zitiert. Ich habe das Vorwort nicht so gut verstanden, ich möchte es noch einmal lesen, wenn ich den Roman beendet habe.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Leseigel ()

  • Ich habe ungefähr ein Drittel von "Rom" gelesen, dem mittleren Band von Zolas Städtetrilogie. "Lourdes" und "Paris" kenne ich bereits. Verglichen mit diesen beiden ist "Rom" bisher recht langweilig. Zeitweise habe ich das Gefühl, einen Reiseführer zu lesen. Aber ich bleibe dran, auch wenn ich öfter mal eine Seite querlese.

    Zefira, und die anderen, die die Städte-Trilogie kennen:

    welche Übersetzung(en) lest ihr.

    Ich nehme mir die immer mal wieder vor. Ohne mich je drangemacht zu haben.

    Wird Zeit ... ich möchte natürlich ungekürzt, klar.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Meine Trilogie besteht aus drei in der "Sammlung Dieterich" erschienenen dicken Bänden. "Lourdes" übersetzt von Erich Marx, "Rom" übersetzt von Irmgard Nickel und Erich Marx, "Paris" übersetzt von Irmgard Nickel mit einem Nachwort von Erich Marx.


    Bei Projekt Gutenberg sowie bei Mobile Read Wiki sind "Lourdes" und "Rom" hinterlegt; bei "Lourdes" steht kein Übersetzername, bei "Rom" ist ein "R. Berger" genannt, Erscheinungsjahr 1900. Das Ebook "Lourdes" habe ich mal vor Jahren im Urlaub angefangen, als ich außer dem Reader keinen lohnenden Lesestoff dabei hatte, und dann zu Hause mit dem Printbuch beendet. Ich hatte den Eindruck, dass die neuere Übersetzung ein wenig kraftvoller und unverblümter ist, aber der Unterschied war nicht so groß, dass ich ihn als wesentlich empfunden hätte - ist allerdings schon etliche Jahre her.

    Edit, ich schaue mir gerade die bei Amazon kostenlos erhältliche Kindle-Ausgabe von "Lourdes" an. Da steht als "Beteiligter" ein Robert Hugh Benson, von dem bei Amazon sonst nur englischsprachige Bücher gelistet sind, aber als Sprache ist ausdrücklich Deutsch angegeben.

    Nochmal Edit: Ich würde mich, falls Du am gemeinsamen Lesen Freude hast, mit Lourdes und Paris auf eine Zweitlektüre einlassen (egal wann), mit Rom eher nicht.

  • Ich habe das Teerbaby inzwischen zu Ende gelesen. Sehr schön, gleichzeitig mytisch und modern, mit einen Anflug von magischen Realismus.

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider

  • Bevor ich mich an ein weiteres, etwas schwierigeres Unterfangen von meiner diesjährigen Wettbewerbsliste mache, erhole mich bei einem Roman von Barbara Pym, einer wiederentdeckten britischen Autorin der 30er bis 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. In ihren Romanen geht es immer um alleinstehende oder wenig glücklich verheiratete Frauen, die im Verlaufe der Romanhandlung auch niemals ihr "Glück" finden, sondern scharf beobachten, was in ihrer Umgebung geschieht. Das klingt sehr langweilig und eingeengt, ist es aber überhaupt nicht. Die britische Mittelschicht dieser Jahrzehnte wird sehr genau analysiert und ironisch gebrochen dargestellt. Die stoische Haltung der Protagonistinnen, die sich lieber bescheiden, als ihre Ansprüche an sich selbst zurückzunehmen, trägt diese Romane.
    Meine jetzige Lektüre ist "Ein Glas voll Segen ", leider nur noch antiquarisch zu erhalten.