Was lest ihr gerade?

  • Per Petterson: Pferde stehlen
    kommt ganz leise daher und zeigt auf wie fragil das Leben sein kann.
    Ein schöner Roman.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Nein, ich meinte keinen offiziellen Zyklus, sondern eine Folge von fünf oder sechs Romanen. Danke übrigens für den Hinweis auf den Themen-Thread, ich komme gern darauf zurück.


    ich verstehe; dein persönlicher Lesezyklus an Jirgl Romanen :-)


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • lt. Klappentext hielt Wodehouse den Roman für seinen besten. Und er ist wirklich sehr lustig.



    Glaub ich schon. Aber ich mag halt meine Lieblinge. (Im übrigen hielt Wodehouse auch seine Vorträge im deutsch-nationalsozialistischen Radio für harmlos, ja für ein Zeichen seines inneren Widerstandes. Mit ein Grund, warum er, der schon vorher meist in New York bzw. in Paris gelebt hat, auch nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA zurückkehrte und nicht nach Grossbritannien. Und, um noch weiter abzuschweifen: Eigentlich seltsam ... Was wir für Repräsentanten des "alten" England halten, waren reine Nostalgiker. Doyles Sherlock Holmes benutzte noch die Pferdekutsche, als in Doyles Realität längst Benzinkutschen gang und gäbe waren. Und der "typisch englische" Wodehouse schrieb die meisten seiner Geschichten über den englischen Landadel in New York.)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • ... Was wir für Repräsentanten des "alten" England halten, waren reine Nostalgiker. Doyles Sherlock Holmes benutzte noch die Pferdekutsche, als in Doyles Realität längst Benzinkutschen gang und gäbe waren. Und der "typisch englische" Wodehouse schrieb die meisten seiner Geschichten über den englischen Landadel in New York.)


    Aber das sagt doch überhaupt nichts aus finde ich. Man muss ja auch nicht auf dem Mars gewesen sein, um eine Geschichte darüber schreiben zu können. Oder wie ist es mit dem guten alten Karl May!

  • Aber das sagt doch überhaupt nichts aus finde ich. Man muss ja auch nicht auf dem Mars gewesen sein, um eine Geschichte darüber schreiben zu können. Oder wie ist es mit dem guten alten Karl May!



    Das war ja keine Diskqualifikation der Autoren. May war allerdings kein Nostalgiker in diesem Sinn, weil er gar nie im Wilden Westen oder im Wilden Kurdistan war. Doyle und Wodehouse aber waren mal "dort", in jenem spätviktorianischen, edwardianischen England, das sie noch beschrieben, als der Erste Weltkrieg schon alles radikal weggeputzt hatte. ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • In der Ausgabe von "Jetzt oder nie" gibt es Anhang einen Auszug aus einem Wodehouse-Essay von Evelyn Waugh, in der Waugh hervorhebt, dass Wodehouse' Werke in einer reinen zeitlosen Fantasiewelt spielen:


    Zitat

    In keinem der drei [Zyklen] findet sich irgendeine Übereinstimmung mit dem wirklichen Leben irgendeiner Epoche. Wodhouse’ Figuren sind nicht, wie törichterweise behauptet wurde, Relikte aus dem edwardischen England. Sie sind reine Phantasiegebilde […]. Schon das Wort "Gamaschen" entführt uns in eine Fabelwelt, gehören doch diese Kleidungsstücke schon seit vier Jahrzehnten nicht mehr zur Garderobe des flotten jungen Städters. Trotzdem trägt man sie laut Wodehouse bis heute im Drones Club, obwohl auch dieser nicht die geringste Ähnlichkeit mit irgendeinem Londoner Club irgendeiner Epoche. Wodehouse … kannte die Redeweise junger Männer. Die Sprache des Drones Club dagegen kam nie einem lebenden Menschen über die Lippen, sondern entspringt vollkommen Wodehouse’ Erfindungsgabe – oder besser gesagt seiner Eingebung. … Welche Schurkereien ihnen auch zur Last gelegt werden, sie alle leben in einer Welt der keuschen paradiesischen Unschuld. Für Wodehouse hat der Sündenfall nicht stattgefunden. Seine Figuren haben nie von der verbotenen Frucht gegessen. Noch heute leben sie im Garten Eden. Seine idyllische Welt wird niemals ihren Glanz verlieren. … Er hat für uns eine Welt erschaffen, in der wir leben und schwelgen können.

  • Chateaubriand: Atala. Die Liebe zweier Indianerkinder/René


    Ein Haufen hysterischer Naturkinder, die sich gegenseitig mit "O holde Blume der Wildnis" :breitgrins: anreden, alle Naselang in Tränen ausbrechen (Indianer weinen nicht? Pah, von wegen!) und sich aus Sexualangst entleiben, während ein ganzer Zoo von Krokodilen, Kolibris, Bären, Bibern, Papageien und kanadischen Rentieren um sie herumhampelt. Kaum zu glauben, dass dieser parfümierte Mist mal Kult war. :rollen:


  • (Indianer weinen nicht? Pah, von wegen!)


    In den 80ern habe ich mal einen Sommer mit Tzotziles – Indianern in Chiapas (in der Nähe von San Cristóbal de las Casas) verbracht. Als wir wieder wegfuhren, haben die Indios zum Teil geweint. Damals brach für mich eine Welt zusammen. Heute bin ich genau auf dieses Erlebnis stolz. Das waren übrigens keine Weicheier: Genau dort brach am 1.1.1994 der Aufstand der zapatistischen nationalen Befreiungsarmee unter Subcommandante Marcos los, - die Bewegung dauert bis heute an.

  • Ein Roman des Schweizers Lukas Hartmann: Bis ans Ende der Meere
    Die Reise des Malers John Webber mit Captain Cook (3. Weltumsegelung)


    Erzähler und Ich-Erzähler (Tagebucheintragungen) wechseln sich ab.


    [kaufen='978-3257240245'][/kaufen]


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zitat

    In den 80ern habe ich mal einen Sommer mit Tzotziles – Indianern in Chiapas (in der Nähe von San Cristóbal de las Casas) verbracht. Als wir wieder wegfuhren, haben die Indios zum Teil geweint.


    Hallo Hubert,


    jaa, schon, aber würden sie wie ihre Chateaubriandschen Brüder 37mal auf 79 Reclamseiten in Tränen ausbrechen, und zwar sturzbachartig, würde das die zapatistische Bewegung wohl ziemlich schnell zum Erliegen bringen. :zwinker:
    Wenn du sogar schon mal "dort" warst, wirst du an Atala/René bestimmt deine helle Freude haben. :smile:


    Viele Grüße, FeeVerte


  • Danke. Wikipedia habe ich auch gelesen. Mich nahm Wunder, welchen 3. Zyklus Waugh meinte - im Sinne einer speziellen Leseempfehlung. ;)


    So, jetzt konnte ich noch mal kurz nachschlagen. Neben Blandings Castle (als Beispiel für rein aristokratisch) und Jeeves (als Beispiel für ein Mix aus Aristokratie und Bürgertum) nennt Waugh Mr Mulliner (als Beispiel für bürgerlich). Die Nennung hat also weniger qualitative als eher thematische Gründe.

  • Zitat

    Ein Roman des Schweizers Lukas Hartmann: Bis ans Ende der Meere
    Die Reise des Malers John Webber mit Captain Cook (3. Weltumsegelung)


    Bei der Vereinigung Quo Vadis wurde aus den Jahren 2009/2010 der besten deutschsprachige historische Roman gewählt und dieses Buch machte im Herbst den ersten Preis, der im Herbst in Karlsruhe verliehen wurde.