Hallo Maria,
ZitatDie ganze Episode hat mich doch in ein "Forumstief" befördert.
- und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mich da ganz wieder heraus schaffen kann.
Liebe Grüße
Hubert
Hallo Maria,
ZitatDie ganze Episode hat mich doch in ein "Forumstief" befördert.
- und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mich da ganz wieder heraus schaffen kann.
Liebe Grüße
Hubert
Hallo zusammen
ZitatNatürlich, ich bin ein Depp! Jetzt, wo Du es sagst Hubert: 'hure' ist im Französischen der Kopf eines Wildschweins - den Begriff verwendete man früher auch im Deutschen, in der Heraldik und in der Kochkunst. Simplicius hat also sein Wildschweingesicht wieder glatt gemacht, d.h. er hat sich wieder rasiert!
Mensch sandhofer! Klasse, daß Du das herausgefunden hast.
Wie Hubert auch schon schrieb wurde mir beim Lesen des 3. Buches zwar klar, daß mit Spiegel das Gesicht gemeint sein muß, das Wort "Hure" konnte ich damit aber immer noch nicht in Zusammenhang bringen. Daß damit ein Wildschweinkopf gemeint ist, wäre ich nie drauf gekommen.
Danke für die Erklärung.
Ich habe wie versprochen etwas langsamer gelesen und bin nun mit dem 3. Buch fertig.
Sehr schön fand ich den fließenden Übergang der Planetenphasen. Während mit der Zwangsheirat Simplicius´schon die Venus-Phase heraufdämmert, scheint mit dem letzten kapitel des 3. Buches und der Schilderung des geizigen Kaufmanns die Jupiterphase endgültig vorbei zu sein. Nix mehr mit Glück und Reichtum. Simplicius scheinen jetzt (zumindest materiell) schwierigere Zeiten bevorzustehen. Aber da Venus die Göttin der Liebe ist, findet dieses Defizit vielleicht auf emotionaler Ebene einen Ausgleich :smile:
Ich komme jetzt zum 4. Buch.
Viele Grüße
ikarus
Hallo!
sandhofer: da wäre ich nie drauf gekommen, ich habe bei "Hure" an die germanischen Sprachen gedacht, also deutsch Hure und niederländisch "huren" - te huur - zu vermieten, wohl verwandt mit dem deutschen "Heuer, heuern", englisch "to hire".
Aber mein Deutsch-Französisch Wörterbuch gibt Dir Recht und nennt als weitere Bedeutung Schweinesülze und Presskopf. Ich gehe zwar öfter in Restaurants, die französischsprachige Speisekarten führen :smile: , aber wohl zu oft im Elsaß, wo Presskopf auch im Französischen verwendet wird...
Was den Simpl angeht, so werde ich nach einer langen Pause heute wieder einen Einstiegsversuch machen, ich bin irgendwo im zweiten Buch steckengeblieben. Ich hoffe auf weniger Arbeit und mehr Zeit am Abend (kennt jemand einen Smilie in Form einer Gebetsmühle? Den hätte ich gerne!) Ich verfolge Eure Diskussion weiter.
Gruß
Atomium
Hallo zusammen
das barocke Lebensgefühl ist erstaunlich aktuell: [url=http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,289803,00.html]Spiegelbericht[/url]
LG Maria
Hallo zusammen,
ich habe mich ja bisher sehr zurück gehalten und will jetzt eine kleine Wasserstandsmeldung abgeben. Ich hänge immernoch im 2. Buch fest. Dies hat ganz einfache Gründe: Ich mußte zwischendurch immer wieder andere Lektüren einschieben, als Vorbereitung auf kommende Seminare. Eigentlich lese ich nur sehr ungern parallel und der bisherige Mißerfolg bestätigt mich darin. Der Simplicissimus ist, zumindest für mich, nichts, was ich mal eben so nebenbei runterlesen kann und will und entsprechend schwierig gestaltete sich der jeweilige Einstieg beim Parallellesen. Jetzt habe ich gestern noch eine weitere Liste mit Lektüre bekommen, die ich als Seminarvorbereitung lesen muß und deshalb werde ich das Projekt Simplicissimus leider an dieser Stelle vorerst mal auf Eis legen. Weiter parallel zu lesen, wird dem Werk einfach nicht gerecht und ich selbst habe auch nichts davon. Da mich das Werk an sich aber bis hierhin sehr neugierig gemacht und keineswegs abgeschreckt hat, werde ich es später sicherlich noch einmal in Ruhe in Angriff nehmen. Die Diskussion werde ich natürlich weiterhin verfolgen, allein schon deshalb, weil etliche Punkte meine zukünftige Lektüre sicherlich deutlich erleichtern/ unterstützen werden.
Auf einen hoffentlich größeren Erfolg bei meiner nächsten gemeinsamen Lektüre...
Berch
Zitat von "Hubert"Alles anzeigenHallo zusammen,
20. Kapitel:
Sehr interessantes Kapitel über die Spielsucht und eine anschauliche Beschreibung des Lebens in einem Heerlager des 30-jährigen Krieges, wie man sie sicher in keinem Geschichtsbuch lesen kann.
21. Kapitel
Simpel schwört mit dem jungen Herzbruder ewige Brüderschaft und ehrt den alten Herzbruder als seinen Vater. Hier sind wir also im Planetenschema eindeutig bei der Sonne angelangt:
Sonne: Heiß, männlich, Gestirn des Tags. herrscht über das Gesicht, das Gehirn, Herz und Nerven und alles was rechts ist. Könige, Würden, Ruhm, Sieg, Goldgier, Gesetz, Verfassung, Vater, Bruder.
Metall: Gold.
Meiner Meinung nach geht das schon im 16. Kapitel los, als Simpel die Golddukaten findet, und das waren ja „dreihundert und etlich sechzig“, m.M. nach ein Hinweis auf das 365 Tage umfassende Sonnenjahr.
23. Kapitel
Der junge Herzbruder kauft sich für 30 Reichstaler beim kaiserlichen Heer frei und geht als Freireiter zur schwedischen Armee. Also den Soldaten ist es anscheinend völlig egal, ob sie auf österreichischer oder schwedischer Seite, bei den Katholischen oder den Protestantischen kämpfen. So habe ich das in der Schule nicht gehört.
25/26. Kapitel
Welch grausame Zeit: Der eifersüchtige Rittmeister gibt das vermeintliche Mädchen für die Pferdejungen zur Vergewaltigung frei. Unvorstellbar!
Gruß von Hubert
Hallo zusammen,
ich habe Huberts Beitrag herausgenommen, weil ich in den letzten Tagen genau die obigen Kapitel zuende gelesen habe.
Wie alt meint ihr war Simpli ungefähr als er sich als Frau verkleidete? Muß doch noch vor dem ersten "Bartwuchs" gewesen sein, denn ich habe noch nichts darüber gelesen, dass Simpli sich rasieren mußte.
Danke für eure genauen Ausführungen und die Hinweise auf den Planeten "Sonne". Ich wäre nicht darauf gekommen, dass sie evtl. bereits bei den Dukaten begann.
Traurig, kaum hat er wieder eine "Familie" - dann passiert das Unglück.
Berch - schade natürlich. Aber vielleicht klappt es ja mal wieder mit einer anderen Leserunde.
Polly und Harald - seid ihr noch dabei?
Atomium - wie weit bist du? Ich glaube wir sind ungefähr gleich weit, oder?
Gruß Maria
Zitat von "Hubert"Alles anzeigenHallo zusammen,
27. Kapitel:
Grausame Schilderung der historischen Schlacht von Wittstock in Brandenburg am 24.9.1636 bei der die kaiserlichen und sächsischen Truppen von den Schweden geschlagen werden: „Köpfe lagen dorten, welche ihre natürlichen Herren verloren hatten, und hingegen Leiber, die ihrer Köpf mangleten; etliche hatten grausam- und jammerlicher Weis das Ingeweid heraus, ...“
28. Kapitel
Nach dieser schrecklichen Kampfschilderung ein lustiges Kapitel: Simpel im Kampf mit seinen Läusen
29. Kapitel
Als Bursche eines bayerischen Dragoners beschützt Simpel ein Frauenkloster und wird mit westfälischen Spezialitäten verwöhnt
30. Kapitel
Wieder einmal tauchen Redewendungen auf, die heute sprichwörtlich sind:
1. „Also ließ er mich bleiben der ich war, und sagte, das Werk würde den Meister loben“Kennt man aus Schillers „Lied von der Glocke“ und so steht es auch in Büchmanns „Geflügelte Worte“: Soll das Werk den Meister loben, Schiller, Lied von der Glocke, Vers 7.
Aber das war genau 130 Jahre nach Grimmelshausen
2. .... und ich Narr gedachte nicht, dass der Krug so lang zum Brunnen gehet, bis er einmal zerbricht.
31. Kapitel
Den Schwank, vom Schinkendiebstahl, hat Grimmelshausen wohl vom Nürnberger Meistersinger Hans Sachs übernommen.
Gruß von Hubert
Ein weiteres Hallo,
die obigen Kapitel habe ich gestern abend noch gelesen und somit das 2. Buch beendet. Hubert fasste die Kapitel kurz und bündig zusammen, dass ich sie zur Wiederholung einfach hernehme.
Simpel's Wandlung vom Narr/Frau/Pferdejunge zum Gefreiter mußte ich erstmal verdauen. Mir kam es manchmal so vor, dass er das ganze kindlich leicht nahm. Grausamkeiten um ihn herum und er reitet mit seinen Offizieren durch die Gegend und tut "Gutes". Ein Robin Hood auf deutschen Boden. In der Zwischenzeit gibt es im Text Hinweise, das Simpel in die Pupertät kommt, die "Jugend" wird öfters erwähnt u.ä.
Wann beginnt die nächste Planetenphase Jupiter? Bisher konnte ich nichts feststellen oder ich habs übersehen.
Viele Grüße
Maria
Hallo zusammen,
hallo Maria,
schön, das wenigstens Du noch dabei bist. Aus beruflichen Gründen komme ich i.M. auch nicht so schnell voran und bin jetzt auch erst am Anfang des 4 Buches. Vielen Dank für den Link zum Spiegel.
Du hast gepostet:
Wann beginnt die nächste Planetenphase Jupiter? Bisher konnte ich nichts feststellen oder ich habs übersehen.
Nein, ich denke Du hast noch nichts übersehen, denn m.M. nach beginnt die Jupiterphase erst im 3. Buch und da sogar ziemlich deutlich: in Kapitel 3 nimmt Simpel einen Wanderer gefangen, der sich als Phantast herausstellt und sich für „Jupiter“ hält..
Neben dem Kompositionsprinzip des Planetenschemas, das sich m.M. nach nicht mit der Kapiteleinteilung deckt, gibt es auch noch, wie ich jetzt gelesen habe, ein Kompositionsprinzip das mit der Kapiteleinteilung übereinstimmt und den Roman als Entwicklungsroman kennzeichnet (wenn auch nicht im Goethischen Sinn). Simpel macht nämlich in jedem Kapitel genau eine Entwicklungsstufe durch.
1. Kapitel: „Der reine Tor“ (á la Parzifal, der ja auch wie Simpel weltabgeshieden im Wald aufwächst)
2. Kapitel: „Der gespielte Narr“ (Simpel im Kalbsfell –übrigens auf eine Bibelstelle anspielend- und als Frau verkleidet)
3. Kapitel: „Der Soldat“ (Jäger von Soest)
4. Kapitel: „Der Abenteurer“
5. Kapitel: „Der Sinnsucher“
Ich hatte zuerst ja vermutet, dass die 5 ursprünglichen Bücher, den fünf Akten eines klassischen Dramas entsprechen könnten und diese Spur verfolgt – obwohl bis jetzt (nach den ersten 3 Büchern) stimmt das auch, mal sehen wie’s weitergeht. Sicher bin ich mir aber jetzt schon, dass Grimmelshausen den Roman exakt durchkomponiert hat und nicht nur ein paar Episoden aneinandergereiht hat, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte und wie auch vielfach in der Sekundärliteratur beschrieben.
Gruß von Hubert
Hallo zusammen,
Zitat von "ikarus"
Sehr schön fand ich den fließenden Übergang der Planetenphasen. Während mit der Zwangsheirat Simplicius´schon die Venus-Phase heraufdämmert, scheint mit dem letzten kapitel des 3. Buches und der Schilderung des geizigen Kaufmanns die Jupiterphase endgültig vorbei zu sein. Nix mehr mit Glück und Reichtum. Simplicius scheinen jetzt (zumindest materiell) schwierigere Zeiten bevorzustehen. Aber da Venus die Göttin der Liebe ist, findet dieses Defizit vielleicht auf emotionaler Ebene einen Ausgleich :smile:
den fließenden Übergang konnte ich gut am Ende des 2. Buches (die Idee des Jägers erscheint) erkennen, es geht dann zum eigentlichen Thema "Simpli als Jäger" im 3. Buch weiter.
Jupiter: männlich ernährend - stimmt zu, denn Der Jäger jagt und sorgt für seine Kameraden und Offiziere.
mit Planet des Tags habe ich noch so meine Probleme. Aber ich bin im 3. Buch erst beim 3. Kapitel.
reine Weisheit - Weisheit und Simpicissimus ? ?
es gibt zwar diese fließenden Übergänge, aber ich meine auch wie Hubert, dass die Planeten noch ein paar Kapitel reinreichen. z.B. dass die Sonne endet, fand ich ganz deutlich im 3. Buch Kapitel 2 Ende, obwohl bereits Jupiter (der Ernährer, der Jäger) begonnen hat:
....daß ich wahrhaftig zween leibhaftiger Teufel hätte, die mir auf den Dienst warteten, darum ich noch mehr gefürchtet, hingegen aber desto weniger geliebt wurde.
Zitat von "Hubert"Alles anzeigenNeben dem Kompositionsprinzip des Planetenschemas, das sich m.M. nach nicht mit der Kapiteleinteilung deckt, gibt es auch noch, wie ich jetzt gelesen habe, ein Kompositionsprinzip das mit der Kapiteleinteilung übereinstimmt und den Roman als Entwicklungsroman kennzeichnet (wenn auch nicht im Goethischen Sinn). Simpel macht nämlich in jedem Kapitel genau eine Entwicklungsstufe durch.
1. Kapitel: „Der reine Tor“ (á la Parzifal, der ja auch wie Simpel weltabgeshieden im Wald aufwächst)
2. Kapitel: „Der gespielte Narr“ (Simpel im Kalbsfell –übrigens auf eine Bibelstelle anspielend- und als Frau verkleidet)
3. Kapitel: „Der Soldat“ (Jäger von Soest)
4. Kapitel: „Der Abenteurer“
5. Kapitel: „Der Sinnsucher“
Ich hatte zuerst ja vermutet, dass die 5 ursprünglichen Bücher, den fünf Akten eines klassischen Dramas entsprechen könnten und diese Spur verfolgt – obwohl bis jetzt (nach den ersten 3 Büchern) stimmt das auch, mal sehen wie’s weitergeht. Sicher bin ich mir aber jetzt schon, dass Grimmelshausen den Roman exakt durchkomponiert hat und nicht nur ein paar Episoden aneinandergereiht hat, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte und wie auch vielfach in der Sekundärliteratur beschrieben.
danke Hubert, ich habe mich schon gefragt, wie Parcifal in die Geschichte paßt. Ist nicht automatisch eine Entwicklung zu erwarten, weil die Geschichte ja bin dem Kinde beginnt und vermutlich mit dem Alter endet?
Deine Einteilung der Entwicklung finde ich, trifft es genau. Obwohl ich erst beim Jäger bin.
Wenn, wie du schreibst das klassische Drameneinteilung erkennbar ist, müßte ich mich im 3. Buch dem Höhe- bzw. Wendepunkt nähern. (?)
So sind wir mitten drin in der Entwicklung.
Dann bin ich mal auf die Auflösung gespannt.
Frage:
kann man einem Pferd tatsächlich die Hufeisen andersrum beschlagen. Ich nehme an, nur für kurze Zeit, sonst gibt es doch Hufkrankheiten *grübel* - bin kein großer Pferdekenner.
Ideenreich ist Simplicissimus. Wenn ich an seine Schläue denke, wie er Schweine weglockt.
Viele Grüße
Maria
Nochmals Hallo zusammen,
3. Buch Kapitel 3 und 4 läßt mich verwirrt zurück. Schlagworte wie: Vereinigung der Völker durch einen Helden, Vereinigung der Religion um Frieden auf die Erde zu bringen, das läßt mich erstaunt inne halten.
Wie habt ihr beim Lesen empfunden?
Jupiter - oberster römischer Gott,
Simplicissimus sagt Jove zu ihm. klingt ähnlich wie Jehova, Jahwe = der allmächtige Gott der Christenheit.
Seh ich hier im Zusammenhang.
Bietet Grimmelshausen nun eine "Weltrettung" durch einen Menschen an, oder erinnert er sich an die Botschaft der Bibel, Rettung durch das eine Opfer durch Jesus (=Held).
Viele Staatsführer dachten schon, dass sie berufene Führer sind. Im Simplicissimus darüber zu lesen, hat mich etwas erschüttert.
Liebe Grüße
Maria
Hallo JMaria
Ich habe das so gelesen, daß nur ein Narr auf solche Ideen kommen kann, wie dieser Jupiter sie hat. Die Vereinigung Deutschlands lag noch in weiter Ferne und schien Grimmelshausen wohl genauso unmöglich wie es die Aussöhnung der Religionen ist. Aber Grimmelhausen konnte sich wohl kaum vorstellen, daß es solche Narren einmal an die Spitze von Staaten schaffen könnten und Gelegenheit bekommen ihre fixen Ideen in die Tat umzusetzen.
Die Bezeichnung Jove kommt wohl von jovianisch (lat.) = zum Jupiter gehörend. Ob "Jawe" damit im Zusammenhang steht weiß ich allerdings auch nicht. So abwegig scheint mir Dein Gedanke aber nicht zu sein.
Hubert schrieb:
ZitatSicher bin ich mir aber jetzt schon, dass Grimmelshausen den Roman exakt durchkomponiert hat
Das stimmt ganz sicher. Diese Entwicklungsstufen vom Toren zum Sinnsucher hat Weydt auch so beschrieben. Er meint allerdings auch, daß in den Kapitelzahlen der einzelnen Bücher ein Prinzip zu erkennen ist:
Das 1. Buch hat 34 Kapitel, das 2. 31, das 3. 24, das 4. 26 und das 5. Buch wieder 24 Kapitel.
"Die 34 gilt als heilige Zahl, zusammengesetzt aus der 3 als göttlicher und der 4 als menschlich-irdischer Ziffer. Die 31 ist wahrscheinlich die verkehrte 13 und somit die umgekehrte "böse" Zahl. Die 26 des 4. Buches verdoppelt und steigert die 13. Und die 24 (Buch 3 und 5), zweimal 12, deutet auf die große göttliche Ordnung im Universum."
Bis zum 3. Buch stimmt diese Deutung ziemlich gut. Nach seinem Aufstieg im 2. Buch und dem Erreichen des Höhepunktes seiner "Karriere" im 3. Buch müßte nach diesem Schema Simplicissimus im 4. Buch vom Pech verfolgt werden. Aber dazu komme ich jetzt erst.
Viele Grüße
ikarus
Hallo zusammen!
Wenn ich mich einmischen darf:
"IUPPITER" (vom Griechischen Vokativ "Zeus Vater" abgeleitet; entspricht dem althochdeutschen Ziu, dessen Tag wir morgen begehen (Dienstag)) wird so dekliniert, dass "Jove" dem Vokativ (Anruf) gleichkommt. Dass der Name als Euphemismus verwendet wurde, um den christlichen Gott anzurufen, wenn man sich nicht so ganz getraute, ihn beim Namen zu nennen, steht wohl ausser Zweifel. Zwischen "Jove" und "Jehova" besteht aber m.W. nur eine zufällige lautliche Ähnlichkeit, keine etymologischen Übereinstimmungen.
Im Englischen - z.B. auch bei Rider Haggard :zwinker: - existiert der Ausruf "By Jove!" ebenfalls. Weniger Gelehrte verballhornen ihn dann auch schon mal zu "By Joe!" :smile: Vgl. hier: http://www.hyperdictionary.com/dictionary/jove
Grüsse
Sandhofer
Hallo zusammen,
den Titel des 11. Kapitel des 4. Buches habe ich nicht verstanden: „Warum die Geistlichen keine Hasen essen sollen, die mit Stricken gefangen wurden.“
Warum nicht?
Maria hat gepostet:
Ist nicht automatisch eine Entwicklung zu erwarten, weil die Geschichte ja mit dem Kinde beginnt und vermutlich mit dem Alter endet?
Ja, Maria, eine Entwicklung i. w. S. ist sicher zu erwarten, aber beim Entwicklungsroman geht es um eine bestimmte Art der Entwicklung. z. B. kann man m.M. nach bei Süskinds „Parfüm“ nicht von einem Entwicklungsroman sprechen (obwohl der Protagonist von der Kindheit bis zum Tod geschildert wird und auch eine Entwicklung durchmacht, allerdings zum Mörder), dagegen kann eine Beschreibung einer durch bestimmte Ereignisse forcierten einjährigen Entwicklung einer 30-jährigen möglicherweise ein Entwicklungsroman sein.
Buddecke beschreibt z.B. in „Wielands Entwicklungsbegriff“ den Prozeß von Agathons Charakterbildung als Beispiel für eine solche Entwicklung wie folgt:
„Von einem Zustand seelischer Diffusität, ... schreitet der Held bei wachsender Fähigkeit sich selbst zu objektivieren, zu einem Zustand fort, wo sich der Charakter von den übrigen Momenten der Person abhebt, wo er eine scharfe äußere Umgrenzung und eine klare innere Strukturiertheit aufweist ....“
Wir können ja mal prüfen ob Simpel eine solche Entwicklung durchmacht.
Wenn, wie du schreibst die klassische Drameneinteilung erkennbar ist, müßte ich mich im 3. Buch dem Höhe- bzw. Wendepunkt nähern. (?)
Ja, ich denke das ist so. Meine bisherige Einteilung:
1. Buch: Exposition (Simplicius Herkunft, Namensgebung, Erziehung zum Christenmenschen)
2. Buch: Rising action (vom Narr in Hanau zum Jäger von Soest)
3. Buch: Climax (Schatzfund, freies Leben in Lippstadt, Hochzeit)
4. Buch: Falling action (vom Jäger zum Merode-Bruder)
5. Buch: ? (steht noch aus)
ikarus
Diese Entwicklungsstufen vom Toren zum Sinnsucher hat Weydt auch so beschrieben
Hallo ikarus,
wie heißt den das Buch von Weydt? Vielleicht kann ich es ja in einer Bücherei auftreiben?
Das 1. Buch hat 34 Kapitel, das 2. 31, das 3. 24, das 4. 26 und das 5. Buch wieder 24 Kapitel.
"Die 34 gilt als heilige Zahl, zusammengesetzt aus der 3 als göttlicher und der 4 als menschlich-irdischer Ziffer. Die 31 ist wahrscheinlich die verkehrte 13 und somit die umgekehrte "böse" Zahl. Die 26 des 4. Buches verdoppelt und steigert die 13. Und die 24 (Buch 3 und 5), zweimal 12, deutet auf die große göttliche Ordnung im Universum."
Das klingt wieder sehr interessant und würde z.B. erklären, warum Grimmelshausen am Ende des 2. Buches die Story vom Speckdiebstahl (nach H. Sachs) eingeschoben hat. Er wollte auf 31. Kapitel kommen? Allerdings ist mir noch nicht klar warum das zweite Buch die umgekehrte böse Zahl und das vierte Kapitel die verdoppelte böse Zahl hat.
sandhofer
wird so dekliniert, dass "Jove" dem Vokativ (Anruf) gleichkommt. Dass der Name als Euphemismus verwendet wurde, um den christlichen Gott anzurufen, wenn man sich nicht so ganz getraute, ihn beim Namen zu nennen, steht wohl ausser Zweifel. Zwischen "Jove" und "Jehova" besteht aber m.W. nur eine zufällige lautliche Ähnlichkeit, keine etymologischen Übereinstimmungen
Hallo Sandhofer,
in meinen Erläuterungen wird „Jove“ als falscher Vokativ von Jupiter genannt. Könnte es dann nicht sein, dass Grimmelshausen hier absichtlich den falschen Vokativ schreibt um zumindest lautmalerisch Jupiter und Jehova gleichzusetzen?
Gruß von Hubert
Zitat von "Hubert"Hallo Sandhofer,
in meinen Erläuterungen wird ?Jove? als falscher Vokativ von Jupiter genannt. Könnte es dann nicht sein, dass Grimmelshausen hier absichtlich den falschen Vokativ schreibt um zumindest lautmalerisch Jupiter und Jehova gleichzusetzen?
Hallo Hubert
Hallo zusammen!
Mag wohl sein. Da der Ausruf auch im Englischen/Amerikanischen lebendig ist/war, könnte es allerdings auch sein, dass dieser falsche Vokativ ganz allgemein populärer war als der echte? Vielleicht wegen der Ähnlichkeit?
Grüsse
Sandhofer
Hallo zusammen
Zitat von "Hubert"
den Titel des 11. Kapitel des 4. Buches habe ich nicht verstanden: „Warum die Geistlichen keine Hasen essen sollen, die mit Stricken gefangen wurden.“
Warum nicht?
ich glaube dazu weiß ich die Antwort. In der Bibel steht (ich muß noch genau die Stelle heraussuchen), dass Christen nichts "Erwürgtes" essen sollen(evtl. Apostelgeschichte). D.h. das Tier konnte nicht ausbluten, was sehr wichtig im jüdischen und frühchristlichen Glauben war. Das Blut war heilig und mußte vergraben werden.
Da ich das 4. Buch noch nicht kenne, gehe ich jetzt mal davon aus, dass das gemeint ist.
Zitat von "Hubert"
in meinen Erläuterungen wird „Jove“ als falscher Vokativ von Jupiter genannt. Könnte es dann nicht sein, dass Grimmelshausen hier absichtlich den falschen Vokativ schreibt um zumindest lautmalerisch Jupiter und Jehova gleichzusetzen?
du hast das exakter ausgedrückt als ich. Genauso meinte ich es eigentlich.
die anderen erwähnten Punkte muß ich noch durchgehen.
Bis dann
Maria
Hallo Maria,
Du hast gepostet:
In der Bibel steht (ich muß noch genau die Stelle heraussuchen), dass Christen nichts "Erwürgtes" essen sollen(evtl. Apostelgeschichte). D.h. das Tier konnte nicht ausbluten, was sehr wichtig im jüdischen und frühchristlichen Glauben war
Ich kenne das Schächten (Schlachten bei dem das Tier völlig ausblutet) nur aus dem AT. z.B. 5Mose 12,15-21, also wenn Du in der Apostelgeschichte etwas findest, bitte gelegentlich posten. Aber du hast sicher Recht, dass der Genuss von Blut auch im frühchristlichen Glauben verboten war, die „Christen“ der Apostelgeschichte waren ja gleichzeitig auch Juden für die das jüdische Gesetz galt.
Aber für die Geistlichkeit zu Grimmelshausens Zeit, war das sicher kein Thema mehr und mein Problem mit dem 11. Kapitel des 4. Buches: da kommt eigentlich kein Hase vor, das Kapitel endet aber mit folgendem Absatz:
Also schied ich vom Geistlichen, der mit seinem heiligen Seeleneifer anders nichts um mich verdient, als daß ich ihm einsmals einen Hasen abschlug, den er inständig von mir begehrte, mit Vorwand, weil er sich selbst an einem Strick erhenkt und ums Leben gebracht, daß sich dannenhero nit gebühre, daß er als ein Verzweifelter in ein geweihtes Erdreich begraben werden sollte.
Und deshalb verstehe ich die Überschrift nicht.
Liebe Grüße
Hubert
Zitat von "Hubert"Hallo Maria,
Du hast gepostet:
In der Bibel steht (ich muß noch genau die Stelle heraussuchen), dass Christen nichts "Erwürgtes" essen sollen(evtl. Apostelgeschichte). D.h. das Tier konnte nicht ausbluten, was sehr wichtig im jüdischen und frühchristlichen Glauben war
Ich kenne das Schächten (Schlachten bei dem das Tier völlig ausblutet) nur aus dem AT. z.B. 5Mose 12,15-21, also wenn Du in der Apostelgeschichte etwas findest, bitte gelegentlich posten. Aber du hast sicher Recht, dass der Genuss von Blut auch im frühchristlichen Glauben verboten war, die „Christen“ der Apostelgeschichte waren ja gleichzeitig auch Juden für die das jüdische Gesetz galt.
habs gefunden, hier heißt es "Ersticktes":
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Zitat: Apostelgeschichte
24)Wir, die Apostel und Ältesten, eure Brüder, wünschen Heil den Brüdern aus den Heiden in Antiochia und Syrien und Zilizien.Weil wir gehört haben, daß einige von den Unsern, denen wir doch nichts befohlen hatten, euch mit Lehren irre gemacht und eure Seelen verwirrt haben, 25)so haben wir, einmütig versammelt, beschlossen, Männer auszuwählen und zu euch zu senden, mit unsern geliebten Brüdern Barnabas und Paulus, 26)Männer, die ihr Leben eingesetzt haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus. 27)So haben wir Judas und Silas gesandt, die euch mündlich dasselbe mitteilen werden. 28)Denn es gefällt dem heiligen Geist und uns, euch weiter keine Last aufzuerlegen als nur diese notwendigen Dinge:
29) daß ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, tut ihr recht. Lebt wohl!
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Zitat
Aber für die Geistlichkeit zu Grimmelshausens Zeit, war das sicher kein Thema mehr und mein Problem mit dem 11. Kapitel des 4. Buches: da kommt eigentlich kein Hase vor, das Kapitel endet aber mit folgendem Absatz:
Also schied ich vom Geistlichen, der mit seinem heiligen Seeleneifer anders nichts um mich verdient, als daß ich ihm einsmals einen Hasen abschlug, den er inständig von mir begehrte, mit Vorwand, weil er sich selbst an einem Strick erhenkt und ums Leben gebracht, daß sich dannenhero nit gebühre, daß er als ein Verzweifelter in ein geweihtes Erdreich begraben werden sollte.
Und deshalb verstehe ich die Überschrift nicht.
ups - verstehe ich im Moment auch nicht. Werde aber darüber nachdenken.
Liebe Grüße
Maria
Hallo zusammen!
Ob das Ganze nicht einfach ein mehr oder weniger geschmackloser Witz des Simplicius ist?
- Einerseits durften Selbstmörder nicht in geweihter Erde (d.i. auf dem Friedhof) beerdigt werden - hier das pastorale Bäuchlein als geweihter Platz genommen
- Andererseits war die Jagd Vorrecht des Adels, Hasen in Schlingen zu erwürgen eine beliebte Methode der wildernden Bauern, um doch noch an Wildpret zu kommen. Simplicius enthält dem Pfarrer also ein illegal erbeutetes Tier vor. (Auf das der Pfarrherr wohl auch Lust gehabt hätte; immerhin durfte auch er ja nicht auf die Jagd, und so ein bisschen Abwechslung im Speiseplan ...)
Grüsse
Sandhofer
Hallo zusammen,
Zitat von "Hubert"Ja, Maria, eine Entwicklung i. w. S. ist sicher zu erwarten, aber beim Entwicklungsroman geht es um eine bestimmte Art der Entwicklung. z. B. kann man m.M. nach bei Süskinds „Parfüm“ nicht von einem Entwicklungsroman sprechen (obwohl der Protagonist von der Kindheit bis zum Tod geschildert wird und auch eine Entwicklung durchmacht, allerdings zum Mörder), dagegen kann eine Beschreibung einer durch bestimmte Ereignisse forcierten einjährigen Entwicklung einer 30-jährigen möglicherweise ein Entwicklungsroman sein.
Buddecke beschreibt z.B. in „Wielands Entwicklungsbegriff“ den Prozeß von Agathons Charakterbildung als Beispiel für eine solche Entwicklung wie folgt:
„Von einem Zustand seelischer Diffusität, ... schreitet der Held bei wachsender Fähigkeit sich selbst zu objektivieren, zu einem Zustand fort, wo sich der Charakter von den übrigen Momenten der Person abhebt, wo er eine scharfe äußere Umgrenzung und eine klare innere Strukturiertheit aufweist ....“
Wir können ja mal prüfen ob Simpel eine solche Entwicklung durchmacht.
jetzt versteh ich was du meinst. Ich überlege gerade ob in den ersten 3 Büchern bereits eine Entwicklung zu finden ist, ob Simpel sich abhebt von seiner üblichen "Person". Ich glaube das beginnt nun erst im 3. Buch.
Was meint ihr?
Hubert:
danke für deine Einteilung. Buch 1 und 2 stimme ich überein, bei dem Rest muß ich erst noch kommen. Buch 3: Schatzfund? - Bis jetzt bin ich noch zu keinem Schatz gestoßen. Aber das kann ja noch kommen.
Die Venus läßt sich bereits ein bißchen blicken mit dem Hinweis, Anfang Kapitel 8/3. Buch:
Meines Jupiters konnte ich nicht loswerden....
... .... ; es war noch kein Jahr vergangen, dass mir die buben nachliefen, mich zur Hur zu machen, jetzt wars an dem, dass die Mägdlein selbst aus Liebe sich gegen mich vernarrten...
Zitat von "Ikarus"Ich habe das so gelesen, daß nur ein Narr auf solche Ideen kommen kann, wie dieser Jupiter sie hat. Die Vereinigung Deutschlands lag noch in weiter Ferne und schien Grimmelshausen wohl genauso unmöglich wie es die Aussöhnung der Religionen ist. Aber Grimmelhausen konnte sich wohl kaum vorstellen, daß es solche Narren einmal an die Spitze von Staaten schaffen könnten und Gelegenheit bekommen ihre fixen Ideen in die Tat umzusetzen.
vorstellbar nicht. Aber mir kam der Gedanke, dass hier Grimmelshausen ein "System" erstellte, wie es möglich wäre, auch wenn es närrisch klingt.
Die biblische Parallele bot sich m.E. ebenso an. Irgendwie gibt es Ähnlichkeiten in der Grundidee. (oder vielleicht auch nicht :breitgrins: )
Im Kapitel 6 fand ich folgendes interessant:
Simpel stellt den Narr eine Probe und konfrontiert Jove mit seinem Mißerfolg:
...und flog auf Erden dich zu suchen, wo ich aber nach dir fragte, fand ich, daß man dir aller Orten und Enden ein schlechtesLob verlieh, denn Zoilus und Momus haben dich und alle anderen Götter in der ganzen weiten Welt für so verrucht, leichtfertig und stinkend ausgeschrien, dass ihr bei den Menschen allen Kredit verloren;
Simpel listet dann die Mißstände auf Erden auf und benennt dazu diverse Götter.
doch Jupiter antwortet überhaupt nicht närrisch:
"Ach!" sagte Jupiter, "wäre es ein Wunder, wenn ich meine Güte beiseit setzte und diese heillosen Ehrendieb und gottschändenden Verleumder mit Donner und Blitz verfolgte? ... Soll ich ..... ? ... oder soll ich ....? oder soll ich ...?
haben wir uns nicht selbst schon mal im Gebet Gott gefragt, warum er nicht eingreift, warum er das zuläßt? (vorausgesetzt man betet, ihr wißt schon wie ich es meine). Hätten wir die Möglichkeit mit Gott einen Dialog zu führen, wäre der Inhalt dem obigen vielleicht ähnlich.
ein schöner Spruch möchte ich nicht unerwähnt lassen:
Kapitel 8/ 1. Abschnitt Ende:
Also wurde ich beizeiten gewahr, daß nichts Beständigers in der Welt ist, als die Unbeständigkeit selbsten.
Bis dann
Maria
huch, ich war nicht mehr angemeldet :winken:
Maria