eBooks und PDA

  • Eben habe ich in 3sat in "Literatur im Foyer" ein Gedicht von Robert Gernhardt über das Buch gehört. Das sagt alles :klatschen:


    Ums Buch ist mir nicht bange.
    Das Buch hält sich schon lange.
    Man kann es bei sich tragen
    und überall aufschlagen.
    Sofort und ohne Warten,
    kann man das Lesen starten.
    Im Sitzen, Stehen, Knien,
    ganz ohne Batterien.
    Beim Fliegen, Fahren, Gehen.
    Ein Buch bleibt niemals stehen.
    Beim Essen, Kochen, Würzen.
    Ein Buch kann nicht abstürzen.
    Die meisten ander´n Medien,
    tun sich von selbst erledigen.
    Kaum sind sie eingeschaltet,
    heißt´s schon, sie sind veraltet.
    Und nicht mehr kompatibel
    "Marsch in den Abfallkübel!"
    Zu Bändern, Filmen, Platten,
    die wir einst gerne hatten.
    Und die nur noch einen Dreck sind,
    weil die Geräte weg sind
    und niemals wiederkehren,
    gibt´s nichts zu sehn, zu hören.
    Es sei denn, man ist klüger
    und hält sich gleich an Bücher,
    die noch in hundert Jahren,
    das sind, was sie einst waren.
    Schön lesbar und beguckbar.
    So stehn sie unverruckbar,
    in Schränken und Regalen
    und die Benutzer strahlen:
    "Ha´m die sich gut gehalten!"
    Das Buch wird nicht veralten.

  • Hallo!


    Aber wenn neue Bücher nur noch digital herauskommen und es kein Papierexemplar mehr gibt, stehen wir vor dem gleichen Problem.


    Ich glaube die Entwicklung der Drucktechnik wird Hand in Hand mit der Entwicklung der Ebooks gehen. Man kann ja jetzt schon "Books on Demand" drucken. Meine Prognose ist, dass es Dienstleister geben wird, die jedes Ebook in ein Papierexemplar verwandeln werden, und zwar zu akzeptablen Preisen. Wie ansprechend diese Bücher dann sein werden, ist freilich eine andere Frage ...


    CK

  • Wie sieht es eigentlich mit möglichen Manipulationen aus ? Einmal im Internet, könnte doch der Text verändert werden und niemand merkt es ? Vielleicht ein anderes Ende bei Jane Eyre (Jasper Fforde hat sowas ja schon ganz schön beschrieben) oder im Zauberberg die Namen ändern ? Ich würde wahrscheinlich ein E-Book nur mit einem mulmigen Gefühl lesen.


    Gruß von Steffi

  • Zitat von "Steffi"


    Wie sieht es eigentlich mit möglichen Manipulationen aus ? Einmal im Internet, könnte doch der Text verändert werden und niemand merkt es ?


    Man kann einen Text mit Datum und Uhrzeit versehen und das ganze auch noch durch eine digitale Unterschrift absichern. Dabei wird eine Art Prüfsumme über den gesamten Text gebildet, so daß man kein einziges Zeichen verändern kann, ohne daß es auffällt. Allerdings macht man das normalerweise nicht, weil es zu aufwendig ist. Deshalb ist man bei E-Texten in der Praxis nur ungenügend gegen Manipulationen geschützt.


    Zitat von "Steffi"


    Ich würde wahrscheinlich ein E-Book nur mit einem mulmigen Gefühl lesen.


    Ein hübsches Beispiel dazu: In dem Roman "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht" (Erstdruck 1852) von Willibald Alexis heißt es an einer Stelle laut Projekt Gutenberg-DE (Hervorhebung von mir):


    »Sollen Wagen und Proviant hinaus, die Flüchtlinge einzuholen? Soll ihnen ein Lager abgesteckt werden? Soll junge Mannschaft geworben werden? Sollen wir <b>Pullover</b> holen, Kugeln gießen, abkochen für die Ankömmlinge? Alles das weiß der Bürger nicht, Exzellenz, aber er hat ein Recht, von denen es zu erfahren, die der König zurückließ an seiner Statt.«
    http://gutenberg.spiegel.de/?id=12&xid=38&kapitel=93


    Mitte des 19. Jh.s gab es natürlich das Wort "Pullover" noch nicht, es muß hier "Pulver" heißen, da hat wohl eine automatische Rechtschreibkontrolle Unsinn produziert.


    Wenn ein Text nur noch als E-Buch existiert, dann kann man ihn nicht mehr mit dem Text aus einem gedruckten Exemplar vergleichen, und ein Original im eigentlichen Sinne gibt es ja auch nicht mehr, denn die "Manuskripte" eines Schriftstellers sind ja heutzutage meist nur noch bloße Computerdateien, die jederzeit verändert werden können, wenn sie nicht, wie oben beschrieben, durch ein technisches Verfahren dagegen geschützt wurden. Aber genau das ist das Problem, denn eine Schreibmaschinenseite oder eine Buchseite bieten von sich aus schon einen gewissen Schutz: nachträgliche Veränderungen können da in den meisten Fällen von Experten nachgewiesen werden.


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Wobei eine digitale Unterschrift sogar weitaus vertrauenswürdiger als eine echte Unterschrift ist. Die Möglichkeit, den Schlüssel korrekt zu verifizieren vorausgesetzt.


    Ein digital signiertes Buch ist auch weitaus vertrauenswürdiger als eines, das aussieht als sei es etwa von Suhrkamp herausgegeben. Ein Buch zu drucken, das aussieht als sei es von Suhrkamp wäre mir mit genug Geld wohl möglich, eine digitale Signatur zu fälschen nicht.


    Letztendlich vertraue ich derzeit auch dem Herausgeber eines Buches. Und die digitale Unterschrift ist immer mehr im Kommen. Ein Anfang ist die Steuererklärung. Und falls - rein hypothetisch - Ebooks Bücher ersetzen sollten, gäbe es auch Möglichkeiten, das Vertrauen zu schaffen (etwa Kataloge mit Prüfsummen von einer vertrauenswürdigen Stelle herausgegeben). Bei Software wird heute auch mit Prüfsummen gearbeitet um die Unversehrtheit möglichst sicherzustellen.


    Eine zentrale Stelle, die die Kontrolle über das genannte Vertrauen ausübt hätte aber hohes Missbrauchspotential und wäre auch besonders angreifbar.


    Am Rechner eines Schriftstellers, etwa bei einem Manuskript, das gefunden wird nachdem er verstorben ist, gibt es auch Möglichkeiten etwaige Manipulationen zu entdecken. Stichwort: Computer Forensik.


    Das von dir genannte Beispiel ist dem Umstand geschuldet, dass ein gedrucktes Buch digitalisiert wurde. Am Inhalt sollte möglichst nichts zu ändern sein. Im Bereich der technischen Dokumentation arbeitet man deshalb schon lange daran, den Inhalt möglichst von der Darstellung zu trennen. Zumindest die dort verwendeten Formate sind aber overkill für Ebooks. Außerdem sind die Verlagen eher am "Kopierschutz" interessiert, was dem zuwider läuft.

  • Ein Buch zu drucken, das aussieht als sei es von Suhrkamp wäre mir mit genug Geld wohl möglich, eine digitale Signatur zu fälschen nicht.


    Warum solltest Du das denn tun? Uhren von Rolex zu fälschen - das kann ich nachvollziehen. Aber Bücher von Suhrkamp?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Das war als Analogie zur Veränderbarkeit eines Ebooks gedacht. Zumindest in der Theorie könnte man die Authentizität eines Ebooks mindestens ebenso gut erkennen wie die eines Buchs.

  • Steffi schrieb doch, dass der Text verändert worden sein könnte. Das ist bei digitalen Texten sofern man keine Vorkehrungen getroffen hat eben weitaus einfacher als bei Schriftstücken, die auf toten Baum gedruckt wurden.
    Wolf antwortete, dass es zwar möglich sei die Integrität sicherzustellen, man in der Praxis aber nur ungenügend vor Veränderungen geschützt ist. Worauf ich eben ergänzte, dass Ebooks zumindest in der Theorie sogar weitaus vertrauenswürdiger sein könnten.


  • Schon klar. Aber: Wozu sollte man einen Text fälschen wollen?


    Aus Spaß oder warum schreiben Leute Computervirenprogramme, die keinen Schaden anrichten ?! Um einem Verlag zu schaden ? Um kriminelle Energie abzubauen ? Aus Langeweile ?
    Wenn ich mich da unbemerkt einhacken könnte in so eine download-Datei und lasse z.B. Oliver Twist doch noch von Monks umbringen, würde das womöglich nicht mal so schnell auffallen ... :rollen: ?


    Danke für eure Erklärungen zur Sicherheit. Zwischen Herausgeber und Druck ist für mich halt eine weniger große Sicherheitslücke.


    Mir fiel diese Idee nur ein, weil Jasper Fforde in seinen Büchern mit ähnlichen Manipulationen spielt. (Naja, man könnte ja dann auch LitAgs einsetzen :breitgrins: )


    Gruß von Steffi


  • Ja gut. Aber dann brauchst Du doch nicht gleich zum Hacker werden. Lektor beim Verlag tut's auch ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Sehe ich das richtig:


    Beim Wechsel auf ein anderes Fabrikat des Lesegeräts, würde ich auch die vorher gespeicherten Bücher verlieren (abgesehen von pdf), weil das Dateiformat an das Gerät gebunden ist?

  • Im Zweifelsfalle auch PDF. Welcome to the wonderful world of DRM.


    Na super, dann wird es bald ein Gesetz geben, dass bei einem Umzug sämtliche Bücher den Verlagen zurück zu geben sind. Vor dem Gesetz sind schließlich alle gleich :breitgrins:

  • Ich hatte mir vor ca. 1 Jahr den gen3 von bookeen zugelegt, und zwar aus einem einzigen Grund: Inzwischen gibt es bei books.google.com eine Menge alter, sonst nicht mehr oder kaum zugänglicher Bücher, dort kostenlos zum Download, falls älter als 70 Jahre. Dafür legte ich mir das eBook zu. Nun funktioniert es zwar i.a. super, das Schriftbild ist in der Tat hervorragend, leider leider kann es diese Riesen-PDFs, die ausschließlich aus Graphiken bestehen und eben nicht aus Text wie ein "normales" PDF, nicht verarbeiten: das System raucht klanglos ab. Können die anderen Geräte das erledigen? Oder kennt jemand einen workaround?


    Gerade für diesen Anwendungsbereich sehe ich ein eBook als ideal an: wo z.B. könnte ich das Werk über antikes Alltagsleben "Charikles" von 1854 sonst bekommen? Und am Rechner lesen finde ich ermüdend. Ansonsten ist es ganz lustig, ein Buch im rtf-Format oder pdf zu lesen, falls man es nicht in Papierform hat. Und da gibt es durchaus einiges im Netz via gutenberg oder sonstwo.

  • Wenn in den Bildern der PDFs Text steht, dann kannst du diesen mit einer OCR-Software extrahieren. Sprich kleinere PDFs erzeugen.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Texterkennung


    Keine Ahnung, ob die gängigen OCR-Programme Fraktur lesen können. Oder mit Text in Zeichnungen klar kommen. Bevor du dir eines der teuren Programme kaufst, besorg dir also vorher eine Testversion.



    Edit: Gerade gesehen, bei der "Buchansicht" von books.google.com gibt es einen Link "nur Textformat anzeigen". Mache dir doch daraus deine PDFs bzw. .txt-Dateien. Oder guck dich um, ob books.google anderweitig noch eine Export-Funktion bietet, ob du .txt-Dateien anstatt PDF runterladen kannst.


  • Wenn in den Bildern der PDFs Text steht, dann kannst du diesen mit einer OCR-Software extrahieren. Sprich kleinere PDFs erzeugen.


    Im Prinzip ja, wie Radio Eriwan sagt ;) Leider sind viele dieser Bücher in Fraktur und damit i.a. für OCR unbrauchbar. Selbst wo man ausnahmsweise keine Fraktur verwendet hat, wird die OCR, die google anbietet, teilweise doch recht eigen. Da liest man lieber das Original.


    Ich gebe mal ein Beispiel aus einem Buch über Gymnastik:


    Das kann man lesen, man kann es aber auch besser bleiben lassen... :smile:


    Und hat man schließlich Fraktur, dann wird's kriminell.