eBooks und PDA


  • Erklär mir bitte, was eine gangbare Alternative wäre.


    Wenn ich das parat hätte, wäre ich gutbezahlter Consultant für Verlage 8-)


    Was ich allerdings weiß ist, dass bislang alle Versuche, den Vertriebsweg digitaler Daten zu kontrollieren, gescheitert sind und es kaum abzusehen ist, dass sich daran etwas ändern wird, im Gegenteil. Der Versuch, mit DRM-Methoden die Verbreitung zu kontollieren ist ein Versuch, gegen das Internet zu spielen. Das ist sinnlos, das Internet gewinnt immer.

  • Zu dem Thema ist ein imho recht erschöpfender Artikel [url=http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,584306,00.html]bei Spiegel Online[/url] erschienen. Quintessenz:


    Zitat

    Das Buch hat noch ein langes Leben vor sich. Nicht nur, wie in diesen Tagen vielerorts zu lesen ist, weil Papier so schön raschelt, nicht wegen Goldschnitt, Ledereinbänden, charmanten Buchhändlerinnen und haptischen Qualitäten. Sondern weil es keinen Strom braucht, nicht kaputtgeht, wenig kostet, einfach zu bedienen ist - und ohne Hilfsmittel perfekt funktioniert.


    Das wird nämlich beim hoffnungsvollen / angstvollen Schielen auf Kindle & Co. immer wieder übersehen. Wobei ich es ja besonders lustig finde, dass Amazon als Anwendungsbeispiel den Urlauber bringt, der ratzfatz den neuensten XYZ-Bestseller dabei haben kann, ohne dicke Wälzer mitzuschleppen. Stimmt. Nur lesen: das geht dann nicht. Oder würdet ihr einen pimaldaumen 400-Euro-Lesecomputer mit an den Strand nehmen und gar unbewacht liegen lassen? Eben. Mit einem 10-Euro-Paperback ist das kein Problem.


    Und das gilt für den ganzen Digitalisierungswahn. Ich bin weißgott ein großer Fan von Internet & Co. Aber so blöd, dass ich im begeisterten Überschwang vergäße, was da an Hard- und Software, an Geld und vor allem: an Strom gebraucht wird, bin ich nun auch wieder nicht.


    E-Books haben ihre unleugbaren Vorteile. Aber den Buch-/Zeitschriftendruck werden sie so schnell nicht überflüssig machen.


    Manchmal denke ich ja, dass die, die jetzt, wieder einmal, dem E-Book das Wort reden, überhaupt nicht wissen, wovon sie da reden. Die haben noch nie einen 1000-Seiten-Roman auf einem E-Book-Reader gelesen. Ich schon.

  • Ich könnte mir schon vorstellen, dass sich das e-book als Alternative zu Tageszeitungen und Zeitschriften durchsetzen kann. Als ernsthafte Alternative zum Buch kann ich es mir aber kaum vorstellen, zum einen wegen einiger Gründe, die hier schon aufgeführt wurden, zum anderen weil es preislich kaum einen Vorteil zum Buch geben wird: Die Herstellungskosten des Buches schlagen sich nur bei bibliophilen Ausgaben nennenswert im Buchpreis nieder. Beim neuen Bestseller, normalerweise ein Pappband mit billigem Papier für über 20 Euro - macht das nur einen relativ kleinen Teil aus (auch wenn man die Kosten für Transport und Zwischenhändler hinzuzählt). Dasselbe gilt für die Klassiker: Die kriegt man auch als Bücher hinterhergeschmissen, wenn's richtig billig sein soll, dann lässt man sie wie Weltbild in China herstellen und bringt für 6 Euro Dünndruckausgaben mit Leineneinband, Goldschnitt und sehr ausführlichem Kommentar auf den Markt (klick).


    Gut möglich, dass ich mal auswandere. Da wäre das e-book natürlich auch für das Lesen von Romanen vorteilhaft, als eine einfache Möglichkeit weltweit schnell an deutschsprachige Literatur zu kommen.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Natürlich wird das e-book das Buch nicht verdrängen. Aber es ist eine Alternative. Für mich persönlich würde ich mir selektiv beziehbare Tageszeitungen wünschen:


    - den Wirtschaftsteil aus der FAZ
    - das Feuilleton von FAZ, SZ und NZZ
    - Politik vom Spiegel


    oder so ähnlich. Natürlich müssten die Preismodelle stimmig sein. Das wären auf jeden Fall zusätzliche Einnahmen für die Verlage, denn nur aufgrund von ein zwei interessanten Artikeln kaufe ich mir nicht gleich den ganzen Spiegel. Wenn ich jedoch die Artikel einzeln kaufen könnte ...


    Gruß, Thomas

  • Die Vorstellung diverse Lexikas, Wörterbücher, den Ploetz, lange vergriffene Bücher und und etwas nebensächliche Literatur zur Entspannung schnell greifbar zu haben ist schon verlockend.


    Die Aussicht meine Büchersammlung in einer Streichholzschachtel aufzubewahren, ständig auf die Akkuanzeige zu achten, nur noch Großbuchhandlungen zu finden und auf die Gnade eines Anbieters angewiesen zu sein ist dagegen ein Horror.


    Die nächsten Generationen werde ich da das gewöhnen, wie wir uns an die Paperbackausgaben gewöhnt haben :grmpf:


    "Schnuckiputz, hast du die SD-Karte mit der Kafka Bibliothek?"


    "Ach so Schatz, deshalb war die Karte schreibgeschützt, die ich gerade in der Digi formatiert habe."

  • Wenn ein Buch nicht mehr gedruckt wird und nur ein mittelmäßig erhaltenes Taschenbuch für einen Mondpreise zu bekommen ist, könnte ich mir auch vorstellen, mir das Buch in digital zu kaufen.
    Vorausgesetzt, ich habe schon ein Lesegerät, um mir etwa PDFs darauf durchzulesen. Sofern ich keine Kommentare machen will, lese ich diese auch jetzt oftmals am PC. E-Ink wäre also qualitativ ein Fortschritt.


    Ich kann mir vorstellen, genau zu diesem Zweck, als Alternative zum Ausdrucken von PDFs, werden sich Reader verkaufen. Ist auch die Erwartung von Plastic Logic.


    Ebooks kauft man sich aber nur solange, bis irgendwann mal einer der Anbieter seinen Lizenzserver dicht macht und man seine digitale "Bücherei" nicht mehr lesen kann. Oder bis der Reader kaputt geht und die Bücherei aufgrund der Rechteverwaltung (DRM) nur noch Datensalat ist. Die Entscheider der Verlage werden es sicher schaffen, eben mit DRM, die Idee zu ruinieren.


    Edit: Ein Wälzer wie Cryptonomicon (Science Fiction) wäre auch ein Kandidat für ein E-Book. Meine Paperback-Ausgabe beginnt sich schon während des ersten Lesens aufzulösen. Außerdem ist das Herumtragen sehr unbequem. Das Buch in gebundener Form wäre immer noch unbequem und eine Ausgabe in zwei Bänden verkauft sich wohl nicht.

  • Ich als (Immer-noch-)Analogfotograf sehe der Einführung des E-Books mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen. Ich habe schon mal die Ablösung analoger Medien mit großer Trauer mitverfolgt, nämlich der Vinylschallplatte und des Negativ- bzw. Diafilms. Auch damals wurde die Dynamik zunächst verharmlost, und schwuppdiwupp! waren innerhalb kurzer Zeit die Schallplatten und analoge Filmmaterialien aus den Regalen verschwunden. Natürlich gibt es sie auch jetzt noch. Aber wo man sie noch erhält, zahlt man ein Heidengeld dafür, und das Angebot ist immens zusammengeschrumpft.


    Und machen wir uns nichts vor: Die Preise für gedruckte Bücher werden steigen, während sie für E-Books purzeln und irgendwann weit unter denen gedruckter Bücher liegen werden. Buchpreisbindung hin oder her - womit sollte ein vergleichsweise hoher Preis für E-Books auch begründet werden angesichts geringerer Produktionskosten und eines quasi körperlosen Vertriebswegs über das Internet? Die Folge werden abnehmende Auflagenzahlen bei gedruckten Büchern sein, denn schließlich werden Verlage immer öfter überlegen, ob es sich finanziell überhaupt noch lohnt, ein bestimmtes Buch in Druck zu geben. So wird es künftig ganz bestimmt ein weit geringeres Angebot an gedruckten Büchern geben, als wir es heute noch kennen.


    Ich will hier nicht der Schwarzmaler sein, aber ich beobachte die derzeitigen Entwicklungen mit Skepsis. Und das Allerschlimmste daran: Ich könnte mir sogar für mich selbst vorstellen, mir so ein Lesegerät zuzulegen ...

  • Ich will hier nicht der Schwarzmaler sein, aber ich beobachte die derzeitigen Entwicklungen mit Skepsis. Und das Allerschlimmste daran: Ich könnte mir sogar für mich selbst vorstellen, mir so ein Lesegerät zuzulegen ...


    Deine Skepsis teile ich, deine Befürchtung ein Lesegerät zu kaufen findet sich auch bei mir. Es gibt aber auch Gründe für Optimismus, denn die mechanische Uhr erlebt seit langem eine Wiedergeburt und "book on demand" wird ebenfalls bald neues leben in den Büchermarkt bringen. Wir sollten nicht vergessen, dass sich kaum noch jemand darüber grämt, dass wir unsere Bücher nicht selbst aufschneiden oder einbinden müssen. Wer von uns wird schon noch leben, wenn die Antiquariate ausverkauft sind. Wer mehr leiden wird als die Leser, sind die Schreibenden.


  • Auch damals wurde die Dynamik zunächst verharmlost, und schwuppdiwupp! waren innerhalb kurzer Zeit die Schallplatten und analoge Filmmaterialien aus den Regalen verschwunden.


    Ich glaube nicht, dass dies mit Büchern im gleichen Maße passiert. Bei Fachbüchern möglicherweise schon, jedoch nicht für die Belletristik. Die Vorteile der CD und der digitalen Fotografie waren ggü. den analogen Medien deutlich größer. Beim e-book gibt es auch viele Nachteile. Der größte Nachteil zur Zeit ist sicher, dass es keinen einheitlichen Standard gibt. Aber selbst wenn dies überwunden ist, ist ein e-book in vielen Dingen unpraktischer.


    Auf der anderen Seite könnte das e-book dann dramatisch an Fahrt gewinnen, wenn der Content deutlich günstiger angeboten wird als herkömmlich. Die Gefahren, die du sehr schön aufzählst, sehe ich auch, aber: Bücher sind auch häufig Geschenke. Wer würde schon eine Datei verschenken? Natürlich kann sich diese Einstellung auch ändern und man verschenkt Gutscheine. Alles möglich. Aber so recht dran glauben, will ich noch nicht.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Die Vorteile der CD und der digitalen Fotografie waren ggü. den analogen Medien deutlich größer.


    Das fing ja schon bei der VHS-Kassette an. Die Vorteile sind ganz klar dort, wo ich als Benutzer auch selber was damit machen kann. Sprich: intime und intimste Momente meines eigenen Lebens damit festhalten. Oder andern dabei über die Schulter schauen. Keiner, der im Labor meine Bilder beim Entwickeln anguckt ...


    Das e-book bietet das nicht. Und wird auch deshalb wohl immer ein Nischenprodukt bleiben ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • ... wenn der Content deutlich günstiger angeboten wird als herkömmlich.


    Hallo Thomas,


    das ist die ziemlich abgewrackte Sprache der Verlags- und Buchhandelsmanager. CONTENT! Das Wort lässt mir die Haare zu Berge stehen, weil es Autoren (aber auch Fotografen, Illustratoren etc.) zu sog. Content-"Lieferanten" abstempelt.


    Die Frage im Gerangel um das elektronische Buch ist ganz einfach: Wer kassiert die Marge, die dadurch entsteht, dass die Herstell- und Vertriebskosten des e-books ggü. dem gedruckten Werk kaum ins Gewicht fallen? Wer profitiert davon? Der Leser? Vermutlich nur in geringem Umfang. Die Verlage und Autoren? Wohl kaum, auch wenn von dieser Seite der Versuch unternommen wird, die Preise für e-books und print-books gleich zu gestalten. Bleibt der Handel. Er wird am ehesten von den elektronischen Büchern profitieren, denn die Marktmacht von Amazon, Weltbild, Thalia und Co. ist ein starkes Druckmittel gegenüber den Verlagen.


    Wahrscheinlich wird der Handel in Zukunft eigene Verwertungsrechte für e-books direkt von den Autoren erwerben. Ich sehe die Verlage im Augenblick deshalb extrem unter Druck. Sie sollten ihn nicht an die Autoren weitergeben, sondern vielmehr versuchen, ihre "Content-Lieferanten" weniger kaltschnäuzig zu behandeln, damit diese nicht auf "dumme" Gedanken kommen ...


    Eine spannende Entwicklung! Hoffen wir, dass es dem Buch nicht ähnlich ergeht wie der Musik-CD.


    Es grüßt


    Tom

  • Kleiner Nachtrag aus faz.net:


    "Ob „Books on demand“ oder E-Bücher – so gut wie alle künftigen Buchformate dürften ohnehin bald, wenn Zukunftsforscher recht behalten, kostenlos angeboten werden. Profit käme durch Nebeneinnahmen zustande, zum Beispiel durch den Verkauf einer besonders schön und aufwendig gestalteten Edition, von T-Shirts oder Kaffeebechern, alles zu erwerben bei Lesungen, für die natürlich Karten verkauft werden. Einige Rock- und Popgruppen haben dieses Geschäftsmodell schon ausprobiert. Bücher wären so im Grunde nur noch Werbematerial für Veranstaltungen und Handelswaren, die im Gegensatz zu Wissen und Information eben nicht zu digitalisieren sind."


    Welch ein Horrorszenario!

  • Die FAZ projiziert die Entwicklung im Musikbusiness auf Bücher. Viele Musiker verdienen nicht mehr mit Platten ihr Geld, sondern eben mit Konzerten und "Merchandising". Ist also das nächstliegende Szenario, das sie sich ausgesucht haben. Aber damit noch lange nicht das wahrscheinlichste.


    Sicher ist das die Angst der Verlage. Mit OCR-Technik, also Texterkennungssoftware, ist es auch heute schon sehr einfach Bücher zu digitalisieren. Wenn dann noch Eink-Reader Massenware sind, bei denen das Lesen von derart digitalisierten Büchern nicht mehr mit Qualitätseinbussen einher geht, ist es wohl echt eine Frage, ob sich manche Menschen nicht in Zukunft ihre Bücher kopieren und sie eben auf einem Ebook-Reader lesen.


    Um beim Thema Musik zu bleiben: Über das Internet kann man auch gute Musik kennen lernen, auch wenn sich in Deutschland niemand um die jeweiligen Bands kümmert und sie nicht im Radio oder Fernsehen beworben werden.


    Ich bezweifle aber, dass man die Entwicklung des Musikgeschäfts derart auf die des Literaturgeschäfts übertragen kann.


  • Und - immer mal wieder: Das Format- bzw. Archivierungsproblem, an dem nicht nur die Videoindustrie (hier ein Artikel in der SZ: "Filmen für die Tonne") krankt, sondern auch die digitale Speicherung von Texten. Bücher aus Papier kennen sowas nicht ... :winken:


    Aber wenn neue Bücher nur noch digital herauskommen und es kein Papierexemplar mehr gibt, stehen wir vor dem gleichen Problem.


    Das Archivierungsdilemma hat die Leute auch nicht gehindert, im Fotobereich massenweise auf den Digitalzug aufzuspringen und ihre Bilder auf Speichermedien und in Dateiformaten zu sichern, für die in ein paar Jahren möglicherweise kein Lesegerät oder -programm mehr zur Verfügung steht. Die Geschichte wiederholt sich: Die Digitalfotografie wurde auch lange Zeit von den Analogfotografen nicht ernst genommen. Damals das gleiche Argument: Die Flüchtigkeit der Speichermedien spreche gegen die Digitalisierung. Schließlich sind analoge Negative bzw. Dias auch in hunderten von Jahren noch mit rein optischen Mitteln zu vergrößern und zu betrachten.

  • Aber wenn neue Bücher nur noch digital herauskommen und es kein Papierexemplar mehr gibt, stehen wir vor dem gleichen Problem.


    Genau deswegen wird das nicht geschehen ...


    Das Archivierungsdilemma hat die Leute auch nicht gehindert, im Fotobereich massenweise auf den Digitalzug aufzuspringen und ihre Bilder auf Speichermedien und in Dateiformaten zu sichern, für die in ein paar Jahren möglicherweise kein Lesegerät oder -programm mehr zur Verfügung steht. Die Geschichte wiederholt sich: Die Digitalfotografie wurde auch lange Zeit von den Analogfotografen nicht ernst genommen. Damals das gleiche Argument: Die Flüchtigkeit der Speichermedien spreche gegen die Digitalisierung. Schließlich sind analoge Negative bzw. Dias auch in hunderten von Jahren noch mit rein optischen Mitteln zu vergrößern und zu betrachten.


    Ja. Aber bei der Fotografie kommt ja noch was anderes: Ich kann - ohne dass mir der Lehrbub meines Fotohändlers oder des Entwicklers dabei zugucken kann - meine ganz private Pornografie herstellen. Und welche ganz einfach aus dem Internet herunterziehen, wenn mir danach ist. Die wenigsten aber werden eigenen Bücher herstellen wollen, ohne dass ihnen jemand dabei zuguckt ... :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus