Ich denke am 25.12 kann man es wagen, nach euren Highlights und auch Reinfällen für das Lesejahr 2023 zu fragen.
Gruß, Lauterbach
Ich denke am 25.12 kann man es wagen, nach euren Highlights und auch Reinfällen für das Lesejahr 2023 zu fragen.
Gruß, Lauterbach
Dieses Jahr habe ich fast keine Klassiker gelesen, nur ein paar Dramen der alten Griechen.
Euripides schätze ich sehr. Er vertritt eine für seine Zeit sehr moderne Haltung einer kritischen Distanz gegenüber den Göttern und fordert daher von seinen Protagonisten mehr Selbstverantwortung ein.
Aristophanes dagegen hat mich ziemlich enttäuscht. Er ist extrem derb und chauvinistisch. Seine Sophistenschelte macht selbst vor Sokrates nicht halt, und insgesamt ist seine Kritik oft eher beleidigend persönlich als sachorientiert. Deshalb hatte ich auch keine Lust, meine Lektürevorgabe in unserem Lesevorhabenordner hier zu vollenden und werde sie auch nicht mit ins nächste Jahr nehmen.
Außer einigen historischen Petitessen von Schiller wars das mit der Lektüre der Klassiker. Aber ich habe einige gute neue Autoren entdeckt, obwohl ich ja sonst eher nicht so häufig zu den jüngeren Autor*innen greife.
Mariana Leky, Jasmin Schreiber, Jan Böttcher sind Autoren, deren relativ kurze Romane mir recht gut gefallen haben. Gerade lese ich einen Roman von Klaas Huizing über den historischen Theologen Johann Georg Tinius, der wegen seiner Bibliomanie zwei Menschen ermordet haben soll - "Der Buchtrinker". Auch dieses Buch lässt sich sehr intereressant an.
Ah, den Buchtrinker habe ich auch gelesen. Ein sehr hübsches kleines Büchlein ...
Für mich war das Jahr , was Leseerlebnisse betrifft, eher unterer Durchschnitt. Ich habe weniger gelesen als in den Jahren davor - sonst waren es immer konstant so zwischen 150 und 160 Bücher, diesmal nur etwas über 130. Und wirkliche Höhepunkte waren nur wenige dabei. Als "Meisterwerke" habe ich in meiner Leseliste vermerkt: "Der Baron Bagge" von Lernet-Holenia und "Plötzlich ist es Abend" von Petra Morsbach. Sehr gut gefallen haben mir außerdem "Ich nannte ihn Krawatte" von Milena Michiko Flašar, "Die Kinder sind Könige" von Delphine de Vigan, "Babel" von R.F.Kuang sowie die Romane von Louise Doughty - und natürlich "Das Memorial" von Saramago.
Da ich mehrmals Gelegenheit hatte, sehr günstig Bücher einzukaufen, hat sich mein Stapel stark erhöht. Mal schauen, was das nächste Jahr bringt. Ich will auf jeden Fall die Bücher meiner Leseliste mitnehmen, die ich noch nicht geschafft habe; außer "Pelle der Eroberer" - da komme ich in den zweiten Teil einfach nicht rein. Ein paar weitere kommen auf jeden Fall dazu, auch die Phantastik-Lese-Challenge möchte ich weitermachen.
Ich bin sehr gespannt auf deine neue Buchauswahl, Zefira. Du findest meist Autoren und Bücher, die ich überhaupt nicht kenne, von denen, die du oben genannt hast, sagt mir z.B. nur Lernet-Holenia etwas. Da kann man sich den einen oder anderen Buchtipp abholen.
Und 130 Bücher finde ich immer noch eine Masse. So weit komme ich lange nicht, obwohl ich in diesem Jahr zum ersten Mal ein halbes Jahr Freiheit hatte. Mehr als 65 Bücher - also genau die Hälfte - werden es wohl nicht werden, und da sind auch Krimis, historische Romane und Sachbücher mitgerechnet.
Vielleicht wird es nächstes Jahr, in dem dann die ganze Zeit Freiheit herrscht, mehr Zeit für meine Lektüre geben, aber es gibt eben auch viele andere schöne Dinge, die man jetzt machen kann.
Ich bin dieses Jahr auf bis jetzt 59 Bücher gekommen. Das jetzige geht sich heute oder morgen noch aus, dann eventuell noch eines. Also 60-61
Klassiker waren ein paar dabei
Für die Leserunde im Nachbarforum:
Jane Austen - Emma und Mansfield Park und Persuation
dann
Heinrich von Kleist - Michael Kohlhaas
Henry James - The turn of the screw and other Ghost Stories
Nikolai Gogol - Der Mantel und Die Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen
Selma Lagerlöf - Nils Holgersson
Charles Ferdinand Ramuz - Sturz in die Sonne
Vladimir Jabotinsky - Die Fünf
Semi Klassiker (älter aber noch keine 100 Jahre alt)
Saul Bellow - Herzog
Max Frisch - Montauk
Clarice Lispector - Der große Augenblick
Der Rest waren aktuellere Bücher
von mich besonders beindruckt haben
Fernando Aramburu - Die Mauersegler
Teresa Präauer - Jean und Johnny
Aurora Venturini - Die Cousinen
Lorena Salazar - Der Fluss ist eine Wunde voller Fische
Michela Murgia - Accabadora
Thomas Hürlimann- Der rote Diamant
Gedichtbände
Alfonsia Storni - Ultrafantasía
Raoul Schrott - Inventur des Sommers
Louise Glück - Wilde Iris
Derzeit lese ich von Daniel Kehlmann - Lichtspiel und es wird mit Sicherheit auch eines, das mir am Ende sehr gut gefallen wird.
Das Lesetempo lässt nach.
Aber es wächst das Verständnis, dass es auf's Tempo ja auch nicht ankommt.
Die Konzentrationsfähigkeit lässt ja nicht nach, sondern wandelt sich nur.
Ich meine immer öfter, auch was zu verstehen von dem, was ich lese.
Leselisten, wie immer, nur im Kopf, also ständig im Fluss.
Was ich lese, trage ich in mein Jahresnotizbuch ein, das ist mir wichtig.
Häufiges Gefühl: oh, den/die, davon hatte ich mehr lesen wollen, auch über, Biographisches, und das ist schon wieder Jahre aus den Augen verloren.
Was ich dieses Jahr nicht begonnen habe:
in 2022 hatte ich mir ein Lesezeichen in meine Balzac-Ausgabe gelegt.
Die alte Goldmann-Ausgabe, Lizenzausgabe Bertelsmann, übersetzt von Ernst Sander.
Vorgesehen: Lektüre der "Comédie" in chronologischer Reihenfolge.
Erster Roman: Die Königstreuen (Le dernier Chouan ou la Bretagne en 1800, 1829).
Nicht begonnen.
So über den Daumen gepeilt hab ich wahrscheinlich 3/4 der Romane und Novellen gelesen, über Jahrzehnte, teils auch mehrfach.
Alles nochmal, oder neu. Ich behalte es im Auge
Außerdem nicht begonnen: Wiederlektüre des "Ulysses".
Vor einigen Monaten ein Exemplar der kommentierten Ausgabe gekauft, und ich möchte beim Lesen die englische Ausgabe parallelisieren
aber das nehme ich mir für "Moby Dick" auch schon seit Jahren vor.
Begonnen dagegen, und DAS Leseerlebnis des Jahres, auf dem Kobo, Marcel Proust, den ich in den 80ern, warum auch immer, sehr viel gelesen hatte.
Die alte Rechel-Mertens-Übersetzung steht hier, die Ausgabe in Buchkassette, ich habe mich nicht für die durch Lucius Keller revidierte Rechel-Mertens entschieden, sondern für Bernd-Jürgen Fischer.
Elektronisch, weil diese https://d-nb.info/1141209608 Kassette nicht zu kriegen ist.
Inclusive Proust-Handbuch, das ist schon sehr verlockend.
Ein Teil der Zeit, wie immer, die Dauerlektüren:
biblische Schriften, plus Sekundärliteratur dazu. Pascal. Nietzsche, E.M. Cioran, schon seit längerem auch Nicolas Gómez Dávila. H.C. Artmann.
Lyrik, in (regel-)mäßiger Dosis, ich hoffe sehr, dass mir nächstes Jahr mal wieder nach Rilke ist.
Wunderbar: das ein- und andere von Henry James. Wird mehr werden.
Das Ein- und Andere in meiner inoffiziellen Lesereihe "Seltsames, Abseitiges, Kurioses etcetera aus dem Langen 19. Jahrhundert".
Nach und nach mal wieder Arno Schmidt, in dieser Ausgabe, die ich schon lange hab
Sehr besonders:
Charlotte Brontë, "Villette", fand ich besser als die berühmtere "Jane Eyre".
Melville, "Mardi", schwierig, kurios, jedenfalls bereichernd.
Zeromski, "Schutt und Asche".
Gontscharow, "Eine alltägliche Geschichte" und "Oblomow". (Nicht zum ersten Mal.)
Hamsun, "Hunger".
Merimée, Novellen.
Meredith, "Der Egoist".
Beeindruckende Liste!
Die Novellen von Merimée hatte ich ja eigentlich in diesem Jahr auf der Liste, auch einige gelesen, aber nicht alle. Das muss ich nächstes Jahr nachholen.
Ich war letztes Jahr in Korsika auf Urlaub und bin da ein bissl auf den Spuren Colombas gewandelt. Hat schon Spaß gemacht.
Ich denke am 25.12 kann man es wagen, nach euren Highlights und auch Reinfällen für das Lesejahr 2023 zu fragen.
Gruß, Lauterbach
Ich kann Dir erst jetzt Antwort geben:
Highlights:
- Joseph Roth: Die Kapuzinergruft
- Joseph Roth: Die Geschichte der 1002. Nacht
- Jan Philipp Reemtsma: Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur
- Jane Austen: Sense and Sensibility
- Gottfried Keller: Das Sinngedicht
- C. F. Ramuz: Sturz in die Sonne
- Thomas C. Starnes: Christoph Martin Wieland – Leben und Werk
- Paola Morpheus: Just Mary
- Heidrun Eicher / Matthias Perkams / Christian Schäfer (Hrsg.): Islamische Philosophie im Mittelalter
- Italo Calvino: Der Baron auf den Bäumen
- Matthias Glaubrecht: Dichter, Naturkundler, Welterforscher. Adelbert von Chamisso und die Suche nach der Nordostpassage
- Italo Calvino: Die unsichtbaren Städte
Lowlights:
- Frank McCourt: Die Asche meiner Mutter
- Pablo Neruda: niemals allein, mit dir
- Sarah Bakewell: Wie man Mensch wird
- Otfried Höffe: Die hohe Kunst des Verzichts
- Klaus Vieweg: Anfänge. Eine andere Geschichte der Philosophie
- David Wagner: Ein Zimmer im Hotel
- Abbé Prévost: Manon Lescaut
Begründungen und Genaueres dazu kann man im Blog nachlesen; alle Bücher sind dort besprochen und zum Beispiel über das Inhaltsverzeichnis zu finden.
Ein Highlight, das ich zu erwähnen vergessen hatte, war "Oben Erde, unten Himmel" von Milena Michiko Flašar. Das war mein erstes Buch dieser Autorin und das erwähnte "Ich nannte ihn Krawatte" von ihr las ich erst danach. "Oben Erde, unten Himmel" ist ein großartiges Buch, das in unterhaltsamer Weise die letzten und wichtigsten Dinge verhandelt: Einsamkeit, Verantwortung gegenüber den Mitmenschen (auch denen, die man gar nicht kennt), Alter, Familie. Dabei sehr angenehm zu lesen. Wäre ein schönes Verschenkbuch gewesen (wenn ich Bücher verschenkt hätte).
Der Reinfall des Jahres - ich habe eben nochmal in die Leseliste geguckt - war wahrscheinlich "Totenfrau". Schon die Serie fand ich nicht überragend, aber Anna Maria Mühe als Hauptdarstellerin hat doch einiges rausgerissen. Das Buch finde ich unlesbar und habe nach zehn Seiten abgebrochen. Enttäuscht haben mich auch die Krimis von Myriane Angelowski; dabei fand ich damals ihr "Porzellankind" so gut.
Weitere Bücher des Jahres, die ich empfehlen würde: "Schwindlerinnen" von Kerstin Ekman (großartige Autorin!), "Ich bin nicht da" von Lize Spit, "Das Meisterstück" von Anna Enquist.
Das beste Buch, welches ich dieses Jahr las, war eindeutig "Der große Gatsby" von Scott Fitzgerald. Die ersten beiden Bände von Tove Ditlevsen Trilogie, "Kindheit" und "Jugend", waren auch sehr stark, und natürlich Carl Zuckmayrs "Als wärs ein Stück von mir".
Insgesamt war das mal wieder ein schwaches Lesejahr was die Ausbeute angeht.
Gruß, Lauterbach