Sigrid Löffler geht der Frage nach, ob Blogger die professionelle Literaturkritik kaputt machen:
Blogger und die professionelle Literaturkritik
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Ich denke, dass heutzutage die Grenzen nicht mehr so stark gezogen werden können. Wie in vielen Bereichen, existieren heute beide Textarten nebeneinander. Und leider ist es möglich, dass es bald nur noch die Blogger gibt.
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Ich kenne mich mit Buchbloggern sehr wenig aus (habe zwar selbst jahrelang gebloggt und auch über Bücher geschrieben, aber auch über viele andere Themen). Ist es bei Buchbloggern nicht so, dass sie Rezensionsexemplare vom Verlag bekommen?
Dann kann ich nämlich verstehen, dass da eine gewisse Hemmschwelle besteht, ein Buch zu verreißen. Ich mache ja manchmal Vorableserunden mit, und da melde ich mich auch nur, wenn ich halbwegs sicher bin, dass mir das betreffende Buch gefallen wird und ich es nicht in Grund und Boden kritisieren muss.Wenn ich selbst überlege, mir ein Buch zu bestellen, und vorher zur Info ein paar Rezensionen lese, rufe ich allerdings immer die Verrisse auf, bei Amazon zum Beispiel. Meistens erfährt man aus einem ausführlichen Verriss nämlich mehr über das Buch, als wen man die Begeisterungsausbrüche anderer Leser liest.
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Ist es bei Buchbloggern nicht so, dass sie Rezensionsexemplare vom Verlag bekommen?
Manchmal.
Dann kann ich nämlich verstehen, dass da eine gewisse Hemmschwelle besteht, ein Buch zu verreißen.
Gibt's die beim so genannten "Profi" nicht?
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Zitat
Gibt's die beim so genannten "Profi" nicht?
Keine Ahnung, damit kenne ich mich noch weniger aus als mit Buchbloggern.
Ich habe in meinem Blog mit mörderischer Freude zwei oder drei (Krimi-)Verrisse geschrieben, aber ich hatte keine Leseexemplare. Nach längerer Überlegung habe ich für mich entschieden, dass ich mich aus genau diesem Grund nicht zur Buchbloggerin eigne. Ich habe zu viel Spaß am Schreiben vernichtender Kritiken. -
Habe mir auch schon überlegt einne Bücherblogg anzulegen. Ich schreibe gern über Bücher, besonders wenn man damit auch etwas Geld verdienen kann.
"Ich habe zu viel Spaß am Schreiben vernichtender Kritiken." Ich auch. Aber die Akademiker, so weit ich weiss, auch sehr oft, nur das sie eben theoretische Masstäbe berücksichtigen müssen. Blogger dürfen sich erlauben sehr subjektiv vorzugehen, wenn sie wollen.
Ich finde aber nicht, dass sie daran Schuld sind, dass die Literaturkritik sich verändert oder kaputt geht. Was man so Kultur nennt äussert sich auf viele Arten. Alles hat seine Blütezeit und alles verändert sich oder vergeht. Die Leseforen z. B. erlebten ihren Höhepunkt wohl vor fünfzehn Jahren.
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Ich schreibe gern über Bücher, besonders wenn man damit auch etwas Geld verdienen kann.
Dann solltest Du wohl eher kein Bücherblog aufmachen . Wenn Du mit einem Blog Geld verdienen willst, am ehesten mit einem Life-Style-Blog (also Schminke, Mode, Autos etc.) - und auch die sind unterdessen meines Wissens bei Instagramm.
Die Leseforen z. B. erlebten ihren Höhepunkt wohl vor fünfzehn Jahren.
15 Jahre scheint mir ein bisschen viel, aber: Ja - Foren sind ein Auslaufmodell.
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Gibt's die beim so genannten "Profi" nicht?
Ich denke, beim Profi sind die Hemmschwellen sogar deutlich größer. Der Profi trifft ja den Autor auf der nächsten Messe oder im nächsten Literaturhaus. Autoren sind ja ganz nette Menschen, so privat. Da fällt es dann schon etwas schwerer, das Buch zu zerreißen. MRR hat aus diesem Grund keine Bücher seiner befreundeten Autoren rezensiert.
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Inzwischen gibt es eine Entgegnung auf Löfflers Kritik. Ich denke, damit kann nur sandhofers Blog gemeint sein (nicht nur, aber er zählt auch dazu):
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Im Grunde ist vielleicht der Brennpunkt der Diskussion ein anderer: Literaturbewertung- und Kritik, vor und seit der Internet.
Sigrid Löffler steht noch für eine Zeit, wo die Literaturkritik noch, vor allem, in der Akademie und in den Verlagen betrieben wurde, und die grossen Klassiker, Vor- und Nachwörter bekamen, die von Sachkundigen geschrieben wurden.
Das alles hat sich geändert, seitem eigentlich nicht nur wer will, über Bücher schreiben kann, sondern das Geschriebene auch schnell und leicht posten kann.
Es ist schwer zu sagen, ob das besser oder schlechter ist: es ist anders. Als Verlagspropaganda kann es manchmal so weit gehen, dass die neuen Cover in You Tube gelobt werden und überhaupt nichts zum Inhalt des Buches gesagt wird. Auf der anderen Seite, haben die Leser leichter Zugang zu Debatten oder zu Programmen, wo der Schriftsteller selber sein Buch vorstellen kann.
Was die Blogger betrifft, kenne ich, zum Beispiel, eine Dame, die in ihrem Blog schon seit Jahren, wertvolle Kataloge der ganzen DDR Literatur, und vor allem der Frauenliteratur der DDR, aufstellt. So etwas wäre, denke ich, früher nur in einer Universität möglich gewesen.
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Inzwischen gibt es eine Entgegnung auf Löfflers Kritik. Ich denke, damit kann nur sandhofers Blog gemeint sein (nicht nur, aber er zählt auch dazu):
Der kennt mich nicht einmal ...
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Keine Ahnung, damit kenne ich mich noch weniger aus als mit Buchbloggern.
Ich habe in meinem Blog mit mörderischer Freude zwei oder drei (Krimi-)Verrisse geschrieben, aber ich hatte keine Leseexemplare. Nach längerer Überlegung habe ich für mich entschieden, dass ich mich aus genau diesem Grund nicht zur Buchbloggerin eigne. Ich habe zu viel Spaß am Schreiben vernichtender Kritiken.Also was jetzt konkret Bücherblogger angeht, weiß ich nicht wie es in diesem Bereich aussieht.
Aber in vielen Bereichen - wenn die Blogs gut sind - erhält man von den Firmen Exemplare über die man bloggt. Ist aber auch bei Videos genauso. Die Besucherzahlen müssen halt stimmen. Hatten vorige Woche erst ein Gespräch über dieses Thema. Aber ich habe meine Projekte eher in Direkt Marketing oder Amazon so wie dieses hier.
Aber auch was den Content angeht da kann man oft noch viel steigern bei der Qualität und Info des Textes. Dazu nutze ich dann oft auch schon mal diesen Content Generator hier
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Ich bin Mitglied in einem Leseforum, in dem es Freiexemplare für Leserunden gibt. Bedingung ist, dass man bei der Leserunde mitdiskutiert und hinterher eine Rezension schreibt.
Da ich noch mit der Regel "einem geschenkten Gaul etc" groß geworden bin, hatte ich erstmal Hemmungen, da überhaupt mitzumachen. Nach mehrmaliger Versicherung, dass ich das Buch auch verreißen darf, habe ich kürzlich zum ersten Mal ein solches Freiexemplar bekommen und, wie es der Teufel will, es war wirklich ein Buch für die Füße.
Jetzt habe ich das zweite (die Leserunde startet im Januar) und ich glaube, diesmal wird es besser. Hoffentlich. -
Ich habe das einmal in unserem Mutterforum mitgemacht, und da hat mir das Buch auch nicht so gut gefallen. Danach habe ich es gelassen. Ich fühle mich dann in meiner Meinungsäußerung den Autoren und Verlagen gegenüber freier. Wahrscheinlich ist das Blödsinn, aber es geht mir besser damit.
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Autoren reagieren immer äusserst empfindlich. Den Verlagen ist es eigentlich egal: "Auch schlechte Werbung ist Werbung - Hauptsache, der Titel des Buchs ging ein Mal mehr durchs Internet. Am Schluss erinnern sich potentielle Kund:innen eh nicht mehr daran, ob die Nennung nun positiv oder negativ war. Aber dass der Titel ein paar Mal vorgekommen ist, daran erinnert man sich."
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Zitat
Autoren reagieren immer äusserst empfindlich.
Aus diesem Grund werde ich jedenfalls nicht an Leserunden mit Autorenbeteiligung mitmachen.
Man soll nie "nie" sagen, aber vorläufig jedenfalls nicht. Vielleicht in zwei, drei Jahren, wenn ich endgültig zur bärbeißigen Alten mutiert bin.
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Wir sind gerade dabei mit der einen eigenen Blog zu erstellen für eben das eigene Projekt hier klicken. Soll den Jugendlichen vor Allem auch asl Schreibtraining helfen, da sie die Artikel dann selbst erstellen werden. Und eben für den Blog vorher auchein Buch lesen müssen. Also insgesamt lese & Schreibtraining. Aber einige sind da wirklich mit Begeisterung an der Arbeit. So kann lernen auch mal Spapß machen und es wird nicht so als "Muß" aufgenommen... Wir werden den Blog dann auf dieser Homepage veröffentlichen