Literaturnobelpreis 2019

  • Hallo ihr Lieben,


    dieses Jahr werden zwei Literaturnobelpreise vergeben, einmal für 2019 und dann für 2018.

    Wer sind eure Favoriten, bei dem Wettanbieter Nicer Odds liegt Anne Carson auf Platz eins, gefolgt von Maryse Conde. Die sind mir beide völlig unbekannt. Nachdem sich das Entscheidungsgremium neu

    aufgestellt hat, könnte es diesmal einen Amerikaner oder eine Amerikanerin treffen.

    Hier noch der Link zu Nicer Odds https://m.nicerodds.co.uk/nobel-prize-in-literature


    Gruß, Lauterbach

  • Ich war gestern bei Cartarescu in Frankfurt. Es wurde die Hälfte des 13. Kapitels gelesen. Ein schwergewichtiger Autor, der lange Sätze und ausschweifende Ausführungen liebt. Ein Solenoid ist übrigens ein echtes technisches Gerät, welches ein Magnetfeld erzeugt. Im Buch ist dieses dann so stark, dass die Gravitation aufgehoben wird und man der schönsten Sache der Welt im Schlafzimmer schwebend nachgehen kann. Der Autor ist in den nächsten Tagen in einigen Städten unterwegs und am 18.10. nochmal auf der Buchmesse zu erleben.

  • Olga Tokarczuk für 2018 und Peter Handke für 2019, das sind die diesjährigen Preisträger.

    Olga Tokarczuk kenne ich nicht, war mir bisher völlig unbekannt.

    Von Peter Handke habe ich in Jugendzeiten mal etwas gelesen. Ich kann mich noch erinnern,

    das wir in der Schule eine kurze Erzählung von Peter Handke gelesen haben, die nur aus einem Satz bestand.


    Gruß, Lauterbach

  • Über Olga Tokarczuk freue ich mich besonders. Ich habe einige ihrer Bücher gelesen, vor Jahren 'Unrast' und 'Gesang der Fledermäuse', im Polnischunterricht im letzten Jahr etwas aus 'Opowiadania bizarne'. Die Jakobsbücher sind - mit mehrjähriger Verspätung - gerade auf Deutsch erschienen und liegen hier schon. Wie schön!


    Handke war für mich eine Überraschung - nach all den Jahren doch noch. Ich kann nicht behaupten, ein großer Freund seiner Bücher zu sein.

  • Ich habe von Peter Handke sicher das eine oder andere gelesen, erinnere mich aber im Moment nur an "Die Angst des Tormanns bei Elfmeter". Ich glaube, in der Schule haben wir Handkes "Kaspar" durchgenommen, als Begleitlektüre zu einem anderen Text über Kaspar Hauser. Viel hängen geblieben ist bei mir nicht.

    Ich hätte mich gefreut, wenn Margaret Atwood den Preis bekommen hätte, kenne einige tolle Romane von ihr (zuletzt "Der blinde Mörder", das hat mich sehr gepackt). Von Olga Tokarczuk habe ich noch nie was gelesen - sollte ich wohl nachholen ...

  • Die Diskussion ist ja voll entbrannt, viele scheinen Peter Handke wegen seiner politischen Einstellungen als Preisträger abzulehnen. Ich habe das seinerzeit nicht so intensiv verfolgt. Für mich war Handke immer schon eher ein rotes Tuch, weil seine Literatur mir wie eine endlose Selbstbespiegelung vorkam, die ich schlecht ertragen konnte. Vor einiger Zeit sah ich aber dann im Theater 'Immer noch Sturm', was mir ausnehmend gut gefallen hat.


    Nebenan im Literaturschock-Forum wird die Wahl vor allem aus sekundären Gründen kritisert. Man beschwert sich darüber, dass wieder europäische Autoren ausgezeichnet werden. Fischen in bekannten Tümpeln - dabei hat offenbar von Olga Tokarczuk kaum noch jemand etwas gelesen. Die polnische Literaratur ist ja bei uns nicht allzu sehr bekannt. Warum das dann bekannte Tümpel sein sollen, verstehe ich nicht.

  • Ja, das meinte ich mit 'sekundären Kriterien'. Es geht um's ethnische. Und nicht um die Frage, ob die beiden gute Literatur geschrieben haben. Das finde ich bedauerlich.

    Worin ich Dir nur zustimmen kann. Ich mag Handkes Bücher nicht (von seinen politischen Statements ganz zu schweigen); aber das heisst nicht, dass ich nicht der Meinung bin, dass er gute Literatur schreibt. Ich finde, er schreibt bedeutend besser als z.B. der oft als Kandidat gehandelte Ngũgĩ wa Thiong’o. Olga Tokarczuk kannte ich vorher gar nicht; nach allem, was ich so gelesen habe, scheint sie aber tatsächlich sehr, sehr gut zu sein. Und sie gilt im rechtsgerichteten Polen sogar als eine Art Dissidentin und Landesverräterin, weil sie gewagt hat zu sagen, das Polen noch viel von den Deutschen lernen könnte. Was will man mehr?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Apropos Handke: Bei Reclam ist in einem Gedicht-Sammelband (Reclams Buch der Deutschen Gedichte, 2 Bände) ein ganz merkwürdiges Gedicht von Handke abgedruckt. Übrigens ist nur dieses eine Gedicht von Handke aufgenommen. Man findet es online hier:

    http://peter-handke.de/kosmos/1-fc-nuernberg/


    Erläuterung auf Wikipedia gibt es auch:

    https://de.wikipedia.org/wiki/…C3%BCrnberg_vom_27.1.1968


    Weitere Randbemerkung: Der Kommentator der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hält die Auszeichnung für einen großen Fehler, da man die Person nicht so stark vom Werk trennen könne.

  • Auch heute reisst die Kritik an Handke nicht ab. Der Perlentaucher fasst es in der Kulturrundschau zusammen:

    https://www.perlentaucher.de/efeu/2019-10-14.html


    Kritik reißt nicht ab:

    https://www.fr.de/kultur/liter…ss-verloren-13110261.html

    Zitat daraus:

    Salman Rushdie nannte Handke bereits 1999 „Internationalen Trottels des Jahres“, weil er das Völkermordregime von Miloševic verteidigte. Nun sagte er, er habe diesem Statement von damals nichts hinzuzufügen (FR v. 13.10.). Der britische Autor Hari Kunzru schrieb über Handke: „Er ist ein guter Schriftsteller, der großartige Einsichten mit schockierender ethischer Blindheit verbindet. “

  • Eben bei Tokarczuk gewesen, sehr interessantes Buch und tolle Frau. 800 Personen waren da, bei weitem nicht ausverkauft (es passen 2000 in die Liederhalle). Bis zur Preisverkündung waren jedoch nur 40 Karten verkauft. Lesestellen stilistisch vielfältig vom Brief bis zur Ich-Perspektiven-Betrachtung der eigenen Zeugung durch die Vergewaltigung der Mutter. T gilt trotz dieser krassen Szenen als Feministin, die jetzt von der konservativen Politik vereinnahmt wird. T muss damit noch umgehen. 8 Jahre hat sie am Buch geschrieben.