Oktober 2003: Dos Passos - U.S.A

  • Hallo zusammen,


    toll, was ihr bei euren Recherchen zu den newsreels alles herausgefunden habt. :klatschen: Wahrscheinlich können wir am Ende unserer Lektüre einen Kommentar zu Dos Passos’ „U.S.A.“ herausgeben. :zwinker:


    Sandhofer hat gepostet:
    Das 'Camera Eye' hat m.W. eine andere Bezeichnung als 'innerer Monolog' bekommen; ich suche ihn aber immer noch im Matsch meines Hirnes...


    Das war das Stichwort! Danke! "Stream of consciousness" wird Dos Passos' Technik auch genannt. Passt meiner Ansicht nach besser, weil 'Monolog' ja immer auf Wörter beschränkt ist, Dos Passos aber, wenn ich ihn richtig verstehe, auch andere Gedanken darstellen will. Dass er es letztlich doch nur in Wörtern kann, ist natürlich ein Handicap.



    Gibt es denn einen Unterschied zwischen „Innerem Monolog“ und „Stream of consciousness“? Meines Wissens wird das letzte Ulysses-Kapitel (Molly) manchmal als inneren Monolog Mollys, manchmal als Bewusstseinsstrom bezeichnet.


    Atomium hat gepostet:
    Zunächst mal eine Frage: Wie kommt Ihr in der 1. Weltwochenschau (Newsreel) auf Oscar Wilde?


    Meine Ausgabe beginnt:
    Weltwochenschau I
    Es war dies Geschlecht, das die Freiheit gezeugt, .........
    Entlaufender bär .....
    Nachricht von Nordpolfahrer peary
    (dazu sage ich noch etwas bei der Wochenschau VIII)
    Appell an die Arbeiterschaft ...
    Oscar wilde gestorben ehemals berühmter schriftsteller stirbt verarmt und vergessen in paris


    Am 30. November 1900 starb Oscar Wilde im "Hôtel d'Alsace" in Paris und wurde am 3. Dezember in Bagneux beigesetzt.



    Zur Funktion des Kamera-Auges habe ich inzwischen folgende Theorie:
    Das sind (Kindheits-)erinnerungen von Dos Passos, die (zum Teil?) in die erzählenden Kapitel (MAC etc) eingearbeitet werden. Dos Passos lässt uns so mitverfolgen wie seine Lebenserinnerungen im Roman verarbeitet wurden.


    Atomium hat mich mit seiner Bemerkung zu Kameraauge 3 draufgebracht: „Dos Passos selbst“ Ja, sehe ich auch so, aber dann ist auch das Kind bei Kameraauge 1 Dos Passos und nicht Mac. Es spielt ja wohl in Europa, die holländische Verkäuferin im Postkartenladen spricht französisch und hält das Kind mit der Mutter zunächst für Engländer. Aber nein, sie sind Amerikaner. Mac war aber als Kind nicht in Europa, Dos Passos schon. Wenn aber 1 und 3 Erinnerungen von Dos Passos sind, warum dann nicht auch 2 und 4. Bei Kameraauge 4 z.B. fährt ein Junge mit seinem Vater in einer Droschke. Der Vater rezitiert mit seiner Advokatenstimme aus „Othello“. (Dos Passos Vater war Advokat). – Diese Erinnerung hat Dos Passos dann veranlasst in der folgenden MAC-Episode den Doc Bingham, der mit Mac im Zug unterwegs ist, auch aus „Othello“ rezitieren zu lassen.


    Wenn meine Theorie stimmt, dann hat die Begegnung von Dos Passos mit einem jungen Burschen am Güterbahnhof (Kamera-Auge 9), der von Minnesota kam und sich nach dem Süden durchschlagen wollte, Dos Passos zu MAC’s Reise von der Ostküste zur Westküste und dann von Seattle im Norden nach Frisco im Süden inspiriert.


    Atomium hat folgendes gepostet:
    Straphangers demand relief
    Das ist ein sehr interessanter Satz. Es würde mich mal interessieren, wie der in der deutschen Ausgabe lautet!


    [Riemenhänger fordern Erleichterung] würde ja wohl die wörtliche Übersetzung lauten, aber der Übersetzer Paul Baudisch liefert die Interpretation bei seiner Übersetzung gleich mit: „abhilfe gegen die überfüllung auf der untergrund gefordert“.heißt der Satz in der deutschen Ausgabe.


    Nach anfänglichen Einleseschwierigkeiten hat mich das Buch jetzt richtig gepackt und ich lese mit großer Begeisterung. Leider bin ich zur Zeit auch ziemlich beruflich belastet und komme nicht so schnell voran, wie ich mir das eigentlich wünschen würde, aber immerhin habe ich jetzt den ersten Teil des ersten Bandes fertig und nachdem Mac jetzt in Mexiko ist, lese ich gerade von Janeys Problemen beim Erwachsen werden.


    Gruß von Hubert


    PS: Anschließend folgen noch meine Recherchen zur Weltwochenschau VII und VIII


  • Jim Hill geht in 939 Anklagepunkten gegen den Öltrust vor


    Jim Hill kontrollierte die Great Northern- und die Northern Pacific Railroad. Sein Konkurrent Edward Henry Harriman (auf diesen hat Atomium schon bei der Weltwochenschau VI hingewiesen und 2 Links hinterlegt), kontrollierte u.a. die Southern Pacific, die Central Pacific und die Union Pacific. Da Jim Hill Chicago an sein Eisenbahnnetz anbinden wollte schnappte er Harriman mit Hilfe von J.P. Morgan die Chicago Burlington Railroad Company weg, worauf dieser, gestützt von der Standard Oil Gruppe, versuchte die Northern Pacific aufzukaufen, was im Mai 1901 zur bis dahin schlimmsten Panik in der Geschichte der Wall Street führte. Später verbündeten sich Hill und Harriman. Dieses verheerende Monopol wurde aber von Präsident Roosevelt zerstört. Anscheinend versuchte Jim Hill daraufhin auch die Ölmonopole zu vernichten. (Die „Dallas“-TV-Serie war wohl stark untertrieben). :zwinker:


    DIE WAHRHEIT ÜBER DEN KONGO-FREISTAAT
    und
    DIE WEISSEN IM KONGO VERLIEREN IHREN SINN FÜR MORAL
    Dazu folgender Link:
    http://www.kongo-kinshasa.de/


    Aus dem Unterkapitel "Geschichte" die zur Meldung wichtigsten Daten:


    1.4 Der Kongo-Freistaat (1885-1908)
    Der unter der persönlichen Herrschaft Léopold II. stehende Kongo wurde am 23. Februar 1885 durch Teilnehmerstaaten der Konferenz unter der Bezeichnung "Freistaat Kongo" anerkannt....


    Die systematische Ausbeutung Kongos durch Léopold II. wurde mit brutaler Härte durchgeführt. Man spricht in diesem Zusammenhang von 3 Millionen Menschen, die ihr Leben verloren. ....


    . Am 15. November 1908 wurde aus dem "Freistaat Kongo" eine belgische Kolonie, die den Namen Belgisch-Kongo bekam.



    Zwischen den zwei Kongo-Meldungen nochmals eine Meldung zu dem brasilianischen
    Luftfahrtpionier Alberto Santos-Dumont, der von einem Rivalen des Raubvogels erzählt? (auf den Emma Peel schon beim Newsreel 2 hingewiesen hat)
    Am 19. Oktober 1901 umfuhr dieser mit seinem Luftschiff Nr.6 von St. Cloud kommend den Eiffelturm und kehrt in 30 Minuten zum Startplatz zurück. Das waren die Bedingungen des mit 100 000 Francs dotierten Deutsch-Preises. Wer sich mehr für die Pioniere der Luftfahrt interessiert:


    http://www.pilotundluftschiff.de/ADumont.htm


    http://www.pilotundluftschiff.de/1900_1920.htm


    Neben Tagesnachrichten noch zwei interessante Meldungen:


    Salome das letzemal in New York
    und
    Strauss kämpft für Salome


    Bei der ersten Meldung geht es meiner Meinung nach um Oscar Wildes Schauspiel „Salome“, bei der zweiten Meldung um die gleichnamige Oper von Richard Strauss:


    Im Juni 1892 begannen in London die Proben zu Oscar Wildes Schauspiel "Salome", die geplante Aufführung wurde jedoch von der Zensur verboten. Ungeachtet dieses Verbotes veröffentlicht Wilde das Drama im Februar 1893 gleichzeitig in Paris und London in französischer Sprache und im Februar 1894 in englisch. Erst zwei Jahre später wurde "Salome" in Paris uraufgeführt. Zwischenzeitlich hat das Stück einen Siegeszug um die Welt angetreten und sieht in der Meldung gerade seiner letzten Aufführung in New York entgegen.


    Zwischenzeitlich hat der Komponist und Dirigent Richard Strauss nach Oscar Wildes Schauspiel ein Libretto geschrieben und eine Oper komponiert, die am 9. Dez. 1905 an der Hofoper in Dresden uraufgeführt wurde und einen Skandal auslöste, da das Bühnenwerk vom Publikum für zu modern gehalten wurde. Wie uns die Meldung verrät kämpft der Komponist aber um weitere Aufführungen für sein Werk.
    Zwischenzeitlich ist Richard Strauss’ „Salome“ aus dem Opernspielplan nicht mehr weg zu denken. (Auch ein Fall für unsere literarischen Vertonungen: Eine Oper die auf einem Schauspiel beruht, das auf einem Buch (Bibel) beruht.)

  • Beginn und Schluß der Wochenschau handeln von der Verurteilung und Hinrichtung des Begründers der anarchistischen Modernen Schule Francisco Ferrer:


    „Der frühere Direktor der Modernen Schule in Barcelona Professor Ferrer, der vor Gericht gestellt wurde unter der Beschuldigung, der Haupträdelsführer in der letzten revolutionären Bewegung gewesen zu sein, ist zum Tode verurteilt worden, und das Urteil wird, sofern kein Aufschub eintritt, am Donnerstag durch Erschießen vollstreckt werden.


    Der 1849 in der Nähe von Barcelona (Spanien) geborerene Francisco Ferrer y Guardia gründete dort 1901 die "Escuela Moderna", die "Moderne Schule".


    Am 13. Oktober 1909 wurde Francosco Ferrer y Guardia hingerichtet und dadurch wurde er einer der berühmtesten spanischen Anarchisten.


    „Mit einer Tapferkeit, die den zwölf Mann, die zu seiner Erschießung abkommandiert worden waren, die Tränen in die Augen trieb, marschierte heute morgen Francisco Ferrer zu der Grube, die dazu bestimmt war, nach der tödlichen Salve seinen Leichnam aufzunehmen.“


    Ein sehr interessanter Link zu Ferrer, den Ferrer Schulen, dem Grund für die Hinrichtung und vielen weiteren Links unter:


    http://www.anarchismus.de/personen/ferrer.htm


    Wem das noch nicht reicht, Lektüretipp:


    http://www.free.de/dada/dada-l/L0000037.HTM


    Die Meldung: „das innere der Insel Luzon ist der schönste Fleck auf Erden“, ist als Hinweis auf die Niederschlagung des philippinischen Guerillakampfes zu verstehen. Die Inselgruppe ist jetzt völlig in amerikanischer Hand.


    Dann gibt es noch eine Meldung zur Eroberung des Nordpols: „Cook setzt immer noch vertrauen in die Eskimos“. Bereits in der 1. Weltwochenschau gab es die Meldung: „Nachricht von Nordpolfahrer Peary“.


    Lange Jahre war umstritten, wer als erster den Nordpol erreicht hat: Peary oder Cook. Lange galt Peary als erster Nordpoleroberer. Heute geht man davon aus, das keiner der beiden, je den Nordpol erreichte. Wahrscheinlich war der Südpolentdecker Amundsen, auch der erste am Nordpol, allerdings viel später.


    Ein Link dazu:


    http://www.bujack.de/berichte/historie/nordpol.htm


    Wer nicht alles lesen will, hier die entscheidenden Auszüge:


    Den großen Nagel - den Pol entdecken muss schließlich der Amerikaner Robert Edwin Peary. Es ist für ihn eine nationale Aufgabe, als erster Amerikaner auf dem Pol zu stehen. Das ist sein Lebensziel, welches er nun seit 23 Jahren versucht zu verwirklichen. Nansen ist ihm schon 1888 mit der ersten Grönlanddurchquerung zuvor gekommen. Jetzt muss er ein neues Ziel, einen Sieg vorweisen. Immerhin ist er schon 52 Jahre alt. Aber wie er das dann geschafft hat, ist schon bemerkenswert. Denn seine Fußzehen hat er schon teilweise auf früheren Arktisexpeditionen verloren, und trotzdem schafft er unglaubliche Fußmärsche


    Zurück in Amerika hat Peary einen Gegner: Sein ehemaliger Expeditionsarzt Dr. Frederick Cook (Außerdem neben Amundsen ehemaliger Teilnehmer an der BELGICA-Expedition von Adrien de Gerlach de Gomery ins Südpolargebiet 1897-99) behauptet, den Pol fast ein Jahr vor ihm, am 21. April 1908, erreicht zu haben. Cook schreibt am Nordpol in sein Tagebuch: "Nichts wundervolles; kein Pol; Meer unbekannter Tiefe."
    In der darauf entbrennenden Presseschlacht wird Cook wegen seiner angeblichen Erstbesteigung des Mt. McKinley 1906 in Alaska als Lügner entlarvt, weil seine damaligen Begleiter diesen vermeintlichen Gipfelsieg als Schwindel beschwören. Auch berichten die beiden Inuit Etukischook und Ahwelah, die Cook bei seinem Polmarsch begleitet haben, sie wären die ganze Zeit immer in Sichtweite zum Land marschiert...

  • Hallo zusammen!


    Bin noch nicht weiter gekommen ...


    Der Unterschied zwischen 'innerer Monolog' und 'stream of consciousness' ist für mich folgender: 'innerer Monolog' kann auch aus der Sicht einer Figur erfolgen; bei 'stream of consciousness' ist es wirklich der Autor selber, der seinen eigenen Gedanken nachhängt. Insofern halte ich alle 'camera eyes' für Dos Passos zugehörig. Ob es wirklich Erinnerungen sind, oder nur Phantasiegebilde, wage ich nicht zu entscheiden.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Huch? Was geht denn hier ab...wenn man mal einen Tag nicht ins Forum schaut??? :rollen:


    Also, es hat sich schon mal gelohnt, die Bücher aus der UB mit nach Hause zu schleppen...gestern und vorgestern habe ich die ganze Zeit in einer Biographie zu Dos Passos von Townsend Ludington gelesen und da wird einiges klar, was die camera eye sections betrifft. Ich werde da später noch einmal näheres zu berichten, aber nur um schon mal die Verwirrung mit den ersten Camera Eyes aufzulösen:


    Bei Jack und und John (das hatte Atomium sich mal gefragt) handelt es sich tatsächlich um dieselbe Person. Um ihn von seinem Vater, der auch John R. Dos Passos hieß, zu unterscheiden, wurde er in seiner Kindheit Jack genannt. „Lucy“ war seine Mutter. Die Camera Eye Abschnitte sind ihm tatsächlich alle zugehörig, es geht immer um Erlebtes aus verschiedenen Abschnitten seines Lebens. In der Biographie habe ich schon zu einigen Camera Eyes die Hintergründe gefunden, poste ich später noch. Erst mal schönes Wochenende und lieben Gruß,


    emma


    P.S. Wo seid ihr jetzt eigentlich so beim Lesen? Ich drücke gerade Joe Williams bei seinem Examen zum Maat? (auf jeden Fall höherer Rang in der Schifffahrt) die Daumen. Er hätte’s ja echt verdient!

  • Hallo zusammen,
    hallo Sandhofer,


    schön, dass Du meine Theorie, die „camera eyes“ sind Dos Passos zugehörig, unterstützt. Ob sie wirklich Erinnerungen sind (oder Phantasiegebilde) kann ich natürlich auch nur vermuten. Für „Erinnerungen“ würde der Titel dieser Sektionen sprechen: Erinnerungen, im Gedächtnis, wie mit dem Auge einer Kamera festgehalten, hinterlegt. (Emmas Posting bestätigt ja gerade meine Vermutung – Danke Emma)


    Den Unterschied zwischen Bewusstseinsstrom und Innerer Monolog, daran festzumachen, ob eine Figur oder der Autor selbst gemeint ist, kann ich nicht ganz nachvollziehen (muß deswegen aber nicht falsch sein). Mollys Monolog wäre demzufolge aber kein Bewusstseinsstrom?


    Ich sehe den Unterschied so: Bewusstseinsstrom ist der Oberbegriff, es gibt ihn sowohl als „Inneren Monolog“ als auch als „Inneren Dialog“. (muß aber auch nicht richtig sein). Den Begriff „Innerer Dialog“ gab es aber zu Dos Passos „USA“-Zeiten noch nicht. Meines Wissens wurde er erst später, und zwar von Wolfgang Koeppen „erfunden“.und in seinem Roman „Tod in Rom“ angewandt.


    Gruß von Hubert


    PS: Janeys Bruder Joe ist gerade durchgebrannt und will zur Marine. Janey findet eine Stellung in einem Stenographenbüro.

  • Hallo zusammen!


    Hubert: Ich glaube, Du hast für die meisten Kameraaugen recht damit, dass es eigene Erinnerungen Dos Passos' sind.
    Kameraauge 8 beispielsweise berichtet über einen Kampf unter männlichen Internatsschülern. Die Hauptperson heisst Frenchie. John D P wurde auf seiner Schule in Wallingford, Connecticut Frenchie genannt wegen seines merkwürdigen Akzents, den er nach vielen Jahren Reisen in Europa angenommen hatte.


    Dagegen kommt im Kameraauge 7 die Silbermühle von Mac vor, da bin ich nicht so sicher.


    Zu Kameraauge 11 habe ich einen Hinweis:
    Kirchgang - wer sind die Molly Maguires? (Antwort: Verbindung von Arbeitern in Kohleminen in Neuengland, zumeist katholische Iren, früher Zusammenschluss im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen. Standen in schlechtem Ruf, evt. mafiaartig.)
    http://www.geocities.com/Heart…ch/9788/MollyMaguire.html
    http://www.lehigh.edu/~ineng/paw/paw-history.htm


    Zur Weltwochenschau 8 noch eine Anmerkung:
    Es gibt ein ausgezeichnetes Buch über den Kongo in den Zeiten von König Leopold II, "King Leopold's ghost" von Adam Hochschild:


    Zitat

    King Leopold of Belgium, writes historian Adam Hochschild in this grim history, did not much care for his native land or his subjects, all of which he dismissed as "small country, small people." Even so, he searched the globe to find a colony for Belgium, frantic that the scramble of other European powers for overseas dominions in Africa and Asia would leave nothing for himself or his people. When he eventually found a suitable location in what would become the Belgian Congo, later known as Zaire and now simply as Congo, Leopold set about establishing a rule of terror that would culminate in the deaths of 4 to 8 million indigenous people, "a death toll," Hochschild writes, "of Holocaust dimensions." Those who survived went to work mining ore or harvesting rubber, yielding a fortune for the Belgian king, who salted away billions of dollars in hidden bank accounts throughout the world. Hochschild's fine book of historical inquiry, which draws heavily on eyewitness accounts of the colonialists' savagery, brings this little-studied episode in European and African history into new light. --Gregory McNamee


    Das Buch gibt es auch auf deutsch, dazu habe ich keinen Link gefunden.
    Ich habe es letztes Jahr gelesen und mir wird immer noch flau, wenn ich daran denke.


    Wie weit ich bin? Mac ist in Mexico und wird demnächst ein paar andere Akteure treffen, denn Janey ist auf dem Weg dorthin in ihrem neuen Job bei Ward. Ich werde am Wochenende aber nur Die Zeit lesen und in der Churchill-Biographie von Roy Jenkins... ich fahre nämlich weg und mein Buch liegt auf dem Nachttisch anstatt im Koffer.


    Gruß
    Atomium

  • Hallo zusammen,
    hallo Atomium,


    danke für die Hinweise zu Kamera-Auge 8 und 11. Ich lese jetzt diese Sektionen zum einen wie „short storys“, und finde sie sehr gut geschrieben zum anderen versuche ich Elemente aus diesen Erinnerungen in den narrativen Sections wieder zu finden. Und da hast Du mir mit dem Beispiel der Silberhütten geholfen:


    MAC (1):


    Wenn der Wind von den Silberhütten am anderen Ufer des Flusses her zu wehen aufhört, ...


    Kamera-Auge 7:


    Auf dem Teich bei den Hüttenwerken der Silbergesellschaft fuhren wir Schlittschuh ....


    Meiner Meinung nach sind die Hüttenwerke der Silbergesellschaft in Kamera-Auge 7 nicht die Silberhütten aus MAC; vielmehr verwendet Dos Passos seine Erinnerung an die Silberhütten aus seiner Kindheit (die er in Kamera-Auge 7 schildert) in der MAC-Erzählung. Er zeigt uns also, wie Erinnerungen eines Autors in narrative chapters eines Romans eingearbeitet werden. Finde ich sehr interessant. (Hoffentlich habe ich mich jetzt verständlich ausgedrückt.).


    Vielen Dank auch für deinen Hinweis auf das Buch von Adam Hochschild: „King Leopold’s ghost“. Bei Klett-Cotta ist das Buch unter dem Titel „Schatten über dem Kongo“ erschienen. Es schildert einen Holocoust, bei dem Europa und Amerika tatenlos zusahen und obwohl gerade 100 Jahre alt, scheint er heute völlig vergessen.


    Gruß von Hubert und schönes Wochenende


  • Hallo zusammen,


    es ist zwar jetzt schon was länger her, aber ich wollte noch mal kurz auf die Passage mit Oscar Wilde in der ersten Weltwochenschau eingehen. Die deutsche Übersetzung scheint sich doch an einigen Stellen vom englischen Original zu unterscheiden. Oscar Wilde wird bei mir im newsreel 1 gar nicht erwähnt und kommt meines Wissens nach auch in keiner späteren vor. Das wäre ja blöd oder?



    Zu der Theorie von Hubert:
    Ich finde den Gedanken (dass Dos Passos eigene Erinnerungen in den narrativen Teilen des Romans wiederverarbeitet) sehr interessant.
    Hubert hat geschrieben:

    Zitat

    Wenn meine Theorie stimmt, dann hat die Begegnung von Dos Passos mit einem jungen Burschen am Güterbahnhof (Kamera-Auge 9), der von Minnesota kam und sich nach dem Süden durchschlagen wollte, Dos Passos zu MAC’s Reise von der Ostküste zur Westküste und dann von Seattle im Norden nach Frisco im Süden inspiriert.


    Ich glaube, dass das wirklich stimmt, der junge Wanderer kommt nämlich auch in der Biografie von Townsend Ludington vor, die ich oben schon mal erwähnt habe.
    In den Jahren ab 1911/1912 hat Dos Passos sehr viel Zeit auf der Farm seines Vaters („White House“) in Sandypoint/Westmoreland, Virginia verbracht.
    In der Bio heißt es:

    Zitat

    In a Camera Eye passage of U.S.A. he described talking to a wanderer little older than he. The waif had ‘curly hair and wisps of hay in it and through his open shirt you could see his body was burned brown to the waist.’ While the Gaivota was anchored off Crisfield, a town on the Eastern Shore of Maryland across the Chesapeake Bay from the mouth of the Potomac, the two conversed, and the young Dos Passos was fascinated by the strapping, independent boy, who had ‘bummed all way from Minnesota’ on his way south. When Dos Passos told him that he would have to cross the wide Chesapeake to continue on his way, the boy was not surprised. ‘ I guess it’s too fur to swim it I’ll git a job in a menhaden boat,’ he responded, while the inhibited Dos Passos envied the other’s vitality and freedom. (S. 38)


    Gaivaota: Schiff seines Vaters auf dem Potomac bei Washington, auf ihm reiste D.P. immer nach Sandypoint auf die Farm


    Auch die Begegnung mit dem Kapitän des Schleppdampfers aus Camera Eye 13 fällt in diese Zeit:

    Zitat

    Or another time he was awed by a towboat captain who lived in Alexandria, Virginia, and worked the Chesapeake Bay region. Dos Passos redcalled the man reaching up to pull the whistle in a pilothouse - perhaps aboard the Gaivota - and exposing ‘the red and green bracelet tattooed under the black hairs on his wrist.’ The captail told of ‘oysterin’ on the Eastern Shore and of oyster pirates who would shanghai boys to work for them during the winters. The only way to escape was to swim ashore, but the water was icy, and the pirates could be cruel. Once, the captain said, some pirates worked a boy until he died and then heaved his body overboard. The captain remembered hauling in a body in an oyster dredge; he called the corpse a “stiff”. ‘What’s a stiff?’ asked Dos Passos. ‘A dead man,’ the captain answered, and this one was naked, the body beaten horribly with a belaying pin or an oar. ‘Reckon he wouldn’t work or was sick or somethin’,’ the captain said. His murderer ‘couldn’t a been nothin’ but an oysterpirate.’ (S. 38)


    Ich fand diese Austern-Geschichte sehr dubios, als ich sie das erste Mal in dem Camera Eye las und konnte sie gar nicht einordnen. Ich hätte niemals gedacht, dass es etwas sein könnte was John Dos Passos selbst erlebt hat.


    Die Silberwerke, über die wir uns schon die ganze Zeit den Kopf zerbrechen, werden ebenfalls in der Biographie erwähnt. Während Dos Passos’ Schulzeit in Choate (Wallingford) wird davon berichtet, dass er im Winter auf einem See in der Nähe dieser Silberminen schlittschuhgefahren ist:

    Zitat

    In one of the autobiographical Camera Eye sections of U.S.A., published years later, he wrote that when he tried to skate on a pond near the school next to the silver mills of the Simpson, Hall and Miller Company, ‘there was shine on the ice early black ice that rang like a sawblade just scratched white by the first skaters I couldn’t learn to skate and kept falling down.’ (S. 23ff.)


    Auch die Kampfszenen, von denen Atomium schreibt, haben in dieser Zeit stattgefunden:

    Zitat

    At Choate, he was forced into fights he abhorred: “you sat on the bed unlacing your shoes […]” Other students want him to prove that he wasn’t a “girlboy”. (S. 24)


    Abschließend habe ich noch etwas zu Camera Eye 19 gefunden. Als Dos Passos beginnt sich für Frauen und Sexualität zu interessieren, fühlt er sich durch seine Herkunft und die gesellschaftlichen Normen so sehr eingezwängt, dass er seine Gefühle und Bedürfnisse zunächst nur literarisch auslebt. In dem Camera Eye ist die Figur des „minister’s wife“ genannt. Mit ihr erlebt Dos Passos nichts Dramatischeres als einen Spaziergang, weil er sich nicht traut einem plötzlichen Gefühl nachzugeben und sie zu küssen.


    Im Moment lese ich gerade auch noch in einem Buch von Linda W. Wagner (1979), das generell Dos Passos literarische und politische Entwicklung thematisiert und auch speziell auf unseren Roman eingeht. Mal sehen ob das noch etwas Interessantes beisteuert.


    Schönes Rest-weekend und bis bald,


    emma

  • Guten Abend!


    @EmmaPeel: Ich dachte schon, dass ich blind sei. In meiner Ausgabe (Penguin) wird Oscar Wilde im ersten Newsreel auch nicht erwähnt. Deshalb habe ich auch nachgefragt, wie Hubert und Sandhofer darauf kamen.


    Mir erscheint diese Art der Übersetzung zumindest merkwürdig. Da fände ich eine wortgetreue Übersetzung mit einer Fußnote ehrlicher. Wie seht Ihr das?


    Gruß
    Atomium

  • Hallo Atomium,


    ich finde das auch sehr unbefriedigend. Da bleibt ja jede Vergleichsmöglichkeit auf der Strecke, da sich Ungereimtheiten zwischen Original und Übersetzung ja, wie auch in diesem Fall, nur zufällig auftun. Hmmm, und jetzt?
    Gruß,
    emma

  • Hallo Emma & Co.


    Ich hatte heute schon mal gepostet, aber der Beitrag scheint in den Tiefen des WWW verschollen zu sein.


    J. Dos Passos hat bei der ersten gemeinsamen Ausgabe der Trilogie den ersten Teil stark überarbeitet, unter anderem die Weltwochenschauen gekürzt. Es könnte sein, dass die deutsche Übersetzung sich auf eine andere Ausgabe bezieht als die englische Fassung, die Mrs.EmmaPeel und ich verwenden.


    Gruß
    Atomium

  • Hallo zusammen,


    das finde ich ja sehr dubios, wenn der Oscar Wilde im Original nicht vorkommt. Kommt den wenigstens der Nordpolfahrer Peary vor? Oder wie beginnt den „Newsreel I“ bei Euch, ich meine jetzt direkt nach dem Vierzeiler. Damit wir die Unterschiede mal vergleichen können, werde ich mir so schnell wie möglich auch eine englische Ausgabe besorgen. Ich bin mal gespannt. Vielen Dank, Emma, für die Hinweise aus der Biografie. Das ist ja wirklich sehr interessant und ich hoffe Du hältst uns über Deine Entdeckungen auf dem Laufenden. .


    Grüße von Hubert

  • Hallo!


    Es folgt der Text der englischen Ausgabe:



    Ich habe zwei Geschichten gekürzt, die mit dem General und die mit dem Ex-Präsidenten. Leider findet sich weder Peary noch Wilde...


    Hubert: Falls Du Dir eine englische Ausgabe kaufst, ich habe schon in vier Städten geschaut, die einzigie Ausgabe, die ich immer wieder finde, ist Penguin Paperback. Meine englische Buchhandlung behauptete zunächst sogar, die sei vergriffen. Ich weiss deshalb nicht, ob man sie noch bestellen kann.


    Gruß
    Atomium

  • Hallo zusammen,
    hallo Atomium,


    vielen Dank für den engl. Text der newsreel I. Unter Berücksichtigung der von Dir vorgenommenen zwei Kürzungen, ist davon auszugehen, dass die deutsche Übersetzung bis auf folgenden Zusatz völlig mit der engl. Ausgabe übereinstimmt. Und zwar ist zwischen den ersten vier Zeilen und „Capital City`s Century Closed“ (deutsche Ü: „Die Hauptstadt an der Wende des Jahrhunderts“) der folgende Text zusätzlich vorhanden:


    „entlaufener bär in den straßen am hydepark nachricht von norpolfahrer peary
    APPELL AN DIE ARBEITERSCHAFT INNEZUHALTEN
    Oscar wilde gestorben ehemals berühmter schriftsteller stirbt verarmt und vergessen in paris wüster Kampf mit mördern“

    (Groß-/Kleinschreibung sowie Zeichensetzung wie im Buch)



    Ich habe jetzt mal bestellt:


    1. „U.S.A.“ von Penguin Books
    2. “The 42nd Parallel” von Mariner Books (wenn es hier Unterschiede zu Penguin gibt, werde ich mir wohl auch noch die Bände 2 und 3 besorgen.


    Ich werde berichten, sobald die Bücher da sind.


    Grüße von Hubert

  • Guten Abend!


    Ich habe im Moment einen Durchhänger. Ich bin irgendwo im zweiten Band. Alle Protagonisten sind irgendwo in Europa, zumeist unterwegs. Wollen zwar beim Krieg dabeisein aber möglichst nicht so nah. Das ergibt ein endloses hin- und herreisen, eine kette von Saufgelagen usw.


    Immer wieder wird von den deutschen Grausamkeiten gesprochen. Weiss jemand etwas darüber? Ich hatte bisher immer geglaubt, dass im ersten Weltkrieg die Schlachten zwar fürchterlich waren, dass es aber nicht als Regelfall zu Grausamkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung kam. Da ist von belgischen Babys die Rede, denen die Deutschen die Hände abhacken.


    Ich wohne in Belgien und habe davon noch nie gehört.


    Was will Dos Passos mit diesen Aussagen erreichen?


    Gruß
    Atomium

  • Hallo zusammen!


    "Durchhänger" ist im Moment kein Ausdruck. Ich bin beruflich und privat derart im Stress, dass ich kaum zum Lesen komme. Am Sonntag habe ich mal wieder so 10 Seiten gelesen, bin nun dort, wo Mac erfährt, dass seine "Frau" schwanger ist. (Also knapp über S. 100 in meinem Pinguin!)


    Was ich mich frage: Dos Passos galt zu jener Zeit als Linker. Dennoch stellt er zumindest Mac eindeutig als Looser-Typ hin, oder? Warum?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo!


    sandhofer: Ja, Dos Passos war in der Zeit, als er die Trilogie schrieb, noch Sozialist. Er hat seine positive Einstellung zum Sozialismus erst in Spanien in der Zeit der Befreiungskriege verloren:


    Zitat

    From Radical to Reactionary
    By the time U.S.A. was published, its author had moved away from the powerful clear indictment of a corrupting monopoly capitalism and his hope for redemption through collective action. In some ways the move was gradual as Dos Passos grew increasingly suspicious of the Communist Party. His visit to Soviet Russia in 1928 did not convince him that the Communist leaders were seriously improving the lives of common people. Nevertheless in America during the Twenties and into the Thirties, the causes Dos Passos supported had Communist support as well, and often, it seemed, when good-hearted liberals seemed to abandon justice if it threatened civility, the Communists remained true. Of all the forces on the political left which Dos Passos supported, the Communist Party, disciplined and organized, was the only one during the decades after World War I which appeared to have a chance of successfully organizing the working class. They were on the right side.
    However, there began to emerge in the American Communist Party a darker desire to control the movements of the political left, even when it meant undermining or destroying their allies. Dos Passos began to suspect more and more that the Communists' primary commitment lay with developing their own power, not that of the laboring man. He saw it in their desire to produce martyrs during the Harlan, Kentucky, Miner's Strike of 1931, and again in their disruption of a Socialist meeting at the Madison Square Garden in February, 1934. The critical moment occurred a few years later in Spain during the Spanish Civil War. The Communists targeted a fellow sympathizer, a close friend of Dos Passos, Jose Robles, and in 1937 set up his execution.
    The bullet which killed Jose Robles also killed any vestige of sympathy Dos Passos held for the Communists. He understood, with no turning back, that mass movements aimed at improving the common good were exceedingly susceptible to manipulation and control by despotic leaders. Hitler, Stalin, they were all the same. After 1937 the "enemy" which Dos Passos feared the most shifted from capitalists to the totalitarianism of fascism and communism. Both paid lip service to the "will of the people" while establishing despotic rule.

    (Link hab ich früher schon mal kopiert).


    Warum stellt er also Mac als Verlierer dar?


    Ein Teil der Sozialkritik ist es auch, zu zeigen, dass die Menschen von sich selbst aus nicht aus der Unfreiheit und Armut ausbrechen können. Das hat viel früher schon Elizabeth Gaskell gezeigt in "Mary Barton", noch ohne das Wort "Sozialismus" zu kennen, das zeigt Charles Dickens immer wieder. Mac ist das Produkt seiner Umwelt. Er weiß nicht viel, versucht, zu lernen, ist aber zu zögerlich.


    Mac lässt sich treiben, wird immer wieder von etwas eingefangen, macht sich aber wieder frei weil er denkt, er hätte ein besseres Ziel gefunden, lässt sich wieder treiben um gleich darauf wieder, wie ein Stück Holz, irgendwo hängen zu bleiben. Es scheint, als habe er immer nur die Antriebsenergie für das Losmachen, aber nicht mehr die Energie für den Weg, und ganz sicher nicht die Energie, am Ziel zu kämpfen.


    Viele der Figuren des Buchs lassen sich so treiben. Als Gemeinsamkeit aller Hauptfiguren fällt mir bisher folgendes auf:
    - alle haben eine sehr schwache Bindung an ihre Eltern,
    - alle verlassen das Elternhaus früh und kommen entweder nie oder extrem selten zurück,
    - Zufälle bestimmen die Entwickung stärker als der eigene Wille.


    Der einzige, der irgendwann genug eigene Ideen entwickelt um unabhängig zu werden, ist J. Ward Moorehouse.


    Die Männer sind alle stark triebgesteuert, zumindest alle in ihrer Jugend. Alkohol und Sex - natürlich auch in Verbindung - sind wichtiger als der Gedanke an die Zukunft, wichtiger auch oft als der Kampf für die gute sozialistische Sache :zwinker:


    Die Frauen, die näher vorgestellt werden, sind dagegen enthaltsam bis asexuell. Falls sie dieses Verhalten aufgeben folgt die Katastrophe auf den Fuß. Heilige oder Hure. Enthaltsam oder schwanger. Das sind die Alternativen.


    Was mich wundert - ungewollte Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten grassieren als wären sie unausweichlich. Waren Kondome damals in den USA ungebräuchlich? In Deutschland wurden sie in der gleichen Zeit, zumindest in protestantischen Kreisen, schon erfolgreich verwendet. (Woher ich das weiss? :lol: )


    Gruß
    Atomium

  • Hallo zusammen,
    hallo Atomium,


    Du hast gepostet:
    Immer wieder wird von den deutschen Grausamkeiten gesprochen. Weiss jemand etwas darüber? Ich hatte bisher immer geglaubt, dass im ersten Weltkrieg die Schlachten zwar fürchterlich waren, dass es aber nicht als Regelfall zu Grausamkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung kam. Da ist von belgischen Babys die Rede, denen die Deutschen die Hände abhacken


    Von solchen Grausamkeiten habe ich auch noch nichts gehört und ich denke, das wäre, wenn es vorgekommen wäre, zwischenzeitlich auch bekannt. Vielmehr scheint es, dass die USA, schon damals die amerikanische Bevölkerung mit falscher Propaganda auf Kriege vorbereitet hat. Ich erinnere nur an die Filme über Kinderermordungen durch Iraker in Kuwait vor dem 1. Irakkrieg unter Busch sen., die sich später als Fälschungen durch die CIA herausstellten.


    Was mich wundert - ungewollte Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten grassieren als wären sie unausweichlich. Waren Kondome damals in den USA ungebräuchlich? In Deutschland wurden sie in der gleichen Zeit, zumindest in protestantischen Kreisen, schon erfolgreich verwendet. (Woher ich das weiss? ) Woher? Erzählen!


    Der deutsche Übersetzer scheint davon auszugehen, dass Kondome in den USA schon gebräuchlich waren. Zwar sind meine bestellten Bücher noch nicht da, ich habe mir aber heute unter Mittag in der Leihbücherei „The 42nd Parallel“ erschienen bei „New American Library“ geholt da gibt es im vorletzten Absatz bei J. W. (vor „Camera Eye 21) folgende Stelle: „Then they went up to bed. Ward was very happy and decided he loved her very much and she seemed to have done this sort of thing before because the first thing she said was: “We don’t want to make this a shotgun wedding, do we, darling?”
    und Paul Baudisch übersetzt, wieder einmal interpretierend oder von einer anderen Vorlage ausgehend?: “Dann gingen sie hinauf und legten sich zu Bett. Ward sar sehr glücklich und gelangte zu der Überzeugung, daß er sie innig liebe, und sie schien so etwas nicht zum erstenmal zu machen, denn das erste, was sie ihn fragte, war, ob er ein empfängnisverhütendes Mittel bei sich habe. Er nickte errötend. Und sie lachte. „Wir wollen doch keine Zwangshochzeit haben nicht wahr, Liebling?““


    Zum „stream of consciousness" noch ein Link (von Steffi):


    http://www.robert-morten.de/ba…nnia_mini_detail&Id==1975

    Danach sind aber die „Camera-Eyes“ weder Bewusstseinsstrom noch innerer Monolog, sondern einfach Erinnerungen des Autors an seine Kindheit, Jugend, Vergangenheit?


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen,


    ich kämpfe mich gerade auch nur mühsam weiter. Hänge gerade ebenfalls irgendwo in 1919.


    Also das mit Mac als Verlierertypen: Man könnte das ja auch so sehen, dass Dos Passos damit vielmehr die Gesellschaft und diejenigen, die über das Kapital verfügen, anklagen wollte als den Protagonisten selbst. Sozusagen, dass dieser gar keine Chance erhält ein Bein auf den Boden zu bekommen. Das würde dann ja auch wieder zu seiner sozialistischen Einstellung, die er da ja noch hatte, passen.


    LG,
    emma