Hallo zusammen,
toll, was ihr bei euren Recherchen zu den newsreels alles herausgefunden habt. Wahrscheinlich können wir am Ende unserer Lektüre einen Kommentar zu Dos Passos’ „U.S.A.“ herausgeben. :zwinker:
Sandhofer hat gepostet:
Das 'Camera Eye' hat m.W. eine andere Bezeichnung als 'innerer Monolog' bekommen; ich suche ihn aber immer noch im Matsch meines Hirnes...
Das war das Stichwort! Danke! "Stream of consciousness" wird Dos Passos' Technik auch genannt. Passt meiner Ansicht nach besser, weil 'Monolog' ja immer auf Wörter beschränkt ist, Dos Passos aber, wenn ich ihn richtig verstehe, auch andere Gedanken darstellen will. Dass er es letztlich doch nur in Wörtern kann, ist natürlich ein Handicap.
Gibt es denn einen Unterschied zwischen „Innerem Monolog“ und „Stream of consciousness“? Meines Wissens wird das letzte Ulysses-Kapitel (Molly) manchmal als inneren Monolog Mollys, manchmal als Bewusstseinsstrom bezeichnet.
Atomium hat gepostet:
Zunächst mal eine Frage: Wie kommt Ihr in der 1. Weltwochenschau (Newsreel) auf Oscar Wilde?
Meine Ausgabe beginnt:
Weltwochenschau I
Es war dies Geschlecht, das die Freiheit gezeugt, .........
Entlaufender bär .....
Nachricht von Nordpolfahrer peary (dazu sage ich noch etwas bei der Wochenschau VIII)
Appell an die Arbeiterschaft ...
Oscar wilde gestorben ehemals berühmter schriftsteller stirbt verarmt und vergessen in paris
Am 30. November 1900 starb Oscar Wilde im "Hôtel d'Alsace" in Paris und wurde am 3. Dezember in Bagneux beigesetzt.
Zur Funktion des Kamera-Auges habe ich inzwischen folgende Theorie:
Das sind (Kindheits-)erinnerungen von Dos Passos, die (zum Teil?) in die erzählenden Kapitel (MAC etc) eingearbeitet werden. Dos Passos lässt uns so mitverfolgen wie seine Lebenserinnerungen im Roman verarbeitet wurden.
Atomium hat mich mit seiner Bemerkung zu Kameraauge 3 draufgebracht: „Dos Passos selbst“ Ja, sehe ich auch so, aber dann ist auch das Kind bei Kameraauge 1 Dos Passos und nicht Mac. Es spielt ja wohl in Europa, die holländische Verkäuferin im Postkartenladen spricht französisch und hält das Kind mit der Mutter zunächst für Engländer. Aber nein, sie sind Amerikaner. Mac war aber als Kind nicht in Europa, Dos Passos schon. Wenn aber 1 und 3 Erinnerungen von Dos Passos sind, warum dann nicht auch 2 und 4. Bei Kameraauge 4 z.B. fährt ein Junge mit seinem Vater in einer Droschke. Der Vater rezitiert mit seiner Advokatenstimme aus „Othello“. (Dos Passos Vater war Advokat). – Diese Erinnerung hat Dos Passos dann veranlasst in der folgenden MAC-Episode den Doc Bingham, der mit Mac im Zug unterwegs ist, auch aus „Othello“ rezitieren zu lassen.
Wenn meine Theorie stimmt, dann hat die Begegnung von Dos Passos mit einem jungen Burschen am Güterbahnhof (Kamera-Auge 9), der von Minnesota kam und sich nach dem Süden durchschlagen wollte, Dos Passos zu MAC’s Reise von der Ostküste zur Westküste und dann von Seattle im Norden nach Frisco im Süden inspiriert.
Atomium hat folgendes gepostet:
Straphangers demand relief
Das ist ein sehr interessanter Satz. Es würde mich mal interessieren, wie der in der deutschen Ausgabe lautet!
[Riemenhänger fordern Erleichterung] würde ja wohl die wörtliche Übersetzung lauten, aber der Übersetzer Paul Baudisch liefert die Interpretation bei seiner Übersetzung gleich mit: „abhilfe gegen die überfüllung auf der untergrund gefordert“.heißt der Satz in der deutschen Ausgabe.
Nach anfänglichen Einleseschwierigkeiten hat mich das Buch jetzt richtig gepackt und ich lese mit großer Begeisterung. Leider bin ich zur Zeit auch ziemlich beruflich belastet und komme nicht so schnell voran, wie ich mir das eigentlich wünschen würde, aber immerhin habe ich jetzt den ersten Teil des ersten Bandes fertig und nachdem Mac jetzt in Mexiko ist, lese ich gerade von Janeys Problemen beim Erwachsen werden.
Gruß von Hubert
PS: Anschließend folgen noch meine Recherchen zur Weltwochenschau VII und VIII