Re: Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre

  • Liebe MitleserInnen und interessierte BobachterInnen,


    hiermit eröffne ich den Thread zu Goethes Alterswerk: "Wilhelm Meisters Wanderjahre oder die Entsagenden".


    Der Roman erschien zuerst 1821, in erweiterter Form 1829 und ist die Fortsetzung von "Wilhelm Meisters Lehrjahre(n)", die 1795/96 erschienen.


    Zur kommentierenden Lektüre haben sich angemeldet:


    Anna Magdalena
    Gontscharow
    Jaqui
    JHNewman
    Karamzin
    Lost
    meier
    finsbury


    Sollte ich jemanden vergessen haben, bitte melden:


    Ich wünsche uns eine interesante Lektüre und viele neue Einsichten.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Danke für die Startflagge finsbury.


    Wir hatten die 29er Version vereinbart, stimmst. Ich lese die in der Münchner Ausgabe der Sämtlichen Werke Bd. 17 (TB-Ausgabe).


    Bei den ersten Seiten hatte ich den Eindruck Goethe hat den jungen Stifter als Ghostwriter engagiert, wenigstens hätte ich auf ihn getippt. Vor ein paar Tagen habe ich auch versucht die Einführung zum Roman zu lesen, die wurde mir aber schnell zu weitschweifig, und ich bin ja kein Literaturwissenschaftler.


    Bisher, so nach ca. 40 Seiten ist es noch keine Mühe und mein Bleistift wird schon stumpf, weil sich die Wanderjahre als Steinbruch für Sätze eignet die ich wieder auffinden möchte. So zum Bleistift: "Für mein Gefühl ist man noch immer in der Nähe seiner Lieben, so lange die Ströme von uns zu ihnen führen." (ich denke an einen Umzug)

  • Zunächst bloß ein entsagender Gruß meinerseits zur Eröffnung der Leserunde. Mein Buch ist nämlich leider noch nicht da. Ich hoffe aber, dass es dann morgen endlich eintreffen wird. Zudem habe ich mir eh vorgenommen, die Lektüre extrem langsam anzugehen, so dass mich das Lesetempo meines Vorredners leicht erschreckt. Es kann daher sein, dass ich erst später in die Diskussion einsteigen werde.


    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Ich habe mich ebenfalls eingefunden und freue mich auf die Leserunde zu den "Wanderjahren"!


    1978, in meiner Studentenzeit, hatte ich den Roman zum ersten Mal gelesen, und danach auch nicht wieder. Ich war damals beeindruckt von den tollen Visionen, der Aufbruchstimmung und dem Motiv des "Wanderns".


    Nach diesen 36 Jahren werde ich bestimmt manches anders lesen. Viele Leseerfahrungen waren seitdem hinzugekommen.
    Meine Eltern hatten in ihrer Büchersammlung eine Einführung, die mir damals von großem Nutzen war, weil ich mich über die Beobachtungen und Quellen Goethes informieren konnte:


    Anneliese Klingenberg: Goethes Roman "Wilhelm Meisters Wanderjahre". Quellen und Komposition (Beiträge zur deutschen Klassik. Hrsg. von Helmut Holtzhauer. Bd. 21). Berlin und Weimar 1972.


    In heutigen Ausgaben sind solche Mitteilungen in den Kommentaren reich enthalten, damals benutzte ich die zwölfbändige, sparsam kommentierte Goetheausgabe in der "Bibliothek Deutscher Klassiker", jetzt die vierzehnbändige Hamburger Ausgabe, textkritisch durchgesehen und kommentiert von Erich Trunz.

  • Gott zum Gruße zusammen!


    Ich habe gestern Abend mit der Lektüre begonnen und fühle mich bislang recht wohl darin, obwohl ich noch nicht sehr weit gekommen bin. Denn heute musste ich noch einen Ausflug einschieben, der mich aber passenderweise nachmittags nach Weimar führte, wo ich zwar nicht Göthe gelesen, aber immerhin einen Thee getrunken habe. :zwinker:


    Mir gefällt, wie Goethe direkt in die Handlung einsteigt, ohne weitere Exposition. Wie er gleich zu Beginn eine Reihe von 'Urbildern' aufruft und diese Urbilder sogleich mit allen ikonographisch notwendigen Attributen ausstattet (Flucht nach Ägypten, Maria auf dem Esel, Josef den Familienvater - der natürlich auch mit dem Entsagungsmotiv verbunden ist, Mariä Heimsuchung bei Elisabeth). Der Sinn der Wanderung (peregrinatio) Wilhelms ist mir noch nicht klar, auch werden nur beiläufig die Regeln dieser Wanderung erwähnt. Wer hat sie festgelegt? Wer hat ihn auf Wanderschaft geschickt? Sehr lebendig: Felix!

  • Ich habe mich kurzfristig entschlossen mitzulesen und habe mittlerweile die ersten beiden Kapitel im ersten Buch gelesen. Da ich die Lehrjahre nicht kenne habe ich keine Ahnung wohin die Reise gehen wird.


    Vor allem die ganze Symbolik im Buch ist doch sehr faszinierend. Da bin ich schon gespannt was da noch kommen wird. Und da Wilhelm bestimmt hat nie länger als drei Tage an einem Ort zu verweilen nehme ich mal an, dass die Reise bald weiter gehen wird. Dabei finde ich die derzeitige Gesellschaft sehr nett und die Erzählungen lassen sich flüssig und locker lesen.


    Auch ich finde einige Sätze besonders schön. Unter anderem ist mir auch der Satz den lost hier schon geschrieben hat ins Auge gesprungen: "Für mein Gefühl ist man noch immer in der Nähe seiner Lieben, so lange die Ströme von uns zu ihnen führen."


    Sehr gut gefällt mir auch „Wer lebt, muß auf Wechsel gefaßt sein.“ Da stimme ich Goethe voll und ganz zu.


    Ich lese übrigens auf meinem kobo und habe mir die Version von gutenberg runtergeladen (welche immer das auch ist).


    Katrin

  • Die Regeln, die Wilhelm auferlegt sind, scheinen sich an den Regeln der fahrenden Handwerksburschen zu orientieren, die, wenn auch abgewandelt, noch heute gelten.


  • Ist dieser Jarno der jetzt Montan heißt in den Lehrjahren eine wichtige Figur?


    Jarno ist in den "Lehrjahren" eine wichtige Figur. Er weist den jungen Wilhelm, der sich mit dem Schauspiel abgibt, auf Shakespeare hin. In den "Lehrjahren" spielt die "Turmgesellschaft" eine große Rolle, der Jarno angehörte, die nach der Art der zeitgenössischen Freimaurerbünde unbemerkt im Hintergrund Wilhelms Schicksal lenkte und ihn auf den Weg des Guten und Wahren brachte.


    Der Beginn des Romans über die "Wanderjahre" bringt im Verhältnis zu den vorhergehenden "Lehrjahren" einen einschneidenden Kontrast mit sich. Am Schluss des ersten Romanes kam es zu dramatischen Verwicklungen und Enthüllungen, mehrere der Hauptpersonen, wie die junge Mignon ("Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen?") und der alte Harfenspieler, kamen zu Tode.


    Felix, der Sohn Wilhelms (*das hoffnungsvolle Talent*, könnte man vielleicht sagen), entging nur knapp dem Tod, als er dem Anschein nach und aus Versehen eine dem Harfenspieler (Augustin) gehörende Flasche mit Opium in tödlicher Dosis ausgetrunken haben sollte, was sich jedoch als Irrtum erwies. Der entsetzte Wilhelm war wegen dieses Schreckens völlig ratlos, während der erschrockene Felix zu Natalie in deren Schoß flüchtete, die Ruhe ausstrahlte und nicht mit ihm schimpfte, weil er aus der Flasche getrunken hatte (ungiftiges Getränk). Überhaupt versagte Wilhelm mehrfach, wenn plötzlich medizinisches Wissen gefragt war.
    -> Natalie bedeutet, "die zu Weihnachten Geborene"


    Am Schluß finden Wilhelm und die von ihm vergötterte Natalie einander, aber sie können nicht beisammen bleiben. Ihnen ist von den Freunden der Turmgesellschaft eine Trennung auferlegt. Wilhelm und sein Sohn Felix begeben sich auf Wanderschaft.


    Und nun noch einmal zu dem Kontrast: während es am Ende der "Lehrjahre" überaus turbulent und aufregend zuging, betrachtet Wilhelm nun am Beginn der "Wanderjahre" die großartige, weitgehend unberührte Natur.


    Ein ähnlicher Kontrast findet sich auch beim Übergang von "Faust I" zu "Faust II". Der erste Teil endet mit der völligen Verzweiflung Fausts, der durch sein Verhalten Gretchen in den Kerker gebracht hatte, das Mädchen in den Augen der Mitmenschen "ehrlos" werden ließ und seinen frühen Tod bewirkte.
    Doch die Natur wirkt heilsam. Am Beginn des zweiten Teils befindet sich Faust in einer großartigen, stimmungsvollen Landschaft, bevor er sich wieder, von Mephistopheles geleitet, in die Verwicklungen der Gesellschaft stürzt.

  • Danke, Karamzin, für deinen Hinweis auf den Beginn von Faust II. Ich fand den Anfangssatz der Wanderjahre zunächst eher schwerfällig und bedeutungsschwanger, gerade wenn man mit dem schönenOperettenbeginn der Lehrjahre vergleicht:


    "Das Schauspiel dauerte sehr lange. Die alte Barbara trat einige Male ans Fenster und horchte, ob die Kutschen nicht rasseln wollten." (WML)
    "Im Schatten eines mächtigen Felsens saß Wilhelm an grauser, bedeutender Stelle, wo sich der steile Gebirgsweg um eine Ecke herum schnell nach der Tiefe wendete."(WMW)


    Nun ist das aber vielleicht Programm für diesen Roman, der dann zunächst einmal flüssig erzählt weitergeht.


    Wie du, JHNewman, finde ich es auch auffällig, dass die Wanderjahre mit dieser christlichen Motivik beginnen. Aber bereits bei der Ankunft Wilhelms im aufgelassenen Kloster, dessen Kapelle zum Wohnraum säkularisiert wurde, kommt Goethe wieder in seine wenig christlich/kirchlich orientierte Spur zurück.


    Wie fandet ihr die einleitenden Gedichte? Mich entlastet es als Leser schon, wenn Goethe schreibt:


    "Möge mancher Freund mit Freuden/ Sich's nach seinem Bilde prägen!"


    So können wir entlastet vom Autor unsere Auffassungen miteinander diskutieren und müssen nicht zum Konsens kommen!


    Ich lese übrigens einen "nackten" Text auf der Basis der Artemis-Gedenkausgabe. Ein Bändchen mit Erläuterungen habe ich mir bestellt und hoffe, es demnächst zu erhalten.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Wir hatten die 29er Version vereinbart, stimmst. Ich lese die in der Münchner Ausgabe der Sämtlichen Werke Bd. 17 (TB-Ausgabe).


    Bei den ersten Seiten hatte ich den Eindruck Goethe hat den jungen Stifter als Ghostwriter engagiert, wenigstens hätte ich auf ihn getippt.


    Beides bestätigt. Ich dachte auch gleich an Stifter: Gebirge, bedeutungsschwangere Sentenzen, Gestein und Pflanzen werden untersucht: Stifter hat halt seinen Goethe gekannt. Ich denke, wir werden noch viel mehr Parallelen, insbesondere zum "Nachsommer" finden.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • Wie fandet ihr die einleitenden Gedichte?


    Die fehlen in der Hamburger Ausgabe.


    Ich bin jetzt im 8. Kapitel in der Novelle "Wer ist der Verräter?"


    Bisher hat mich der Briefwechsel Lenardo, Makarie, Hersilie sehr erheitert, auch die Beschreibung des Lebens aus dem Gut des Oheims mit seinen rational-aufgeklärten Einrichtungen, besonders der seelisch-gesellschaftlichen Sonntagshygiene. :smile: :smile:

  • Ich dachte auch gleich an Stifter: Gebirge, bedeutungsschwangere Sentenzen, Gestein und Pflanzen werden untersucht: Stifter hat halt seinen Goethe gekannt. Ich denke, wir werden noch viel mehr Parallelen, insbesondere zum "Nachsommer" finden.


    Bei Stifter hätte ich eine längere Exposition erwartet, die hat Goethe hier gar nicht.

  • Danke für die Antwort Karamzin :winken:


    Ich habe mir die Zusammenfassung bei wikipedia durchgelesen, aber irgendwie habe ich den Inhalt der Lehrjahre nicht mit dem Beginn der Wanderjahre in Zusammenhang bringen können. Die Lehrjahre klingen bei der Zusammenfassung fast wie ein Krimi und die Wanderjahre beginnen so ruhig und besinnlich.



    Und nun noch einmal zu dem Kontrast: während es am Ende der "Lehrjahre" überaus turbulent und aufregend zuging, betrachtet Wilhelm nun am Beginn der "Wanderjahre" die großartige, weitgehend unberührte Natur.


    Dieser Kontrast scheint hier echt sehr ausgeprägt zu sein.




    Ich dachte auch gleich an Stifter: Gebirge, bedeutungsschwangere Sentenzen, Gestein und Pflanzen werden untersucht: Stifter hat halt seinen Goethe gekannt. Ich denke, wir werden noch viel mehr Parallelen, insbesondere zum "Nachsommer" finden.


    Dieses Buch habe ich auch schon auf meinem Reader. Ich denke dass ich es bald lesen werde.


    Ich bin übrigens mitten im fünften Kapitel.
    Zwei Sätze haben mir dabei besonders gefallen: Aller Anfang ist leicht, und die letzten Stufen werden am schwersten und seltensten erstiegen.


    Welchen Weg musste nicht die Menschheit machen, bis sie dahin gelangte, auch gegen Schuldige gelind, gegen Verbrecher schonend, gegen Unmenschliche menschlich zu sein.


    Gestolpert bin ich zudem über folgenden Satz: große geographische Abbildungen aller vier Weltteile fielen ihm in die Augen.
    Da habe ich mich gleich mal gefragt wieso nur vier. Eine Antwort habe ich nicht gefunden, denn zu Goethes Zeiten waren schon alle Kontinente entdeckt.


    Alles in allem bin ich bisher sehr froh dieses Buch zu lesen.


    Katrin


  • Gestolpert bin ich zudem über folgenden Satz: große geographische Abbildungen aller vier Weltteile fielen ihm in die Augen.
    Da habe ich mich gleich mal gefragt wieso nur vier. Eine Antwort habe ich nicht gefunden, denn zu Goethes Zeiten waren schon alle Kontinente entdeckt.


    Die gleiche Frage habe ich mir auch gestellt, Jaqui. Auch Erich Trunz schweigt im Kommentar zur Hamburger Ausgabe dazu.


    Meine Vermutung: Europa, Asien, Afrika, Amerika. Ich denke, man hat Amerika noch nicht als zwei Kontinente gerechnet (Nord und Süd) und Australien nicht als eigenständigen Kontinent angesehen.

  • Die gleiche Frage habe ich mir auch gestellt, Jaqui. Auch Erich Trunz schweigt im Kommentar zur Hamburger Ausgabe dazu.


    Meine Vermutung: Europa, Asien, Afrika, Amerika. Ich denke, man hat Amerika noch nicht als zwei Kontinente gerechnet (Nord und Süd) und Australien nicht als eigenständigen Kontinent angesehen.


    Im Ersch-Gruber (1842, Theil 36, Seite 327f.) steht: " Schon seit den ältesten Zeiten unterscheidet man in dem alten Continente die drei Erd- oder Welttheile: Europa, Asien und Afrika; als vierter Erdtheil wird dann Amerika und als fünfter die Inselwelt (Polynesien) in dem großen Ozean oder dem stillen Meere angenommen."

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Ich bin jetzt im 8. Kapitel in der Novelle "Wer ist der Verräter?"


    Da bin ich auch gerade.




    Bisher hat mich der Briefwechsel Lenardo, Makarie, Hersilie sehr erheitert, auch die Beschreibung des Lebens aus dem Gut des Oheims mit seinen rational-aufgeklärten Einrichtungen, besonders der seelisch-gesellschaftlichen Sonntagshygiene. :smile: :smile:


    Der Briefwechsel war wirklich sehr erheiternd.


    Mit der Geschichte "Die pilgernde Törin" konnte ich weniger anfangen, da gefällt mir der "Verräter" schon besser.




    Im Ersch-Gruber (1842, Theil 36, Seite 327f.) steht: " Schon seit den ältesten Zeiten unterscheidet man in dem alten Continente die drei Erd- oder Welttheile: Europa, Asien und Afrika; als vierter Erdtheil wird dann Amerika und als fünfter die Inselwelt (Polynesien) in dem großen Ozean oder dem stillen Meere angenommen."


    Danke für die Erklärung, BigBen.


    Katrin

  • Hier im Senegal dauert leider alles etwas länger. Gerade kam mein Buchhändler vorbei und brachte Nietzsches Wanderer samt Schatten sowie Canettis Blendung. Jetzt will er nochmals zum Markt in der nächsten Stadt reiten und hofft spätestens am Mittwoch wieder hier zu sein. Dann hätte er es aber ganz sicher dabei. Dabei nehme ich an, dass der Schlingel einfach bloß doppeltes Trink und Wegegeld kassieren möchte. Im Ausland wird man halt doch immer mal abgezockt :zwinker:.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • meier: Dann hoffe ich dass dein Buch bald ankommt, denn ich bin wirklich sehr angetan von der Geschichte.


    Was zur Folge hat, dass ich das erste Buch auch schon beendet habe.
    Geärgert hat mich folgender Satz, vielleicht meint Goethe aber auch etwas anderes damit und ich habe den tieferen Sinn nur nicht verstanden:
    Wer durch Brillen sieht, hält sich für klüger, als er ist, denn sein äußerer Sinn wird dadurch mit seiner inneren Urteilsfähigkeit außer Gleichgewicht gesetzt.
    Ich bin auch Brillenträger und ich halte mich sicher nicht für klüger.


    Das Ende vom Verräter fand ich übrigens sehr gelungen und ich musste über diese Wendungen schmunzeln.


    Leonardo tat mir am Ende des ersten Buches fast schon ein wenig leid, aber da wir als Leser wissen dass er die beiden Mädchen verwechselt hat in dem Brief, ahnen wir ja schon was da kommen wird. Nun harre ich der Dinge und bin gespannt wie und ob Wilhelm das nussbraune Mädchen doch noch finden wird.
    Dass er seinen Sohn einfach bei irgendwelchen Leuten lässt hat mich etwas erstaunt, war zu der Zeit aber anscheinend wirklich so.


    Katrin


  • Hier im Senegal dauert leider alles etwas länger. Gerade kam mein Buchhändler vorbei und brachte Nietzsches Wanderer samt Schatten sowie Canettis Blendung. Jetzt will er nochmals zum Markt in der nächsten Stadt reiten und hofft spätestens am Mittwoch wieder hier zu sein. Dann hätte er es aber ganz sicher dabei. Dabei nehme ich an, dass der Schlingel einfach bloß doppeltes Trink und Wegegeld kassieren möchte. Im Ausland wird man halt doch immer mal abgezockt :zwinker:.


    Gruß
    Meier


    Da bist du ja selbst ein Wanderer! Das klingt geradezu nach Karl May,was dir da begegnet! Wahrscheinlich kannst du den Text auch nicht online lesen, wegen zuwenig Zugang zum Netz oder Strom?
    Aber hier wird's wohl auch langsamer werden.


    Jaqui und JHNewman, Ihr seid ja schon richtig weit vorangekommen! Bei mir geht es langsamer an: Ich muss leider auch beruflich noch einiges lesen.
    Momentan stecke ich im 6. Kapitel und bin auch mit Hersilie und Juliette bekannt geworden, von denen mir besonders Hersilie mit ihrer praktisch-ironischen Umkehrung der Weisheiten, die überall auf dem Gelände angebracht sind, gefällt.


    Die Erzählung von der törichten Pilgerin lässt mich auch etwas ratlos zurück. Ebensowenig wie man erfährt, ob der Liebhaber von der alten Mühle eigentlich exisitiert und was er der Heldin zugefügt hat, gewinnt man eine echte Beziehung zu dieser blutleeren Person.


    Vielleicht ist das eines der Füllsel, die Eckermann auf Goethes Anweisung aus dessen nicht veröffentlichten Vorräten eingefügt hat, um die Bogenzahl vollzubekommen (steht in Richard Friedenthals Goethe-Biografie).


    Insgesamt finde ich den Roman bisher viel besser lesbar als angenommen, aber so richtig springt der Funke nicht über. Alles wirkt so behäbig-lehrhaft.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)