Bertha von Suttner - Die Waffen nieder!

  • Hallo Lost, hallo Jaqui,


    auf DLF gibt es ein Feature über den Antikriegsfilm "Die Waffen nieder" , der wegen Boykott patriotischer Kinobetreiber und Zensur durch diverser Stellen, nicht gezeigt wurde; erst zum Kriegsende läuft der Film an, doch zu dem Zeitpunkt war es zu spät und keiner wollte nun etwas vom Krieg sehen....


    http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=289067
    (zum Nachhören, oder rechts oben zum Download)


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Danke Maria, danke Jaqui.


    Mit Literatur und Literaten ist man zu Kriegszeiten wohl immer etwas rauh umgegangen wenn sie nicht auf Linie waren und Literatur bleibt letztlich doch auch immer Theorie und idealistisches Model, wenn sie sich mit gesellschaftlichen Fragen beschäftigt. Die Phantasie Gewalt zu rechtfertigen steht der literarischen Phantasie ja auch kaum nach, überflügelt sie vielleicht noch.
    Es hat dabei schon etwas Ironisches, wenn das humanitäre Anliegen, welches "Onkel Toms Hütte" thematisiert durch einen Krieg verwirklicht wurde und dass der Friedensgedanke aus "Die Waffen nieder" zwar von Vielen geteilt wird, aber davon wieder viele aus einen "Pflichtgefühl" in den Kampf ziehen.
    Irgendwie scheint mir auch die Zeit vorüber zu sein, wo man so einen Roman als Appell liest, so ging es mir wenigstens, sondern ein historisches oder literarisches Interesse im Vordergrund steht. Wie B.v.S. aber die Ideologie aufs Korn nimmt bleibt aus meiner Sicht für lange Zeit gültig.

  • Suttners Leben ist sehr spannend zu lesen. Mir war bisher nicht bewusst dass sie immer arm war. Ihr ganzes Geld floss in die Friedensarbeit und meist musste sie sich eines ausborgen.


    Zudem betrog ihr Mann sie mit seiner Nichte. Aber anstatt ihm böse zu sein sah sie die schuld bei sich. Sie arbeite zu viel und stecke ihre ganze Energie in den Frieden.

  • In dem Kapitel "Nobelpreis" ist mir suttner voll auf die Nerven gegangen. Ihr Freund Alfred Nobel hat in seinem Testament verfügt dass die Nobelpreise vergeben werden sollen. Der Preis für Frieden kann an den/die gehen die am meisten dafür tut.


    Bertha hat das "die" auf sich bezogen und überall Briefe hin geschrieben dass sie ihn am meisten verdient hätte. Zumal sie Nobel auch erst auf die Idee gebracht hat. Der Preis ging dann an jemand anders und sie war bitter enttäuscht. Es ging ihr übrigens nur um das Geld dass dahinter steckte. Erst Jahre später bekam sie ihn zugesprochen. Und dann schmiss sie das Geld mit vollen Händen raus. In diesem Kapitel konnte ich ihre Entscheidungen nicht immer verstehen.

  • Moin, Moin!


    Vielleicht kann der Admin die <a href="http://klassikerforum.de/forum/index.php?thread/4877.0">Leserunde aus dem Klassiker-Ordner</a> hierher verschieben? Das Buch ist übrigens <a href="http://gutenberg.spiegel.de/buch/2594/1">im PG enthalten</a> und kann mit dem <a href="http://www.epub2go.eu/">Gutenberg ePub Generator</a> zum epub umgeformt werden, um dies mal wieder zu erwähnen.

  • Ich habe die Biographie heute beendet und kann sie nur jedem empfehlen der sich für diese beeindruckende Frau interessiert. Hamann hat es geschafft Bertha von Suttner voll lebendig zu gestalten.


    Nun werde ich mich wieder ihrem Werk "Die Waffen nieder" widmen.


    Katrin

  • Und weiter im Buch: der armen Martha bleibt wirklich nichts erspart. Der Krieg ist zwar endlich aus aber nun hat die Cholera die Stadt im griff. Und auch ihre Familie bleibt nicht verschont.


    Marthas Vater hat übrigens zugelassen dass seine Tochter einen verfeindeten Preußen heiratet der nach dem Krieg bei ihnen einquartiert war. Das hat Martha nicht verstanden. Aber sein Vater unterscheidet zwischen den Menschen und dem Land. Aber natürlich ist es klar dass wenn wieder Krieg ausbricht dieser Mann für sein Land kämpfen wird und dabei eventuell seinen Schwager tötet. Aber das ist nun mal so. Ganz hab ich diese Logik nicht kapiert. Da ging es mir wie Martha.


  • Marthas Vater hat übrigens zugelassen dass seine Tochter einen verfeindeten Preußen heiratet der nach dem Krieg bei ihnen einquartiert war. Das hat Martha nicht verstanden. Aber sein Vater unterscheidet zwischen den Menschen und dem Land. Aber natürlich ist es klar dass wenn wieder Krieg ausbricht dieser Mann für sein Land kämpfen wird und dabei eventuell seinen Schwager tötet. Aber das ist nun mal so. Ganz hab ich diese Logik nicht kapiert. Da ging es mir wie Martha.



    Der Witz ist, Martha hat diese Logik auch nicht verstanden, oder besser: sie lehnt diese Logik ab. Es ist ein rhetorischer Kern des Romans, die Traditionalisten ihre Vorstellungen aussprechen zu lassen, um sie dann als" ad absurdum" zu entlarven (was sie übrigens nicht immer sind).

  • Vielleicht kann der Admin die <a href="http://klassikerforum.de/forum/index.php?thread/4877.0">Leserunde aus dem Klassiker-Ordner</a> hierher verschieben? Das Buch ist übrigens <a href="http://gutenberg.spiegel.de/buch/2594/1">im PG enthalten</a> und kann mit dem <a href="http://www.epub2go.eu/">Gutenberg ePub Generator</a> zum epub umgeformt werden, um dies mal wieder zu erwähnen.


    Bidde schöön, bidde gleich ... :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Lost: kannst du die Logik nachvollziehen?


    Ich finde Martha gerade sehr naiv. Mittlerweile hat sie doch mitbekommen dass nach jedem Frieden ein neuer Krieg kommt aber jedes mal setzt sie so große Hoffnungen in die Menschen und wird dann immer bitter enttäuscht. Manchmal kommt sie mir wie ein Kind vor.


  • Lost: kannst du die Logik nachvollziehen?


    Ich finde Martha gerade sehr naiv. Mittlerweile hat sie doch mitbekommen dass nach jedem Frieden ein neuer Krieg kommt aber jedes mal setzt sie so große Hoffnungen in die Menschen und wird dann immer bitter enttäuscht. Manchmal kommt sie mir wie ein Kind vor.


    Liebe Jaqui,


    solange verstehen etwas wie kritisches Begreifen ist, verstehe ich Suttners Logik, die sie mit ihre Figur Martha benutzt: sie soll aufzeigen, wie illusionär die Vorstellung ist, dass nach einem beendeten Krieg, der oft einer dieser "letzten Kriege" ist, ein weiterer kommt, solange man man immer weiter die gleichen Konzepte der "Kriegsverhinderung" beibehält, mit denen der gerade beendete Krieg ausgelöst wurde.

  • Lost: Das meinte ich eigentlich gar nicht. Sondern eher die Logik dass es für Marthas Vater vollkommen okay ist dass seine Tochter einen Preußen heiratet und dass dieser dann beim nächsten Krieg selbstverständlich gegen seine neue Familie kämpft und dabei vielleicht seinen Schwager, Onkel oder sonstiges umbringt. Denn ich bin da wie Martha, mir will diese Logik nicht in den Sinn.


    Dass sich Martha so naiv verhält und immer wieder an das schöne Märchen vom dauerhaften Frieden glaubt kann ich nachvollziehen. Mir geht es mittlerweile zwar voll auf die Nerven, aber ich kann Suttners Intention verstehen so eine Figur in die Geschichte einzubauen.


    Katrin


  • Lost: Das meinte ich eigentlich gar nicht. Sondern eher die Logik dass es für Marthas Vater vollkommen okay ist dass seine Tochter einen Preußen heiratet und dass dieser dann beim nächsten Krieg selbstverständlich gegen seine neue Familie kämpft und dabei vielleicht seinen Schwager, Onkel oder sonstiges umbringt. Denn ich bin da wie Martha, mir will diese Logik nicht in den Sinn.


    Schau dir ein Mal die Verwandtschaftsverhältnisse im europäischen Hochadel vor dem 1. Weltkrieg an, und wer dann über wen hergefallen ist. So ziemlich jeder über jeden, auch wenn sie die blanken Waffen den "unter ihnen stehenden" überlassen haben.
    Es ist aber wohl nur eine zugespitzte Form der logischen Verschraubung, denn wir kennen doch heute auch Situationen, in denen Kinder ihre Partner aus einem Milieu wählen dem die Eltern feindlich gesinnt sind. Man akzeptiert den Schwiegersohn von der ÖVP und wählt trotzdem SPÖ.


  • Es ist aber wohl nur eine zugespitzte Form der logischen Verschraubung, denn wir kennen doch heute auch Situationen, in denen Kinder ihre Partner aus einem Milieu wählen dem die Eltern feindlich gesinnt sind. Man akzeptiert den Schwiegersohn von der ÖVP und wählt trotzdem SPÖ.


    Heute schlagen sie sich aber nicht mehr die Köpfe ein :breitgrins: (hoffe ich zumindest)


    Ich habe das Buch übrigens gestern beendet, der Schluss ist ja wahnsinnig traurig. Leider hat es ja weder das Buch geschafft noch die echte Bertha von Suttner mit ihren Friedensbemühungen den Krieg abzuwenden.
    Die Waffen nieder ist jetzt sicher kein literarisches Höchstwerk, aber ich fand es wichtig es zu lesen. Und leider ist es heute ja aktueller denn je.


    Katrin