Kanon des Klassikerforums deutschsprachiger Romane (Klassiker)

  • Allerdings haben wir, wenn wir Hoffmann ganz kippen, keinen Romantiker mehr im Boot. Schlegel mit seiner Lucinde? Hm ... Hardenberg kommt auch nicht wirklich in Frage ... Bei Tieck finde ich, wie gesagt, erst den späten lesbar - und der ist im Grunde genommen bereits Realist. Die beiden Exilanten Chamisso oder de la Motte-Fouqué? Da ist auch nichts. Eichendorffs Ahnung und Gegenwart ist auch nur für den Literaturhistoriker interessant.


    Vielleicht also doch den Hoffmann behalten? Aber dann mit dem Kater Murr, da gebe ich Giesbert Recht.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Allerdings haben wir, wenn wir Hoffmann ganz kippen, keinen Romantiker mehr im Boot.


    Brauchen wir denn unbedingt einen Romantiker? Deren Stärke war mMn. nicht die Prosa, sondern die Lyrik. Und die Musik, die natürlich hier nicht unser Thema ist.


    LG


    Tom


  • Allerdings haben wir, wenn wir Hoffmann ganz kippen, keinen Romantiker mehr im Boot. Schlegel mit seiner Lucinde? Hm ... Hardenberg kommt auch nicht wirklich in Frage ... Bei Tieck finde ich, wie gesagt, erst den späten lesbar - und der ist im Grunde genommen bereits Realist. Die beiden Exilanten Chamisso oder de la Motte-Fouqué? Da ist auch nichts. Eichendorffs Ahnung und Gegenwart ist auch nur für den Literaturhistoriker interessant.


    Vielleicht also doch den Hoffmann behalten? Aber dann mit dem Kater Murr, da gebe ich Giesbert Recht.


    Arnims "Kronenwächter" oder Brentanos "Godwi" -- aber die habe ich nur noch sehr, sehr schwache Erinnerungen. Keine unangenehmen, aber auch keine sonderlich postiven, scheinen mich nicht weiter beeindruckt zu haben.

  • Arnims "Kronenwächter" oder Brentanos "Godwi" -- aber die habe ich nur noch sehr, sehr schwache Erinnerungen. Keine unangenehmen, aber auch keine sonderlich postiven, scheinen mich nicht weiter beeindruckt zu haben.


    Warum nicht die Nachtwachen des Bonaventura als romantisches Werk? Ohnehin mein Favorit. Oder den Taugenichts ;dann hätten wir auch gleich die Lyrik mit drin. . . :wegrenn:


  • Hm, es macht mich schon etwas traurig, dass Kafka nicht auftaucht ? Immerhin gabs auch schon drei Leserunden (Erzählungen, Amerika, Das Schloß).


    Hallo Steffi,


    ich trauere mit dir, aber dieser Kanon fußt auf einigen Prämissen, zum einen: nur Romane, zum anderen: keine Romanfragmente. Wenn es ein allgemeiner Prosakanon wäre, dürften natürlich Kafkas Erzählungen ebenso wenig fehlen wie Kleist Novellen. Und da Kafka keinen Roman vollendet hat, fällt er bei diesem Kanon entgegen Toms Meinung ganz durch’s Sieb. Wenn Kafka, wäre er aber doch schon bei den Klassikern zu finden. Ja, wenn man schon einmal Prämissen gesetzt hat, darf man diese auch um der eigenen Vorlieben wegen, nicht mehr ändern.


  • Danke für den Hinweis, ist eingearbeitet.



    @ Montaigne: Wann kommt Deine Fortsetzung?


    Möglicherweise noch dieses Wochenende. Ich habe die Liste mit den 40 Romantitel natürlich schon fertig, aber der ein oder andere Link muss noch angehängt werden.


    So, das war’s für heute, da ich noch zu einer Ausstellungseröffnung will:
    „Schwestern der Revolution: Künstlerinnen der russischen Avantgarde“ (Alexandra Exter, Natalja Gontscharowa, Ljubov Popova, Wawara Stepanova u.a.)

  • By the way: Wenn man auf doppelte Autorenschaft verzichtet (insbes. bei Wieland, Goethe und J. Paul), dann enthält der Kanon bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das eine oder andere mMn. recht zweifelhafte Werk, wie z.B. "Simplicissimus" und "Die Elixiere des Teufels". Anders sähe es aus, wenn wir nicht nur Romane, sondern auch Novellen und Erzählungen aufnähmen in einen erweiterten "Prosa-Kanon". Dann kämen auch Kleist und Storm zum Zuge - um nur zwei Beispiele zu nennen.


    Aber wenn die Gattung doch gesetzt ist und es eh nur zehn Werke für mehr als drei Jahrhunderte sein dürfen, halte ich es nicht für gut, Erzählungen mit aufzunehmen. Vielleicht hat Montaigne ja Lust, später auch noch einen Klassikerforum-Kanon für Kurzprosaformen und / oder andere Gattungen zu betreuen.



    Wenn ich noch zwei Vorschläge machen darf:
    1) Raus mit dem "Simplicissimus", denn Hölderlins "Hyperion" fehlt mir doch sehr.


    Ist der "Hyperion" im engeren Sinne ein Roman? Oder philosophische Essayistik, in lyrische Prosa verpackt? Von Hölderlin gerne Gedichte in einem solchen Gattungskanon, aber einen der zehn Plätze bei den Romanen würde ich ihm nicht geben.


    Während ich den pikaresen Simplizissimus weiterhin für wert halte, gelesen zu werden. Wir haben in unserer deutschen Literatur so wenig Beispiele für humorvolle, lebenspralle Romane, als dass wir ein so gutes Beispiel dafür rausschmeißen sollten.


    Mit dem Verzicht auf Hoffmanns Romane kann ich mich aber auch befreunden, der hat in den kürzeren Gattungen Besseres geleistet.


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • Und da Kafka keinen Roman vollendet hat, fällt er bei diesem Kanon entgegen Toms Meinung ganz durch’s Sieb. Wenn Kafka, wäre er aber doch schon bei den Klassikern zu finden.


    Ach so, keine Romanfragmente ! Ja, dann ... *seufz*

  • Ach so, keine Romanfragmente ! Ja, dann ... *seufz*


    Wir sollten einen weiteren Kanon bilden: Die grossen Unvollendeten. Kafka, "Der Mann ohne Eigenschaften", auch das Beste von Jean Paul ist unvollendet. Der "Heinrich von Ofterdingen"? Gotthelf ist auch so einer, der fast nicht fertig wurde ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Raus mit dem "Simplicissimus", denn Hölderlins "Hyperion" fehlt mir doch sehr.


    Die Leserunde zum „Simplicissimus“ ist mit 195 Beiträgen nicht nur eine der erfolgreichsten, sondern mit über 33.000 Aufrufen auch eine der beliebtesten in der Geschichte des Klassikerforums. Lies dir die mal durch, - also am Simpliciccimus führt kein Weg dran vorbei. Soll ich den „Stopfkuchen“ für den „Hyperion“ rauswerfen?




    • Hoffmanns "Serapionsbrüder" halte ich für würdiger als die "Elixiere", auch wenn es sich dabei "nur" um eine Sammlung von Erzählungen handelt, die aber durch eine Rahmenhandlung zusammengehalten wird (wenn ich mich recht erinnere).


    Auch ich halte die „Serapionsbrüdere“ für wichtiger als die „Elixiere“, aber trotz Rahmenhandlung kein Roman und eine Leserunde dazu gab’s auch noch nicht.




    Vielleicht also doch den Hoffmann behalten? Aber dann mit dem Kater Murr, da gebe ich Giesbert Recht.


    Gibt’s zum „Kater Murr“ eine gemeinsame Leserunde, eine Besprechung oder eindeutige Empfehlungen im „Klassikerforum“? – Andererseits müssen wir in der Liste keine Romantiker haben.




    Oder den Taugenichts ;dann hätten wir auch gleich die Lyrik mit drin. . . :wegrenn:


    Der „Taugenichts“ ist kein Roman, es gibt dazu auch keine Leserunde etc. und warum sollten wir in einem Romankanon die Lyrik mit drin haben?




    Ist der "Hyperion" im engeren Sinne ein Roman? Oder philosophische Essayistik, in lyrische Prosa verpackt? Von Hölderlin gerne Gedichte in einem solchen Gattungskanon, aber einen der zehn Plätze bei den Romanen würde ich ihm nicht geben.


    Während ich den pikaresen Simplizissimus weiterhin für wert halte, gelesen zu werden. Wir haben in unserer deutschen Literatur so wenig Beispiele für humorvolle, lebenspralle Romane, als dass wir ein so gutes Beispiel dafür rausschmeißen sollten.


    Mit dem Verzicht auf Hoffmanns Romane kann ich mich aber auch befreunden, der hat in den kürzeren Gattungen Besseres geleistet.


    Danke, finsbury, in allen Punkten Zustimmung.


    Also was ich noch anbieten könnte und was die Aktenlage auch hergibt: den Hoffmann raus und dafür Hölderlin rein. Wollt ihr das?

  • Der „Taugenichts“ ist kein Roman, es gibt dazu auch keine Leserunde etc. und warum sollten wir in einem Romankanon die Lyrik mit drin haben?


    Mit dem Hinweis auf die Lyrik bezog ich mich auf einen meiner Vorredner. Dass der Vorschlag des Taugenichts nicht so ganz ernst gemeint war, ist am smilie unschwer zu erkennen.
    Auf meinen sehr wohl ernst gemeinten Vorschlag Die Nachtwachen des Bonaventura gehst du nicht ein. Nota bene - als Werk der Romantik und Ersatz für die Elixiere.



    Soll ich den „Stopfkuchen“ für den „Hyperion“ rauswerfen?


    Stellst du die Frage im Ernst? Wärst du dazu bereit? Wenn ja, musst du das aber erstmal in der Raabe-Leserunde begründen! :breitgrins:


  • Auf meinen sehr wohl ernst gemeinten Vorschlag Die Nachtwachen des Bonaventura gehst du nicht ein. Nota bene - als Werk der Romantik und Ersatz für die Elixiere.


    „Die Nachtwachen...“ kenne ich nicht, deshalb kann ich darauf auch nicht eingehen. Die Aufnahme in den Kanon würde das aber nicht hindern, aber eine Suchanfrage im Klassikerforum zeigt, dass auch das Klassikerforum weder eine Leserunde, eine Diskussion oder bisher eine Empfehlung zu diesem Roman bietet.



    Stellst du die Frage im Ernst? Wärst du dazu bereit? Wenn ja, musst du das aber erstmal in der Raabe-Leserunde begründen! :breitgrins:


    Mein Urteil zum „Stopfkuchen“ ist noch nicht endgültig. Ich hoffe wir können da in der Leserunde noch ausreichend diskutieren.

  • Mit dem Hinweis auf die Lyrik bezog ich mich auf einen meiner Vorredner. Dass der Vorschlag des Taugenichts nicht so ganz ernst gemeint war, ist am smilie unschwer zu erkennen.
    Auf meinen sehr wohl ernst gemeinten Vorschlag Die Nachtwachen des Bonaventura gehst du nicht ein. Nota bene - als Werk der Romantik und Ersatz für die Elixiere.



    Stellst du die Frage im Ernst? Wärst du dazu bereit? Wenn ja, musst du das aber erstmal in der Raabe-Leserunde begründen! :breitgrins:


    Bei den "Nachtwachen des Bonaventura" (1804), die ich mehrfach gelesen habe, ist schon bemerkenswert, dass über die Autorschaft des anonym erschienenen kleinen Werks abenteuerliche Spekulationen angestellt wurden. Man brachte Schelling, Brentano und wen sonst nicht noch ins Gespräch. Auch wenn die Autorschaft des Braunschweiger Theatermannes August Klingemann (1777-1831), somit eines mit Kleist Gleichaltrigen, feststehen dürfte, geben die "Nachtwachen" dennoch Rätsel auf und dürften in ihrer Art ziemlich allein in der Zeit dastehen.
    Sie sind ein frühes Zeugnis des später im 19. Jahrhundert so genannten "Nihilismus"und sind "finsterer" als die meisten zeitgenössischen Werke der Romantik. Kein verstehendes oder wohlwollendes Augenzwinkern darin. Übrig bleiben ein Hohngelächter und die Sicherheit, dass alles, woran sich der Mensch so klammert, vergänglich und eitel ist. Verspürt man etwa in Kotzebues "Kleinstädtern" spießige Behaglichkeit, die dem damaligen Theaterzuschauer seine Überlegenheit über die deutsche Enge nahelegt, so steht nach der Lektüre der "Nachtwachen", in denen ebenfalls die deutschspezifische Gestalt des Nachtwächters mit seiner Laterne erscheint, vor dem Leser ein großes NICHTS im fahlen Licht des Mondes. Und das in dem Jahr, in dem sich Bonaparte selbst die Krone des Kaisers der Franzosen aufsetzte.

  • Diese Liste ist Teil eines vierteiligen Romankanon. Die Idee dazu ist wie folgt entstanden:
    http://www.klassikerforum.de/i…70.msg51621.html#msg51621


    1.) Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch (1668) von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622 – 1676)
    656 Seiten; € 13,90
    [kaufen='3423123796'][/kaufen]


    Thread zu Grimmelshausen Simplicissimus:
    http://www.klassikerforum.de/i…87.msg38519.html#msg38519


    Eine Leserunde hat 2004 stattgefunden:
    http://www.klassikerforum.de/i…,624.msg5298.html#msg5298



    2.) Geschichte der Abderiten (1774/1780) von Christoph Martin Wieland (1733 – 1813) .
    390 Seiten; € 9,80
    [kaufen='3150003318'][/kaufen]


    Thread zu Wieland:
    http://www.klassikerforum.de/i…86.msg33210.html#msg33210



    3.) Anton Reiser (1785/1786) von Karl Philipp Moritz (1756 – 1793).
    531 Seiten; € 10,00
    [kaufen='3458339299'][/kaufen]


    Thread zu Karl Philipp Moritz:
    http://www.klassikerforum.de/i…25.msg23930.html#msg23930


    Es gibt einen Lesevorschlag zum Roman „Anton Reiser“:
    http://www.klassikerforum.de/i…pic,44.msg101.html#msg101



    4.) Siebenkäs (1796/1797) von Jean-Paul (1763 – 1825)
    596 Seiten; € 14,50
    [kaufen='3458326804'][/kaufen]


    Thread zu Jean-Paul:
    http://www.klassikerforum.de/i…87.msg12678.html#msg12678


    Eine Leserunde hat 2005 stattgefunden:
    http://www.klassikerforum.de/i…34.msg17126.html#msg17126



    5.) Hyperion (1797/1799) von Hölderlin (1770 – 1843)
    256 Seiten; € 9,90
    [kaufen='3423026774'][/kaufen]


    Thread zu Hölderlin:
    http://www.klassikerforum.de/i…62.msg18563.html#msg18563
    Eine Leserunde hat 2007 stattgefunden:
    http://www.klassikerforum.de/i…60.msg26422.html#msg26422



    6.) Die Wahlverwandtschaften (1809) von Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832
    368 Seiten; € 7,90
    [kaufen='3423124032'][/kaufen]


    Thread zu Goethe:
    http://www.klassikerforum.de/i…,881.msg9477.html#msg9477


    Es gab mal einen Lesevorschlag, der aber anscheinden nie zu einer Leserunde führte, dafür hier noch ein Thread zu den Wahlverwandschaften:
    http://www.klassikerforum.de/i…,585.msg4769.html#msg4769



    7.) Der grüne Heinrich (1854/1855) von Gottfried Keller (1819 – 1890
    955 Seiten; € 11,00
    [kaufen='3150182824'][/kaufen]


    Thread zu Gottfried Keller:
    http://www.klassikerforum.de/i…84.msg18795.html#msg18795



    8.) Der Nachsommer (1857) von Adalbert Stifter (1805 – 1868)
    768 Seiten; € 9,95
    [kaufen='3491961912'][/kaufen]


    Thread zu Adalbert Stifter:
    http://www.klassikerforum.de/i…36.msg12060.html#msg12060


    Es haben bereits zwei Leserunden zum „Nachsommer“ im Klassikerforum stattgefunden:
    2005:
    http://www.klassikerforum.de/i…35.msg19320.html#msg19320
    und 2011:
    http://www.klassikerforum.de/i…30.msg45729.html#msg45729



    9.) Stopfkuchen (1891) von Wilhelm Raabe (1831 – 1910)
    264 Seiten; € 6,40
    [kaufen='3150093937'][/kaufen]


    Thread zu Wilhelm Raabe:
    http://www.klassikerforum.de/i…95.msg12748.html#msg12748


    Eine Leserunde zu „Stopfkuchen“ hat gerade begonnen:
    http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,4668.0.html



    10.) Der Stechlin (1897) von Theodor Fontane (1819 - 1898).
    560 Seiten; € 12,90
    [kaufen='3423125527'][/kaufen]


    Thread zu Theodor Fontane:
    http://www.klassikerforum.de/i…80.msg15235.html#msg15235


    Eine Leserunde hat 2004 stattgefunden:
    http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,1049.0.html

  • Also ich mochte zwar die Wahlverwandtschaften, würde aber lieber den Werther sehen.. ist immerhin ein (Brief-)Roman und passt daher auch rein.. oder nicht?