Klassiker, die niemand liest

  • Hallo !


    Nachdem schon festgestellt wurde, dass Proust nicht gelesen wird und mir diese Woche aufgefallen ist, dass auch die gesammelten Werke von Virginia Woolf in Deutschland erst Anfang 1989 - 1995 herausgegeben wurden, würde mich interessieren, welche lesenswerten, verkannten/unbekannten Klassiker ihr kennt ?


    Grundsätzlich würde ich sagen, werden Klassiker außerhalb der Schule wenig gelesen, was zumindest den Vorteil hat, dass man in der Bib neue, fast ungelesene Exemplare ausleihen kann oder antiquarische Bücher immer in sehr gutem Zustand sind :breitgrins:


    LG von Steffi

  • hi steffi


    ich denke mal, dass die russen ebenfalls nicht zu den zerflederten exemplaren in bücherschränken gehören


    und ob grass wirklich so oft gelesen wird wie MRR das gerne hätte bin ich mir ebenfalls nicht sicher - die verkaufszahlen sprechen zwar anders aber in meinem stamm-antiquariat gibts massenhaft "ungelesene" grass-romane
    verschiedenster auflagen - könnte mich aber irren


    lg enderlin

    mein lieblingsbuch deutscher sprache: mein name sei gantenbein
    <br />mein nicht deutsches lieblingsbuch: der englische patient

  • Hallo zusammen


    mir kommt es so vor als ob auch italienische Schriftsteller der Renaissance nur sehr selten gelesen bzw. erwähnt werden, der bekannteste mag noch Dante sein. Aber von Petrarca hört man schon weniger und weitere fallen mir schon nicht mehr ein.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • ja die italiener


    ich hab mir das DEKAMERON von Giovanni BOCCACCIO am flohmarkt gekauft


    doch muss ich zugeben, dass ich nur ab und zu darin lese
    mag sein dass das alle so machen - es sind ja einzelne (lustige :P + erotische :knuddel: ) geschichten


    enderlin

    mein lieblingsbuch deutscher sprache: mein name sei gantenbein
    <br />mein nicht deutsches lieblingsbuch: der englische patient

  • Hallo Hr. Enderlin,


    und ob grass wirklich so oft gelesen wird wie MRR das gerne hätte bin ich mir ebenfalls nicht sicher - die verkaufszahlen sprechen zwar anders aber in meinem stamm-antiquariat gibts massenhaft "ungelesene" grass-romane


    Da hast Du sicher recht, gerade bei den Büchern mit hoher Auflage, die vorher in den Medien gelobt wurden, kann man davon ausgehen, dass viele ungelesen bleiben.


    ich hab mir das DEKAMERON von Giovanni BOCCACCIO am flohmarkt gekauft
    doch muss ich zugeben, dass ich nur ab und zu darin lese


    Das Dekameron ist ja auch kein Buch, das man von Anfang bis Ende durchlesen muss, aber wie Du schon sagst, man kann immer wieder darin lesen. Meine Lieblingserzählung daraus, ist übrigens die 1. Erzählung des 1. Tages. Wie gefällt Dir diese Erzählung?


    Gruß


    Hubert


  • hallo hubert


    ich musste erst nachsehen - war ja schon länger her :smile:


    selbstverständlich (50% der geschichten sind kurzweilig)


    da sollte man ja auch noch erwähnen, dass sehr viele gechichten darin enthalten sind, welche die kirche und das damalige "pfaffentum" verspotten


    sehr schön ist beim dekameron überhaupt, dass man einen "lockeren" einblick in das italien des 14. jahrhunderts bekommt



    enderlin

    mein lieblingsbuch deutscher sprache: mein name sei gantenbein
    <br />mein nicht deutsches lieblingsbuch: der englische patient

  • Wer ja nun wirklich völlig und immer wieder vergessen wird, das ist Jorge Luis Borges.
    Man hat es ja immer wieder mal probiert (Hanser, Fischer, neuerdings Eichborn), aber irgendwie wird er nicht so recht wahrgenommen. Obwohl sich, böse übertrieben, Eco mit Borges' Ideen einen Ast verdient.
    Wer fast noch mehr vergessen wird, weil selbst die Literaturkritik kaum über ihn schreibt, ist Julio Cortázar. Dabei ist Julio Gott! Zumindest, was seine Erzählungen angeht, die Romane sind gewöhnungsbedürftig.


    Und wer eines Tages mal ein Klassiker wird und jetzt schon unverständlicherweise ignoriert wird, das ist Jan Kjaerstad. (Wenn hier jemand Norwegisch kann, so soll er doch bitte, bitte Kjaerstad und Bringsvaerd übersetzen!!!!!)


    Bei deutschsprachigen Autoren fallen mir da Robert Walser ein und Paul Scheerbart, in diesem Zusammenhang natürlich auch Kurd Laßwitz.
    Bei den Engländern Chesterton und Kipling. Die Namen kennen natürlich viele, aber wer hat denn schon Kiplings Erzählungen gelesen (außer vielleicht DIE DSCHUNGELBÜCHER) oder Chestertons DER MANN, DER DONNERSTAG war?


    Bei den Franzosen würde mir da Valery Larbaud einfallen - oder moderner Georges Perec, der ja wie auch Calvino (da ich gerade sein Zitat oben rechts in der Ecke sehe) zu OuLiPo gehörte.


    Auch versuchte ich gerade mal, DIE VERGESSENE WELT von A. C. Doyle irgendwo in der Haffmans-Ausgabe zu finden und stellte dabei fest, dass es an sich im Buchhandel nur noch eine Kinderausgabe von Arena gibt.


    Es gibt sicher Millionen vergessene und nicht gelesene Autoren. Wieland, wer liest schon Wieland?


    Ralph

  • hallo ralph


    freut mich dass du ins klassikerforum gefunden hast


    welcome


    enderlin :winken:

    mein lieblingsbuch deutscher sprache: mein name sei gantenbein
    <br />mein nicht deutsches lieblingsbuch: der englische patient

  • Hallo !


    Wow, jetzt haben wir ja schon eine ganze Menge beisammen. Und ich muß gestehen, daß ich von einigen noch nie gehört habe !


    @Ralph:


    Was ist denn OuLiPo ? Und in welcher Sprache hast du Jan Kjaerstad gelesen ? Und wen von "deinen Vergessenen" würdest du besonders empfehlen ? Deine Schilderungen klingen nämlich so begeistert, daß ich einen davon bestimmt lesen werde !


    Gruß von Steffi

  • Hallo und Danke für die liebe(n) Begrüßung(en)!


    OuLiPo ist eine französische Schriftsteller-äh-Vereinigung (?), die übersetzt sowas wie Werkstatt für potentielle Literatur heißt. Da haben sich einige lustige Autoren zusammengefunden und herumexperimentiert.


    Was ich von meinen vergessenen Klassikern am meisten empfehlen würde? Gemeine Frage... Aber ich denke mal, die Erzählungen von Cortázar oder wenn Du was sehr charmantes (sowas wie In 80 Tagen um die Welt etc.) lesen möchtest: Chesterton, Der Mann der Donnerstag war.
    Cortázar ist relativ modern, "aber" SEHR gut.


    Kjaerstad habe ich leider nur in deutsch gelesen, kann ja kein Norwegisch. Und die Verlage lassen sich unerträglich viel Zeit mit Übersetzungen. Von ihm zu empfehlen ist eigentlich alles ausser HOMO FALSUS, aber besonders schön finde ich "Der Verführer".


    Grüße,


    Ralph

  • Hallo Ralph,


    irgendwie hatte ich völlig vergessen Dich zu begrüßen. Du bist trotzdem hier im Klassikerforum herzlich willkommen. Als Buchhändler, oder zumindest im Buchhandel tätig kannst Du uns sicher viele Tipps und Ratschläge geben. Du hast gepostet:


    Wer ja nun wirklich völlig und immer wieder vergessen wird, das ist Jorge Luis Borges.


    Ob Borges wirklich so viel gelesen wird, wie er es verdient hätte, weiß ich natürlich nicht, aber dass er völlig und immer wieder vergessen wird, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mir ist z.B. aufgefallen, dass in „sogenannten“ Kanons, wenn überhaupt Lateinamerikaner auftauchen, der Argentinier Borges immer dabei ist, Octavio Paz und Alejo Carpentier dagegen wirklich grundsätzlich fehlen. Als Beispiel sei der folgende Kanon angeführt, der meiner Meinung nach noch zu den Besten gehört, die ich kenne:


    http://www.klassikerforum.de/forum/viewtopic.php?t=78


    Ich habe von Borges die Erzählbände „Das Aleph“ und „Fiktionen“ gelesen und obwohl ich weiß, dass Borges zu den einflussreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts gehört (nicht nur bei Ecco, sondern auch bei Updike, ´Márquez u.a. kann man Parallelen zu Borges Werk feststellen), bin ich mir nicht sicher, ob ich Borges in einen Kanon mit 50 Werken der Weltliteratur aufnehmen würde. Wie siehst Du das als Fachmann?


    Gruß von Hubert

  • Hallo allerseits
    Hallo Ralph /erde 7 :breitgrins:


    Ich stöbere gerade hier so rum und entdecke diesen alten Link und stoße dabei auf:


    Zitat

    Wer ja nun wirklich völlig und immer wieder vergessen wird, das ist Jorge Luis Borges.
    Man hat es ja immer wieder mal probiert (Hanser, Fischer, neuerdings Eichborn), aber irgendwie wird er nicht so recht wahrgenommen. Obwohl sich, böse übertrieben, Eco mit Borges' Ideen einen Ast verdient.


    Ich kenne Borges gar nicht (siehe Thema des Threads :smile: ), außer dass mir scheint, dass er irgendwo im "Name der Rose" vorkommt. Aber das könnte jetzt auch ein ähnlicher Name sein.
    Da ich von Eco aber sehr viel gelesen habe, sag mir doch bitte mal, wie Du das oben gesagte meinst.
    So könnte besagter Borges vielleicht für mich interessant werden und eine Leserin mehr finden!


    einen schönen Tachnoch :smile:


    :winken:


    Daniela

    &quot;Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde.&quot; - John Irving

  • Jetzt stoße ich doch glatt auch mal auf diesen Thread.
    Was mich ein wenig gewundert hat, war die Einschätzung, daß Grass nach der Meinung von MRR viel mehr gelesen werden müsse. Auf die 'älteren' Werke mag das ja zutreffen, aber ich habe keine positive Kritik von MRR über die letzten Werke von Grass im Ohr.
    Wer meines Erachtens auch verhältnismäßig wenig Beachtung bekommt sind Musil, Döblin, Grillparzer, Bonaventura und Holz (auch wenn sie in den meisten Kanons - ist das tatsächlich der Plural? - aufgeführt werden, so werden sie wohl recht selten gelesen).

  • Hallo zusammen!
    Hallo berch!


    Ist es nun definitv Klingemann? Ich erinnere ich an eine Zeit, da jährlich 2 neue Namen auf den Markt geworfen wurden als Auflösung des Pseudonyms ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,
    also ob das jetzt tatsächlich das amtliche Endergebnis ist, weiß ich nicht. Es ist zumindest der letzte Name, den ich meine, in diesem Zusammenhang gelesen zu haben. Ich nehme mal an, daß die Spekulationen darüber nie so ganz abreißen werden, genauso wenig die die Diskussionen darüber, ob Shakespeares Stücke wirklich alle von Shakespeare geschrieben wurden.
    Soweit ich weiß liegt ja zumindest kein eindeutiges 'Bekennerschreiben' für die Nachtwachen vor.
    Zumindest hat es soweit geholfen, als daß Du nun weißt, wen ich meinte :zwinker:


    Gruß
    Berch