August 2003: Moby Dick

  • Hallo zusammen


    Zitat

    Auf jeden Fall plädiert er für Toleranz gegenüber Andergläubigen


    Deshalb wird Ismael von Kapitän Bildad auch als "Hethiter" verspottet. Laut Anhang ein Volksstamm der "großzügig war in der Aufnahme vieler Götter und Kulte". Es gipfelt in dem Plädoyer Ismaels für den Glauben. Und darin haben auch Queequeg und sein "Jojo" Platz.


    die Toleranz kommt auch gut im Kapitel 17 zutage wenn Ismael über Queequeg sagt "Lassen wir ihn wie er ist, ...und der Himmel erbarme sich unser aller....denn in gewissem Sinne haben wir alle einen schrecklichen Sprung im Schädel und bedürfen der Heilung."


    Kurz, bündig und m.E. auf den Punkt gebracht.


    Zitat


    Ist euch aufgefallen, daß auf dem Umschlag des Buches das Wort "Roman" fehlt? Ich denke das hat einen guten Grund. Denn Kapitel wie "Der Anwalt" sprengen den Rahmen und man liest plötzlich eine Streitschrift für den Walfang. Ich würde das Buch auch nicht guten Gewissens als Roman bezeichnen, denn Melville schweift oft in die Geschichte oder Philosophie ab. Und dieses "mehr" macht für mich den Reiz des Buches aus.


    Philosophie, Poesie (empfand ich stark am Ende des Kapitel 23 Land in Lee), Zwiegespräch alles ist vorhanden. Hat euch das Kapitel "Der Anwalt" nicht auch an ein Kapitel im "Ulysses" erinnert? (auswendig weiß ich jetzt nicht wie es hieß)


    Aussage - Frage - Argument:


    "Der Wal hat keinen berühmten Schriftsteller und der Walfang keinen berühmten Chronisten, werdet ihr sagen.
    Der Wal keinen berühmten Schriftsteller und der Walfang keinen berühmten Chronisten? Wer schrieb denn....." usw.


    ihr habt absolut recht, jedes Kapitel strömt seinen eigenen Reiz aus.


    zu den 2 Kapiteln "Ritter und Knappen" (Kapitel 26 und 27) hat ihn "Don Quijote" inspiriert, wie der Anhang hinweist.


    im Kapitel 32 wird es Wissenschaftlich: Cetologie


    in diesem bin ich gerade. Aber ihr braucht nicht auf mich zu warten. Ich möchte euren Lesefluss nicht unterbrechen. Ich hol schon noch auf :)


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • hallo zusammmen


    sorry
    ich hab versprochen mitzulesen und war dann, was ich damals nicht bedacht habe die erten 3 augustwochen im urlaub. lese derzeit "das glasperlenspiel" und hab ganz auf "moby dick" vergessen.
    bin seit gestern wieder am PC und hab mir die postings von euch allen durchgelesen was mir ziemlich viel appedit auf dieses grosse buch macht.
    werde später mal meine eindrücke nachreichen.


    zur übersetzung: ich habe einige, der von euch zitierten textstellen mit meiner (ebenfalls aus dem amerk. übersetzten) version verglichen und dabei festgestellt dass der unterschied nicht allzu gross ist.
    in dieser neuen übersetzung, so mein eindruck, ist die sprache "älter".
    das ist eben der vorteil wenn man "deutsches" liest - da kann kein übersetzer was modernisieren


    ich wünsche euch weiterhin viel spass bei moby dick und beneide euch um den "anhang" + "glossar" der der neuen übersetzug


    enderlin - der sich jetzt wieder josef knecht / magister ludi widmet

    mein lieblingsbuch deutscher sprache: mein name sei gantenbein
    <br />mein nicht deutsches lieblingsbuch: der englische patient

  • Hallo Enderlin
    schön, wieder von dir zu hören :)


    vielleicht klappt es ja ein anderes Mal mit einer gemeinsamen Leserunde.


    @Matrosen :breitgrins:
    seit ihr in letzter Zeit mal in einer Buchhandlung gewesen?
    In meiner ist das Thema Moby-Dick sehr schön aufgebaut gewesen. Verschiedene Übersetzungen, das Hörbuch, Bilder über die Seefahrt, Muscheln, andere Bücher über ähnliche Themen, u.a. auch ein historischer Roman: Ahab's Frau von Sena Jeter Naslund.


    Kennt jemand bereits das Buch?


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen


    Im Anhang werden auf die Zusammenhänge mit Shakespeare aufmerksam gemacht, insbesondere auf Lear, Hamlet, Macbeth, aber erst in den Kapiteln 36 - 40 kam mir das so richtig deutlich hervor.


    Ahab von Dämonen gejagt, seine Ansprache an die Mannschaft (Kapitel 36) und das Speerkreuzen, sein innerer Monolog (Kapitel 37), die unheilvolle Stimmung die Starbuck in dem aussagekräftigen Kapitel 38 namens "Dämmerung", Stubbs' Nachtwache - der sein Heil in Scherzen sucht: Weil Lachen die klügste und einfachste Antwort auf alles Seltsame ist...
    Kapitel 40 "Mitternacht, auf der Back", Unheil schwingt in diesen Kapiteln mit, aber die Seeleute angetrunken tanzen wie die Kobolde, ein Matrose kam sogar aus St. Jago (ein Shakespeare Bösewicht in Othello?).


    auf mich Leser wirkt das so, als ob das Unheil unabwendbar ist. Was es natürlich auch ist, das wissen wir bereits, aber ich meine die Stimmung, die rüberkommt. Beklemmend.


    Hätte so eine Mannschaft überhaupt eine Chance zur Gegenwehr gehabt oder nimmt eine solche Gestalt wie Ahab, Menschen getrieben von Dämonen, andere wirklich so in den Bann der "Bewegungsunfähigkeit" im Denken und Handeln. Starbuck: Doch meine Uhr ist abgelaufen, und um mein Herz, das alles richtende Gewicht, jetzt wiederaufzuwinden, fehlt mir der Schlüssel.


    Im Kapitel 37 "Sonnenuntergang" empfindet Ahab sich als Prophet und Vollstrecker. Da ihm ein Bein verloren ging muß er Rache üben:
    Mich abbringen vom Kurs? Der Weg zu meinem festgefügten Vorsatz läuft auf Eisenschienen, den Gleisen meiner Seele. ... Nichts hindert mich, nichts lenkt mich ab auf meiner ehernen Bahn.


    Der Anhang erklärt hier:
    "Eisenbahnschienen: der Selbststilisierung Ahabs als Lokomotive, die ihre vorhersehbare eherne Bahn unaufhaltsam vorwärts stürmt, liegt der rasante Ausbau des Eisenbahnnetztes im Nordosten der heutigen USA zugrunde... Im vorletzten Kapitel wird der pünktlich wiederauftauchende Pottwal mit dem >>mächtigen eisernen Leviathan der modernen Eisenbahn<< verglichen."


    Ich frage mich nur wer hier der Leviathan ist, Ahab oder Moby Dick?


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    auch ich bin nun bis zum schon gerühmten Kapitel "Das Weiss des Wals" vorgedrungen. Melville/Ismael will uns nochmal überzeugen, dass Moby Dick die Inkarnation des Bösen ist.
    Dies soll nochmals durch das Attribut weiss unterstrichen und verstärkt werden. Dieses Kapitel hat aber bei mir eher das Gegenteil bewirkt - durch die vielen Argumente für das Böse, dass die Farbe weiß ausdrücken soll, wirkt es für mich, als ob Ismael sich selbst überzeugen muss, warum er Ahabs Jagd folgt. Er versucht sich damit zu überreden, dass er die Farbe weiss so hervorhebt. Allerdings würde ich den Momant der psychischen Abhängigkeit Ismaels bzw. fast der gesamten Mannschaft von Ahab im Kapitel "Achterdeck" sehen, das mich wesentlich mehr beeindruckt hat.


    Zum ersten Mal, scheint es mir, wird im Roman eine unheimliche, intensive Spannung erzeugt, die ironische Leichtigkeit ist völlig verschwunden und der Leser taucht ein in die Abgründe des Charakters von Ahab. Und dass es nicht nur um billige Rache für das abgebissene Bein geht, wird gleich klar: " Alles was du siehst, gleicht einer Pappenmaske. In allem aber, was geschieht - im echten Handeln, in bedenkenlosen Tat -, scheint das Gebilde eines unbekannten, jedoch vernunftbegabten Dings hinter der vernunftlosen Maske auf." Das beziehe ich nicht nur auf Moby Dick sondern ich verstehe es auch in philosophischem Sinn - die Suche nach dem Sinn des Lebens, die Suche nach Gott !? Hier taucht das Grauen auf (die Natur?), mit dem der Mensch nur umgehen kann, wenn er Regeln akzeptieren lernt, die hinter der tatsächlichen Realität verborgen sind. Ist das nicht auch der Hintergrund von Religionen ? Und führen uns die Erklärungen der Naturwissenschaften nicht deshalb immer weiter von Religion und Philosophie weg, weil die Regeln der Natur immer mehr verstanden werden ?


    Maria schrieb:

    Zitat

    Hätte so eine Mannschaft überhaupt eine Chance zur Gegenwehr gehabt oder nimmt eine solche Gestalt wie Ahab, Menschen getrieben von Dämonen, andere wirklich so in den Bann der "Bewegungsunfähigkeit" im Denken und Handeln.


    Ich glaube, mehrere Jahre an Bord eines Walfängers, da muss jeder wissen (und sich damit abfinden) wo sein Platz ist. Eins wird ja unmißverständlich klar, auch Starbuck, der Zweifler, muß sich den Autorität Ahabs beugen, damit der kleine Kosmos der Pequod weiter funktionieren kann.


    Für mich war das bisher das stärkste Kapitel, wenn auch die Übreschriften der zwei nachfolgenden "Sonnenuntergang" und "Dämmerung" auf drohendes Unheil hinweisen.


    Interessant finde ich dabei auch die zwei verschiedenen Ansatzpunkte: Ahab versucht seine Dämonen zu töten während Ismael sich mit den Dämonen auseinandersetzt und massenweise Erklärungen dazu abgibt :smile: Da stellt sich doch nun auch die Frage, um welche Dämonen es sich handelt ? Ich finde es bisher schwer, darauf eine passende Antwort zu finden.


    Gruß von Steffi

  • Hallo


    Was mir, neben dem eigentlichen Inhalt des Textes, auffällt, ist die allmähliche Veränderrung der Sprache Ismaels. Während die ersten 190 Seiten von "ironischer Leichtigkeit" (Steffi) getragen werden, viel Witz und Humor die Geschichte begleitet, nimmt dieser Stil m.E. bereits seit Kapitel 24 (Der Anwalt) stetig ab.
    Die eigentliche Geschichte wird nicht mehr vorran getrieben. Erklärungen, Erläuterungen, pseudowissentschaftliche Schnurren (Anmerkungen) im Kapitel 32 (Cetologie) bestimmen den Text.
    Wobei ich diesen meinen Eindruck nicht negativ gemeint verstanden wissen will! Zum Verständniss des Walfängers sicher sehr wertvolle Westentaschenkapitel; auch geeignet, an manchen Stellen Spannung aufzubauen, was den weiteren Verlauf der Geschichte betrifft.
    Aber, wie ich bereits vielleicht andeutete, ich vermisse den Erzähler Ismael, der uns von der Inselstadt der Manhattos über Nantucket bis aufs Schiff führte.


    @ Ikarus
    Du hast ja Recht: Hab´ mich wirklich besch..... ausgedrückt in diesem Satz.
    Ich meinte, wir lassen uns einfach dadurch verstören, dass jemand "anders" ist als wir selber. Auf die Form, Größe, oder eben die Farbe kommt es m.E. gar nicht an.


    Habe jetzt dasKapitel 48 (In den Booten) hinter mir.


    :zwinker: Ein Kapitel, in dem "die eigentliche Erzählung der Geschichte Ismaels" wieder aufgenommen wird :zwinker:


    Schöne Grüße
    Rainer

  • Hallo zusammen


    Rainer:

    Zitat

    Was mir, neben dem eigentlichen Inhalt des Textes, auffällt, ist die allmähliche Veränderrung der Sprache Ismaels. Während die ersten 190 Seiten von "ironischer Leichtigkeit" (Steffi) getragen werden, viel Witz und Humor die Geschichte begleitet, nimmt dieser Stil m.E. bereits seit Kapitel 24 (Der Anwalt) stetig ab.


    und er macht sein Testament und verschließt es fest in seiner Seekiste. Ich finde auch der Ton wird ernster!


    zu dem Kapitel 42: Das Weiß des Wals
    kann auch ich den Argumenten Ismaels nicht so recht glauben, daß das Weiss die Inkarnation des Bösen ist. Vielleicht hat Melville damit auch gerechnet, wenn er in diesem Kapitel schreibt:

    Wir wollen es versuchen. Doch so eine subtile Sache erfordert ein subtiles Vorgehen, und ohne Vorstellungskraft kann niemand einem anderen in diese Gewölbe folgen...


    mir fehlt wohl die Vorstellungskraft :rollen:


    Jemand hat schon erwähnt, daß das Unheil bereits so nach und nach angekündigt wird, besonders der Traum von Stubbs (Kapitel 34, Mab, die Feenkönigin) kündigt es an. Diese Kürze in vielen Kapiteln empfinde ich besonders eindringlich.


    Für alle die keinen Anhang haben noch die erklärenden Worte zu dem Kapitel 47: Der Mattenweber:


    "Webstuhl der Zeit: die zentrale Metapher des Webens kommt schon in der Bibel vor (z.B. Hiob 7:6 und Jes. 38:12). Ismael nimmt hier seine Anspielung auf die Parzen als >>Regisseure<< seines Schicksals aus dem 1. Kap. wieder auf, freilich in abgewandelter Form, da er nun >>eigenhändig<< sein Geschick verwebt. Melvilles Wortwahl erinnert zudem deutlich an Carlyles Übersetzung ... der Worte des Erdgeists in Goethe Faust:


    "in Lebensfluten, Im Tatensturm
    Wall' ich auf und ab,
    Webe hin und her!
    Geburt und Grab,
    Ein ewiges Meer,
    Ein wechselnd Weben,
    Ein glühend Leben,
    So schlaff ich am sausenden Webstuhl der Zeit
    Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid"


    Melvilles einweben von Literatur (Goethe, Milton, Shakespeare, Bibel usw.) imponiert mir sehr.


    Konntet ihr etwas mit Fedallah anfangen und diese Chinesische Mannschaft? Trotz Anhang ist es schon seltsam. So geheimnisvoll versteckt vor der Mannschaft und plötzlich tauchen sie auf.


    Erinnert mich an Effie Briest von Fontane, die sich immer vor dem Geist des Chinesen gefürchtet hat. Ob Fontane Moby-Dick gelesen hatte?


    komme nun zu Kapitel 50
    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen


    Ich habe gerade das 55. Kapitel "Über die ungeheuerlichen Zerrbilder von Walen" gelesen. Melville beschreibt und kommentiert darin viele historische Waldarstellungen. Damit man sich die besser vorstellen kann, stelle ich sie mal mit den dazugehörigen Zitaten aus dem Buch hier rein.


    "Das älteste noch vorhandene Bildnis überhaupt, das angeblich den Wal zeigt, findet sich aller Wahrscheinlichkeit nach in dem berühmten Grottentempel im indischen Elephanta."


    [Blockierte Grafik: http://www.iath.virginia.edu/melville/elephanta.jpg]


    "... unter Gelehrten als Matse Avatar bekannt. Das Relief zeigt zwar ein Wesen, das halb Mensch und halb Wal ist, und dabei vom letzteren nur den Schwanz, doch selbst dieser kleine Teil des Tieres ist völlig falsch dargestellt."


    [Blockierte Grafik: http://www.iath.virginia.edu/melville/matse.jpg]


    "Auch Hogarth macht es keinen Deut besser, wenn er in seinem Bild >Der hinabfahrende Perseus< dieselbe Szene malt."


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    "Dann wären da noch die Prodromus-Wale des altehrwürdigen Schotten Sibbald...


    [Blockierte Grafik: http://www.iath.virginia.edu/melville/balana.jpg]


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    ...und Jonas Wal, wie er auf Stichen in alten Bibeln und Holzschnitten in alten Fibeln dargestellt wird."


    [Blockierte Grafik: http://www.iath.virginia.edu/melville/jonah.jpg]


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    "Was den Buchbinderwal betrifft, der sich wie eine Weinrebe um den Stock eines fallenden Ankers windet..."


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    "Auf dem Titelblatt der Erstausgabe der >Vermehrung der Wissenschaften< werdet ihr so manchen merkwürdigen Wal finden."


    [Blockierte Grafik: http://www.iath.virginia.edu/melville/verulam.jpg]


    "Einer dieser Stiche zeigt die Wale, wie sie, großen Baumstammflößen gleich, zwischen Eisinseln im Wasser liegen, dazu große Eisbären, die ihnen über den schwankenden Rücken laufen. In einem anderen Stich hat man den unglaublichen Schnitzer begangen, den Wal mit senkrecht aufragender Fluke darzustellen."


    [Blockierte Grafik: http://www.iath.virginia.edu/melville/fishery.jpg]


    "Dieses Buch enthält eine Skizze, vorgeblich ein >Abbild eines Physeter- oder Spermazetwales, maßstabsgetreu nach einem Thiere gezeichnet, welches im August 1793 vor der Küste von Mexiko erlegt und an Bord gehievt ward<."


    [Blockierte Grafik: http://www.iath.virginia.edu/melville/colnett.jpg]


    "Des weiteren veröffentlichte im Jahre 1825 Bernard Germain, der Graf de Lacépède, ein bedeutender Naturforscher, eine wissenschaftliche, systematische Abhandlung über Wale, die etliche Abbildungen der verschiedenen Spezies des Leviathans enthält. Diese sind nicht nur allesamt fehlerhaft...


    [Blockierte Grafik: http://www.iath.virginia.edu/melville/lacepede2.jpg]


    ...die Abbildung des Mysticetus oder Grönlandwals (das heißt, des Glattwals) findet überdies selbst Scoresby zufolge (einem erfahrenen Manne, der sich mit dieser Spezies auskennt) keinerlei Entsprechung in der Natur."


    [Blockierte Grafik: http://www.iath.virginia.edu/melville/lacepede.jpg]


    Viele Grüße
    ikarus

    &quot;Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand&quot; (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen
    Hallo Ikarus


    danke für die Bilder, sehr anschaulich und wird mir vor Augen sein, wenn ich das Kapitel 55 lese.


    Kurze Frage zu Kapitel 51 "Der Geisterspaut"
    gleich zu anfang heißt es "die elfenbeinweiße Pequod"!


    Meine ich es nur, oder taucht hier zum 1. Mal eine farbliche Beschreibung des Schiffes auf?


    Ich bin nochmals zurück zu Kapitel 16 "Das Schiff" aber dort wird die Farbe des Schiffes nicht erwähnt.


    Seltsam, daß der Jäger ebenfalls weiß ist wie der Gejagte.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen !


    Danke, ikarus, auch für einen analogen Modembenutzer :zwinker: sind die Bilder ein wahrer Genuß - allerding scheint, dass Melville neben Walen auch Seejungfrauen und Seeschlangen zu den Walen gezählt hat.


    Maria, das mit dem zweimal weiß wäre mir gar nicht aufgefallen, ist aber auf jeden Fall interessant.


    Die plötzlich auftauchende Spezial-Crew hat mich auch etwas irritiert - vielleicht könnte man sie auchals die Personifizierung der Rache Ahabs, also gewissermaßen ein Teil seiner gespaltenen Persönlichkeit, ansehen ?


    Wie Rainer schon schrieb, bin ich auch froh, dass jetzt die eigentliche Geschichte weitergeht - besonders amüsiert hat mich die Beschreibung, wie sich die Kapitäne von Walfängern begrüßen, in ihren kleinen Booten mühsam das Gleichgewicht haltend :breitgrins: Tja, auch auf See gibts schließlich gesellschaftliche Regeln !


    LG von Steffi

  • Hallo JMaria


    Zitat

    Kurze Frage zu Kapitel 51 "Der Geisterspaut"
    gleich zu anfang heißt es "die elfenbeinweiße Pequod"!


    Das ist mir auch aufgefallen und ich bin etwas stutzig geworden.


    Zitat

    Meine ich es nur, oder taucht hier zum 1. Mal eine farbliche Beschreibung des Schiffes auf?


    Ich bin nochmals zurück zu Kapitel 16 "Das Schiff" aber dort wird die Farbe des Schiffes nicht erwähnt.


    Ich habe auch nochmal dahin zurückgeblättert und dort steht auf S. 133: "Wirbelstürme und Kalmen auf allen vier Weltmeeren hatten ihren alten Rumpf über Jahre so dunkelbraun gebeizt und gegerbt, daß er an einen französischen Grenadier gemahnte, der in Ägypten wie auch in Sibirien gefochten hatte."


    Eine solche Ungereimtheit taucht auch in Kap. 63 auf, als Ahab plötzlich ein Steuerrad in der Hand hat, obwohl vorher (in Kap. 16) von einer "Pinne" aus Walknochen die Rede war. In den Anmerkungen heißt es dazu: "einer der von Melville vor Drucklegung nicht mehr beseitigten Widersprüche im Text."


    Mit der plötzlich weißen Pequod verhält es sich wahrscheinlich genauso. Vielleicht war Melville noch so von seinen Gedanken über die weiße Farbe eingenommen, daß nun auch das Schiff weiß sein mußte. Überhaupt taucht seit dem 42. Kapitel das Wort "weiß" sehr oft auf. (Oder ich achte seither nur mehr darauf).


    Viele Grüße
    ikarus

    &quot;Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand&quot; (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen


    Zitat von "Ikarus"

    Eine solche Ungereimtheit taucht auch in Kap. 63 auf, als Ahab plötzlich ein Steuerrad in der Hand hat, obwohl vorher (in Kap. 16) von einer "Pinne" aus Walknochen die Rede war. In den Anmerkungen heißt es dazu: "einer der von Melville vor Drucklegung nicht mehr beseitigten Widersprüche im Text."


    Widersprüche:
    das passiert wohl, wenn man an einem Werk immer wieder herumfeilt.


    Kapitel 54 "Die Geschichte der "Town-Ho" ist stark von schwarz-weiß Denken (gut und böse) durchzogen. Ist man von Melville garnicht gewohnt, und als ob er es ahnt, erklärt er dem Leser:

    Diese meine Vorstellung mag richtig oder falsch sein, Gentlemen, auf jeden Fall war Steelkilt ein edles Geschöpf, großgewachsen, mit einem römischen Haupte...


    Rodney der Steuermann war häßlich wie ein Maultier und ebenso zäh, störrisch und arglistig. Er liebte Steelkilt nicht, und der wußte das....



    Komplikationen sind vorbestimmt. Was mich beeindruckt ist Melville Menschenkenntnis, die in dem Buch immer wieder einfließen, auch in diesem Kapitel 54:


    Wie ihr nun alle wohl wißt, geschieht es nicht selten in dieser uns wohlbekannten Welt - ob nun zu Wasser oder zu Lande - , daß ein Mensch, dem man Befehlsgewalt über seine Mitmenschen gegeben hat, gegen einen anderen, den er für deutlich stolzer und mannhafter hält als sich selbst, fllugs eine unüberwindbare, tief verbitterte Abneigung empfindet....


    Zitat von "Steffi"

    Ich glaube, mehrere Jahre an Bord eines Walfängers, da muss jeder wissen (und sich damit abfinden) wo sein Platz ist. Eins wird ja unmißverständlich klar, auch Starbuck, der Zweifler, muß sich den Autorität Ahabs beugen, damit der kleine Kosmos der Pequod weiter funktionieren kann.


    diese Lektion muß doch Ismael hart ankommen, denn er spricht doch immer von der Freiheit des Meeres. Ich finde das Gegenteil ist der Fall, es gibt doch nicht Unfreieres als ein Walfangschiff mit diesem rachsuchtgeplagten Kapitän.


    Zitat von "Steffi"

    " Alles was du siehst, gleicht einer Pappenmaske. In allem aber, was geschieht - im echten Handeln, in bedenkenlosen Tat -, scheint das Gebilde eines unbekannten, jedoch vernunftbegabten Dings hinter der vernunftlosen Maske auf." Das beziehe ich nicht nur auf Moby Dick sondern ich verstehe es auch in philosophischem Sinn - die Suche nach dem Sinn des Lebens, die Suche nach Gott !? Hier taucht das Grauen auf (die Natur?), mit dem der Mensch nur umgehen kann, wenn er Regeln akzeptieren lernt, die hinter der tatsächlichen Realität verborgen sind. Ist das nicht auch der Hintergrund von Religionen ? Und führen uns die Erklärungen der Naturwissenschaften nicht deshalb immer weiter von Religion und Philosophie weg, weil die Regeln der Natur immer mehr verstanden werden ?


    Du meinst, solange die Seeleute noch recht unwissend sind und abergläubig, sind sie der Natur und somit Gott mehr verbunden, bzw. achten sie mehr?


    Das ist ein interessanter Gedanke.


    Hätte Ahab sich besser mit seiner Situation abfinden können, wenn er nicht die Seekarten und das gesammelte Wissen über diesen Wal gehabt hätte?


    Möglich ist das.


    Mich hat sein Verhalten schon sehr erschreckt, als er erzählt, wie er sich verstellte, damit er früher mit der Pequod losziehen konnte. Ein paar Monate länger an Land, dann hätte er seinen Trieb wohl nicht mehr beherrschen können und somit hätten die Eigner ihm kein Schiff gegeben.


    Wie weit seit ihr?


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen


    Momentan geht es mir so, daß mich die walfangkundlichen Abschnitte mehr interessieren als der Fortgang der Geschichte.
    Ich habe fast den Eindruck, Melville will seinem Leser sein gesammtes Wissen über Wale, Walfang und Walverarbeitung vermitteln. Man merkt dabei die Mühe, die er sich gegeben hat um auch ja kein Detail auszulassen. Mir gefallen Kapitel wie z. B. das 60. in dem es nur über die Walleine, ihre Beschaffenheit und Aufbewahrungsart im Boot geht. Eigentlich eine Nebensächlichkeit aber sehr interessant.
    "Aus dem Stamm wachsen die Äste, aus den Äste die Zweige. Nicht anders wachsen aus ergiebigen Themen die Kapitel hervor." heißt der erste Satz des 63. Kapitels "Die Gabel". Noch nebensächlicher als "Die Leine" aber nicht minder interessant.
    Wie gefährlich der Walfang früher war ist mir erst mit dem Lesen des 61. Kapitels "Stubb tötet einen Wal" so richtig bewußt geworden. Für mich bisher das spannendste Kapitel. Unglaublich, was für Gefahren und Strapazen sich Menschen aussetzten um an ein paar Fässer Walöl zu kommen.
    Trotz aller Sachlichkeit bekundet Melville aber auch immer wieder seinen Respekt vor der Kreatur und seine Faszination. Manchmal schimmert auch Mitleid mit den Walen durch. Und diese Haltung war zu Melvilles Zeit, als Wale von den meisten wohl lediglich als Rohstofflieferanten angesehen wurden, sicher ungewöhnlich.


    Ich komme jetzt zum 73. Kapitel.


    Viele Grüße
    ikarus

    &quot;Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand&quot; (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich mich diese Woche etwas treiben ließ, nahm ich gestern wieder Fahrt auf und komme zum 70. Kapitel :smile:


    Ich schwanke noch, welcher Erzählstil mir besser gefällt. Wenn Ismael - ist es noch der Ismael vom Anfang, der uns alles berichtet ? Seine persönliche Sicht weicht immer mehr einem auktorialen Erzähler, oder ? - vom ersten Wal berichtet, den die Mannschaft der Pequod erlegt hat, begeistert mich die Spannung, wenn er über die Walleine erzählt, fasziniert mich das ebenso. Manchmal allerdings kommt er etwas ins Plappern, so wie Seeleute halt sind :zwinker:


    Sehr raffiniert sind die immer wieder eingestreuten Andeutungen von Religion und Philosophie und auch die manchmal anklingende Überheblichkeit Ismaels.


    ikarus schrieb:

    Zitat

    Trotz aller Sachlichkeit bekundet Melville aber auch immer wieder seinen Respekt vor der Kreatur und seine Faszination.


    Darum bin ich auch so gespannt, wenn es zum endgültigen show-down kommt. Wie wird Melville dies erklären ?


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen


    Stubbs Walfang habe ich nun auch hinter mir und bin eigentlich ganz froh darüber. Ich habe mit dem lesen der Kapitel getrödelt, weil ich nicht unbedingt zum "richtigen" Walfang durchdringen wollte *seufz*


    Ein Schlachten auf dem Meer, ein großes Fressen. Wie ein religiöses Welt- Untergangsmotiv.


    diese Kapitel über Fressen und gefressen werden, Stubbs Steak und die schmatzenden Haie, fand ich irgendwie surreal. Welche Bilder kamen euch so in den Sinn, als ihr die Kapitel 61-69?


    eindringlich war auch das Kapitel 57 mit dem Sternenhimmel.

    Und wenn euch das Thema zu Höherem erhebt, so werdet ihr unweigerlich große Wale am Sternenhimmel entdecken, dazu die Boote, die sie hetzen; gerad wie die Völker des Ostens, wenn ihnen schon seit langem Kriegsgedanken in den Köpfen kreisten, in den Wolken ganze Heerscharen im Schlachtgetümmel sahen...


    Hier die Beschreibung des Walfisch am Sternenhimmel:


    "Cetus der Walfisch
    Das viertgrößte Sternbild, der Walfisch, erstreckt sich entlang des Äquators. Sein Kopf ist nach Norden und sein Körper nach Süden gerichtet. Durch seine Lage ist er fast überall auf der Erde zusehen, auch wenn er auf Grund seiner wenig aus- geprä,gten Form nur schwer zuerkennen ist.
    Mythologie
    Ketos ist das Seeungeheuer in der bekannten Erzählung von Andromeda. Die Prinzessin wurde an einen Felsen gekettet, um Poseidon dem Gott des Meeres, geopfert zu werden. Während die Eltern von Andromeda hilflos auf Ketos Erscheinen warteten, erblickte Perseus das Mädchen, Er verwirrte das Ungeheuer und schlitzte Ketos mit der magischen Sichel auf, die ihm Göttin Athene überreicht hatte. Ketos wurde unteranderen auch als Drachen und Schlange dargestellt, meistens jedoch als Walfisch. "


    und über Argo Navis:


    "Carinae - Der Schiffskiel
    Der Schiffskiel gehörte einen weitaus größeren ASternbild Argo Navis (Das Schiff der Argonauten), doch der französoche Astronom Lacaillle teilte dieses Sternbild in Carina, Puppis, und Vela. Das Sternbild erreicht in der südlichen Hemisphäre im Hochsommer ihren höchsten Stand um Mitternacht.

    Mythologie
    Seit ältester Zeit galt Argo Navis als Schiff, das wie die Arche Noah in der biblischen Erzählung durch die Sintflut fährt. Auch das Babylonische Schöpfungsepos berichtete, daß die Götter die Erde durch eine Flut vernichten wollten. Für die Griechen war Argo das Schiff des Helden Iason und seiner Mannschaft, den Argonauten, Phrixos floh vor seiner Stiefmutter auf den Rücken des goldenen Widders nach Kolchis."


    entnommen von dieser Homepage: http://home.t-online.de/home/boehm-regenstauf/sterne.html


    Über diese Philosophie oder den Traum des Erzählers im Kapitel 57 bin ich mir nicht so recht im Klaren:


    Ich wollt, ich könnte diesen Wal besteigen....und zu den höchsten Himmeln mich hinaufschwingen, um selbst zu sehn, ob wirklich dort die sagenhaften himmlischen Gefilde liegen...


    Komme zu Kapitel 72


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen :smile:


    Auch von meiner Seite Dank an Ikarus für die Walbilder. Beim betrachten wurde mir bewusst, dass Ismaels Zeitgenossen ja gar keine rechte Vorstellung von diesen riesigen Tieren hatten; Melville mit seinem Buch auch ein wenig Aufklärung betrieb.
    Ich habe allerdings mittlerweile etwas Probleme bei der Lektüre. Einzelne Kapitel unterscheiden sich im Stil so sehr, dass Ismael als Erzähler unglaubwürdig wird. Da wechseln theaterhaft-szenische Kapitel (z.B. Kapitel 70, der Monolog Ahabs) mit pseudo-wissenschaftlichen Kapiteln (ich glaube, so wurde es auch in den Anmerkungen genannt). Fehler, wie der mit der Pinne/Steuerrad oder mit der Schiffsfarbe müssen nicht sein. Es soll lange an dem Buch gearbeitet worden sein, einzelne Kapitel wurden eingefügt. Das kann als Erklärung dienen, nicht aber als Entschuldigung. Oder sehe ich das zu Eng?
    Maria erwähnte die gefräßigen Haie in Kapitel 64 und die Unwirklichkeit der ganzen Situation. Was mich in diesem Kapitel wirklich beschäftigte, ist das Verhalten des alten Smut. Ist es Komik? Oder Drama?
    Spielt ein alter Schiffskoch das Spielchen des Steuermannes mit und hält augenzwinkernd den Haien eine Predigt?
    Oder muss der Koch die in jeder Beziehung überlegene Stellung des Steuermannes spüren und lässt sich so weit erniedrigen, die Wünsche des Steuermannes den Haien auszurichten?
    Das wurde mir nicht klar, und in einem so kleinen Kosmos, wie es ein Walfänger darstellt, der vielleicht auf Jahre keine Mole oder Pier sieht, sollten Charakteren m.E. deutlicher gezeichnet sein.
    Mein Lesefluss ist etwas gehemmt, nichtsdestotrotz fange ich jetzt mit Kapitel 91 an.


    Gruß :winken:
    Rainer

  • Hallo !


    Rainer schrieb:

    Zitat

    Das wurde mir nicht klar, und in einem so kleinen Kosmos, wie es ein Walfänger darstellt, der vielleicht auf Jahre keine Mole oder Pier sieht, sollten Charakteren m.E. deutlicher gezeichnet sein.


    Ich verstehe dich gut, auch mir fehlt seit einigen Kapiteln etwas ausgereiftere Charaktere ! Ich lese so vor mich hin und versuche zu ergründen, was dieses oder jenes bedeuten könnte, aber so richtig schlau werde ich aus den momentanen "Plauder"-Kapiteln nicht. Zum Beispiel der Vergleich der beiden Walköpfe (Kapitel 75) hinterließ bei mir nur ???
    Natürlich ist mir klar, daß nicht jedes Wort oder jedes Kapitel einen tieferen Sinn geben müssen, aber irgendwie warte ich verzweifelt auf die weitere Handlung - ich denke, Melville hat so bravourös angefangen, da will ich einfach mehr davon :smile:


    Maria schrieb:


    Zitat

    Über diese Philosophie oder den Traum des Erzählers im Kapitel 57 bin ich mir nicht so recht im Klaren:
    Ich wollt, ich könnte diesen Wal besteigen....und zu den höchsten Himmeln mich hinaufschwingen, um selbst zu sehn, ob wirklich dort die sagenhaften himmlischen Gefilde liegen...


    Über diesen Satz bin ich auch gestolpert. Geschildert wird in diesem Kapitel ja die Abbildung von Walen durch Menschen; dazu sind mir die Abbildungen Gottes eingefallen. Für mich klingt es so, als ob der Wal einem Gott gleichgesetzt wird - überall findet sich Gott, als Wal, als Stechpaddel, in Felsen und als Gebirge und eben am Sternenhimmel. Dieser ist für die Navigation ja gerade für Seefahrer unentbehrlich. Vielleicht auch ein Hinweis, wie verlassen sich die Seefahrer fühlen, wie fixiert die Walfänger(Ahab) auf ihre Beute sind und wie existenziell die Gedanken werden:
    Ist ein Mann lange aus den zivilisierten Ländern der Christenheit verbannt gewesen, versetzt ihn das unweigerlich in jenen Zusatnd zurück, in dem Gott ihn geschaffen hat,...


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen


    Ich komme mit dem Buch auch etwas langsam voran, was aber keinesfalls an Melville liegt, sondern daran, daß ich etwas wenig Zeit zum Lesen habe. Diese kurzen Kapitel kommen mir da sehr entgegen, weil ich es dadurch trotzdem jeden Abend schaffe wenigstens 2 oder 3 davon noch zu lesen. Ich freue mich auch immer darauf, da ich nie weiß, was mich erwartet. Wie Rainer schrieb:


    Zitat

    Da wechseln theaterhaft-szenische Kapitel (z.B. Kapitel 70, der Monolog Ahabs) mit pseudo-wissenschaftlichen Kapiteln


    Das finde ich gerade so spannend und abwechslungsreich. Wenn auch manchmal etwas verwirrend, das stimmt.


    Zitat

    Fehler, wie der mit der Pinne/Steuerrad oder mit der Schiffsfarbe müssen nicht sein. Es soll lange an dem Buch gearbeitet worden sein, einzelne Kapitel wurden eingefügt. Das kann als Erklärung dienen, nicht aber als Entschuldigung. Oder sehe ich das zu Eng?


    Das ist wirklich unverständlich und ärgerlich. Aber scheinbar wurden Bücher früher nicht sehr sorgfältig lektoriert (wenn überhaupt). Ich erinnere mich an "Don Quichote". Darin hat die Frau Sancho Pansas drei(!) verschiedene Namen.


    Steffi schrieb:

    Zitat

    aber irgendwie warte ich verzweifelt auf die weitere Handlung


    Steffi, wir befinden uns auf einem Walfänger. Und die Handlung besteht zur Zeit darin, daß die Männer Wale fangen und verarbeiten, was ja schließlich deren Job ist. Die Beschreibung dieser Tätigkeit benützt Melville dazu seine Leser über Wale und Walfang aufzuklären. Daneben läuft aber die Erzählung doch weiter. Wenn auch etwas unterschwellig. Die bedrohliche Atmosphäre steigert sich langsam in dem die bevorstehende Katastrophe immer wieder vage angedeutet wir. So ist Ahab im 71. Kapitel sein Untergang vorhergesagt worden und im 73. Kapitel wähnen Stubb und Flask in Fedallah den Teufel an Bord.


    Die Charakterzeichnung ist nicht Melvilles Stärke, da habt ihr recht. Die Figuren bleiben merkwürdig konturlos was es für mich etwas schwierig macht sie auseinander zu halten. Da hätte ich mir auch etwass mehr Schärfe gewünscht.


    Ich komme zum 79. Kapitel.


    Viele Grüße
    ikarus

    &quot;Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand&quot; (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo allerseits


    Ikarus schrieb:


    "Ich erinnere mich an "Don Quichote". Darin hat die Frau Sancho Pansas drei(!) verschiedene Namen."


    Oha! Den "Don Quichote" wollt´ ich mir als nächstes vornehmen! :P


    Rainer

  • Ahoi !


    ikarus schrieb:



    Zitat

    Steffi, wir befinden uns auf einem Walfänger. ...


    Du hast recht, danke für die Aufmunterung - ich wußte, ich kann mich auf euch verlassen.


    Manchmal ist es wirklich nicht schlecht, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Ich hör jetzt auf zu lamentieren und mache mich wieder frisch ans Werk :winken:


    Gruß von Steffi