August 2003: Moby Dick

  • Hallo zusammen
    Hallo Ikarus


    gut zusammengefaßt. Ich kann mich dir nur anschließen, die bedingungslose Todesfahrt, auch nachdem Ahab geschwächt war, war mir auch unbegreiflich.


    Die Übersetzung würde ich auch jedem empfehlen, der Moby-Dick neu oder wiederentdecken möchte.


    Rainer, aida: Bordkameraden, wir vermissen euch. :)


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Zitat

    die bedingungslose Todesfahrt, auch nachdem Ahab geschwächt war, war mir auch unbegreiflich.


    Dazu habe ich im Anhang was gefunden:
    Moby Dick handelt von der Not und der Verführbarkeit von Menschen, denen unter den Bedingungen radikalen Ausgesetztseins und existenzieller Grenzsituationen ihre eigenen Überzeugungen, ihre angestammten Sitten und sozialen Bindungen abhanden gekommen sind.


    Als ich die Szene las, in der Ahab die Mannschaft auf den weißen Wal einschwor, also seinen persönlichen Feind auch zu ihrem Feind machte, und die Dukate an den Mast nagelte mußte ich sofort an George W. Bush denken. Auch dieser hat sein persönliches Feindbild Saddam Hussein (Bush: "After all, this is the guy who tried to kill my dad.") mit Hilfe der Medien der Bevölkerung so lange indoktriniert bis Saddam auch zu ihrem Feind wurde und die Kriegsbegeisterung immer mehr zunahm. Mahner, wie Starbuck, wurden auch diesmal überhört.
    Ich weiß nicht, ob das etwas weit hergeholt ist, aber mit diesem Bezug zur Gegenwart ist der Moby Dick doch ein zeitloses Werk.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo Ikarus


    dein wirklichkeitsnahes Beispiel macht es erschreckend deutlich, daß sich die Menschheit, gesamt gesehen, nicht groß verändert hat. Das macht nachdenklich.


    Aber es macht auch deutlich, daß es Schriftsteller gibt, die den Kern eines Systems erkennen, darunter fällt auch Herman Melville und, um wieder auf unseren Lieblingsschriftsteller zurückzukommen, auch Thomas Mann.


    Danke für deine Gedanken.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Zitat

    dein wirklichkeitsnahes Beispiel macht es erschreckend deutlich, daß sich die Menschheit, gesamt gesehen, nicht groß verändert hat. Das macht nachdenklich.


    Das ist ein Punkt, der mir beim Lesen von Klassikern immer wieder auffällt. (Zuletzt besonders bei den Reiseberichten Seumes). Daß sich zwar die Lebensumstände der Menschen geändert haben, menschliche Charaktere und Verhaltensweisen aber überhaupt nicht. Einerseits erstaunlich, andererseits aber auch wieder nicht.


    Zitat

    Aber es macht auch deutlich, daß es Schriftsteller gibt, die den Kern eines Systems erkennen,


    Und diese Schriftsteller sind vielleicht gerade deshalb zu Klassikern geworden. Weil sich die Menschen zu allen Zeiten in deren Werken wiedererkannt haben und immer noch wiedererkennen.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)