Mich würde mal interessierten, welchen Sinn und Wert Bildung, insbesondere klassische, für euch hat. Ist sie euch ein inneres Bedürfnis? Statussymbol? Unterhaltung? Verhasster Seminarstoff? Teil der Familientradition? Teil eurer Identität? Quelle von Selbstwertgefühl? Von Überlegenheitsgefühlen? Setzt ihr euere Bildung eher für oder eher gegen andere ein? Macht sie euch einsam? Oder gibt sie euch das Gefühl, etwas weniger einsam zu sein? Verzeiht die indiskreten Fragen. Aber ich bin da wirklich neugierig. :smile:
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[X] Teil eurer Identität
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Die Fragen halte ich keineswegs für indiskret, sie passen in dieses Forum.
Soweit bei mir überhaupt Bildung, in dem Sinn den du ansprichst, vorhanden ist, dann dient sie mir zum Vergnügen zum staunen zum ärgern und zum vergleichen von Wahrnehmung der Welt in der Vergangenheit mit der meinigen Wahrnehmung. Das ist zwar jetzt ziemlich allgemein, aber Bildung hat auch so viele Facetten, die so viele Eindrücke bewirken, dass so viel ich auch darüber nachdenken und schreiben würde, nur weniges klar zuordenbar wäre.
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[X] Lifestyle
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Mich würde mal interessierten, welchen Sinn und Wert Bildung, insbesondere klassische, für euch hat.(x) Keinen
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(x) konsistentes (?) Orientierungssystem
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[x] konsistentes (?) OrientierungssystemIch benutze "Bildung" als Geschmackskompass - was in etwa mit dem "Orientierungssystem" korrespondiert. Aber konsistent? Ich mag Beethoven, aber auch manch üblen Tango-Schmachtfetzen. Ich mag Proust, aber auch die Groschenromane Raymond Chandlers. Alles nicht sehr konsistent.
Wozu Bildung? Schwierige Frage, ein weites Feld. Ich muss nachdenken, aber nicht mehr heute.
So long
Tom
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Wozu Bildung? Schwierige Frage, ein weites Feld. Ich muss nachdenken, aber nicht mehr heute.
Wenn wir Bildung hätten, müssten wir nicht darüber nachdenken, sondern könnten Goethe zitieren:
Einseitige Bildung ist keine Bildung. Man muß zwar von einem Punkte aus-, aber nach mehreren Seiten hingehen. Es mag gleichviel sein, ob man seine Bildung von der mathematischen oder philosophischen oder künstlerischen her hat.
:breitgrins: -
Wenn wir Bildung hätten, müssten wir nicht darüber nachdenken, sondern könnten Goethe zitieren:
Einseitige Bildung ist keine Bildung. Man muß zwar von einem Punkte aus-, aber nach mehreren Seiten hingehen. Es mag gleichviel sein, ob man seine Bildung von der mathematischen oder philosophischen oder künstlerischen her hat.
:breitgrins:Na ja, Bildung hat ja noch andere Dimensionen. Sie ist z.B. eine Ressource, die grade in die Hände eines wohlhabenden, sich sozial abschließenden Klüngels wandert und damit wieder zum Privileg einer bestimmten Schicht wird.
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Na ja, Bildung hat ja noch andere Dimensionen. Sie ist z.B. eine Ressource, die grade in die Hände eines wohlhabenden, sich sozial abschließenden Klüngels wandert und damit wieder zum Privileg einer bestimmten Schicht wird. Schon ärgerlich, wenn andere die Bildung "haben".Habe ich je die Bildung? Ich verweise auf meine Äußerung bei der Strudlhofstiege, passt hier so schön, ich bin der Narr (0) und habe meinen Beutel über´n Rücken hängend :zwinker: , dort stecke ich alles, was ich so im Laufe meines Lebens erhaschen kann, rein - aber die Bildung, werde ich auch auf dem Sterbebett nicht haben :breitgrins:
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Habe ich je die Bildung? Ich verweise auf meine Äußerung bei der Strudlhofstiege, passt hier so schön, ich bin der Narr (0) und habe meinen Beutel über´n Rücken hängend :zwinker: , dort stecke ich alles, was ich so im Laufe meines Lebens erhaschen kann, rein - aber die Bildung, werde ich auch auf dem Sterbebett nicht haben :breitgrins:
Bildung als kulturelles Kapital betrachtet ist schon etwas, was man besitzt und in den meisten Fällen sogar vererbt.
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Bildung als kulturelles Kapital betrachtet ist schon etwas, was man besitzt und in den meisten Fällen sogar vererbt.
Eben, und aus diesem Klüngel, obwohl ich gar einen adeligen Name trage, entspringe ich nicht. Aber ärgern tut mich das nicht, denn ich stelle mir eine solche Erziehung als nicht immer vorteilhaft vor. Zudem verhalte ich mich meist, selbst wenn dieses Bruchstück-Bildung sich im Beutel befindet, vorsichtig, habe meist ein Problem mit der Ordnung oder Quellenangabe, ich denke, ich bin ein konfuser Mensch, stelle lieber Fragen als ich Antworten gebe und erlange in Teilstücken meine Bildung. Dies ist dann aber essentiell für mich :zwinker:
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[...] eine Ressource, die grade in die Hände eines wohlhabenden, sich sozial abschließenden Klüngels wandert und damit wieder zum Privileg einer bestimmten Schicht wird.
Bildung war nie woanders und war nie etwas anderes ... :winken: -
Bildung war nie woanders und war nie etwas anderes ... :winken:Die soziale Abschließung dieser Schicht gegen etwaige Aufsteiger variiert durchaus, und das sehr stark, ebenso wie das Engagement eines Staates bei der Förderung demokratischerer Bildungschancen. Aber egal, scheint hier eh keinen zu interessieren.
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Wozu Bildung ... pffft. Ich bin einfach neugierig, ich will viel wissen, will mich auskennen, will Zusammenhänge verstehen.
Jedoch (ganz naiv formuliert): wenn man irgendwas draus macht, also die Bildung im richtigen Leben auf irgendeine Art und Weise umsetzt, sie sinnvoll nützt, zu "guten Taten" werden lässt ... dann ist sie eine tolle Sache. Ansonsten bleibt sie irgendwie doch bloß intellektuelle Masturbation. -
Die soziale Abschließung dieser Schicht gegen etwaige Aufsteiger variiert durchaus, und das sehr stark, ebenso wie das Engagement eines Staates bei der Förderung demokratischerer Bildungschancen. Aber egal, scheint hier eh keinen zu interessieren.Nö, und eigentlich sogar sehr, aber irgendwie wurde deine Eingangsfrage nicht als solche s. o. verstanden.
Generell würde ich sagen, dass Deutschland durch ein marodes Bildungssystem, die meisten Schulen stammen aus den 70 er und wurden nur ein wenig aufgepäppelt, aber nie saniert, von techn. Gerätschaften (auch Computer für den Unterricht) ganz zu schweigen, meist kann man froh sein, wenn im Winter die Heizung funktioniert :zwinker:, die Aufstiegs-Chancen für die sozial Schwachen äußerst schwierig sind und sich lieber anderen Themen witmet wird. Die benötigten Gelder werden eben anderen Dingen zugefügt, aus diesem Grund wird "die Bildung" dann sicherlich ein Privileg eines Klüngel sein, der keine finanziellen Probleme hat. Fakt dabei ist dann, dass wir uns unsere Hartz IV Empfänger selber heranziehen und wir aus diesem Sumpf nicht mehr heraus kommen.
Jedoch (ganz naiv formuliert): wenn man irgendwas draus macht, also die Bildung im richtigen Leben auf irgendeine Art und Weise umsetzt, sie sinnvoll nützt, zu "guten Taten" werden lässt ... dann ist sie eine tolle Sache. Ansonsten bleibt sie irgendwie doch bloß intellektuelle Masturbation.Deinen letzten Satz fand ich stark :smile: Und ja, ich habe mir nach meinen Umzug vorgenommen mich evtl. irgendwie mit Kindern zu beschäftigen, Nachmittagsbetreuung für berufstätige Eltern ... mal schauen, der Gedanke reift noch, vielleicht kann man Kinder zur Literatur bringen, aber sicherlich zur Natur und Hunde :zwinker: ... ich werde was finden. Automatisch gibt man da etwas weiter, und ja nennt es Bildung :breitgrins:
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Na ja, Bildung hat ja noch andere Dimensionen. Sie ist z.B. eine Ressource, die grade in die Hände eines wohlhabenden, sich sozial abschließenden Klüngels wandert und damit wieder zum Privileg einer bestimmten Schicht wird.
Dabei stünde sie jedermann/-frau offen heutzutage, der nur wollte. All die Bücher in Bibliotheken, im Netz - aber die "Ausgeschlossenen" ziehen dann doch lieber den Flachfernseher vor... Insofern: Vielleicht schließen sie sich ja selber aus?
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Die Schulen in Deutschland sind kostenlos, ebenso die Bibliotheken (zumindest kostenlos nutzbar ohne Entleihe, ehe hier gleich Proteste kommen). Bildung ist leichter erreichbar als je zuvor in der Geschichte des Menschen. Leider ist sie aber immer noch nur durch Lernen zu erreichen und lernen bedeutet Mühe, manchmal sogar Entbehrung. Ich glaube das kann heute niemand mehr zugemutet werden.
Wie ein Freund unserer Familie zu sagen pflegt, der aus Ghana stammt: In Deutschland bleibt es jedem überlassen, ob er Straßenfeger oder Arzt wird. Und das stimmt. Andererseits kenne ich einige Afrikaner mit abgeschlossenen Studium, die bereit sind schlechte Jobs anzunehmen, welche aber gut bezahlt sind, um den Kindern in ihrer Verwandtschaft den Schulbesuch in Afrika bezahlen zu können. Einer davon ist übrigens Müllmann.
Dort sieht man die Zukunft der Kinder noch als etwas Wertvolles an, wofür man selber auch gern mal zurücksteckt. Ich habe hier merkwürdiger Weise noch keinen der sogenannten Armen ohne Kippen und/oder Schnaps, Großbildfernseher und ähnlichen Unsinn gesehen.
Vor nur hundert Jahren sah das noch anders aus in Deutschland. Mein Urgroßvater war Schuhmacher und hatte sechs Kinder. Alle haben zwei Instrumente gelernt und soweit das jeweilige Talent reichte die höchste Schulbildung bekommen. Kinder wurden routinemäßig im Turnverein angemeldet, konnten stricken, stricken und stopfen. Lernten kochen, backen, putzen. In der Familie meiner Großmutter auch der einzige Sohn. Sowohl meine Mutter als auch ich mussten die gleichen Fähigkeiten erlernen. In Ermangelung von Geschwistern wurde ich in ein Internat gesteckt, damit ich kein völlig verzogenes Einzelkind würde.
Zeig mir doch bitte einmal ein einziges Elternpaar, das auf seinen Sommerurlaub verzichtet um seinem Kind eine teure Schule zu bezahlen! Oder das ein Auto pro Familie für ausreichend hält.
Meine Familie lebt in einem afrikanischen Land, welches zu den ärmsten 100 dieser Welt gehört. Armut sieht anders aus als HartzIV in Deutschland.
Eine ältere Dame hier aus der Nachbarschaft ist "Lesepatin". Sie hilft Kindern lesen lernen und üben und auch bei der Suche nach geeigneten Büchern, damit das Lesen dann auch Spaß macht. Das ist doch eine sehr schöne Aufgabe.
Eine andere Dame hilft den Kindern, deren alleinerziehende Mütter arbeiten sind, bei den Hausaufgaben.
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Also in meiner - zugegebenermaßen etwas zurückliegenden - Kindheit war es durchaus so, dass bildungswillige Kinder aus desolaten Milieus in der Schule ziemlich aggressiv ausgregenzt und von Bildungsangeboten regelrecht abgedrängt wurden. Die Selbstausgrenzung, die es natürlich auch gab, war nach meinem Eindruck reaktiv - ein Kind, das in der Schule geschlossen gemobbt wird, weil es aufgrund unhygienischer Familienverhältnisse stinkt, grenzt sich ja nun nicht freiwillig aus.
Was die fehlende Bildungsorienterung der sogenannten Unterschicht angeht, stimme ich dir (Poppea) auf jeden Fall zu. Mir stellt sich hier die Frage, ob eine deutlich autoritärere staatliche Fürsorge nicht doch ganz sinnvoll wäre.
Die Idee, dass man durch Bildung sozial aufsteigen kann, will, soll, scheint keinen großen Wert zu haben, keine Ahnung warum. Ähnlich wie die Ghanaer, von denen Du berichtest, sind auch vietnamesische Familien (naja, ich kenne zwei, kann also nicht wirklich verallgemeinern, aber vom Hörensagen usw. :zwinker:) drauf.(Muss jetzt Schluss machen, sonst ruiniere ich mich noch in diesem entsetzlich überteuerten Internetcafé, grrr)
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Zitat
(Muss jetzt Schluss machen, sonst ruiniere ich mich noch in diesem entsetzlich überteuerten Internetcafé, grrr)
Also hier in Wien gerade 1,50/h.
Gruß
Meier