• Ich schließe mich dem ausnahmsweise mal an, auch ich mochte "Die Entdeckung des Himmels" nicht sonderlich. :zwinker:

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • So gar gräulich habe ich "Die Entdeckung des Himmels" nicht in Erinnerung, eine Art phantastischer Realismus, der den Südamerikanern zwar meist besser gelingt - aber fürchterlich? Hingegen fand ich "Die Prozedur" schlimm, eitel, selbstgefällig, pseudointellektuelles Gewäsch.


    Grüße


    s.


  • So gar gräulich habe ich "Die Entdeckung des Himmels" nicht in Erinnerung, eine Art phantastischer Realismus, der den Südamerikanern zwar meist besser gelingt - aber fürchterlich?


    Jetzt bin ich aber leicht erstaunt. Gerade von Dir hätte ich ein paar abfällige Bemerkungen über dieses Buch erwartet. :wink: Meine Lektüre liegt mindestens fünfzehn Jahre zurück, aber ich erinnere mich noch, dass ich die Geschichte haarsträubend fand, die Charaktere platt bis konstruiert und das supergescheite Komakind vom Typ Himmelsbote nervtötend. Zudem werden alle nur möglichen Themen verwurstet: Politik und Philosophie, Religion und Astrologie, Naturwissenschaften und Kunst. Das wirkte auf mich streckenweise wie reines Geschwafel, langweiliges noch dazu, denn Mulisch kann man nicht gerade als einen begnadeten Stilisten bezeichnen. Das habe ich dann beim „Attentat“ wieder gemerkt. Den Roman fand ich zwar nicht schlecht, er hat in mir aber nicht den Wunsch nach weiteren Werken des Autors geweckt.


    Gruß
    Anna


  • Jetzt bin ich aber leicht erstaunt. Gerade von Dir hätte ich ein paar abfällige Bemerkungen über dieses Buch erwartet. :wink:


    Ich war eigentlich auch erstaunt, denn nach dem, was da von euch kam, klang das nach handfester Abfälligkeit ;). Ich habe mein - möglicherweise rudimentäres - Gedächtnis bemüht, aber nichts allzu Negatives zutage fördern können. Allerdings liegt die Lektüre sicher über 15 Jahre zurück und fällt in eine Zeit, in der ich für's Lesen relativ wenig Zeit erübrigen konnte. Angesichts der Tatsache, dass ich gerade deine (Anna Magdalenas) Beurteilungen sehr zu schätzen weiß, neige ich zur Annahme, dass du mit deinem Verdikt näher an der Realität liegst ;). (An das "supergescheite Komakind" habe ich etwa so gar keine Erinnerung mehr - und gerade solche Konstruktionen fallen in der Regel der Verdammung anheim. Das Buch steht noch im Bücherschrank. Ob ich mir durch Wiederlesen das Schwinden meines Erinnerungsvermögens als auch meine mangelnde Kritikfähigkeit offiziell bestätigen lassen sollte?)


    Grüße


    s.

  • Recht gut in Erinnerung habe ich Mulischs Reportage des Eichmann-Prozesses "Strafsache 40/61". Von der "Entdeckung des Himmels" hat mich allein schon der Klappentext abgehalten ...


    LG


    Tom


  • Zudem werden alle nur möglichen Themen verwurstet: Politik und Philosophie, Religion und Astrologie, Naturwissenschaften und Kunst.


    Ja, das habe ich auch noch extrem im Gedächtnis, zumal es nicht zur Handlung beiträgt, denn diese hangelt sich an den surrealen Elementen, die ich überhaupt nicht einordnen konnte, sie ergaben für mich keinen Sinn. Und das ist reichlich seltsam bei mir :zwinker:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Hallo,


    ich habe mir die Entdeckung des Himmels seinerzeit in den 90iger gekauft, als hier in Deutschland so ein Hype um die
    niederländischen Autoren herrschte. Damals habe ich auch Cees Nooteboom kennengelernt der mir sehr gefallen hat,
    und von dem ich schon mehrere Werke gelesen habe.
    Harry Mulisch scheint eurer Meinung nach ein anderes Kaliber zu sein, vermutlich wird die Entdeckung des Himmels
    doch noch ein paar Jahre im Bücherschrank verbringen.


    Gruß, Lauterbach

  • Kaum ist man mal ein paar Tage nicht da, schon geht es hier heiß her.


    Zitat von Autor: Lost« am: 31. Oktober 2010

    Keine Pietät in diesem Forum :grmpf:


    Nein, de mortuis nihil nisi bene kann auch ich nicht einhalten.
    Ich müsste sonst schweigen, denn auch ich habe vor über fünfzehn Jahren die Entdeckung des Himmels gelesen und ja, es war auch für mich eins jener hochgelobten Bücher, das mich an Urteil und Geschmack von Kritikern und literarisch interessierten Bekannten zweifeln ließ. Das Attentat, das ich in guter Erinnerung hatte, hielt dann leider bei einer erneuten Lektüre auch nicht mehr stand und von einigen wirklich miserablen Erzählungen will ich gar nicht erst sprechen …
    Tut mir leid, damit muss er leben :breitgrins:. Und ich glaube, das kann er, denn Humor hatte er und es ist ihm bestimmt lieber, dass man wenn auch kritisch über ihn spricht, als dass man ihn totschweigt.

    Zitat von Autor: Lost« am: Heute um 08:22 »

    Wenn das nicht alles ein Anreiz ist, noch ein Buch von Mulisch zu lesen.


    Siehste!

  • Da ich eure Meinungen respektiere und schätze, werde ich ausnahmsweise ein Mal Vorsicht walten lassen und mir den Himmel nur ausleihen. Die Stadtbibliothek in Hanau hat zwei Exemplare.


  • Das Buch steht noch im Bücherschrank. Ob ich mir durch Wiederlesen das Schwinden meines Erinnerungsvermögens als auch meine mangelnde Kritikfähigkeit offiziell bestätigen lassen sollte?


    An Deinem Erinnerungsvermögen liegt es sicher nicht. Wenn Dir das Buch missfallen hätte, hättest Du das nicht vergessen. Mangelnde Kritikfähigkeit kann man Dir ernsthaft auch nicht vorwerfen. Es muss also an Deiner damaligen Verfassung gelegen haben. Wahrscheinlich warst Du gerade verliebt, da ist man zu allem fähig, auch dazu, merkwürdige Bücher zu mögen. Anders kann ich mir die Sache nicht erklären. Aber lies ruhig nochmal die ersten zweihundert Seiten, das müsste für ein Urteil schon genügen. Oder Du wartest ab, bis Lost das Buch gelesen hat. Vielleicht schlägt er sich ja auf Deine Seite. :zwinker:


    Gruß
    Anna

  • Hallo!


    Heute auf Ö1 einen Bericht über bzw. ein Interview mit Harry Mulisch gehört. Sympathiewerte einer Darmspülung, arrogant, dumm, protzt damit, dass er mit 2000 Frauen geschlafen hätte wie ein Dorfdiscokönig und dass alle ihn Kritisierenden nur neidig auf seine schriftstellerischen Fähigkeiten seien. Puh, der wird's schwer haben beim Wiederlesen, so etwas völlig auszublenden gelingt mir meist nicht (auch wenn Arschlochexistenzen durchaus zu guten schriftstellerischen Leistungen fähig sind).


    Grüße


    s.


  • ein Interview mit Harry Mulisch gehört. Sympathiewerte einer Darmspülung, arrogant, dumm, protzt damit, dass er mit 2000 Frauen geschlafen hätte wie ein Dorfdiscokönig und dass alle ihn Kritisierenden nur neidig auf seine schriftstellerischen Fähigkeiten seien. Puh, der wird's schwer haben beim Wiederlesen, so etwas völlig auszublenden gelingt mir meist nicht (auch wenn Arschlochexistenzen durchaus zu guten schriftstellerischen Leistungen fähig sind).


    Ups, das klingt aber wirklich übel. Dabei hat mir "Die Entdeckung des Himmels" bis auf das etwas gesuchte und verquaste Ende à la Dan Brown (wenn auch viel früher entstanden) gut gefallen. Aber ich frage mich immer wieder, wie sich solche anscheinend doch sehr intelligenten und gebildeten Menschen dann selbst so lächerlich machen können ... .


    finsbury