Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt

  • Hallo zusammen,


    vor kurzem wurde ja der Ingeborg-Bachmann-Preis an Inka Parei vergeben. Hat jemand die Veranstaltung auf 3sat oder sonstwo verfolgt und wie ist eure Meinung zur Veranstaltung im Allgemeinen und zur Preisträgerin im Besonderen?


    Der folgende Link gibt einen Überblick über die Veranstaltung in Klagenfurt von 1997 bis 2003.


    http://bachmannpreis.orf.at


    Gruß


    Hubert

  • Hallo Hubert !


    Also, ich habe Christina Griebel (erster Tag) mit "Der Schlafanzug" gesehen und gehört, ich glaube das war das mit Maria Magdalena usw. und ich kann dem Juror Thomas Steinfeld nur zustimmen :


    "... alle diese Texte haben ein gemeinsames Problem: Es sind Fälle von Wettbewerbsliteratur. Sie werden mit dem Auge auf solche Veranstaltungen hin geschaffen. So knapp der Text sei, so sehr lange er ins große Register. Einerseits mit mythischen Anspielungen und andererseits mit dem immer wieder wiederholten Antupfen ans Obszöne wie Unterwäsche, Prügel, Sadomaso. ..."


    Der zweite Text war von Sünje Lewejohann "Im Farnschatten". Da ging es um ein Zwillingspaar, Glasknochenkrankheit, Tod, Eifersucht ... Mir gings wie bei Ch. Griebel :entsetzt:


    Der dritte Text gefiel mir dann sehr gut, schöne Sprache, vermittelte tolle Bilder und es hatte einen Sinn: Feridun Zaimoglu mit "Häute". Er erhielt den Preis der Jury.


    Ich habe das ganze mehr zufällig verfolgt, wer hat schon Zeit, tagelang vor dem Fernseher zu verbringen. Ich weiß nicht, ob es auch eine Zusammenfassung gab, das wäre auf jeden Fall hilfreicher gewesen. So wars eher langweilig ...


    Gruß von Steffi

  • Erst einmal ein Hallo an alle. Ich verfolge das Forum schon länger mit, habe mich aber jetzt erst anzumelden getraut.


    Danke für das Posting zum Bachmann-Wettbewerb. Ich habe vorgestern von einer Bekannten, die für den Börsenverein des deutschen Buchhandels arbeitet, gehört, dass im Ranking der Verleger mit Alina Bronsky eine sehr junge Dame vorn liegt, die noch gar nie veröffentlicht hat. Interessant. Man darf sich aber auch fragen, wieso eigentlich die Verleger schon vorab die Texte kennen, auch die der nicht verlagseigenen Autoren. Da sollte man vielleicht mal die Kuratoren auf Einhaltung ihrer eigenen Statuten verklagen, die vorsehen, dass die gelesenen Texte nicht vorab bekannt werden dürfen. Auch nicht an Menschen, die Herrschaftswissen haben.


    Am Interessantesten beim ersten Darüberlesen fand ich Martin von Arndt aus Stuttgart. Viele unterschiedliche Bücher zu unterschiedlichen Themen. Ist auch Stoff dabei, womit man sich anscheinend seinen Lebensunterhalt finanziert (´Wir vom Jahrgang 1967´), aber die Kritiken zu seinem letzten Roman und das Thema lesen sich spannend. Außerdem scheint er als Einziger die gesellschaftskritische Seite des Literaturbetriebs im Auge zu haben. Ich habe letzte Woche ein richtig gutes kulturpolitisches Interview mit ihm gelesen, aber leider finde ich jetzt den Link nicht mehr, oder er ist aus dem Netz genommen worden. Auf den bin ich gespannt.


    Mich würde interessieren, wie Ihr die Videoporträts der Autoren so fandet, oder wer Euer Favorit ist.


    Herzlich, Reinhold

  • Ich habe die Klagenfurter Tage nur ausschnittsweise verfolgt, aber gestern die Preisverleihung angeschaut. Helga Schubert war mir äußerst sympathisch, der Name war irgendwo in meinem Hinterkopf noch vorhanden, allerdings gibt es wohl derzeit keine lieferbaren Titel von ihr. In der Jury ist mir Philipp Tingler negativ aufgefallen - aber ich kann ihn schon im Literaturclub schwer ertragen. In der Süddeutschen heute ein sehr negativer Kommentar über ihn: "schreibt Unterhaltungsromane, hat sich mit der Position in der Klagenfurter Jury überhoben...". Das Ärgerliche bei ihm ist nicht nur, dass er weniger als andere Jurorinnen und Juroren begründet, sondern vor allem auch einfach laut und penetrant den anderen dazwischenquatscht. Bei einem Format wie dem digitalen heuer in Klagenfurt geht das einfach nicht. An Helga Schubert schmiss er sich mit einem unsäglich peinlichen: "Frau Schubert, ich liebe Sie!" ran.

  • In der Süddeutschen Zeitung gab es gestern ein langes Interview mit Helga Schubert. Äußerst lesenwert, online allerdings derzeit noch nicht frei verfügbar. Danach ist mir die Autorin noch sympathischer als direkt nach dem Wettbewerb in Klagenfurt. Ich hoffe sehr, dass einige ihrer älteren Bücher jetzt noch einmal aufgelegt werden - und auch das neue Buch, von dem sie in Klagenfurt sprach, dann bald erscheint.