Februar 2003: Stefan Zweig - Maria Stuart

  • Hallo!
    Da sich kein Zweig mehr in der Vorschlagsliste befindet, habe ich gedacht, ich muss schnell einen hinzufügen :zwinker: , denn Stefan Zweig bedeutet für mich auch höchsten Lesegenuss (ganz ähnlich wie bei Thomas Mann), seine Sprache fasziniert. Und "Maria Stuart" wollte ich schon ganz lange mal lesen.


    Mit "Maria Stuart" ist es Stefan Zweig gelungen, eine Mischung aus objektiver Darstellung historischer Tatsachen und eine spannende Erzählung über das Leben einer leidenschaftlichen, aber widersprüchlichen Frau vorzulegen. Im Gegensatz zu seinen vielen Vorgängern fällt Stefan Zweig kein eindeutiges Urteil über diese kluge, anziehende und vor allem stolze Königin. Es bleibt dem Leser überlassen, ob er Maria Stuart als Heilige oder als Hexe sieht oder statt diesen Schwarz-Weiß-Bildern Schattierungen zuläßt. Ist Maria Stuart wirklich die herrschsüchtige Frau, die an dem Mord ihres zweiten Gatten beteiligt war, oder die intelligente Gegenspielerin Elisabeth I.?


    Viele Grüsse,
    Nele

  • Hallo Nele
    du hast recht, Stefan Zweig sollte bei den Lesevorschlägen vorhanden sein und ich bin dabei, wenn es zu einer Zweig-Leserunde kommen sollte.
    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo,


    wenn ich es zeitlich einrichten kann, würde ich da auch gerne mitlesen!


    Viele Grüße,
    Natalie

  • Na, Ihr drei :winken: ,
    hättet Ihr denn Lust auf eine Leserunde Anfang Juni? Dann hat man noch genug Zeit, es sich einzurichten...


    Viele Grüsse,
    Nele

  • Hallo Nele


    ich habe Stefan Zweig nicht vergessen, bin aber die nächsten Wochen (ich schätze mal 2-3) mit meinen Ulysses beschäftigt, möchte aber auch nicht, daß man nur wegen mir wartet (ich hatte mich ja weiter oben zu der Lesegruppe sozusagen angemeldet).


    Ich warte jetzt einfach mal ab, was ihr so untereinander ausmacht und wann ihr beginnen wollt.


    Liebe Grüße
    Maria :sonne:

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo, Ihr Lieben,
    bei Maria Stuart würde ich gerne mitmachen. Vor einigen Jahren habe ich von Stefan Zweig die Biographie über Marie Antoinette gelesen. Im gleichen Band ist auch die Biographie Maria Stuarts. Meine Ausgabe ist 1997 im Fischer Verlag erschienen.


    Herzliche Grüße
    Erika


    PS:
    Das letzte Buch, das ich hier gelesen habe, war Schuld und Sühne. Ich habe mir daran ein wenig die Zähne ausgebissen. Die russische Erzählweise liegt mir wohl nicht so sehr :zwinker:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Da ich gerade u. a. Schiller´s "Maria Stuart" lese, würde ich den Zweig gerne anschließen. :smile:


    Bin dabei, weiß aber nicht ob ich den Einstiegstermin 9.6. schaffe. Kann ich mich auch später einklinken?


    lg
    SchoFlo

    Ich will es endlich mit den Klassikern aufnehmen!

  • OK - sollen wir dann nächste Woche starten oder noch eine warten?
    Was meint Ihr denn?
    Ich wäre bereit, aber es lässt sich lektüremässig auch immer noch was dazwischen schieben :zwinker:
    LG, Nele

  • Hallo Nele,
    ich habe Lust bald anzufangen. Wenn Ihr jetzt loslegt, bin ich dabei.


    Gruß
    Erika


    PS: Was würdest du denn dazwischenschieben?
    :winken:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo, Ihr Lieben,
    den 9. Juni haben wir ja als Einstiegstermin verpasst. Wie wäre es mit dem nächsten Wochenende? Meldet Euch doch bitte.


    Herzliche Grüße
    Erika


    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo zusammen
    Im Moment steckt wohl der Wurm im Anfang einer neuen Leserunde :zwinker:
    Deshalb hab´ ich einfach mal angefangen.
    Heute "Maria Stuart" in der Buchhandlung besorgt, mich in die wirklich gemütliche Leseecke verzogen und bei einer Tasse Kaffee die Einleitung gelesen.
    Es wurde etwas mehr als nur die Einleitung!
    Wenn die letzten 400 Seiten halten, was die ersten 70 versprechen, dann wird´s (zumindest für mich) eine kurzweilige Angelegenheit!


    Schöne Grüße
    Rainer

  • Hallo Rainer,
    wahrscheinlich musste einer den Anfang machen. Ich freue mich, dass es jetzt losgeht ( oder schreibt man los geht?) Bei dem Tempo, dass du vorgibst, muss ich mich ja sputen.


    Ob ich heute noch anfange, weiß ich nicht. Welche Ausgabe liest du denn? Ich habe eine Doppelausgabe, in der auch die Biographie von Marie-Antoinette enthalten ist (Fischer Verlag).


    Lesehungrige Grüße
    Erika


    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo Erika,
    und all die anderen :smile:


    Wie schon mehrfach erwähnt: nur kein Stress beim Lesen!

    Meine Ausgabe ist aus dem Fischer Taschenbuch Verlag, 34. Auflage.
    Die beinhaltet eine Einleitung des Autors, eine "Dramatis personae" und eine Nachbemerkung des Herausgebers. Nehme an, das wird in anderen Ausgaben ebenso vorhanden sein.


    Rainer :eis:

  • Hallo !


    Ich habe mir heute ebenfalls "Maria Stuart" besorgt.


    Die Einleitung habe ich schon gelesen. Zuerst versucht Zweig seine Unabhängigkeit und seine Bemühungen über historische Genauigkeit zu erklären aber am Ende verfällt er doch in eine vorweggenommene Charakterstudie: Maria habe nur 2 Jahre lang "wirklich" gelebt.


    Das hat mich schon ein bißchen geärgert, die Komplexität der Person und vor allem der damaligen politischen Umstände doch wieder auf ein Minimum reduziert :grmpf: Ich bin gespannt, wie weit Zweig darauf eingeht ...


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen


    Steffi
    Nach deinem Beitrag habe ich die Einleitung nochmal gelesen. Ich verstehe es etwas anders. Was die zwei Jahre betrifft, meinst du wohl den Satz: Darum zählen in einer Lebensgeschichte nur die gespannten, die entscheidenden Augenblicke, darum wird sie nur in ihnen und von ihnen aus gesehen richtig erzählt .
    S. Zweig meint wohl, die Ereignisse in diesen zwei Jahren sind so bedeutend, dass die Jahre davor und danach nahezu als bloße Marginalien erscheinen. Historisch gesehen ist es vielleicht so!?
    Immerhin gab er diesen Jahren so viel Raum, dass sie die hälfte des Buches füllen.
    Ich meine, der Versuch, die Komplexität einer Person zu erfassen, die vor mehr als 400 Jahren lebte, ist eh zum Scheitern verurteilt.
    Die Jahre Maria Stuarts in Frankreich sind m.E. recht einfühlsam geschildert, weitere Ausschmückungen gingen sicher zu lasten der Genauigkeit. Andererseits sieht sich Zweig mehr als Künstler denn als Historiker.
    Aber dazu kommen wir sicher noch.


    Bis dahin,
    schöne Grüße
    Rainer

  • Hallo Rainer !


    Ich habe nun schon ein bißchen weitergelesen und du hast recht, wenn du sagst, daß sich Zweig mehr als Künstler denn als Historiker sieht. Seine Sprache ist sehr schön zu lesen, wenn mir auch seine gewissen Belehrungen nicht immer gut gefallen, zeigen sie doch ein schönes Bild des Autors und dessen geistiger Haltung. Und gerade das steht für mich im Widerspruch zu der bemüht gehaltenen objektiven Wahrnehmung Marias. Zweig versucht bisher nicht, auf Maria einzugehen - welche Gefühle mag sie gehabt haben, als sie unerwartet Königin von Frankreich wurde. Diese Objektivität gefällt mir sehr gut, es ist schließlich kein historischer Roman. Trotzdem versucht er den Leser mit seinen Bemerkungen zu beeinflußen - das gefällt mir weniger, aber ich werde mich daran gewöhnen.


    Ich denke schon, dass die Jahre in Frankreich Maria Stuart geprägt haben. Zwar wurde sie humanistisch erzogen aber eigentlich diente sie nur der Machtpolitik Frankreichs und des Papstes. Im Bannkreis von Katharina de Medici und des intriganten französischen Hofes und als Tochter eine Guise, den späteren Gegenspielern der Valois, musste dieses Leben deutliche Spuren hinterlassen. Interessant wie Maria in dieser Zeit geschildert wird, zwar hatte sie wohl Ehrgeiz und theoretisches Wissen aber keine analytischen Fähigkeiten, die sie als Herrscherin gebraucht hätte. Natürlich sollte ja auch Franz herrschen ! Aber wahrscheinlich gibt es darüber einfach zu wenig Fakten, die für eine Biografie oder für Zweig interessant waren. Mich hätten aber gerade diese Mechanismen besonders interessiert. Deshalb finde ich es halt schade, dass Maria nur auf diese 2 Jahre reduziert wird.



    Gruß von Steffi

  • Hallo allerseits


    Ja, ich glaube, dass die Jugendjahre in Frankreich Maria Stuart am meisten geprägt haben.
    Der französische Hof stellte in jenen Jahren einen der glänzendsten und großartigsten der Welt dar.
    Geradezu euphorisch wird die Entwicklung M.S. von Zeitgenossen beschrieben. Aber nur die "höfische" Entwicklung; das, was man von einer Hofdame seiner Zeit an diesem Hofe erwartete.
    Die "Privatperson" bleibt außen vor, mangels geeigneter Zeugnisse. Aus der Beschreibung ihrer Jugend in Frankreich gewinne ich den Schluß, dass es, zumindest bis zur Vermählung mit Franz II., ein recht sorgloses, genießendes Leben war.


    Gruß
    Rainer

  • Hallo liebe Mitleser,
    ich bin momentan im zweiten Kapitel und mittendrin in der für Stefan Zweig typischen ausufernden Erzählweise, die mich bisher aber immer in ihren Bann gezogen hat und mich (fast) jedes Buch von ihm geniessen lässt.


    Auch ich denke, dass Zweig sich jedenfalls mehr als Künstler denn als Historiker betrachtet und auch so verstanden sein will. Jeder Historiker, der sich intensiv mit der Materie, die er zu beschreiben gedenkt, befasst, geht wahrscheinlich doch eher noch weniger auf den Charakter der Person (falls es eine solche ist, die er beschreibt) ein, als es Stefan Zweig hier tut.
    Auch vor dem Hintergrund anderer Biographien, die ich von ihm gelesen habe (u.a. Joseph Fouché, Magellan, Balzac), finde ich, dass er doch auch im Ansatz das beschreibt, was Maria gefühlt haben muss, als sich ihr Schicksal schon in den frühesten Jahren ihrer Kindheit über sie hinweg entscheidet. Bspw. schildert er die ahnungslose, naive, kindliche Hand, die ihre Unterschrift unter den geheimen Ehevertrag mit Franz setzt; wie sie vergnügt mit ihren kleinen Freundinnen im Schloss spielt, wie sie die Reise nach Frankreich eher als Abenteuer denn als schicksalsträchtigen Abschied wahrnimmt.
    Ich denke, wäre Zweig noch mehr auf ihre Gefühle eingegangen, hätte die Biographie viel von der Objektivität, die, wie Ihr (und auch Zweig in seiner Einleitung) auch schon gesagt habt, sowieso von vornherein mangels objektiver Quellen schwer, wenn nicht gar unmöglich, einzuhalten ist, verloren.


    Lustig finde ich einen Satz, der sich durch die Geschichte zieht und noch immer wahr ist:

    Zitat

    Ein Mensch, der sich der Politik verschworen, gehört nicht mehr sich selbst, und muss anderen Gesetzen gehorchen und nicht mehr den heiligen seiner Natur.


    Natürlich gibt es aber immer Ausnahmen (die die Regel bestätigen :zwinker:).


    Soweit mein Eindruck - bevor meine Mittagspause vorbei ist, lese ich mal schnell weiter!
    :winken:
    LG, Nele