Hallo Steffi
tolle Links. Besonders über das elizabethanische Zeitalter, ich stöbere gerade in "Language", sehr nützlich, falls ich doch mal Shakespeare im Original lesen möchte.
da ihr schon so weit seit in eurer Leserunde, möchte ich nur kurz ein paar Zeilen von Schillers Maria Stuart hier hereinsetzen, denn ich finde das paßt gut zu Stefan Zweigs Ausführungen:
erster Aufzug, Im Schloß zu Fotheringhay
Paulet (Maria's Hüter)
Solang sie noch besitzt, kann sie noch schaden,
Denn alles wird Gewehr in ihrer Hand.
Kennedy (Maria's Amme)
Seid gütig, Sir. Nehmt nicht den letzten Schmuck
Aus unserem Leben weg! Die jammervolle
Erfreut der Anblick alter Herrlichkeit,
Denn alles andere habt Ihr uns entrissen.
Paulet
Es liegt in guter Hand. Gewissenhaft
Wird es zu seiner Zeit zurückgegeben!
Kennedy
Wer sieht es diesen kahlen Wänden an,
Daß eine Königin hier wohnt? Wo ist
Die Himmeldecke über ihrem Sitz?
Muß sie den zärtlich weichgewöhnten Fuß
Nicht auf gemeinen rauhen Boden setzen?
Mit groben Zinn - die schlechtste Edelfrau
Würd` es verschmähn - bedient man ihre Tafel.
Paulet
So speiste sie zu Sterlyn ihren Gatten,
Da sie aus Gold mit ihrem Buhlen trank.
Kennedy
Sogar des Spiegels kleine Notdurft mangelt.
Paulet
Solang sie noch ihr eitles Bild beschaut,
Hört sie nicht auf, zu hoffen und zu wagen.
Kennedy
An Büchern fehlt`s, den Geist zu unterhalten.
Paulet
Die Bibel ließ man ihr, das Herz zu bessern.
Kennedy
Selbst ihre Laute ward ihr weggenommen.
Paulet
Weil sie verbuhlte Lieder drauf gespielt.
Kennedy
Ist das ein Schicksal für die Weicherzogne,
Die in der Wiege Königin schon war,
Am üpp'gen Hof der Mediceerin
In jeder Freuden Fülle aufgewachsen!
Es sei genug, daß man die Macht ihr nahm,
Muß man die armen Flitter ihr mißgönnen?
In großes Unglück lehrt ein edles Herz
Sich endlich finden, aber wehe tut`s,
Des Lebens kleine Zierden zu entbehren.
Paulet
Sie wenden nur das Herz dem Eiteln zu,
Das in sich gehen und bereuen soll.
Ein üppig lastervolles Leben büßt sich
in Mangel und Erniedrigung allein.
Kennedy
Wenn ihre zarte Jugend sich verging,
Mag sie`s mit Gott abtun und ihrem Herzen -
In England ist kein Richter über sie.
Paulet
Sie wird gerichtet , wo sie frevelte.
Kennedy
Zum Freveln fesseln sie zu enge Banden.
Paulet
Doch wußte sie aus diesen engen Banden
Den Arm zu recken in die Welt, die Fackel
Des Bürgerkrieges in das Reich zu schleudern
Und gegen unsere Königin, die Gott
Erhalte, Meuchelrotten zu bewaffnen.
Erregte sie aus diesen Mauern nicht
Den Bösewicht Parry und den Babington
Zu der verfluchten Tat des Königsmords?
Hielt dieses Eisengitter sie zurück,
Das edle Herz des Norfolk zu umstricken?
Für sie geopfert fiel das beste Haupt
Auf dieser Insel unterm Henkerbeil -
Und schreckte dieses jammervolle Beispiel
Die Rasenden zurück, die sich wetteifernd
Um ihrentwillen in den Abgrund stürzen?
Die Blutgerüste füllen sich für sie
Mit immer neuen Todesopfern an,
Und das wird nimmer enden, bis sie selbst,
Die Schuldigste, darauf geopfert ist.
- O Fluch dem Tag, da dieses Landes Küste
Gastfreundlich diese Helena empfing.