Ich bin mal so frei, dem Thema „Reisebeschreibungen“ einen eigenen Ordner zu spendieren und eröffne den Reigen mit einem kürzlich gelesenen „Hochkaräter“: Herman Melvilles „Encantadas Oder die verzauberten Inseln“. Obwohl: Ein klassischer Reisebericht ist das nicht, eher eine Sammlung von Feuilletons und Anekdoten, die sich um die früher „Encantadas“ genannten Galapagos-Inseln ranken.
Melville selbst war dort, und er liefert grandiose Beschreibungen dieser außergewöhnlichen Inselgruppe vulkanischen Ursprungs. Ganz geheuer waren sie ihm nicht, die kargen und wilden, mit seltsamsten Tieren bevölkerten Inseln vor der Küste Südamerikas. Deshalb könnte man den Originaltitel „Enchanted Isles“ nicht nur mit „verzauberte Inseln“, sondern treffender mit „verwunschene Inseln“ übersetzen. Für Melville waren die Encantadas-Geschichten eine große Genugtuung. Nach den öffentlichen Verrissen des „Moby Dick“ und „Pierre“ zollte das Publikum ihm Beifall. Kein Wunder, dass er die Inselgeschichten später in die Sammlung „The Piazza Tales“ (zusammen mit anderen berühmten Stories wie z.B. „Bartleby“) aufnehmen ließ.
Viele sommerliche Grüße
Tom